Die vorliegende Darstellung versucht die Arbeitstheorie John Lockes im berühmten 5. Kapitel seiner Two Treatise of Government im historischen Kontext der Ereignisse ihrer Entstehungszeit und ihrer Entstehungsumstände einzuordnen und die bisher wenig beachteten Implikationen kolonialen Denkens zu berücksichtigen.
Neben der Frage nach der Motivation der Arbeitstheorie in der politischen Theorie, die sich immer wieder auf Locke`s Auseinandersetzung mit Sir Robert Filmer und dessen Kritik an den Vorstellungen zum Eigentumsbegriff des Hugo Grotius bezog, wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Erläuterung von Fakten gelegt, die biographisch bedingte Verbindungen Locke`s zu den Interessen Englands in der neuen Welt aufzeigen. Besondere Aufmerksamkeit wird daher der Auseinandersetzung mit einer bestimmten Art der argumentativen Begründung von Eigentumsansprüchen britischer Siedler in Amerika gewidmet, die offensichtlich ein bedeutsames Motiv für die Entstehung der Eigentumstheorie sind.
Insgesamt werden zur Erläuterung des Blickwinkels auf koloniales Denken verschiedene Aspekte angeführt. Neben die Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte der Two Treatise of Government tritt ein vergleichender Blick auf die Entstehungsmotive der grotianischen Schriften De Indis, Mare Librum und De Iure Bello Ac Pacis, in denen sich Erklärungen zum Institut 'Eigentum' finden und ebenfalls von kolonialem Denken motiviert sind und so Parallelen zu den Two Treatises aufweisen können.
Durch eine Einbeeziehung der Entwicklung der politischen Freiheit in England und des Kampfes um Boden in Amerika in der zweiten Hälfte des 17.Jhdt. gewinnt die Diskussion um die Arbeitstheorie Ihren politischen und historischen Kontext.
Folgerichtig wird in dieser Abhandlung schwerpunktmäßig auf die Entwicklung politischer Freiheit in der Auseinandersetzung zwischen Krone und Parlament in England mit ihrer Wirkung auf Amerika eingegangen. Der damit einhergehende gleichzeitige Blick auf die Vielheit der politischen Ereignisse in England und in Amerika in dieser bewegten Epoche zwischen Revolution und Restauration ermöglicht eine differenzierte Beurteilung der Schlussfolgerungen, die sich mit Locke`s geistigen Verstrickungen in die Kolonisierungsideologie des jungen Amerika augenscheinlich aufdrängen.
Inhaltsverzeichnis
- A) Einleitung
- B) Die Diskussion um die Entstehung von Eigentum in der politischen Theorie und in den amerikanischen Kolonien und Locke's biographische Verbindungen zu Amerika als Implikationen seiner Eigentumstheorie in „Two Treatises of Government“
- 1) Locke's Arbeitstheorie, Eigentum und koloniales Denken
- 2) Die Eigentumstheorie von John Locke gemäß den „Two Treatises of Government“
- 3) Die „Two Treatises of Government“ als Antwort auf Sir Robert Filmer's „Patriarcha“
- a) Unterschiedliche Interpretationen der „Two Treatises“
- b) Eigentum in „Two Treatises of Government“ eine Fortentwicklung der Eigentumsvorstellungen des Grotius
- c) Locke's „Two Treatises“ als Antwort auf Filmer`s Patriarcha
- d) Filmer's Argumentation gegen die Eigentumstheorie des Grotius und Locke's Antwort darauf
- e) Eigentum bei Grotius
- aa) Die Begründung von Eigentum bei Grotius
- (1) Probleme der Definition des grotianischen Eigentumsbegriffes
- (2) „Eigentum“ in den Rechtsbüchern des Grotius
- (3) Der frühe Zustand der Menschheit
- (4) Der Sittenverfall
- bb) Vergleich und Wertung der Eigentumstheorie Locke's zu den Eigentumsvorstellungen des Grotius
- aa) Die Begründung von Eigentum bei Grotius
- 4) Locke's Eigentumstheorie und Amerika
- 5) Locke's Eigentumsbegriff im Naturzustand in „Two Treatises of Government“ unter biographischen Aspekten und unter dem Aspekt der Eigentumsdiskussionen in Amerika
- 6) Eigentum in einer „zivilisierten Welt von Kommerz und Verbesserung“ unter biographischen Aspekten und unter dem Aspekt der Debatten um Eigentum in Amerika
- 7) Entstehungsgeschichte der „Two Treatises“ im biographischen Kontext
- 8) Von der Restauration zur Revolution in England 1660- 1689/der verfassungsrechtliche Hintergrund der „Two Treatises“ und die Auseinandersetzung um rechtmäßige Begründung von Eigentum in Amerika
- 9) Entstehung der Diskussion um die rechtmäßige Begründung von Eigentum in den amerikanischen Kolonien
- C) Lockes Eigentumsbegriff aus heutiger Sicht- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht John Lockes Eigentumstheorie, insbesondere seine Arbeitstheorie im fünften Kapitel seiner „Two Treatises of Government“, im historischen Kontext ihrer Entstehung und berücksichtigt dabei bisher wenig beachtete Implikationen kolonialen Denkens. Ziel ist es, die klassische Sichtweise der „Two Treatises“ um einen Aspekt zu erweitern, der neue Deutungsmöglichkeiten eröffnet und eine neue Einordnung der „Two Treatises“ und der darauf folgenden Diskussionen ermöglicht.
- Lockes Arbeitstheorie und ihre Interpretationen
- Die Beziehung zwischen Lockes Eigentumstheorie und der Kolonialisierung Amerikas
- Lockes Auseinandersetzung mit Sir Robert Filmer und Hugo Grotius
- Der Einfluss biographischer Aspekte auf Lockes Eigentumstheorie
- Die Entwicklung der politischen Freiheit in England und ihre Auswirkungen auf Amerika
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt die Zielsetzung der Arbeit: die Einordnung von Lockes Arbeitstheorie in den historischen Kontext und die Berücksichtigung kolonialer Denkweisen. Kapitel 1-3 beleuchten die Entstehung von Eigentum in der politischen Theorie, Lockes Eigentumsbegriff in den „Two Treatises“, und dessen Auseinandersetzung mit Filmer und Grotius. Kapitel 4 untersucht die Implikationen von Lockes Theorie für die Kolonialisierung Amerikas. Kapitel 5-6 betrachten Lockes Eigentumsbegriff im Naturzustand und in einer „zivilisierten Welt“, unter Berücksichtigung biographischer Aspekte und der Debatten in Amerika. Kapitel 7 und 8 befassen sich mit der Entstehungsgeschichte der „Two Treatises“ und dem politischen Kontext in England. Kapitel 9 skizziert die Entstehung der Diskussion um die rechtmäßige Begründung von Eigentum in den amerikanischen Kolonien.
Schlüsselwörter
John Locke, Eigentum, Arbeitstheorie, Two Treatises of Government, Kolonialisierung Amerikas, Sir Robert Filmer, Hugo Grotius, Naturzustand, koloniales Denken, politische Freiheit, England, Amerika.
- Arbeit zitieren
- M.A. Christian Hain (Autor:in), 2003, Eigentum bei John Locke und die Kolonialisierung Amerikas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125572