Einfluss mütterlicher Angst auf die Genese einer Frühgeburt


Bachelorarbeit, 2022

75 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Zusammenfassung

1. Einleitung

2. Theoretischer Teil
2.1 Angst
2.1.1 Die Emotion Angst – ein mehrdimensionales Konstrukt
2.1.2 Grundlagen der Angstdiagnostik
2.2 Frühgeburt
2.2.1 Epidemiologie und Ätiologie
2.2.2 Indikatoren einer drohenden Frühgeburt
2.2.3 Somatische und psychologische Folgen

3. Empirischer Teil
3.1 Hypothesen und Forschungsstand
3.1.1 Herleitung der Hypothesen
3.1.2 Forschungsstand
3.2 Methode
3.2.1 Erhebungsmethode
3.2.1.1 State-Trait Angstinventar (STAI).
3.2.1.2 Pregnancy Related Anxiety Questionnaire-Revised (PRAQ-R).
3.2.1.3 Fragebogenaufbau
3.2.2 Auswertungsmethode
3.3 Ergebnisse
3.3.1 Demografische Daten der Stichprobe
3.3.2 Deskriptive Auswertung mit Variablen- und Hypothesenbezug
3.3.3 Inferenzstatistische Analyse der Hypothesen

4. Diskussion und Fazit
4.1 Überprüfung der Hypothesen
4.2 Mögliche Einflüsse auf die Gütekriterien
4.3 Fazit und Verweis auf weitere Untersuchungen

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Forschungsstand – mütterlicher Ängstlichkeit und Frühgeburt

Tabelle 2: Altersverteilung der Stichprobe

Tabelle 3: Verteilung der Nationalitätszugehörigkeit innerhalb der Stichprobe

Tabelle 4: Verteilung des Bildungsstandes innerhalb der Stichprobe

Tabelle 5: Verteilung des Familienstandes innerhalb der Stichprobe

Tabelle 6: Ergebnisse der binär logistischen Regression zur Hypothese

Tabelle 7: Ergebnisse der binär logistischen Regression zur Hypothese

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Auszug Fragebogen - Darstellung der abhängigen Variable

Abbildung 2: Diagramm - Geburtsjahr des ersten Kindes

Abbildung 3 : Boxplot der Eigenschafsangst – Unterscheidung nach Frühgeburtlichkeit

Abbildung 4: Boxplot der schwangerschaftsspezifischen Ängste - Unterscheidung nach Frühgeburtlichkeit

Abbildung 5: Mittelwerte der Eigenschaftsangst bezüglich der Indikatoren, die auf eine Frühgeburt hinweisen

Abbildung 6: Mittelwerte der schwangerschaftsbezogenen Ängste bezüglich der Indikatoren, die auf eine Frühgeburt hinweisen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusammenfassung

Ängstlichkeit und schwangerschaftsspezifische Ängste sind in der Gesellschaft weit verbreitete Phänomene. Veröffentlichungen zum Thema Angst und Frühgeburt im Allgemeinen sind widersprüchlich beziehungsweise in einzelnen Facetten nicht aussagekräftig. In einer retrospektiven Studie wurden 196 Personen mit Hilfe eines Online-Fragebogens untersucht. Bei der zugrunde gelegten Fragestellung dieser Studie ging es darum zu beantworten, ob mütterliche Angst einen Einfluss auf die Genese einer Frühgeburt hat. Der Schwerpunkt wurde auf Ängstlichkeit als Persönlichkeitsdisposition und schwangerschaftsspezifische Ängste gelegt. Durch Berechnung einer binär logistischen Regression wurde der prädiktive Einfluss auf die Genese einer Frühgeburt sowie Indikatoren, die auf eine Frühgeburt hinweisen, ermittelt. Eine höhere allgemeine Ängstlichkeit und höhere schwangerschaftsspezifische Ängste gingen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Genese einer Frühgeburt einher. Des Weiteren hat mütterliche Ängstlichkeit einen Einfluss auf das Entstehen einer Zervixinsuffizienz gezeigt. In diesem Modell konnte jedoch keine signifikante Prädiktion der allgemeinen Ängstlichkeit auf das Entstehen vorzeitiger Wehen, oder eines frühen vorzeitigen Blasensprungs nachgewiesen werden. Auch ein Zusammenhang schwangerschaftsspezifischer Ängste auf ein mögliches Auftreten von Indikatoren, die auf eine Frühgeburt hinweisen, konnte in dieser Studie nicht belegt werden. Generalisierbare Schlossfolgerungen können, aufgrund des Kontextes divergierender Forschungsergebnisse auf der einen und einer spärlichen Studienlage auf der anderen Seite, nur unter Vorbehalt gezogen werden.

1. Einleitung

Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft gelten gemeinhin als glückliche und zentrale Phasen im Leben eines Menschen. Die moderne Medizin kann den Traum eines leiblichen Kindes unter Bedingungen wie Infertilität, späte Mutterschaft und verschiedene Ursachen einer Risikoschwangerschaft möglich machen. Jedoch stellt das Thema der Frühgeburtlichkeit die Geburtsmedizin in vielen Fällen weiterhin vor große Herausforderungen. Viele biologische Mechanismen, wie auch soziale und psychologische Faktoren sind bisher nicht identifiziert. Hierzu bedarf es vermehrte Forschungsbestrebungen aus verschiedenen Disziplinen und einer interdisziplinären Zusammenarbeit.

Wie hoch relevant das Thema Frühgeburt ist, zeigt sich gerade bei der Betrachtung der perinatalen Morbidität und Mortalität. Letztere betrug 2017 in Deutschland für Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden, rund 33 %. Damit liegt diese Zahl fast 300-mal so hoch wie die Mortalität reif geborener Kinder. Auch Kinder, die zwischen der 28 und 31. Schwangerschaftswoche geboren werden, sind mit einer perinatalen Mortalität von rund 8 % deutlich gefährdeter. Die Überlebenden, insbesondere die extrem Frühgeborenen, die vor der 28. Schwangerschaftswoche entbunden werden, sind zum Teil schwer beeinträchtigt. Beeinträchtigungen zeigen sich durch zerebrale Schäden, respiratorische Störungen sowie Visus- und Hörverluste, die weitere Entwicklungsverzögerungen und -störungen nach sich ziehen. Dabei werden unmittelbaren Kosten für die neonatologische Versorgung extrem Frühgeborener gegenwärtig auf mindestens 100.000 € beziffert (Berger et al., 2020).

Abgegrenzt zur rein somatischen Perspektive der Ursächlichkeit beschäftigt sich diese Studie mit der Fragestellung, ob mütterliche Angst einen Einfluss auf die Genese einer Frühgeburt hat. Während einer Schwangerschaft erfahren Frauen wesentliche somatische und psychische Veränderungen. Angst vor Geburt und Geburtsverlauf, Ängste vor Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf, vor Erkrankungen des Ungeborenen, aber auch Angst vor der künftigen Rolle als Mutter begleiten fast jede Schwangere (Rauchfuß, 2007). Untersuchungen zum Thema Angst und Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf generell sind bis heute widersprüchlich (Rauchfuß, 2007). Ziel dieser Arbeit ist es zu über-prüfen, ob die Höhe der mütterlichen Angst eine Prädiktion im Hinblick auf die Entstehung einer Frühgeburt zulässt. Während sich der Begriff der Frühgeburt klar über die Dauer des Bestens der Schwangerschaft operationalisieren lässt, kann Angst als Emotion, und damit als mehrdimensionales Konstrukt, durch verschiedene Methoden messbar gemacht werden. Als unlustbetonter Gefühlszustand kann Angst durch Selbstberichts- oder Fremdberichtsverfahren ermittelt werden. Physikalische Reaktionen lassen beispielsweise Messungen des Kortisolspiegels oder der elektrodermalen Aktivität zu. Unterschiedliche Aktivierungen kortikaler und subkortikaler Korrelate wiederum, können durch moderne bildgebende Verfahren untersucht werden. Trotz verschiedener Möglichkeiten Angst zu erfassen, stellt eine valide Angstdiagnostik die Fachbereiche, aufgrund dem Konstrukt immanenten Subjektivität und Mehrdimensionalität, vor große Herausforderungen. Das mag ein Grund sein, warum sich primär und nahezu ausschließlich, eine somatische Ätiologie zum Themenspektrum der Frühgeburtlichkeit in der gynäkologischen Profession durchgesetzt hat (Rauchfuß, 2007).

Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigt sich zum einen mit einer genauen Betrachtung sowie Definition der Begriffe Angst und Frühgeburt. Dieser theoretische Teil liefert zum anderen einen Einblick in das Thema Angst als Emotion und der einhergehenden Mehrdimensionalität des Konstruktes. Darauffolgend werden allgemeine Grundlagen der Angstdiagnostik dargestellt. Neben einer Beschreibung verschiedener Methoden und standardisierter Verfahren, wird zentral auf die Herausforderungen im Diagnoseprozess eingegangen. Bei der Definition und Begriffsbestimmung des Themas Frühgeburt im zweiten Abschnitt des theoretischen Teils, geht es in Ergänzung zur grundsätzlichen Bestimmung einer Frühgeburt um die Unterscheidung zwischen einer Frühgeburt, einer frühen Frühgeburt und einer extrem frühen Frühgeburt. Danach folgt ein Kapitel zu den epidemiologischen Daten und dem Stand der bisherigen ätiologischen Betrachtungsweise einer Frühgeburt. Der letzte Abschnitt des theoretischen Teils beschäftigt sich mit den Indikatoren, die auf eine Frühgeburt hinweisen. Dieser Abschnitt ist insofern gesondert wichtig, als dass die Indikatoren, die auf eine Frühgeburt hinweisen, eine abhängige Variable dieser Arbeit darstellen. Ergänzend werden die einhergehenden somatischen und psychologischen Folgen einer Frühgeburt beleuchtet.

Welche weiteren Variablen beziehungsweise, welche Variablen in Gänze in dieser Arbeit herangezogen werden, ist der thematische Schwerpunkt des ersten Abschnitts des empirischen Teils. Hier erfolgt zunächst ein Kapitel mit der Herleitung der Hypothesen, der expliziten Benennung der Hypothesen und einer Einordnung im Rahmen des bisherigen Forschungsstandes. Im darauffolgenden Kapitel wird die Methode zur Untersuchung der benannten Hypothesen beschrieben. Unterschieden wird eine explizite Darstellung der Erhebungs- und der Auswertungsmethode dieser Studie. Als Erhebungsmethode wird eine Online-Befragung eingesetzt. Die Darstellung der Ergebnisse dieser Umfrage ist ein weiterer zentraler Aspekt des empirischen Teils. Dabei werden die erfassten demografischen Daten zur Stichprobe dargestellt und ausgewertet sowie die Ergebnisse zu den Variablen deskriptiv analysiert. Des Weiteren wird eine inferenzstatistische Überprüfung zu den Hypothesen erfolgen. Zum Abschluss erfolgt eine Diskussion zur vorläufigen Annahme oder Zurückweisung der Hypothesen. Auch werden verschiedene Einflüsse auf die Objektivität, Reliabilität und Validität diskutiert. In einem globalen Fazit wird eine Einordnung der Ergebnisse in den Gesamtkontext der bisherigen Forschungsergebnisse erfolgen sowie mögliche Ansatzpunkte für weitere Forschungsbestrebungen erörtert.

2. Theoretischer Teil

Der theoretische Teil handelt im Folgenden von einer Begriffsbestimmung der Phänomene Angst und Frühgeburt. Neben einer jeweiligen Definition wird in diesem Kapitel auf zentrale Aspekte eingegangen, die im Gesamtkontext dieser Arbeit eine hervorzuhebende Rolle einnehmen.

2.1 Angst

Beim Empfinden von Angst wird ein unlustbetonter und unangenehmer Gefühlszustand durch die Wahrnehmung einer tatsächlichen, oder der Erwartung einer vermeintlichen Gefährdung ausgelöst. Gemeinsam mit dem Erleben von Beunruhigung, Beklemmung, Bedrohung und Hilflosigkeit können begleitende, ängstliche Fantasien einsetzen. Einhergehend sind damit stets körperliche Begleiterscheinungen als vegetative und hormonelle Stressreaktionen. Neben der Aktivierung des vegetativen Nervensystems und der Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin durch die Amygdala, erfolgt eine Ausschüttung von Kortisol mittels Hypothalamus. Die angeborene, genetisch kodierte Angstreaktion dient der Aktivierung von Kampf- oder Fluchtverhalten und damit funktionell der Sicherung der eigenen Unversehrtheit sowie Existenz (Payk, 2015). Angst als Gefühl von Bedrohung, kann sich bis zur Panik oder Panikattacken steigern. Panikattacken sind unvorhersehbar und plötzliche Zustände intensivster Angst, die von starken somatischen (z.B. Herzklopfen, Schwindel, Atemnot) und kognitiven Reaktionen (z. B. Angst, die Kontrolle zu verlieren oder zu sterben) begleitet werden (Berking & Rief, 2012).

Eine Differenzierung der Begrifflichkeit Angst von dem Begriff der Furcht wurde erstmals dezidiert durch den Philosophen und Theologen S. Kierkegaard 1844 vorgenommen. Furcht kennzeichnet die Angst vor einer bestimmbaren sowie konkreten Bedrohung. Während die Angst aus einem wenig spezifizierbaren Einfluss hervorgeht. Weiterhin ist es üblich die spontane (objektlose, frei flottierende) Angst von der objekt- und situationsbezogenen Angst, als Furcht vor einer real empfundenen Bedrohung, zum Beispiel in Form einer Phobie, zu unterscheiden. Zustände unangemessen intensiver, anhaltender und / oder unbegründeter Angst, welcher pathologischer Natur sind, werden als Angststörungen bezeichnet (Payk, 2015). Unterschieden werden kann an dieser Stelle die Begrifflichkeit der Angst ebenso in reale und nicht reale Angst. Nicht reale Angst entspringt einer bewussten oder unbewussten Vorstellung, welche angsterzeugend ist. Reale Angst tritt dagegen in Situationen mit adäquater Gefahr oder Bedrohung auf (Flöttmann, 2015).

Ängstlichkeit beschreibt weiterhin einen weniger intensiven, aber anhaltenderen Zustand latenter Angst mit erhöhter Angstbereitschaft. In der Persönlichkeitspsychologie zählt Ängstlichkeit als ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal. Spätestens seit Spielberger (1966) hat sich die Unterscheidung zwischen Angst als Zustandsangst („state anxiety“) und der Ängstlichkeit oder Eigenschaftsangst („trait anxiety“) als relativ stabile Bewertungsdisposition beziehungsweise als Persönlichkeitskonstrukt durchgesetzt (Hoyer & Margraf, 2003). Spielberger beschreibt Zustandsangst als die momentane Erregung des autonomen Nervensystems, welche die subjektive Wahrnehmung von Besorgnis und Spannung begleitet. Eigenschaftsangst meint dagegen die Prädisposition, die den Menschen dazu veranlasst eine Vielzahl von Situation als bedrohlich zu erleben und mit aktiver Zustandsangst zu reagieren (Spielberger, 1966). Demnach unterscheiden sich Menschen in der Tendenz, Situationen als potenziell gefährlich wahrzunehmen.

2.1.1 Die Emotion Angst – ein mehrdimensionales Konstrukt

„Emotionen sind mehrdimensionale Konstrukte, die aus affektiven, physiologischen, kognitiven, expressiven und motivationalen Komponenten bestehen“ (Wild & Möller, 2014, S. 202). Entlang der Dimension der Valenz lassen sich Emotionen in der Regel recht eindeutig in positiv oder negativ einordnen. Sie haben einen wertenden Charakter und dienen als Signalgeber, ob eine Situation als angenehm oder unangenehm bewertet werden kann (Wild & Möller, 2014).

Angst wird als Basisemotion angesehen. Basisemotionen charakterisieren sich durch interkulturelle Gleichheit im Hinblick auf Gesichtsausdruck, Auslösebedingungen sowie Handlungstendenzen (Wild & Möller, 2014). Der affektive Kern der Emotion Angst ergibt sich aus dem inneren Erleben, welches als ein Gefühl der Enge, Beengtheit oder der Bedrängnis charakterisiert werden kann. Die physiologische Komponente der Angst als Emotion, in ihrer Komplexität an dieser Stelle verkürzt dargestellt, führt zu einer Veränderung der Herzrate, der Hautleitfähigkeit und des Muskeltonus (Kossak & Scholz, 2021). Auch findet die Angst als Emotion in kortikalen und subkortikalen Arealen (u. a. im präfrontalen Kortex und der Amygdala) die entsprechenden Korrelate (Wild & Möller, 2014). Kognitiv wird beim Empfinden von Angst die Wahrnehmung und das Denken auf die relevanten Reize der Gefahr(en) eingeengt. Die kognitive Ebene beinhaltete zudem Erwartungen bezüglich der realen oder der vorgestellten Situation. Die expressive Komponente geht mit entsprechendem verbalen oder nonverbalen Ausdrucksverhalten einher. Typischerweise werden die Augenbrauen nach oben gezogen, der Mund wird geöffnet und der wird Blick auf die Gefahr gerichtet, sofern diese von einer objektbezogenen Angst handelt. Dabei kann meist ein Zittern der Stimme, der Hände sowie eine veränderte Stimmlage festgestellt werden. Der motivationale Faktor einer Emotion löst ein entsprechendes Verhalten aus. Aus der Perspektive der Evolutionspsychologie lösen Emotionen adaptives und überlebensförderliches Verhalten aus. Angst oder Angstsituationen können verschiedene Verhaltensweisen, wie Unterwerfung, Flucht, Aggression oder auch den Totstellreflex hervorrufen (Kossak & Scholz, 2021). Ebenso impliziert die motivationale Komponente der Angst damit das Verfolgen eines persönlichen Ziels, nämlich den adäquaten Umgang mit der Gefahrensituation.

Im Zusammenhang mit der Betrachtung von Angst als Emotion stellt sich die Frage, wie Emotionen reguliert werden können. Emotionsregulation wird als eine zielgerichtete, bewusste oder auch unbewusste Steigerung, Senkung oder Aufrechterhaltung der eigenen Emotionen sowie der Emotionen anderer Menschen definiert. Ein zentraler Ansatz liegt dem hedonistischen Gedanken zugrunde. Demnach strebt der Mensch danach möglichst positive und selten negative Emotionen, wie Angst, zu erleben und reguliert auf dieses Ziel hin (Wild & Möller, 2014). Es gibt unterschiedliche Strategien oder Einstellungstendenzen des Individuums im Umgang mit Angst. Im Folgenden werden einige in Kürze dargestellt:

- Bewältigung : Das Ziel ist es, ein nicht auffälliges Maß an Angst zu zeigen, sodass man nicht von der Norm beziehungsweise den Erwartungen der Umwelt abweicht.
- Vermeidungsverhalten : Den Situationen, Reizen, Personen und Ereignissen, welche Angst auslösen oder welche mit Angst verbunden werden, wird ausgewichen.
- Bagatellisieren: Die unangenehm erlebten Emotionen werden vor sich selbst und anderen heruntergespielt.
- Verdrängung und Leugnung: Die Angst wird unterdrückt oder weggeschoben. Die Anzeichen der Angst werden nicht bewusst wahrgenommen und vor sich selbst und anderen nicht zugegeben
- Übertreibung: Die als Sicherheitsvorkehrungen dienenden Maßnahmen zum Abbau der Angst werden übermäßig oft wiederholt und übertrieben.
- Generalisierung: Das eigene Erleben der Angst wird als „normal“ dargestellt, um dadurch die erlebte oder reale Sonderstellung zu reduzieren.
- Heroisierung: Die Emotion der Angst wird akzeptiert oder gezielt aufgesucht um sich als Held oder Heldin zu erleben, oder um von der Umwelt entsprechend wahrgenommen zu werden (Kossak & Scholz, 2021).

Im Rahmen der Emotionsregulation spricht man weiterhin vom so genannten „Coping“. Das Coping, sinnverstehend übersetzt als Bewältigung aufzufassen, meint den Prozess mit Anforderungen umzugehen, welche als einschränkend erlebt werden, oder die Ressourcen eines Menschen übersteigen (Gerrig & Zimbardo, 2014). Coping beschreibt jede Form der Auseinandersetzung mit psychisch und physisch belastenden Situationen oder erwarteten Ereignissen. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Stressforschung und wurde von dem amerikanischen Psychologen Richard Lazarus, Mitte der 1960er Jahre, etabliert. Als wichtiger Faktor zur Entstehung oder Vermeidung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen kann Coping auch auf den Umgang mit Angst bezogen werden. Entscheidend ist, ob Belastungen positiv bewältigt werden können (Lenz, 2021). Nach Lazarus stehen dem Menschen drei grundsätzliche Coping-Strategien zur Verfügung. Zum einen das problemorientierte und das emotionsorientierte Coping sowie zum anderen das bewertungsorientierte Coping (Lazarus & Folkman, 1984). Beim problemorientierten Coping werden durch problemlösende Aktivitäten die emotionsauslösenden Umstände identifiziert und verändert. Beim emotionsorientierten Coping wird die direkte Regulierung der Emotion angestrebt, wie beispielsweise durch Entspannungstechniken oder Medikamenteneinnahme. Das bewertungsorientierte Coping hingegen zielt darauf ab Situationen und letztendlich das Verhältnis zur Umwelt kognitiv neu zu bewerten (Wild & Möller, 2014).

2.1.2 Grundlagen der Angstdiagnostik

Die Angst eines Menschen in einer spezifischen Situation lässt sich nicht ohne Weiteres messen. Zunächst stehen im Folgenden drei typische Kennzeichen der Angst im Fokus, welche die Angstdiagnostik vor Herausforderungen stellt:

- Angst ist mehrdimensional
- Angst ist subjektiv
- Angst ist zeitlich variabel (Hoyer et al., 2005).

Wie im vorangegangenen Abschnitt beschrieben, ist die Angst als Emotion ein mehrdimensionales Konstrukt. Innerhalb des komplexen Reaktionsmusters reagieren einzelne Reaktionssysteme teilweise autonom. So muss das Gefühl Angst, welches empfunden wird, sich beispielsweise nicht gleichzeitig im Verhalten äußern. Problematisch ist es daher innerhalb der Angstdiagnostik, wenn die verschiedenen Ebenen nicht miteinander übereinstimmen. So kann es für den Diagnostiker überraschend sein, wenn Menschen äußern sie hätten große Angst, aber äußerlich völlig ruhig wirken oder umgekehrt. Diese mangelnden Übereinstimmungen sind nicht der Regelfall, müssen aber im Hinblick auf eine reliable und valide Angstdiagnostik berücksichtigt werden (Hoyer et al., 2005).

Eine weitere Schwierigkeit der Angstdiagnostik ist die Subjektivität des Angsterlebens. In der Praxis findet die Angstmessung meist durch Selbstbeurteilungsverfahren im Rahmen von Interviews oder Fragebögen statt. Die Aussagen ergeben jedoch keine objektive Abbildung der Realität. Bereits für eindimensionale Stimuli gilt, dass der Mensch kein passiver Empfänger von Informationen ist, sondern dass ein komplexes Zusammenspiel von Sinnes- und Wahrnehmungssystemen zusammenarbeitet, um einen Wahrnehmungsinhalt zu erzeugen. Die Wahrnehmung eines einzelnen Angstsymptoms unterliegt einer Vielzahl von Einflüssen. Dazu zählen: Aktuelle Aufmerksamkeitsprozesse (ist man allein oder gibt es Ablenkung), oder auch die aktive kognitive Informationssuche (Hypothesen über beispielsweise die Bedeutung des schnellen Herzschlages). Nicht nur die Wahrnehmung unterliegt vielfältigen Einflüssen. Auch, ob eine wahrgenommene Angst berichtet wird, hängt von diversen Faktoren ab. Beispielsweise berichten Frauen eher über Angstsymptome als Männer; aber auch Persönlichkeits- und Stimmungsfaktoren üben einen Einfluss aus. Ebenfalls berücksichtigt werden sollten individuelle Tendenzen zur Simulation oder Dissimulation (Hoyer et al., 2005).

Des Weiteren stellt die zeitliche Variabilität der Angst sowie die meist kurz andauernde Reaktion, also die Flüchtigkeit, eine Herausforderung an die Diagnostik dar (Hoyer et al., 2005). So zeigt beispielsweise eine bekannte Studie von Fenz & Epstein (1967), dass sich das Angsterleben von erfahrenen und unerfahrenen Fallschirmspringern deutlich unterscheidet. Das bezieht sich sowohl auf die Intensität der Angst als auch auf den zeitlichen Verlauf. So erleben erfahrene Springer in der Nacht vor dem Sprung die intensivste Angst, während Unerfahrene den Höhepunkt erst unmittelbar vor dem Sprung wahrnehmen. Das zeigt, dass Angstreaktionen einen unterschiedlichen zeitlichen Verlauf haben, aber auch, dass Erfahrung eine Rolle spielt.

Für das praktische Vorgehen in der Angstdiagnostik existieren verschiedene Arten standardisierter Verfahren. Seit den 1950er Jahren wurde gerade im Bereich der klinischen Diagnostik eine große Bandbreite an Selbst -und Fremdbeurteilungsverfahren entwickelt. Allgemein zählen Fragebogenmethoden sowie strukturierte und standardisierte Interviews zu den bedeutendsten Verfahren. Während bei Fragebogenmethoden vorformulierte Fragen und Instruktionen in schriftlicher Form vorgelegt werden, werden bei Interviews die Informationen mittels Gesprächs erhoben. Mit Hilfe von Standardisierungen, durch die Einführung genau ausformulierter Fragen und Antworten, konnte eine große Veränderung im diagnostischen Bereich erlangt werden. Fehlerquellen wurden identifiziert und eliminiert, welches eine deutliche Steigerung der Reliabilität und damit auch der Validität zur Folge hatte. Jedoch blieben diese Entwicklungen nicht unproblematisch. Die Verfahren werden heute oftmals unkritisch angewendet und bis dato wurde eine erhebliche Vielzahl an Verfahren entwickelt. Darunter existieren gebräuchliche Instrumente, dessen Reliabilität und Validität nicht ausreicht beziehungsweise nicht überprüft wurde (Hoyer & Margraf, 2003).

Einen weiteren Bereich der Angstdiagnostik liefern Verhaltenstests. Dabei ist es möglich unterschiedliche Angstreaktionen multimodal und simultan zu erfassen. In der Regel werden primär das beobachtbare Verhalten, aber auch das subjektive Erleben und psychophysiologische Reaktionen ermittelt. Eine multimodale Angsterfassung hat den Vorteil, dass diese ein hohes Maß an externer Validität mit sich bringen. Zusätzlich ist es möglich Verhaltenstest zu standardisieren und gleichzeitig auf die individuelle Angstproblematik anzupassen sowie standardisierte mit individuellen Tests zu kombinieren. Allerdings lassen sich bei einem individualisierten Testdesign keine allgemeingültigen Daten zur Reliabilität und Validität heranziehen. Weiterhin ist es für Verhaltenstests notwendig, dass die angstbesetzten Situationen oder Reize sich operationalisieren und quantifizieren lassen. Typischerweise können solche Tests gut für spezifische Phobien und objekt- beziehungsweise situationsbezogene Ängste eingesetzt werden. So kann einer Person mit einer Spinnenphobie beispielsweise entsprechende Bilder, ein Spinnenvideo oder auch eine lebende Spinne gezeigt werden. Auch können phobische Reize computergestützt und gar als „virtual reality“ präsentiert werden (Hoyer & Margraf, 2003).

Ein letzter bedeutender Bereich der praktischen Angstdiagnostik, welche als Komponente der Verhaltenstests im vorherigen Abschnitt bereits benannt wurde, ist die Messung der physiologischen Reaktion als wesentliche Komponente der Angst. Ein zentrales Maß stellt die Herzrate dar. Die Herzrate kann über das Elektrokardiogramm, aber auch mittels photoelektrischer Aufzeichnung ermittelt werden. Die Herzrate unterliegt natürlichen Schwankungen, da sie beispielsweise an die Atemfrequenz gekoppelt ist. Beim Empfinden von Angst wird der Herzschlag über diese natürliche Schwankungsbreite hinaus aktiviert. Der Normbereich im Ruhezustand liegt bei Männern zwischen etwa 62-70 Schlägen pro Minute, während bei Frauen die Herzrate durchschnittlich um ca. 5 Schläge höher liegt. Als weiteres Maß kann die elektrodermale Aktivität, also die Hautleitfähigkeit, herangezogen werden. Je stärker die sympathische Erregung, desto stärker wird die Aktivität der Schweißdrüsen in der Haut angeregt und desto niedriger ist der Hautwiderstand. Ermittelt werden kann die elektrodermale Aktivität mittels Elektroden in der Handinnenfläche. Eine weitere Möglichkeit der Angstmessung mittels physiologischer Reaktionen liefert die Messung der Muskelaktivität. Analog gilt hier, dass je höher die sympathische Erregung, desto stärker ausgeprägt ist die Muskelaktivität. Ebenfalls mittels Elektroden werden das Ausmaß der Spannung der Muskelaktionspotentiale und damit die Frequenz der aktivierten Muskelfasern ermittelt. Bei Angst und Angststörungen wird meist die Aktivität des Stirnmuskels erhoben (Hoyer & Margraf, 2003).

Zusammenfassend sei gesagt, dass Angst als unlustbetonter und unangenehmer Gefühlszustand, ein stets subjektives, mehrdimensionales und zeitlich variables Konstrukt beschreibt. Abgegrenzt von der Zustandsangst, als akute Angstreaktion, stellt die Eigenschaftsangst ein stabiles Persönlichkeitskonstrukt dar. Als Basisemotion mit universellem Ausdruck und universeller Handlungstendenz, gehen beständig physiologische Veränderungen einher. Neben der physiologischen Komponente enthält Angst als Emotion ebenfalls eine kognitive, expressive und motivationale Ebene. Zur Emotionsregulation stehen dem Individuum verschiedene Einstellungstendenzen und Coping-Strategien zur Verfügung. Wichtig ist es im Rahmen vom Coping, ob Angst positiv bewältigt werden kann. Angst als mehrdimensionales Konstrukt stellt die Diagnostik vor Herausforderungen, wenn die benannten Ebenen nicht miteinander übereinstimmen. Gerade Selbstbeurteilungsverfahren können eine verzerrte Abbildung der Realität ergeben. Dennoch existiert eine Bandbreite standardisierter Verfahren, dessen Reliabilität und Validität für die praktische Diagnostik ausreichend untersucht wurden.

2.2 Frühgeburt

Die Frühgeburt ist über die Dauer des Bestehens der Schwangerschaft beziehungsweise das Gestationsalter definiert. Das Gestationsalter wird in der Regel durch den ersten Tag der letzten Menstruation bestimmt, wenn der Zyklus der Frau regelmäßig verläuft. Jedoch kann dieser auch durch einen Frühultraschall oder den Zeitpunkt des ersten positiven HCG-Testes sowie dessen Konzentrationshöhe in Urin oder Blut alternativ bestimmt werden. Möglich ist die Bestimmung ebenfalls mittels der Bestimmung des Konzeptionstermines, sofern dieser bekannt ist. Der Konzeptionstermin ist der Zeitpunkt des Geschlechtsverkehres, welcher zur Befruchtung geführt hat und das humane Choriongonadotropin (HCG) ist ein plazentares Hormon, welches in der Frühschwangerschaft rapide ansteigt, um in der 10. Schwangerschaftswoche einen Gipfel zu erreichen. Danach nimmt die Produktion des Hormons stetig ab, bis ca. nach der 18. Schwangerschaftswoche ein Plateau erreicht wird, der bis zum Entbindungstermin bestehen bleibt (Diedrich et al., 2021).

Durchschnittlich beträgt die Schwangerschaftsdauer 281 Tage, also rund 40 Wochen, mit einem erwartbarem Schwankungsbereich von ± 12,7 Tagen (Diedrich et al., 2021). Von Frühgeburtlichkeit beziehungsweise einer Frühgeburt ist die Rede, wenn die Tragzeit unter der Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche (< 259 Tage) bleibt. Weiterhin wird in der gängigen Literatur unterschieden in eine sehr kurze Tragzeit (frühe Frühgeburt), wenn das Gestationsalter unter der Vollendung der 32. Schwangerschaftswoche (< 224 Tage) liegt und in eine extrem kurze Tragzeit (extrem frühe Frühgeburt), wenn die Schwangerschaftsdauer nicht die Vollendung der 28. Schwangerschaftswoche (< 196 Tage) erreicht (Diedrich et al., 2021).

Assoziiert sind mit einer Schwangerschaft, die terminlich nicht die übliche Schwangerschaftsdauer erreicht, ebenso verminderte Geburtsgewichte. So liegt der Erwartungswert eines frühgeburtlichen Geburtsgewichtes grundsätzlich bei einem Gewicht von unter 2500 g. Dabei korrespondieren die Gewichte bei einer frühen Frühgeburt mit einem Gewicht von unter 1500 g und bei einer extrem frühen Frühgeburt mit einem Gewicht von unter 1000 g (Diedrich et al., 2021).

2.2.1 Epidemiologie und Ätiologie

Der Anteil an Frühgeburten in Bezug auf die Gesamtzahl an Lebendgeburten in Deutschland liegt seit 2008 stabil bei etwas mehr als 8 % (Berger et al., 2020). Innerhalb einer Studie der Europäischen Union (2010) belegte Deutschland damit einen der hinteren Plätze, wobei Zypern die höchste Frühgeborenenrate mit 10,4 % aufwies und Island die niedrigste mit 5,3 % (Euro-Peristat, 2010). Die ethnische Herkunft scheint grundsätzlich eine Rolle beim Risikofaktor der Frühgeburt zu spielen. So unterscheidet sich auch in den USA die Frühgeborenenrate bei der afro-amerikanischen Bevölkerungsgruppe mit 12,5 % deutlich von der der „weißen“ amerikanischen Bevölkerung mit 8 % (Schulte-Markwort et al., 2013).

In Absolutzahlen werden allein in Deutschland pro Jahr mehr als 60.000 Kinder zu früh geboren. Davon haben ca. 6.000-7.000 Neugeborene ein Geburtsgewicht von unter 1.500 g und benötigen in ihren ersten Lebenswochen eine hochspezialisierte Behandlung in entsprechenden Perinatalzentren. Die Dimension des Risikofaktors Frühgeburt wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass Folgeerkrankungen von Frühgeburten etwa für 50 % der Säuglingssterblichkeit in den westlichen Ländern verantwortlich sind (Schulte-Markwort et al., 2013). Dabei gilt es nicht nur die Sterblichkeit zu berücksichtigen, sondern auch die Morbidität, auf die in einem folgenden Abschnitt näher eingegangen wird.

Die Ursachen eines erhöhten Frühgeburtsrisikos, oder einer Frühgeburt können sich in vier Gruppen einteilen lassen: 1. Mütterliche Ursachen, 2. Plazentaprobleme, 3. fetale Probleme und 4. Risiken der Lebenssituation (Schulte-Markwort et al., 2013).

Mütterliche Ursachen einer Frühgeburt sind unter anderem genitale Infektionen beziehungsweise eine Infektion der Fruchthöhle, ein vorzeitiger Blasensprung, eine Schwäche des Muttermundverschlusses sowie des Gebärmutterhalses, oder auch ein geringer zeitlicher Abstand zur vorhergehenden Schwangerschaft (Schulte-Markwort et al., 2013).

Zu den Ursachen innerhalb der Gruppe der Plazentaprobleme können ein ungünstiger Plazentasitz, eine vorzeitige Plazentalösung und eine Plazentainsuffizienz mit Wachstumsretardierung des Feten genannt werden. Letztere beschreibt eine Funktionseinschränkung der Plazenta hinsichtlich eines mangelnden Stoffaustausches, welches zu einem verlangsamten Wachstumsfortschritt des Fötus führt (Schulte-Markwort et al., 2013)

Fetale Ursachen können eine Mehrlingsschwangerschaft oder auch eine erhöhte Fruchtwassermenge, zum Beispiel durch fetale Schluckstörungen, sein. Als letzten ursächlichen Bereich lassen sich die Risiken, welche sich aus den Lebensbedingungen oder der Lebenssituation ergeben, deklarieren. In diesem Bereich spielt das Alter der Schwangeren, sowohl bezogen auf eine Minderjährigkeit sowie auf eine Schwangere in höherem Lebensalter, eine Rolle. Als Risikoschwangerschaft gelten demnach Schwangere mit einem Alter von unter 18 beziehungsweise über 35 Jahren. Auch sind erhebliche psychosoziale Stressbelastungen während der Schwangerschaft und schwierige sozioökonomische Rahmenbedingungen mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko assoziiert (Schulte-Markwort et al., 2013).

Bei dieser Darstellung an möglichen Ursachen soll kein Anspruch auf Vollständigkeit, sondern vielmehr ein Rahmen der Vielfältigkeit von möglichen Risiken dargestellt werden. Des Weiteren muss auch an dieser Stelle betont werden, dass auch bei Frauen ohne bekannte Risiken eine Frühgeburt möglich ist. Dabei gehen die Fachgesellschaften davon aus, dass lediglich 50 % der Frühgeburten hinreichend durch das bekannte Set an Risikofaktoren erklärt werden kann. Viele Umweltfaktoren und biologische Mechanismen, sowie deren Interaktionen sind bisher nicht ausreichend identifiziert (Berger et al., 2020). Um jedoch die Frühgeborenrate möglichst zu reduzieren, wäre es wichtig und sinnvoll ein vollständigeres Bild von Ursachen und Wirkmechanismen bei der Entstehung einer Frühgeburt zu erhalten.

Im Rahmen der Themenbezogenheit dieser Arbeit soll im kommenden Abschnitt ein tieferer Einblick auf die Prädiktion einer Frühgeburt, durch Stressbelastungen, wie beispielsweise durch Ängste, eine hohe Intensität des Arbeitslebens oder auch Beziehungskonflikte, als genannte mögliche Ursache erfolgen. Immunologisch vermittelte Prozesse, die bei Infektionen zu beobachten sind und Frühgeburten auslösen können, können grundsätzlich ebenfalls bei psychischen Stressbelastungen beobachtet werden (Schulte-Markwort et al., 2013). Gerade im letzten Schwangerschaftsabschnitt wird allerdings davon ausgegangen, dass Schwangere durch einen konstant hohen Östrogenspiegel, welches eine stimmungsaufhellende Wirkung hat, positiv in die Zukunft blicken. Jedoch zeigen sich oftmals durch subjektiv erlebte Stressbelastungen einhergehende depressive und ängstliche Verstimmungen. Gründe einer emotionalen Gefährdung von Schwangeren liegen aber besonders nahe, da eine Schwangerschaft eine tiefgehende Veränderung der bisherigen Lebenssituation nach sich zieht. Solche kritischen Lebensereignisse, die eine entsprechende Anpassungsleistung an neue Situationen erfordern, begünstigen Stressreaktionen und können auch mit Angst antizipiert werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 75 Seiten

Details

Titel
Einfluss mütterlicher Angst auf die Genese einer Frühgeburt
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Zentrale
Note
1,0
Autor
Jahr
2022
Seiten
75
Katalognummer
V1257883
ISBN (Buch)
9783346696885
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, angst, genese, frühgeburt
Arbeit zitieren
Kathrin Wulf-Schmidt (Autor:in), 2022, Einfluss mütterlicher Angst auf die Genese einer Frühgeburt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1257883

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