Das Internet, vor gut zehn Jahren ein neues und dabei zunächst unterschätztes Medium, hat sich mittlerweile so weit etabliert, dass es den Status des Besonderen verloren hat und selbstverständlich in den Alltag vieler Menschen integriert ist. Der tägliche Umgang mit dem WorldWideWeb und die dabei gewonnen Erfahrungen haben zu Kulturtechniken geführt, die im Rahmen der neuen Technologie und deren Möglichkeiten neu entstanden sind oder in diesen Rahmen übertragen wurden. Die unter dem Begriff Web 2.0 einhergehende und zunehmende Wandlung des Internetnutzers zum Internetmacher hat in den letzten drei Jahren eine gewaltige Bandbreite von Online-Portalen und Kommunikationsplattformen mit entsprechenden Zugriffszahlen und damit verbundenem ökonomischen Wert hervorgebracht.
Die hier marktbeherrschenden Portale wie YouTube, MySpace oder die Plattform studiVZ verzeichnen explodierende Teilnehmerzahlen und werden auch als Quelle von kreativen Ideen seitens der Film-, TV- und Musikbranche genutzt. Die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (= AGOF) liefert mit den ‚internet facts 2007-III’ aktuelles Zahlenmaterial über die deutsche Online-Szene. Hier stieg das studiVZ von null auf Platz 22 des Rankings mit 3,45 Millionen Nutzern ein. Das bedeutet, dass 8,6 Prozent der deutschen Internetnutzer im dritten Quartal 2007 die Website besuchten.
Die Nutzer des Web 2.0 können nicht nur Inhalte anschauen und lesen, sondern Eigenes erschaffen, sich austauschen, Querverweise zu anderen Inhalten herstellen oder Vorhandenes erweitern und korrigieren. Die Nutzer selbst gestalten den virtuellen Raum des Internets. Um in dieser global vernetzten virtuellen Welt aufzufallen, stellt es für den einzelnen Nutzer eine große Herausforderung dar, sich in seiner ganzen Person beachtenswert darzustellen. Welches Selbst wird dabei entworfen? Ist es ein erweitertes Selbst oder wird es als losgelöst von der eigenen Persönlichkeit betrachtet?
Bei der Mitgliedschaft in der internetbasierten Social Software studiVZ ist die Selbstpräsentation ganz ausdrücklich im Spiel. Anonymität ist nicht erwünscht, sondern steht viel mehr im Gegensatz zum Sinn und Zweck einer Mitgliedschaft: Dem Aufbau und Erhalt eines sozialen Netzwerkes, dass über das WWW hinaus greifen und Freundschaften bewahren soll. Die Selbstdarstellung ist dabei ein Thema, das keineswegs nur psychologisch interessant und erforschenswert ist, sondern auch ethnologisch, wie diese Arbeit zeigen wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Abgrenzung des Themas als Problemstellung
- 1.2 Die Thematik und der Aufbau der Arbeit
- 2. Die Europäische Ethnologie und das Internet
- 2.1 Zur Methodik
- 2.2 Online-Forschung - ein Exkurs
- 3. Das Web 2.0
- 3.1 Social Software
- 3.1.1 Erscheinungsformen der Social Software
- 3.2 Social Networks
- 3.2.1 Soziale Netzwerke - eine kulturwissenschaftliche Annährung
- 3.2.2 Social Networks im Internet
- 3.2.3 Die Anziehungskraft der Social Networks
- 3.2.4 Faszination Social Networks - Gründe für die Popularität
- 3.2.5 Die Kehrseite - Sendungsbewusstsein kontra Datenschutz
- 3.3 Die Nutzung der Social-Software-Systeme durch die deutsche Bevölkerung
- 4. Das studiVZ - Ein Social Network
- 4.1 Statistische Angaben
- 4.2 Funktionen
- 5. Freundschaft
- 5.1 Die Freundschaft außerhalb des WorldWideWeb's
- 5.2 Die Freundschaft in Social Networks
- 6. Neue Formen der Kommunikation
- 6.1 Merkmale klassischer Kommunikation
- 6.2 Die technisch vermittelte Kommunikation
- 7. Identität und Selbstdarstellung
- 7.1 Die Identität und das Selbst
- 7.2 Die Identifikationsräume der Identität
- 7.3 Die Präsentation der Identität – Zur Selbstdarstellung
- 7.4 Die Öffentlichkeit des WorldWideWeb's
- 7.5 Identitäten im Internet
- 7.6 Strategien und Taktiken
- 7.7 Resümee
- 8. Die Fragebogenauswertung
- 8.1 Die Mitglieder – statistische Daten
- 8.1.1 Das Geschlecht
- 8.1.2 Die Alterstruktur
- 8.1.3 Statistisches Resümee
- 8.2 Die Besuchszeiten
- 8.2.1 Häufigkeit der Logins
- 8.2.2 Zur Verweildauer
- 8.2.3 Resümee zu den Besuchszeiten
- 8.3 Motivation
- 8.3.1 Resümee
- 8.4 Das Profil
- 8.4.1 Wahrheitsgetreu oder, beschönigt'?
- 8.4.2 Berufe
- 8.4.3 Resümee
- 8.5 Die Freundschaften
- 8.5.1 Resümee
- 8.6 Die Gruppen
- 8.6.1 Mitgliedschaften
- 8.6.2 Zur Kommunikation in den Foren
- 8.6.3 Resümee
- 8.7 Der Nachrichtendienst und die Pinnwand
- 8.7.1 Resümee
- 8.8 Die Fotoalben
- 8.8.1 Die Anzahl der Fotoalben
- 8.8.2 Der Inhalt der Fotoalben
- 8.8.3 Resümee zu den Fotoalben
- 8.9 Die Gruschelfunktion
- 8.9.1 Resümee
- 8.10 Eine Typologie der studiVZ Nutzer
- 8.11 Der Datenschutz
- 8.11.1 Resümee
- 8.11.2 Karrierekiller studiVZ?
- 8.12 Ergebnis der Fragebogenuntersuchung
- 9. Das Web 3.0 - Die Fortführung einer Idee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die soziokulturellen Aspekte der Selbstdarstellung von Nutzern der Social Software StudiVZ im Kontext des Web 2.0. Ziel ist es, die Kommunikationsmuster, die Identitätskonstruktionen und die Nutzung von Funktionen innerhalb dieser Plattform zu analysieren.
- Selbstdarstellung und Identität im Kontext von Social Networks
- Kommunikationsformen und -praktiken im Web 2.0
- Analyse der StudiVZ-Plattform und ihrer Funktionen
- Soziokulturelle Implikationen der Web 2.0-Nutzung
- Vergleich zwischen online und offline Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die europäische Ethnologie im Kontext des Internets und die Methodik der Untersuchung. Kapitel 3 erklärt das Web 2.0, Social Software und Social Networks. Kapitel 4 präsentiert das Social Network StudiVZ mit statistischen Angaben und Funktionsbeschreibungen. Kapitel 5 behandelt das Thema Freundschaft im und außerhalb des Internets. Kapitel 6 vergleicht klassische und technisch vermittelte Kommunikation. Kapitel 7 konzentriert sich auf Identität und Selbstdarstellung im Internet. Die Kapitel 8 analysiert die Ergebnisse der Fragebogenauswertung bezüglich der Mitglieder, Besuchszeiten, Motivation, Profile und Freundschaften auf StudiVZ, ohne dabei auf die Schlussfolgerungen einzugehen.
Schlüsselwörter
Web 2.0, Social Networks, Social Software, StudiVZ, Selbstdarstellung, Identität, Online-Kommunikation, Fragebogenauswertung, soziokulturelle Analyse, technisch vermittelte Kommunikation.
- Arbeit zitieren
- Silke Mohr (Autor:in), 2008, Neue Kommunikationsmöglichkeiten im Web 2.0, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125669