Die Arbeitsbeziehungen des Landes Schweden sind im internationalen Vergleich äußerst beispielhaft. Galt dieses Land noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bloß als armes Agrarland, so führte eine Reihe politischer Entscheidungen dazu, dass die Wirtschaft in den Jahren von 1870 bis 1970 das weltweit zweitschnellste Wachstum erfuhr.1 Am Ende des 19. Jahrhunderts entstand mit dem LO, dem Dachverband der Arbeitergewerkschaften, eine Vereinigung, die die Arbeitsbeziehungen fast des ganzen 20. Jahrhunderts bestimmte. Deren Gegenspieler war die SAF. Diese wiederum war die bedeutsamste Arbeitgebervereinigung. Da man recht schnell zu dem Schluss kam, weitestgehend kooperativ zusammenzuarbeiten, blieb eine staatliche Intervention bei Tarifvereinbarungen oder auch nur eine Arbeitsgesetzgebung lange Zeit außen vor. Im Laufe der Entwicklung entstand ein äußerst erfolgreiches System, was lange Zeit als das schwedische Modell bezeichnet wurde.
Das Land selbst hat 8,9 Millionen Einwohner. Bedenkt man, dass es flächenmäßig das fünftgrößte Land Westeuropas ist, so lässt sich erahnen, dass bis auf Ausnahme der Ballungszentren die Besiedlung sehr spärlich ist. 49% der Gesamtbevölkerung sind zu den Erwerbspersonen zu zählen. Die Politik der vorherrschenden sozialdemokratischen Partei, die bis auf einige Ausnahmen seit 1932 fast immer die Regierung des Landes bildete, ist auf Vollbeschäftigung und allgemeine Wohlfahrt ausgerichtet. Dies mag einer der Gründe dafür sein, dass Schweden weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Lebensstandard zählt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen der schwedischen Arbeitsbeziehungen
- Die Entstehung der wichtigsten Verbände und ihre aktuellen Organisationsgrade
- Zentrale Aspekte der Zusammenarbeit
- Der Stellenwert der Mitbestimmung in Schweden
- Die Rolle des Staates
- Arbeitsrechtliche Gesetzgebung
- Staatliche Arbeitsmarktpolitik
- Nähere Betrachtung der Gewerkschaften
- Die Strukturen der Arbeitnehmervertretung
- Betriebsausschuss, Aufsichtsrat und Ausschuss für Sicherheitsfragen
- Gewerkschaften als Mitbestimmungsträger im Unternehmen
- Tarifverhandlungen
- Selektive Anreize für eine Mitgliedschaft
- Der gewerkschaftliche Organisationsgrad
- Die Strukturen der Arbeitnehmervertretung
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das schwedische Modell der industriellen Beziehungen und beleuchtet die Entwicklung der wichtigsten Interessenverbände, die Rolle des Staates und die Bedeutung der Arbeitnehmermitbestimmung. Der Fokus liegt auf den strukturellen Merkmalen, den historischen Wurzeln und dem hohen Organisationsgrad der schwedischen Gewerkschaften.
- Die Entstehung und Entwicklung der wichtigsten Gewerkschafts- und Arbeitgeberverbände
- Die Bedeutung der Arbeitnehmermitbestimmung in Schweden
- Die Rolle des Staates in der Gestaltung der Arbeitsbeziehungen
- Die Faktoren, die zu einem hohen Organisationsgrad der Gewerkschaften führen
- Die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Arbeitsbeziehungen in Schweden und beleuchtet die Bedeutung des Landes im internationalen Vergleich. Das zweite Kapitel behandelt die Entstehung und Entwicklung der wichtigsten Interessenverbände, insbesondere des LO (Landsorganisationen i Sverige) und des SAF (Svenska arbetsgivareföreningen). Dieses Kapitel beleuchtet auch die frühen Formen der Zusammenarbeit zwischen den Verbänden.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf den Stellenwert der Arbeitnehmermitbestimmung in Schweden und zeigt die Bedeutung der Gewerkschaftsbeteiligung auf Unternehmensebene auf. Das vierte Kapitel beleuchtet die Rolle des Staates in den Arbeitsbeziehungen, insbesondere die Entwicklung der arbeitsrechtlichen Gesetzgebung und die staatliche Arbeitsmarktpolitik.
Das fünfte Kapitel analysiert die Strukturen und Funktionsweisen der schwedischen Gewerkschaften im Detail, einschließlich der Tarifverhandlungen, der selektiven Anreize für eine Mitgliedschaft und des hohen Organisationsgrades.
Schlüsselwörter
Schwedisches Modell, Arbeitsbeziehungen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Mitbestimmung, Tarifverhandlungen, Organisationsgrad, staatliche Intervention, Arbeitsrecht, Arbeitsmarktpolitik, Arbeitnehmervertretung.
- Citation du texte
- Daniel Hans (Auteur), 2002, Das schwedische Modell industrieller Beziehungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12547