Geschichte ist ein Prozess, in dem das Volk als träge, beeinflussbare Masse und Menschen mit politischen Ambitionen neben einander handeln und gegenseitig beeinflussen. Politisch erfolgreich wird derjenige, der die vorherrschenden Meinungen zu bündeln und mit seinen Interessen zu konkreten Zielen zu verbinden versteht. ,,Die Zeit sucht ihren Meister, aber in der Mehrzahl der Fälle findet sie ihn nicht; denken wir nur an die russische Revolution von 1905. Wenn aber ein Führer hervortritt - wie beispielsweise Kemal Pascha in der Türkei oder Mao in China -, dann kann er sich mitunter eine Position verschaffen, in der seine Persönlichkeit, seine individuellen Fähigkeiten und Anschauungen eine Bedeutung erlangen, die den Rahmen jeder normalen Erfahrung sprengt. Später, wenn sich seine Rolle erst einmal etabliert hat, ist es sehr schwierig, ihn wieder zu verdrängen, und ebendieser Fall ist, wie ich glaube, bei Hitler und Stalin eingetreten."
Der Zustand der Atomisierung und Entstaatlichung der Gesellschaft, wie er bei Hannah Arendt beschrieben wird, spielte für den Erfolg beider Führer und ihrer totalitären Parteien eine wesentliche Rolle. Und doch können weder die Verhältnisse noch die individuellen Persönlichkeiten allein eine ausreichende Erklärung der Geschichte bieten. Mit der vorliegenden Untersuchung der Charaktere beider Führer soll keinesfalls ein rein institutionalistischer Weg eingeschlagen werden. Vielmehr wird von der Formel ,,dem Führer entgegenarbeiten" ausgegangen, wodurch sich eine Diskussion Intentionalismus versus Funktionalismus erübrigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Sendungsbewusstsein
- Die Wege zur Macht
- Stalin
- Hitler
- Instinkte und Charaktere
- Minderwertigkeitskomplex und Paranoia
- Stalin
- Hitler
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Charaktere von Stalin und Hitler im Vergleich und untersucht ihre jeweiligen Wege zur Macht sowie ihre Rolle im Stalinismus und Nationalsozialismus. Dabei wird der Fokus auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Führer gelegt, insbesondere in Bezug auf ihre Persönlichkeitsmerkmale, ihre Ideologien und ihre Machtausübung.
- Sendungsbewusstsein und Weltanschauung
- Minderwertigkeitskomplexe und paranoide Züge
- Legitimation und Aufstieg zur Macht
- Einsatz von Terror und Propaganda
- Kontrollmechanismen und Machtausübung
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung von Führern in historischen Prozessen. Es wird argumentiert, dass der Erfolg beider Führer mit der atomisierten und entstaatlichten Gesellschaft, wie sie von Hannah Arendt beschrieben wird, zusammenhängt. Die Untersuchung soll jedoch nicht rein institutionalistisch sein, sondern sich auf die Formel „dem Führer entgegenarbeiten“ konzentrieren.
Sendungsbewusstsein
Dieses Kapitel beleuchtet die gemeinsame Überzeugung von Stalin und Hitler, eine weltgeschichtliche Rolle zu spielen und einer historischen Mission verpflichtet zu sein. Es wird dargestellt, wie sie ihre jeweilige Ideologie als Grundlage für ihre Machtansprüche nutzten und die Herzen der jungen Generation gewinnen wollten.
Die Wege zur Macht
In diesem Kapitel werden die unterschiedlichen Wege von Stalin und Hitler zum Machterwerb untersucht. Es wird deutlich, wie Stalin sich durch die Partei und die Revolution legitimierte, während Hitler seine Legitimation in seiner Person und in einer historischen Mission sah. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen führten zu verschiedenen Kontrollmechanismen und Machtstrukturen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Stalinismus, Nationalsozialismus, Führercharakter, Sendungsbewusstsein, Minderwertigkeitskomplex, Paranoia, Terror, Propaganda, Legitimation und Machtausübung.
- Arbeit zitieren
- Andrea Friemann (Autor:in), 2002, Hitler und Stalin: Führercharaktere im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12557