In Argentinien lobt man einen Kriminalroman folgendermaßen: “Es mucho más que una novela policial“ und unterstreicht damit zugleich das hartnäckigste Vorurteil gegenüber diesem Genre der sogenannten Trivialliteratur, nämlich seinen Mangel an literarischer Ästhetik. Dennoch ist dieser Ausspruch sehr treffend hinsichtlich Mempo Giardinellis (Kriminal-)Roman „Qué solos se quedan los muertos“ (1985), da jener durchaus mehr als die (formale) Klärung eines Verbrechens beinhaltet. Der argentinische Autor verbindet dabei eine „horizontale“ Handlungsebene mit einer „vertikalen“ Reflexionsebene (dies entspricht nach Jean-Pierre Colin im klassischen Kriminalroman den Elementen Action und Analysis), in der soziale, philosophische und politische Themen – besonders im Zusammenhang mit der argentinischen Diktatur – kritisch thematisiert werden.
Die nachfolgenden Betrachtungen folgen der Handlungsstruktur eines klassischen Kriminalromans mit den Elementen Verbrechen, Fahndung und Lösung. Sie basieren auf der Fragestellung, welche Funktionen den auftretenden Krimielementen zuzuschreiben sind und auf welche Art die Schuldthematik unter der kriminalistischen Folie behandelt wird. Abschließend werden die Ergebnisse knapp resümiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Der Krimi beginnt
- 2. Das Verbrechen - Mord und Totschlag
- 3. Die Fahndung - Räuber und Gendarm?
- 3.1. Besondere Verhältnisse
- 3.2. Das Milieu der Ermittlungen
- 4. Die Lösung - Die Schuldigen sind überall
- 4.1. Jedem seine Schuld
- 4.2. Die Angeklagten
- 5. Abschlussbericht – Der Krimi als Alibi
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Funktion der Krimielemente und die Rolle der Schuldthematik in Mempo Giardinellis Roman „Qué solos se quedan los muertos“. Der Fokus liegt auf der Analyse, wie der Kriminalroman als Rahmen für die Auseinandersetzung mit sozialen, philosophischen und politischen Themen im Kontext der argentinischen Diktatur dient.
- Die Funktion der Krimielemente in Giardinellis Roman
- Die Darstellung von Gewalt als individuelles und kollektives Phänomen
- Die moralische und ethische Vertretbarkeit von Gewalt
- Die Rolle der argentinischen Diktatur im Kontext des Romans
- Die Untersuchung des Ermittlungsmilieus und seiner Funktion
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Der Krimi beginnt: Der einleitende Abschnitt positioniert Giardinellis Roman innerhalb des Genres des Kriminalromans und hebt dessen literarischen Wert und die Kombination von Handlung und Reflexionsebene hervor.
Kapitel 2: Das Verbrechen - Mord und Totschlag: Dieses Kapitel analysiert den Mord als zentralen Auslöser der Handlung und betrachtet die Gewalt als individuelles und kollektives Phänomen. Es werden Giustozzis geteilte Gefühle zur Gewalt und dessen Reflexionen über die Gewalttaten während der Diktatur untersucht.
Kapitel 3: Die Fahndung - Räuber und Gendarm?: Hier wird das Ermittlungsmilieu in Giardinellis Roman untersucht und dessen Funktion im Kontext des klassischen Kriminalromans beleuchtet. Es wird der Fokus auf das Verhältnis zwischen den Ermittlern und der Polizei gelegt.
Schlüsselwörter
Mempo Giardinelli, Qué solos se quedan los muertos, Kriminalroman, argentinische Diktatur, Gewalt, Schuld, Moral, Politik, Ermittlung, soziale Verhältnisse.
- Citation du texte
- Susanne Ziese (Auteur), 2005, Der Fall Giardinelli - Die Funktion der Krimielemente und die Rolle der Schuld in Mempo Giardinellis „Qué solos se quedan los muertos“ , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125638