Das 12. Jahrhundert war geprägt vom gesellschaftlichen Wandel. Die
Feudalgesellschaft wurde zunehmend von Handel und Handwerk bestimmt. Die
Städte und die Wirtschaft erlebten eine Blüte und mit ihnen stieg der Reichtum des
Einzelnen. Genau in dieser Umgebung, dem urbanen Milieu, entwickelten sich neue
Problemfelder für die römische Kirche. Der eigene Reichtum und der Reichtum des
Klerus wurden von den Menschen als Last empfunden. Es begann eine
Auseinandersetzung über die richtige kirchliche Lebensführung und die Praxis der
katholischen Kirche. In dieser Zeit bedienten sich beide Seiten, sowohl die Kurie als
auch die Häretiker, der Licht-Finsternis-Metaphorik. So auch die Waldenser. Ihr
Wahlspruch [...] [dt.: Das Licht leuchtet in der Finsternis] symbolisiert
ihre Beweggründe. Sie wollen mit der Verkündung der Worte Gottes denen Licht
geben, die im Dunkel der kirchlichen Orientierungslosigkeit herumirren.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen den Waldensern und
der römischen Kirche. Da in dieser Zeit das Papsttum auf der Höhe seines
hierokratischen Selbstverständnisses war, spielen vor allem die Päpste und deren
Einstellung zu den Waldensern eine entscheidende Rolle. Diese Arbeit erörtert die
Frage, wie die römische Kirche die neue Bewegung der Waldenser beurteilte. Des
Weiteren stellt sich die Frage, wie die Kurie versuchte die Menschen wieder in den
Schoß der Kirche zurückzuholen.
Zuerst wird die Entstehung der Waldenser beschrieben. Hier wird aufgezeigt, dass es
schwer ist von einem einheitlichen Waldensertum zu sprechen, da es schon zwischen den „Armen von Lyon“ (genuine Waldensergruppe unter Valdes) und
anderen Gruppen inhaltliche Unterschiede gegeben hat. Parallel zu den Anfängen
der Waldenserbewegung tagte in Rom das 3. Laterankonzil. Die Bedeutung dieses
Konzils und dessen Umgang mit den neuen Bewegungen wird in Punkt III.
behandelt. Da die Waldenserbewegung noch jung war, wird hier ebenfalls die Frage
beantwortet, welche konkreten Auswirkungen die Rechtsprechungen des Konzils auf
die Waldenser hatten. Bevor im Schlussteil die oben aufgeworfene Fragestellung
beantwortet wird, zeigt diese Arbeit die Versuche der Kurie, die Bewegung der
Waldenser wieder in die Kirche zurückzuholen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Waldenser
- a) Entstehung und Ideale
- b) Heterogenität der Bewegung
- III. Reaktion des 3. Laterankonzils auf die Waldenser
- a) Bedeutung des Konzils
- b) Umgang mit den Waldensern
- c) Jurisdiktion gegenüber den Waldensern
- IV. Versuche der Wiedereingliederung
- a) Misslingen der ersten Eingliederungsversuche
- b) Innozenz III. und die Wiedereingliederung
- V. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen den Waldensern und der römischen Kirche im 12. Jahrhundert. Sie analysiert die Beurteilung der Waldenserbewegung durch die Kirche und deren Versuche, die Waldenser wieder in die katholische Kirche zu integrieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle des 3. Laterankonzils.
- Entstehung und Ideale der Waldenserbewegung
- Heterogenität innerhalb der Waldenserbewegung
- Reaktion des 3. Laterankonzils auf die Waldenser
- Jurisdiktion der Kirche gegenüber den Waldensern
- Versuche der Wiedereingliederung der Waldenser in die Kirche
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den gesellschaftlichen Wandel des 12. Jahrhunderts und die daraus resultierenden Herausforderungen für die römische Kirche. Sie führt die Licht-Finsternis-Metaphorik ein, die von beiden Seiten, der Kurie und den Häretikern, verwendet wurde und die die Beweggründe der Waldenser symbolisiert. Die Arbeit konzentriert sich auf die Beziehung zwischen den Waldensern und der römischen Kirche, insbesondere auf die Beurteilung der Bewegung durch die Kirche und deren Versuche, die Waldenser wieder in den Schoß der Kirche zurückzuholen. Die Arbeit diskutiert die Quellenlage, die hauptsächlich aus den Aufzeichnungen der Gegner der Waldenser besteht und daher eine mögliche einseitige Perspektive berücksichtigt werden muss.
II. Die Waldenser: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung und den Idealen der Waldenserbewegung. Es wird herausgestellt, dass die Bezeichnung "Waldenser" keine einheitliche Gruppe beschreibt, sondern unterschiedliche Gruppierungen mit inhaltlichen Unterschieden umfasst, insbesondere zwischen den "Armen von Lyon" um Valdes und anderen Gruppen. Der Fokus liegt auf den Schwierigkeiten, ein einheitliches Bild des Waldenser-Tums zu zeichnen, aufgrund der Heterogenität der Bewegung und der knappen, oft gegnerisch geprägten Quellenlage.
III. Reaktion des 3. Laterankonzils auf die Waldenser: Dieses Kapitel behandelt das 3. Laterankonzil und seine Bedeutung im Kontext der aufkommenden Waldenserbewegung. Es analysiert den Umgang des Konzils mit den neuen religiösen Bewegungen und untersucht die konkreten Auswirkungen der Konzilsbeschlüsse auf die Waldenser. Das Kapitel beleuchtet die jurisdiktionellen Maßnahmen der Kirche gegenüber den Waldensern und den schwierigen Prozess der Interpretation der Quellen, da die Originalaufzeichnungen des Konzils nicht mehr erhalten sind.
IV. Versuche der Wiedereingliederung: Das Kapitel beschreibt die Versuche der römischen Kirche, die Waldenser in die Kirche zurückzuführen. Es analysiert sowohl die frühen, erfolglosen Versuche als auch die Strategien unter Papst Innozenz III. Die Zusammenfassung erläutert die Herausforderungen und die komplexen Faktoren, die diese Wiedereingliederungsversuche beeinflussten und warum diese weitgehend scheiterten. Der Fokus liegt auf den Methoden und der Motivation der Kirche, sowie auf den Grenzen des Einflusses der römischen Kirche auf die Waldenser.
Schlüsselwörter
Waldenser, römische Kirche, 3. Laterankonzil, Häresie, Pierre Valdes, Wiedereingliederung, kirchliche Jurisdiktion, religiöse Bewegung, Quellenkritik, Mittelalter.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Die Waldenser und die Römische Kirche im 12. Jahrhundert
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen den Waldensern und der römischen Kirche im 12. Jahrhundert. Sie analysiert die Beurteilung der Waldenserbewegung durch die Kirche und deren Versuche, die Waldenser wieder in die katholische Kirche zu integrieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle des 3. Laterankonzils.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entstehung und Ideale der Waldenserbewegung, die Heterogenität innerhalb der Bewegung, die Reaktion des 3. Laterankonzils auf die Waldenser, die kirchliche Jurisdiktion gegenüber den Waldensern und die Versuche der Wiedereingliederung der Waldenser in die Kirche.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Die Waldenser, Reaktion des 3. Laterankonzils auf die Waldenser, Versuche der Wiedereingliederung und Schluss. Jedes Kapitel fasst die wichtigsten Punkte zusammen und beleuchtet spezifische Aspekte der Beziehung zwischen Waldensern und römischer Kirche.
Was ist die Bedeutung des 3. Laterankonzils im Kontext der Arbeit?
Das 3. Laterankonzil spielt eine zentrale Rolle in der Arbeit. Es wird analysiert, wie das Konzil auf die aufkommende Waldenserbewegung reagierte, welche konkreten Maßnahmen gegen die Waldenser ergriffen wurden und wie die Kirche versuchte, ihre Jurisdiktion über die Waldenser durchzusetzen. Die Schwierigkeiten bei der Quelleninterpretation aufgrund des Verlusts der Originalaufzeichnungen des Konzils werden ebenfalls diskutiert.
Wie wird die Heterogenität der Waldenserbewegung dargestellt?
Die Arbeit betont die Heterogenität der Waldenserbewegung. Sie verdeutlicht, dass der Begriff "Waldenser" keine einheitliche Gruppe beschreibt, sondern verschiedene Gruppierungen mit unterschiedlichen Inhalten umfasst. Die Schwierigkeiten, ein einheitliches Bild der Waldenser zu zeichnen, aufgrund der knappen und oft gegnerisch geprägten Quellenlage, werden hervorgehoben.
Welche Rolle spielen die Quellen in dieser Arbeit?
Die Arbeit diskutiert die Quellenlage kritisch. Da die Quellen hauptsächlich aus den Aufzeichnungen der Gegner der Waldenser bestehen, wird eine mögliche einseitige Perspektive berücksichtigt. Die Herausforderungen bei der Interpretation der Quellen, insbesondere im Hinblick auf das 3. Laterankonzil, werden explizit angesprochen.
Welche Versuche der Wiedereingliederung der Waldenser werden behandelt?
Die Arbeit beschreibt die Versuche der römischen Kirche, die Waldenser wieder in die Kirche zu integrieren. Sie analysiert sowohl die frühen, erfolglosen Versuche als auch die Strategien unter Papst Innozenz III. Die komplexen Faktoren, die diese Wiedereingliederungsversuche beeinflussten und zu deren Scheitern führten, werden untersucht. Der Fokus liegt dabei auf den Methoden und der Motivation der Kirche, sowie auf den Grenzen ihres Einflusses auf die Waldenser.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Waldenser, römische Kirche, 3. Laterankonzil, Häresie, Pierre Valdes, Wiedereingliederung, kirchliche Jurisdiktion, religiöse Bewegung, Quellenkritik, Mittelalter.
- Citation du texte
- Norman Rönz (Auteur), 2008, Die Waldenser. Die Reaktion der römischen Kirche auf eine neue Bewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125226