Die Entwicklung Südafrikas von einem autoritären, rassistischen Minderheitsregime hin zu einer stabilen Demokratie ist von politischen Beobachtern als außergewöhnlicher Erfolg bewertet worden. Die Erfolgsgeschichte der südafrikanischen Demokratie ist vor allem bemerkenswert angesichts des riesigen Gewaltpotentials, das zu Beginn der Demokratisierung als Ergebnis eines über Jahrzehnte angewachsenen Misstrauens zwischen den ethnischen Gruppen des Landes vorhanden war.
Die Frage nach den Determinanten politischer Stabilität ist ein zentraler Forschungsgegenstand der empirischen Politikwissenschaft. Die Forschung konnte zeigen, dass die Stabilität junger Demokratien nicht nur von einem adäquaten Institutionengefüge abhängt, sondern dass daneben die Kongruenz von politischen Strukturen einerseits und den auf politische Objekte fokussierten Einstellungen der Bevölkerung andererseits – gemeinhin als ‚politische Kultur’ bezeichnet – eine zentrale Bedingung für die Konsolidierung und damit für die langfristige Stabilität demokratischer Systeme darstellt.
Diese Arbeit möchte den Stand demokratischer Konsolidierung in Südafrika mittels einer empirischen Analyse politischer Einstellungen der Bevölkerung analysieren.
Die Analyse bleibt jedoch nicht auf die Ausprägung politischer Unterstützung für die Demokratie beschränkt, sondern thematisiert darüber hinaus auch die Frage, welche Bedeutung Performanzbewertungen der Bürger für die Ausprägung politischer Unterstützung zukommt. Ein weiteres, zentrales Anliegen dieser Arbeit ist es auch, die für Südafrika zentrale Variable ‘Ethnizität’ theoretisch in das Konzept der politischen Unterstützung einzubetten und für eine empirische Analyse nutzbar zu machen.
Grundlage der Analyse sind Daten des Afrobarometer, einer seit 1999 in bisher drei Wellen durchgeführten repräsentativen Befragung von mittlerweile ca. 23.000 Personen in fünfzehn afrikanischen Ländern. Diese Arbeit verwendet Daten aus 2004, die auf der Befragung von 2.400 Südafrikanern basieren.
Geht man von der Bedeutung aus, die zahlreiche Autoren der Unterstützung von Demokratie durch die Bürger eines Landes einräumen so ermöglichen die vorliegenden Ergebnisse wichtige Einblicke in den Konsolidierungsprozess der Republik Südafrika. Diese Einblicke sind umso wichtiger, da sie einen Beitrag zum Schließen des nach wie vor bestehenden Defizits an empirisch-quantitativer Forschung in Subsahara Afrika liefern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen der Arbeit
- 2.1 Modell demokratischer Konsolidierung nach Diamond
- 2.2 Das Konzept der politischen Unterstützung
- 2.2.1 David Eastons Konzept politischer Unterstützung
- 2.2.2 Modell politischer Unterstützung nach Fuchs
- 2.2.3 Determinanten politischer Unterstützung
- 2.2.4 Überblick über den Forschungsstand
- 2.3 Ethnizität und Demokratie
- 2.3.1 Das Konzept der „Ethnizität“
- 2.3.2 Ethnizität in der Konsolidierungsforschung
- 2.3.3 Ethnizität und politische Unterstützung
- 2.4 Modifiziertes Kausalmodell politischer Unterstützung
- 3. Das Fallbeispiel Südafrika
- 3.1 Demokratisierung und Konsolidierung von Demokratie in Afrika
- 3.1.1 Verlauf der Demokratisierung in Afrika
- 3.1.2 Ergebnisse der Demokratisierungswelle in Afrika
- 3.2 Der Weg Südafrikas von der Apartheid bis zur Demokratie
- 3.2.1 Das Apartheidsystem in Südafrika 1948 bis 1990
- 3.2.2 Ende der Apartheid und Demokratisierung Südafrikas 1990-1994
- 3.2.3 Konsolidierung der Demokratie in Südafrika seit 1994
- 4. Forschungshypothesen
- 5. Empirische Überprüfung
- 5.1 Untersuchungsanlage
- 5.2 Operationalisierung der Forschungsvariablen
- 5.2.1 Operationalisierung der abhängigen Variablen: Politische Unterstützung und Performanz der Regierung
- 5.2.2 Operationalisierung der unabhängigen Variablen
- 5.2.2.1 Performanz
- 5.2.2.2 Ethnizität
- 5.2.2.3 Sonstige Variablen
- 5.3 Ergebnisse
- 5.3.1 Deskriptive Analyse
- 5.3.1.1 Ausprägung politischer Unterstützung
- 5.3.1.2 Leistungsbewertung der Regierung
- 5.3.1.3 Unterstützung der politischen Gemeinschaft
- 5.3.1.4 Ethnizität
- 5.3.2 Multivariate Regressionsanalyse
- 5.4 Implikation der Befunde für die Konsolidierung von Demokratie in Südafrika
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konsolidierung der Demokratie in Südafrika nach dem Ende der Apartheid. Ziel ist es, die Faktoren zu identifizieren, die die politische Unterstützung der Bevölkerung beeinflussen und somit zur Stabilität des demokratischen Systems beitragen.
- Demokratisierungsprozess in Südafrika
- Einfluss von Ethnizität auf politische Unterstützung
- Determinanten politischer Unterstützung in jungen Demokratien
- Modell der demokratischen Konsolidierung
- Analyse empirischer Daten zur politischen Unterstützung in Südafrika
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 bildet eine Einleitung in das Thema. Kapitel 2 legt die theoretischen Grundlagen dar, einschließlich verschiedener Modelle demokratischer Konsolidierung und des Konzepts politischer Unterstützung, sowie den Einfluss von Ethnizität auf diese. Kapitel 3 beschreibt den Weg Südafrikas von der Apartheid zur Demokratie und den Kontext der afrikanischen Demokratisierung. Kapitel 4 präsentiert die Forschungshypothesen. Kapitel 5 erläutert die empirische Untersuchung, einschließlich der Methodik und der deskriptiven Analyse der Daten.
Schlüsselwörter
Demokratisierung, Konsolidierung, Südafrika, Apartheid, politische Unterstützung, Ethnizität, Regierungspräferenz, empirische Forschung, multivariate Regressionsanalyse, politische Kultur.
- Citation du texte
- Gunnar Will (Auteur), 2007, Auf dem Weg zur Rainbow Nation? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125602