Das Musikleben des 18. Jahrhunderts wird heute mit Begriffen wie „Klassik“, „Empfindsamkeit“, „galanter Stil“ und mit Namen wie Haydn und Mozart in Verbindung gebracht. Sicherlich fiele dem einen oder anderen auch der Name Carl Philipp Emanuel Bach ein, den wenigsten jedoch käme vermutlich der Begriff „Kapitalismus“ in den Sinn. Zu sehr widerstrebt dem romantischen Gemüt die Vorstellung von Kunst als Ware. Dennoch – „es muß sein“, wie Beethoven im 4. Satz seines Streichquartetts op. 135 Nr. 16 feststellte –, dürfen die Veränderungen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen dieser Zeit nicht übersehen werden, da sie als wegweisend für die heutige Kulturindustrie angesehen werden können.
Kapitalismus im Allgemeinen zeichnet sich dadurch aus, dass für einen Markt produziert wird und das stets mit der Absicht der Gewinnmaximierung. Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ist dabei von zentraler Bedeutung und soll auch im Zusammenhang mit Bachs Vermarktungsstrategien im Mittelpunkt stehen.
In der vorliegenden Arbeit soll es nun konkret darum gehen anhand der Pränumerations- und Subskriptionspraxis Carl Philipp Emanuel Bachs zu zeigen, welchen Einfluss ökonomische Interessen im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts auf die künstlerische Produktion eines Komponisten haben konnten.
Dabei soll bedacht werden, in welcher Relation dies zum Konzept der Empfindsamkeit steht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Kunst und Kapitalismus
- Strukturwandel der musikalischen Öffentlichkeit
- Der aufblühende Musikmarkt im 18. Jahrhundert
- Freiheitsstreben und neues Zielpublikum
- Der Fall Carl Philipp Emanuel Bach
- Von der Hauptstadt in die Hansestadt
- Vermarktungsstrategien 1: Selbstverlag und Pränumeration
- Die Beteiligten und ihre Interessen
- Vorteile und Schwachstellen der Pränumerationspraxis
- Der Komponist und das Publikum
- Für wen schreibt ein Originalgenie?
- Vermarktungsstrategien 2: Musik für jedermann
- Die Clavier-Sonatensammlungen für Kenner und Liebhaber
- Empfindsame Musik ökonomisch zugerichtet?
- „Seid umschlungen Millionen...”
- Populär vs. privat
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss ökonomischer Interessen auf die künstlerische Produktion Carl Philipp Emanuel Bachs im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Sie analysiert seine Pränumerations- und Subskriptionspraxis und setzt diese in Beziehung zum Konzept der Empfindsamkeit.
- Der Strukturwandel der musikalischen Öffentlichkeit im 18. Jahrhundert
- Carl Philipp Emanuel Bachs Vermarktungsstrategien (Selbstverlag, Pränumeration)
- Das Verhältnis von Komponist, Publikum und Markt
- Die ökonomischen Aspekte der „Empfindsamkeit“ in der Musik
- Die Entwicklung des Musikmarktes und die Rolle des Druckwesens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Verbindung zwischen Kunst, Kapitalismus und der Musik des 18. Jahrhunderts her. Das erste Kapitel beschreibt den Strukturwandel der musikalischen Öffentlichkeit, den aufblühenden Musikmarkt und die Entwicklung eines neuen, bürgerlichen Publikums. Im zweiten Kapitel wird die Vermarktungsstrategie Carl Philipp Emanuel Bachs anhand seiner Selbstverlagstätigkeit und der Pränumerationspraxis beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Frage nach dem Publikum und den unterschiedlichen Vermarktungsstrategien für verschiedene Zielgruppen.
Schlüsselwörter
Carl Philipp Emanuel Bach, Empfindsamkeit, Pränumeration, Subskription, Musikmarkt, 18. Jahrhundert, Kapitalismus, Musikverlag, Druckwesen, Publikum, Vermarktungsstrategien, Öffentlichkeit.
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- Susanne Ziese (Author), 2007, "Ich bin nicht arm Gottlob!", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125629