Der Krankheitsbegriff in Deutschland und weiteren Ländern


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Abstract

2 Einleitung

3 Definition „Krankheit“
3.1 Medizinische Definition
3.2 Rechtliche Definition
3.3 Definition laut der Weltgesundheitsorganisation
3.4 Definitionen im allgemein üblichen Sprachgebrauch

4 Krankheitsbegriff
4.1 Der systemorientierte Krankheitsbegriff nach dem CST-Modell
4.2 Der Krankheitsbegriff in der privaten Krankenversicherung
4.2.1 Subjektiv
4.2.2 Objektiv
4.3 Krankheitsmodelle
4.3.1 Normal versus anormal
4.3.2 Durchgehender versus uneinheitlicher Behandlungsansatz
4.4 Einteilungsmöglichkeiten von Krankheiten
4.4.1 Einteilung nach MDC- und ICD-Klassifikation
4.4.2 Einteilung nach Ursachen
4.4.3 Einteilung nach zeitlichem (Krankheits-)Verlauf
4.4.4 Einteilung nach therapeutischen Optionen
4.4.5 Einteilung nach Heilungsaussichten
4.4.6 Die Bedeutung der Einteilungsmöglichkeit für die KV-Systeme
4.5 Der Krankheitsbegriff im Kino

5 Der Krankheitsbegriff im Ausland
5.1 Der Krankheitsbegriff in Indien
5.2 Der Krankheitsbegriff in China
5.3 Der Krankheitsbegriff in den USA anhand der Homosexualität
5.4 Der Krankheitsbegriff in LDC-Staaten am Beispiel von Angola
5.5 Operationalisierbarkeit des deutschen Krankheitsbegriffes im Ausland und umgekehrt
5.5.1 Die Export des Krankenversicherungsschutzes ins Ausland
5.5.2 Der deutsch-europäische Krankheitsbegriff im Ausland
5.5.3 Die Integration ausländischer Krankheitsansichten in Deutschland

6 Die zukünftige Entwicklung des Krankheitsbegriffes

7 Fazit

8 Literaturverzeichnis

9 Abbildungsverzeichnis mit Quellenangaben

1 Abstract

Motivation dieser Arbeit ist, die Bedeutung der Definition des Krankheitsbegriffes in Deutschland und in anderen Ländern aufzuzeigen. Bedingt durch manigfaltige Einflüsse existieren weltweit unterschiedliche Auslegungen des Begriffes „Krankheit“. Es soll deutlich gemacht werden, dass ökonomische, soziale, kulturelle und religiöse Einflüsse ihre Bedeutung und den damit verbunden Umgang mit dieser prägen. Das Ziel von dieser Ausarbeitung soll dabei nicht nur der medizinische Aspekt des Begriffes sein. Es wird die universelle Verwendbarkeit und Projektionsmöglichkeit auf andere Ebenen untersucht. Krankheit ist zum Beispiel ein guter Indikator für die Funktionstüchtigkeit einer Nation. Der Krankheitsbegriff ist zudem gerade in der Krankenversicherung enorm wichtig und die grundlegende Basis zum Betrieb von dieser – da Krankheit den Anspruch auf Leistung begründet.

2 Einleitung

In der heutigen Gesellschaft verwenden wir den Begriff „Krankheit“ häufig ohne uns über die eigentliche Bedeutung im Klaren zu sein. Dabei wenden wir Ausdrücke wie „krank werden“ oder „sich krank fühlen“ an, die im Grunde nichts mit einer wirklichen Erkrankung, sondern nur mit einem Unwohlsein zusammen hängen. Es erscheint äußerst schwierig zu sein, eine einheitliche Definition und Anwendbarkeit des Krankheitsbegriffes zu entwickeln. Dies zeigt sich darin, dass unterschiedliche Theorien konkurrieren. Als grundlegende Definition der Krankheit wird jedoch überall einen anormalen Zustand einer festgelegten, bzw. gelebten Norm verstanden.

Bekannte Synonyme[1] von „Krankheit“ sind Erkrankung, lateinisch Morbu s, griechisch Nosos oder Pathos und englisch Disease. Die Krankheitslehre[2] oder Nosologie beschäftigt sich dabei mit den Erscheinungsformen und der Klassifikation dieses Zustandes. Die idealtypische Basis hierfür wäre ein universeller Krankheitsbegriff. Da dieser jedoch in vielen Kulturen und vielen Bereichen eingesetzt werden soll, ist eine einheitliche Definition wohl nicht zu erreichen. Durch die stetigen Veränderungen der Gesellschaft und der Medizin ist auch die Veränderung des Krankheitsbegriffes gewiss. Jedoch in welchem Ausmaß diese stattfindet ist momentan nicht absehbar. Gerade auch im Hinblick auf die Globalisierung, die weltweite Integration und Verschmelzung der Völker und Länder.

Diese Arbeit skizziert zunächst Varianten der Krankheitsdefinition und mehrere Krankheitsmodelle. Diese werden anschließend auf verschiedene Kulturen und Völker angewendet, um mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen. Es wird untersucht, ob der deutsche Krankheitsbegriff im Ausland operationalisierbar ist und in welche Richtung sich dieser zukünftig entwickelt.

3 Definition „Krankheit“

„Krankheit“ ist ein höchst umstrittener Begriff. Wie nachstehend aufgeführt, existieren zahlreiche Definitionsvarianten, über die trefflich diskutiert werden kann. Eine Definition ist je nach Standpunkt zweckangemessen oder zweckunangemessen. Und es ist wenig sinnvoll, darüber zu streiten, ob sie zutreffend oder nicht zutreffend ist. Da die Menschen unterschiedliche Ziele und Zwecke verfolgen, ist es nur natürlich, dass das Verständnis des Begriffes „Krankheit“ stets individuell ist.

3.1 Medizinische Definition

Im gewöhnlichen Sprachgebrauch bezeichnet das Gegensatzpaar "gesund und krank" zwei im praktischen Lebensvollzug durchaus unterscheidbare Zustände. In der Medizin gibt es nicht nur diese beiden Extrempositionen, sondern eine Vielzahl von Zwischenstufen. Dies ergibt sich aus nachstehender Definition.

Eine Krankheit ist eine Störung der normalen physischen oder psychischen Funktionen, die einen Grad erreicht, der die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden eines Lebewesens subjektiv oder objektiv wahrnehmbar negativ beeinflusst. Die Grenze zwischen Krankheit und Befindlichkeitsstörung[3] ist fließend.

Daraus folgt: Medizinisch kann nur derjenige krank sein, der eine Krankheit hat, d.h. einen pathologischen[4] Befund bietet[5].

3.2 Rechtliche Definition

Gerade im Krankenversicherungsrecht ist es zwingend notwendig, den Krankheitsbegriff bestmöglich zu definieren, da mit diesem über erhebliche finanzielle und soziale Konsequenzen entschieden wird. Krankheit ist das Kriterium, auf Grund dessen ein Anspruch auf Leistung besteht. Art. 2 Satz 2 des Grundgesetzes[6] sichert die körperliche Unversehrtheit als Grundrecht. Der deutsche Bundesgerichtshof (BGH) hat am 21. März 1958 definiert:

„Krankheit ist jede Störung der normalen Beschaffenheit oder der normalen Tätigkeit des Körpers, die geheilt, d.h. beseitigt oder gelindert werden kann.“

Laut dieser Definition fallen jedoch zurzeit unheilbaren Krankheitsbilder, bei denen auch keine Besserung möglich ist, nicht darunter. Hierzu zählt z.B. „Fribrodysplasia ossificans progressiva“[7], das zu einer Verknöcherung des Binde- und Stützgewebes führt).

Der Begriff Krankheit ist nicht eindeutig im Gesetz definiert: In der Begründung zur Gesetzesreform im Gesundheitswesen und durch Rechtsprechungen hat sich ein Begriff entwickelt, der folgende Komponenten umfasst:

- Krankheit im Sinne des fünften Buches des Sozialgesetzes (SGB V) ist ein regelwidriger Körper- oder Geisteszustand, der entweder Behandlungsbedürftigkeit oder zugleich oder allein Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat[8].
- Regelwidrigkeit liegt vor, wenn Abweichen von der durch das Leitbild des gesunden Menschen geprägten Norm auftreten.
- Behandlungsbedürftigkeit liegt vor, wenn der Zustand mit ärztlicher Kunst einer Behandlung mit dem Ziel der Heilung, Besserung, Verhütung von Verschlimmerung oder der Linderung von Schmerzen zugänglich ist. Krankheit beginnt mit der Behandlungsbedürftigkeit und nicht mit der Heilbehandlung.

3.3 Definition laut der Weltgesundheitsorganisation

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, und nicht allein als Fehlen von Krankheiten und Gebrechen. Eine Krankheit liegt vor, wenn der zu betrachtende Zustand von dieser Definition abweicht[9].

Laut WHO ist das Nichtvorhandensein von Krankheit eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung für Gesundheit.

3.4 Definitionen im allgemein üblichen Sprachgebrauch

In der heutigen Gesellschaft wird die Wortfamilie rund um das Stammwort „Krankheit“ oft verwendet, um den subjektiven Gesundheitszustand der eigenen Person auszudrücken. Trotz fehlender Symptome entsteht oft auf Grund externer Einflüsse das Empfinden, krank zu sein, das umgangssprachlich auch als „sich krank fühlen“ bezeichnet wird und häufig psychosomatischen Ursprungs ist[10]. Man spricht hier von Befindlichkeitsstörungen. Dieses Unwohlsein drückt sich oft in der Bemerkung „ich werde krank“ aus, was die Befürchtung des Ausbruchs einer wirklichen Krankheit ausdrückt.

4 Krankheitsbegriff

4.1 Der systemorientierte Krankheitsbegriff nach dem CST-Modell

Nach dem Systemmodell von Lebensraum und Krankheit des CST-Systems[11] (siehe Abb. 1) werden die vier Betrachtungsbasen Makrokosmos, Mikrokosmos, persönliche Verhältnisse und Persönlichkeit unterschieden. Dies ermöglicht es, den Begriff „Krankheit“ neben der medizinisch-personellen Anwendung auch auf soziokultureller und politischer Ebene zu verwenden. Die Krankheit selbst ist dabei Ausdruck eines Prozesses, in den viele Faktoren hineinspielen können. Eine Kommune mit fehlender Integration ausländischer Mitbürger wird ebenso als „krank“ bezeichnet, wie ein Altersheim, in dem die pflegebedürftigen Personen auf Grund mangelnder Betreuung und schlechten Lebensverhältnissen vor sich hinvegetieren und die Lebenslust verloren haben. Eine Nation, die Kriege auf Grund der Gier nach Macht führt, kann als politisch krank bezeichnet werden. Eine Lunge, die durch ein Krebsgeschwür nicht mehr funktionstüchtig ist, ist ebenso krank wie ein Schulsystem, das mit seinen Zensuren Schülerselbstmorde hervorruft[12].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abb. 1: Das Systemmodell von Lebensraum und Krankheit des CST-Systems)

[...]


[1] Vgl. Pschyrembel, 261. Auflage, Berlin, New York, Walter de Gruyter, 2007.

[2] Vgl. Roche Lexikon, 1987.

[3] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Befindlichkeitsst%C3%B6rung, 01.03.2009.

[4] Pathologie: Lehre von den abnormen und krankhaften Vorgängen und Zuständen im Körper.

[5] Vgl. Engel, 1960.

[6] Grundgesetze, Grundrechte, Art. 2 Satz 2 GG, 41. Auflage, 2007.

[7] Vgl. Pschyrembel, 261. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin, New York, 2007.

[8] Bundessozialgericht, Urteil vom 16.05.1972 - 9RV 556/71.

[9] Vgl. WHO, Constitution of the World Health Organisation, S. 2, 22.07.1946.

[10] Vgl. Kittel I.-W., Systematische Überlegungen zum Begriff „krank“ in der Medizin um allgemeinen und in der Seelenheilkunde im besonderen, Augsburg, 2001.

[11] CST = Charakter Struktur Test, Quelle: Sponsel, R., CST-System nach Fritz Riemann, Erlangen, 1982.

[12] Ammon G. (Hrsg..), Handbuch der dynamischen Psychiatrie, München 1979.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Der Krankheitsbegriff in Deutschland und weiteren Ländern
Hochschule
Technische Hochschule Köln, ehem. Fachhochschule Köln  (Institut für Versicherungswesen Köln)
Veranstaltung
Gebühren und Entgelte im Gesundheitswesen
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V125498
ISBN (eBook)
9783640312399
ISBN (Buch)
9783640316311
Dateigröße
757 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit wurde im Modulfach Krankenversicherung während des 5. Fachsemesters geschrieben. Studiengang Versicherungswesen
Schlagworte
Krankheitsbegriff, Krankenversicherung, Gesundheitswesen, Gesundheitsökonomie, Versicherungswesen, Betriebswirtschaft, Wirtschaftswissenschaften
Arbeit zitieren
Christian Riffner (Autor:in), 2009, Der Krankheitsbegriff in Deutschland und weiteren Ländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125498

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