Die Villes Nouvelles in der Île-de-France - Idee, Realisierung und Perspektiven - Beispielfall: Évry


Tesis de Maestría, 2003

161 Páginas, Calificación: 2


Extracto


Inhaltsverzeichnis

EINFÜHRUNG

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

GRAFIKENVERZEICHNIS

KARTENVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

GLOSSAR

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

KAPITEL 1 : DIE IDEE DER VILLES NOUVELLES
1.1 ALLGEMEINES
1.2 STADTNEUGRÜNDUNGEN VOR DER INDUSTRIALISIERUNG
1.3 DIE STADTUTOPIEN DES 19./20. JAHRHUNDERTS
1.4 ENTWICKLUNGEN NACH 1946

KAPITEL 2 : DIE REALISIERUNG DER VILLES NOUVELLES IN FRANKREICH
2.1 ALLGEMEINES
2.2 DIE RAUMORDNUNG UND STADTPLANUNG IN FRANKREICH
2.2.1 DIE AUFGABEN
2.2.2 ENTWICKLUNG IN DER RÉGION PARISIENNE
2.2.3 ENTWICKLUNG IN DER PROVINZ
2.3 DIE ALLGEMEINEN ZIELE DER PLANUNG DER VILLES NOUVELLES

KAPITEL 3 : DIE FINANZIERUNG UND DIE INSTRUMENTE
3.1 ALLGEMEINES
3.2 POLITISCHER EXKURS
3.3 DIE BODENPOLITIK
3.4 DIE ADMINISTRATIVEN STRUKTUREN (GEBIETSKÖRPERSCHAFTEN, BEHÖRDEN)
3.5 DIE FINANZIERUNGSMECHANISMEN

KAPITEL 4 : DIE VILLES NOUVELLES IN DER ÎLE-DE- FRANCE HEUTE
4.1 A LLGEMEINES
4.2 M ETHODISCHES V ORGEHEN
4.3 D IE V ERWALTUNGSEINHEITEN
4.4 D IE B EVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN DEN VILLES NOUVELLES
4.5 D IE KONKRETE P LANUNG IN DEN VILLES NOUVELLES
4.5.1 DER WOHNUNGSBAU
4.5.2 DIE SCHAFFUNG VON ARBEITSPLÄTZEN
4.5.3 DAS VERHÄLTNIS VON WOHN- UND ARBEITSFUNKTION
4.5.4 DAS VERKEHRSWESEN
4.5.5 DIE EINRICHTUNGEN FÜR DAS GEMEIN- UND SOZIALWESEN
4.5.6 DIE ANDERE INFRASTRUKTUR
4.6 D IE VILLES NOUVELLES HEUTE
4.6.1 MARNE-LA-VALLÉE
4.6.2 CERGY-PONTOISE
4.6.3 SÉNART
4.6.4 SAINT-QUENTIN-EN-YVELINES

KAPITEL 5 : BEISPIELFALL ÉVRY
5.1 A LLGEMEINES
5.2 T OPOGRAFIE , G ESCHICHTE
5.3 D IE RAUMORDNERISCHEN Z IELE UND DAS P LANUNGSKONZEPT
5.3.1 RAUMORDNERISCHE ZIELE
5.3.2 PLANUNGSKONZEPT UNTER DEM STÄDTEBAULICHEN UND ARCHITEKTONISCHEN ASPEKT
5.3.3 DIE AUSFÜHRUNG UND DIE STADTTEILE HEUTE
5.4 D IE B EVÖLKERUNGSSTRUKTUR
5.4.1 DIE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG
5.4.2 WOHNUNGSBAU UND IMMOBILIENMARKT
5.5 D IE W IRTSCHAFTSSTRUKTUR
5.5.1 BESCHÄFTIGUNG
5.5.2 BÜRO- UND GEWERBEFLÄCHEN
5.5.3 EINZELHANDEL
5.6 D IE P HYSIOGNOMIE VON É VRY HEUTE
5.6.1 BILDUNGS- UND SOZIOKULTURELLE EINRICHTUNGEN
5.6.2 GRÜN- UND NAHERHOLUNGSFLÄCHEN
5.6.3 VERKEHRSWEGE UND RUHENDER VERKEHR
5.6.4 ANDERE INFRASTRUKTUR
5.7 D IE P ROBLEMVIERTEL

FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

WEB LINKS:

INTERVIEWS

ANHANG

V ERSICHERUNG NACH LPO 1984 §13, A BSATZ

Einführung

Diese Arbeit wurde während eines Aufenthaltes in Paris im Rahmen des Austauschsprogramms ERASMUS/SOCRATES der EU, vorbereitet, recherchiert und zum größten Teil fertiggestellt.

Entsprechend dem Sinn dieses Aufenthaltes erschien es mir passend, für meine Magisterarbeit ein Thema auszusuchen, das eine wissenschaftliche Integration im europäischen Raum für selbstverständlich hält. Eine europäische Integration wird auch dadurch verwirklicht, dass sich ein Geografiestudent aus Aachen Kenntnisse über eine Problematik oder ein Sachverhalt in einer anderen Region, in diesem Fall die Île-de-France, aneignet und wissenschaftliche Fachkenntnisse und Fertigkeiten über angeblich andersläufige Prozesse erlangen kann.

Ziel dieser Arbeit ist den selbstgewählten Studienschwerpunkt

„Geografie europäischer Städte“ zu vertiefen. Durch meine Fächerkombination Wirtschaftsgeografie, Stadtbauwesen und Geografie, Wissen erlangen über Stadtplanung und -gestaltung sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, um für die Zukunft zu planen. Damit kann man sich später aktiv im Bereich der Planung einsetzen - oder passiv als denkender Reisender beim Besuch von Städten und Regionen eigene Schlüsse ziehen.

Der Großraum Paris verfügt über hervorragende Einrichtungen wie Bibliotheken, Dokumentationszentren oder Behörden, die für dieses – und jedes - Thema eine ausreichende Recherche ermöglichen. Dazu ist das Erlernen der französischen Sprache schon allein ein erheblicher Vorteil. Gleichzeitig resultiert die Wahl von Paris auch aus der Tatsache, dass in diesem Raum fünf villes nouvelles existieren. Es ist also die einmalige Chance, vor Ort sich selber ein Bild dieser „neuen

Städte“ zu machen. Die Bibliografie ist unendlich groß. Vor allem in den letzten 40 Jahren haben sich zahlreiche Autoren mit dieser Problematik auseinandergesetzt, so dass es einerseits sehr erfreulich sein kann, den Zugang zur einer solch reichlich vorhandenen Literatur zu bekommen, andererseits kann es auch zu Zweifeln kommen, wenn man über den Sinn und die Notwendigkeit einer solchen Arbeit nachdenkt, wenn de facto bereits hunderte von Werken existieren. Automatisch stellte sich die Frage, was überhaupt neu geschrieben werden könnte.

In Absprache mit Prof. Dr. A. Wieger vom geografischen Institut wurde eine Orientierung in einem vorgegebenen Rahmen definiert, die sich erst in sehr kurzer Form mit der historischen Entwicklung auseinandersetzt. So kann man einen ersten Blick in die Voraussetzungen die Entstehung der Idee,

„neue Städte“ zu planen und zu bauen, werfen. Die Geschichte der Stadtplanung ist mehr als 6.000 Jahre alt, seitdem sind stets „neue Städte“ gegründet worden, die in dieser Arbeit nur ansatzweise als Brücke zur Gegenwart erwähnt werden.

Damit schon im Vornherein keine Unklarheiten über die verwendeten Begriffe oder Definitionen entstehen, wird in der gesamten Arbeit konsequent der Begriff villes nouvelles (d.h. neue Städte) verwendet, der definitorisch als auch konzeptionell aus dem englischen new towns stammt. Aus diesem Grunde werden die Begriffe ville nouvelle oder villes nouvelles nicht ins Deutsche übersetzt.

Ausschlaggebend für die Entstehung einer solchen Planung war die Industrialisierung bzw. ihre Auswirkungen auf den Raum und besonders den Stadtraum. Sie hat nicht nur diesen Raum beeinflusst, sondern in den meisten Fällen zur dessen Entstehung verholfen. Es wird – ebenfalls kurz – die daraus entstandene Situation beleuchtet, die eine Konjunktur neuer Ideen im Bereich der Stadtplanung auslöste, nicht zuletzt

durch die Förderung von teilweise radikalen Reformen, die heute in die moderne Stadtplanung eingeflossen sind.

Im zweiten Kapitel steht die Entwicklung der Raumordnung und Stadtplanung in Frankreich im letzten Jahrhundert. Anfangs werden die Rahmenbedingungen geschildert, um dann aufzeigen zu können, wie man auf diese Situation reagiert hat, welche Instrumente der Raumordnung und Stadtplanung eingesetzt wurden und welche Ziele verfolgt wurden.

Anschließend im dritten Kapitel werden die Aspekte der Finanzierung und der Planungsinstanzen kurz vorgestellt. Die Anfangsvoraussetzungen und die erste Planungs- sowie Bauphase, und was sich während der letzten 30 Jahre verändert hat. Dabei sollte man sich nicht scheuen, einen Blick in die politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten zu werfen, die in der Stadtplanung eine große Rolle, sei es ideologisch oder auch ökonomisch, spielen. Besonders heute, wo sich Politik, Staat, Planung und Raumordnung in einem Umwandlungsprozess befinden.

Um sich dem eigentlichen Thema zu nähern, werden im vierten Kapitel die villes nouvelles explizit in der Île-de-France vorgestellt. Was sind die Ergebnisse heute? Kann man sie als

„Erfolg“ bezeichnen kann? Anhand von Experteninterviews werden einige unmittelbare Beurteilungen von Beteiligten oder Betroffenen zum Vorschein kommen. Anhand von empirischen Daten werden quantitative Merkmale und ihre Veränderung von der Realisierungsphase bis heute verdeutlicht. Erst wird gemeinsam über die Entwicklung der fünf villes nouvelles der Île-de-France diskutiert, um sie dann einzeln in ihrer heutigen Physiognomie näher zu betrachten.

Anschließend im fünften Kapitel wird eine ville nouvelle noch genauer behandelt. Dieser Teil der Magisterarbeit, nimmt Évry unter bevölkerungs-, verkehrs-, wirtschafts- und sozialgeografischen Gesichtspunkten, sowohl quantitativ als auch qualitativ, unter die Lupe. Ziel ist, die Qualität dieser ville nouvelle als Wohn-, Arbeits-, Freizeit- und

Bildungsort herauszustellen, die jedoch einer Subjektivität unterworfen ist, die man mit Zahlen, Interviews oder einigen wenigen Besuchen nicht ausschalten kann. Eine besondere Erwähnung verdienen die sog. Problemviertel, die aktuelle Entwicklungen in den villes nouvelles und in jeder anderen Stadt oder Vorstadt prägen.

Der letzte Teil beinhaltet das Fazit für Évry, und die villes nouvelles allgemein, das für eine solche Arbeit ein unentbehrliches Ziel und als Leitidee zum weiteren Nachdenken anregen soll.

Unentbehrlich ist auch, sich bei den Leuten zu bedanken, die diese Arbeit direkt oder indirekt unterstützt haben. Weil sie häufige grammatische Fehler nicht übersehen haben, aber denkend an meinem Schreibstil gewisse Ausdrucksfehler akzeptiert haben. So kann eine Arbeit als eigene bleiben, wenn sie von der persönlichen Schreibweise gefärbt ist. Danke an Monika Braun, Sabine Ellerhold Stephanie Fendler und Dirk Galke! Auch an die Leute, die in Paris diese Arbeit logistisch (Digitalkamera, Diktiergerät) wie Paola Llinas und Anthony Lo Papa oder konzeptionell und sprachlich wie Cathérine Valette und Sophie Cambon mich unterstützt haben. Natürlich auch Prof. Dr. A. Wieger für die immer da gewesene Ermutigung, für sein Vertrauen bzw. die freie Hand für den Inhalt und Gestaltung dieser Arbeit und die wiederholende Erinnerung, dass Karten für eine solche Arbeit sehr sehr wichtig sind.

Es ist ein gutes Zeichen, wenn man am Ende einer Magisterarbeit über die Themenwahl und das Ergebnis einigermaßen zufrieden ist.

Theodoros Ioannidis Aachen, 29. Januar 2003

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABB. 1.1: SKIZZEN VON E. HOWARD FÜR DIE GARTENSTÄDTE

ABB. 2.1: DIE PAVILLONS UM PARIS AUS DEM JAHRHUNDERTANFANG

ABB. 2.2: GRANDS ENSEMBLES ZWISCHEN PAVILLONS

ABB. 2.3: BANLIEU SARCELLES (VAL D’OISE) IM NORDEN VON PARIS

ABB. 3.1: ÜBERSICHT DER INSTITUTIONELLEN STRUKTUREN IN DEN VILLES NOUVELLES IN DER ANFANGSPHASE

AAB. 3.2: ÜBERSICHT DER INSTITUTIONELLEN STRUKTUREN IN DEN VILLES NOUVELLES HEUTE (TEILWEISE)

ABB. 4.1: DAS ZENTRUM VON NOISY-LE-GRAND UND DIE PLACE PABLO PICASSO IM SEKTOR I

ABB. 4.2: CERGY PREFECTURE UND DER PORT DE CERGY

ABB. 4.3: ABGELEGENES SOLARDORF UND DER CENTRE COMMERCIAL IN CARREE SENART

ABB. 4.4: DIE HAUPTSTRASSE UND DIE MODERNE LA HALLE IM NEUEN ZENTRUM VON SAINT-QUENTIN-EN-YVELINES

ABB. 5.1: DIE AGGLOMERATION NOUVELLE AUS DER LUFTPERSPEKTIVE

ABB. 5.2: DIE ALTEN SIEDLUNGSKERNE VON LISSES UND BONDOUFLE

ABB. 5.3: GRUNDRISS VON ÉVRY I

ABB. 5.4: WOHNGEBÄUDE IN LES PYRAMIDES UND EINE VON DEN ZAHLREICHEN SQUARE IN LES EPINETTES

ABB. 5.5: DER VORPLATZ VON AGORA UND DIE PRÉFECTURE

ABB. 5.6: DAS RATHAUS UND BAHNHOFSVORPLATZ

ABB. 5.7: LUFTBILD VON WOHNGEBIETEN IN BONDOUFLE UND IN COURCOURONNES

ABB. 5.8: LUFTBILD DER GENOPOLE UND DIE CNS IN DER GENOPOLE

ABB. 5.9: LUFTBILD VON ÉVRY CENTRE UND INNENRAUM VON AGORA

ABB. 5.10: DIE KATHEDRALE VON EVRY

ABB. 5.11: DER PARC DES LOGES UND DER PARC DES EPINETTES

ABB. 5.12: DAS STADTVIERTEL LES PYRAMIDES

Grafikenverzeichnis

GRAFIK 4.1: BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG UND ANTEIL DER VILLES NOUVELLES IN DER RÉGION VON 1968 BIS 1999

GRAFIK 4.2: DURCHSCHNITTLICHER WOHNUNGSBAU PRO JAHR UND SCHÄTZUNG BIS ZUM JAHR 2014 (NACH DEM SDRIF)

GRAFIK 4.3: ENTWICKLUNG DER BEVÖLKERUNG UND DER ARBEITSPLÄTZE IN DEN VILLES NOUVELLES

GRAFIK 5.1: ENTWICKLUNG DER BEVÖLKERUNG UND DER ARBEITSPLÄTZE IN DER SMEC

GRAFIK 5.2: UNTERNEHMENSGRÜNDUNGEN UND –PLEITEN IN ESSONNE UND IN DER CA

GRAFIK 5.3: BAUFLÄCHENANZAHL PRO JAHR FÜR BÜROS, GEWERBE UND EINZELHANDEL

Kartenverzeichnis

KARTE 2.1: SKIZZE DES SCHÉMA DIRECTEUR VON 1965

KARTE 2.2: VEREINFACHTE SKIZZE DES SDAURP VON 1976

KARTE 4.1: ÜBERSICHT VON DER ÎLE-DE-FRANCE

KARTE 4.2: ÜBERSICHT RER-NETZ UND VILLES NOUVELLES

KARTE 4.3: DAS STRASSENNETZ IN DER RÉGION PARISIENNE

KARTE 4.4: DIE VIER SEKTOREN UND DIE EINZELNEN GEMEINDEN

KARTE 5.1: ÜBERSICHTSKARTE VON DER COMMUNAUTÉ D’AGGLOMÉRATION

KARTE 5.2: DIE GEMEINDEN UND STADTTEILE DER VILLE NOUVELLE

KARTE 5.3: DIE ENTSTEHUNGSPHASEN DER STADTTEILE

KARTE 5.4: DIE INDUSTRIE- UND GEWERBEFLÄCHEN

KARTE 5.5: INDUSTRIE- UND GEWRBEFLÄCHEN

KARTE 5.6: BILDUNGSEINRICHTUNGEN IM STADTGEBIET

KARTE 5.7: DIE GRÜNFLÄCHEN UND IHRE VERNETZUNG

Tabellenverzeichnis

TAB. 1.1: DIE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER GROSSREGION PARIS SEIT 1801

TAB. 4.1: ÜBERSICHT DER EINZELNEN GEMEINDEN DER VILLES NOUVELLES

TAB. 4.2: BEVÖLKERUNG IN DEN VILLES NOUVELLES IN 1990 UND 1999

TAB. 4.3: IMMOBILIENMARKTDATEN IN DEN VILLES NOUVELLES

TAB. 4.4: WOHNUNGSANGEBOTSMERKMALE DURCH PRIVATE UND ÖFFENTLICHE ANBIETER

TAB. 4.5: PREIS UND BAUPERIODE FÜR ALLE VILLES NOUVELLES

TAB. 4.6: ENTWICKLUNG DES ARBEITSMARKTES IN DEN VILLES NOUVELLES UND DIE BESCHÄFTIGTENQUOTE

TAB. 4.7: ERGEBNISSE ZUR FRAGE 3

TAB. 5.1: DIE BETEILIGTEN GEMEINDEN IN DEN INTERKOMMUNALEN INSTITUTIONEN

TAB. 5.2: FLÄCHE UND EINWOHNERZAHL IN DER AGGLOMERATION ÉVRY

TAB. 5.3: BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER AGGLOMERATION ÉVRY

TAB. 5.4: NATÜRLICHES UND MIGRATIVES BEVÖLKERUNGSWACHSTUM

TAB. 5.5: BEVÖLKERUNG IN AUSGEWÄHLTEN VIERTELN UND ANTEIL DER BEWOHNER IM ALTER UNTER 20 JAHRE

TAB. 5.7: ENTWICKLUNG DES WOHNUNGSBAUS

TAB. 5.6: LEERWOHNBESTAND

TAB. 5.8: ENTWICKLUNG DER ARBEITSPLÄTZE

TAB. 5.9: DIE UNTERNEHMENSBEREICHE UND ARBEITSPLÄTZENANZAHL IN DER CA

TAB. 5.10: DIE 20 GRÖSSTEN UNTERNEHMEN IN DER CA (STAND 2000)

Glossar

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kapitel 1 : Die Idee der villes nouvelles

1.1 Allgemeines

Die Disziplin „Städtebau und Stadtplanung 1 ist stark mit der Disziplin Geschichte verbunden. Ohne die letztere, fällt es schwer, Prozesse and Probleme einer Stadt oder eines Raumes zu verstehen. Rückblickend auf die Stadtentwicklung und ihre

„Vergangenheit wird auch die gegebenenfalls notwendige zukünftige Planung objektiver“ (CERDA ILDEFONSO, 1867, S.10FF.).

Wie schon in der Einleitung definiert, der Begriff villes nouvelles wird synonym mit dem der „neuen Städte“ verwendet. Es handelt sich nicht um ein Phänomen oder eine Idee, die ihre Umsetzung nur in Frankreich fanden, sondern viel mehr, wie man dieser Arbeit entnehmen kann, um eine eigene Umsetzung, bei der die Instrumente sowie Gestaltung dieser Städte merklich von anderen Realisierungen unterscheidet und zu Entstehung der französischen villes nouvelles (etwas wie eine appellation d’origine) geführt hat. Die Unterschiede zu den new towns in Großbritannien oder sozialistische Stadt in der Sowjetunion, oder andere Formen in Ägypten, Brasilien, Skandinavien oder den Vereinigten Staaten sind vorgegeben. Dass die Planung aller dieser „neuen Städte" weltweit von bestimmten Ideen oder Theorien nachhaltig beeinflusst wurde, kann man weiter in diesem Kapitel verfolgen.

Nach dem DICTIONNAIRE DE L’URBANISME ET DE L’AMÉNAGEMENT als ville

nouvelle gilt „die geplante Stadt, deren Realisierung von der öffentlichen Hand im vorgegebenen Rahmen einer Raumordnungspolitik durchgeführt wird“ (MERLIN P. & F. CHOAY, 2000, S. 886).

Die villes nouvelles waren „konzeptionell sehr stark von den new towns in Großbritannien und den neugegründeten Städten in Skandinavien beeinflusst“ (PIERRE MERLIN, 1997, S. 11). Auch in Planungen in der Sowjetunion hatten die französischen Planer einen Blick hineingeworfen. Der gemeinsame Nenner mit der letzteren war die Industrialisierung, die Bildung von neuen Industriestandorten und gleichzeitig neue integrierte städtebauliche Konzepte gefordert hat.

In Frankreich ist nicht nur die Industrialisierung später als in den anderen westeuropäischen und nordamerikanischen Ländern eingetroffen, sondern leider auch die Erkenntnis, eine umfassende Raum- und Stadtplanung zu betreiben. Besonders in der Pariser Agglomeration haben fundamentale Fehlplanungen, nicht zuletzt die sog. grands ensembles, teilweise die Situation irreversibel gemacht und konnten diesem Übel spätere „klügere“ (das bleibt noch zu verifizieren) Planungen, wie die der villes nouvelles wenig wieder gut machen.

1.2 Stadtneugründungen vor der Industrialisierung

MERLIN2 bemerkt, dass es „sinnlos sei die Frage zu

beantworten, ob die industrielle Revolution die Entwicklung der Transportmittel gefördert hat oder ob es umgekehrt war“. Die Transporte, und alles was sie erst ermöglichen, spielten schon damals eine wichtige Rolle für die zentralen Orte bzw. Großstädte.

Schon in der Antike, als das Schiff das effektivste Transportmittel war, kann im europäischen Raum beobachtet werden, dass bei den Stadtneugründungen (Alexandria, Milet, Marseille, Neapel, Bergen, u.v.a.) vor allem die Meeresnähe

eine große Rolle spielte. Später haben die Römer entlang von topographisch günstig gelegenen Wegen sowie in strategisch wichtigen Punkten neue Siedlungen oder Städte (Köln, Lutetia, Trier, Dijon, Timgad, u.v.a.) angelegt. Aber auch nach der Christianisierung besonders im Mittelalter (Santiago de Compostela, Reims, Tours, Arras, u.v.a.) erfolgten

Stadtgründungen3 an verkehrsgünstigen Lagen, auch wenn sie in

religiösen Faktoren begründet waren, dabei stellten Wegeverbindungen und Zentralität eine große Rolle dar. Die Machtverhältnisse (Mannheim, Versailles, Karlsruhe, St. Petersburg, u.v.a.) oder der Handel (Hansestädte, Troyes etc.) haben ebenfalls zu Stadtneugründungen geführt, dabei spielte noch einmal Prosperität und Zentralität den ausschlaggebenden Faktor.

Aber die heute noch aktuelleren Städtegründungen in den sog. Entwicklungsländern wie in Ägypten, Indien und China (u.a.) oder der Bau von Hauptstädten wie Washington, Brasilia in Amerika, Abuja in Nigeria, Canberra in Australien, auch wenn sie aus verschiedenen Gründen stattfanden, sind ein Beweis dafür, dass es in allen Geschichtsphasen „neue Städte“ gab, und die globale Weltbevölkerungsentwicklung betrachtend, dass weitere „neue Städte“ geplant werden müssen.

1.3 Die Stadtutopien des 19./20. Jahrhunderts Die Industrialisierung hat auch zu einer Beschleunigung oder sogar zu einer noch nie da gewesenen Verstädterung geführt, deren Hauptmerkmal „die massenhafte Landflucht von weiten Landesteilen auf einige wenige Städte“ (DICTIONNAIRE DE L’URBANISME ET DE L’AMÉNAGEMENT, 2000, S. 502) war, die „sehr oft keine ausreichende Infrastruktur (Wohnungen, Verkehr, Erholung, Hygiene) besaßen“ (STEINBERG J., 1981, S. 16). Das hat zu einer hohen Verdichtung geführt und zu provisorischen Lösungen, die

in vielen Vierteln die lange schon existierenden gesundheitsschädigenden Zustände verschlimmert haben. In den größten Städten der damaligen Zeit, Paris und London, aber auch in vielen anderen Städten mit hohem Anteil an (Schwer)Industrie, ist diese Situation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unerträglich geworden.

Weil es vorher noch nie in solchen Maßen eine akute Notwendigkeit für weitreichende raumordnerische und stadtplanerische Maßnamen gab, haben die darauffolgenden Jahrzehnte „zur Entstehung eines institutionellen Städtebaus“ (MERLIN P., 1991, S. 26) geführt. Die Spanne der Vorschläge, die

von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen wie Politikern, Stadtplanern, Medizinern, Intellektuellen und Kirchen4 kamen, reichte von partiellen Lösungen bis hin zu radikalen utopischen Gesellschaftsreformen.

Relativ früh im 19. Jahrhundert gab es die sogenannten (Vor)Denker, die ihre Utopien, Entwürfe und Modelle für die zukünftigen Lebensräume bzw. Städte vorstellten. Bekannteste Beispiele sind das Modell der phalanstères von CHARLES FOURIER5 und die Kritik der industriellen Stadt bzw. kapitalistischen Gesellschaft von MARX und ENGELS.

Mit „Ildefonso Cerda (TEORIA GENERAL DE LA URBANIZACIÓN, 1867) in

Barcelona in erster Linie“ (CHOAY F., 1980, S. 285), und „Georges Haussmann unter Anleitung von Napoleon III in Paris gab es die ersten Stadtplaner, die im größeren Radius“ (DICTIONNAIRE DE L’URBANISME ET DE L’AMÉNAGEMENT, 2000, S. 623) geplant haben. Sie haben auf die gestellten Problemen konkrete, realisierbare Lösungen und praktische Anwendungen geboten. Diese Planungen waren jedoch nur „solitäre technische Maßnahmen, die einerseits das Bild der Städte verschönern aber andererseits aus strategischen Gründen die Straßen verbreitern sollten“ (MERLIN

P., 1989B, S. 57) und können nicht als wirkliche reformerische Ansätze charakterisiert werden.

Der Durchbruch konnte erst in den Anfängen des 20. Jh. erfolgen. „Ab diesem Zeitpunkt beginnt die eigentliche Geschichte der new towns oder villes nouvelles oder sogar des Städtebaus“ (EBD., S. 57).

Als Geburt der modernen Stadtplanung gilt die Gartenstadtidee von Ebenezer Howard, der mit dem Buch TOMORROW: A PEACEFUL PATH TO REAL REFORM (1898) ein umfassendes Konzept für eine menschlichere Stadtgestaltung6 vorstellt hat. Es folgte 1902 das Buch GARDEN CITIES OF TOMORROW, in dem es weitere Konkretisierungen dieser Idee gab (Abb. 1.1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: “Tomorrow: a peaceful path to real reform“ (1898)

ABB. 1.1: SKIZZEN VON E. HOWARD FÜR DIE GARTENSTÄDTE

Die wichtigsten Merkmale bzw. Vorschläge von Howard für diese Gartenstädte kann man auf die folgenden Punkte konzentrieren:

- der Standort sollte auf dem Lande sein, möglichst fern von Großstädten
- die Einwohnerzahl soll für die zentraleren Gartenstädte nicht die 50.000 übersteigen, sonst sollen sie unter 30.000 bleiben
- sie sollen autark sein, mit eigenen Dienstleistungseineinrichtungen und Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten au s dem dafür vorgesehenen Umkreis ( green belt )
- in großen Parzellen (200-250 m²) sollte eine hohe Verdichtung bezweckt werden, damit ein urbaner Charakter entsteht
- großzügige Alleen mit Handelseinrichtungen sollten auf das Stadtzentrum konzentrierten Boulevards ankreuzen
- im Zentrum sollen alle notwendigen städtischen Einrichtungen (Rathaus, Theater, Museen, Gericht u.a.) umgeben von einer großen Parkanlage platziert sein
- an der Peripherie soll die Industrie und die Eisenbahnanschluss angesiedelt werden

Aber Howard hat nicht nur Theorien oder Entwürfe veröffentlicht, er hat sie auch verteidigt und vorangetrieben. Seine Idee hat international innerhalb kürzester Zeit viele Anhänger gewonnen, ausgedrückt vor allem durch „die Gründung von Gartenstadt-Gesellschaften, wie die société française des cités jardins, die 1903 etwa vier Jahre später als die britische Garden Cities Association gegründet wurde“ (MERLIN P., 1997, S. 7). Auch wenn seine Vorschläge manchmal unrealistisch und leichtfertig waren ( E. Howard war kein Stadtplaner), haben seine Ideen und Ausführungen die damaligen und nachfolgenden Stadtplaner geprägt.

In der Realisierung der ersten Gartenstadt Letchworth 65km nördlich von London konnte die Idee schon 1903 erprobt werden. Nach dieser Umsetzung und der Unterstützung bekannter Architekten aus der Zeit wie Raymond Unwin, Barry Parker, Louis de Soissons u.a. konnte nicht nur Welwyn Garden City, diesmal 40km von London, als zweite Gartenstadt realisiert werden, sondern es ließ sich auch der Einfluss dieser Idee auf die gesamte Stadt- sowie Stadteilplanung erkennen. So konnte sich in Großbritannien allmählich eine institutionalisierte methodische Stadtplanung etablieren. Mit der Beauftragung von Patrick Abercrombie, Stadtplaner der

Garden Cities and Town Planning Association, einen Greater London Plan zu erstellen, wurde auf der Basis der Gartenstadtidee die Entstehung der new towns eingeleitet (MERLIN P. & P. GUERTIN, 1967, S. 94).

Die Gartenstadtidee war aber nicht die einzige Reform, die nachhaltig die zukünftige Stadtplanung beeinflusst hat. Ungefähr gleichzeitig formte sich im Jahre 1904 die Idee der Cité industrielle von Tony Garnier. Seine Hauptvorschläge waren „eine Funktionstrennung, die Benutzung des Beton als Baumaterial, die Standardisierung der Gebäude sowie die Schaffung von Grünflächen“ (GARNIER T., 1917, S. 5FF.). Diese Idee ist weltweit auf eine große Resonanz gestoßen, so dass sie namhafte Architekten wie Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Cornelius Van Eesteren, Jacobus Oud, Gerrit Rietveld, Charles-Edouard Jeanneret alias Le Corbusier, Jose Luis Sert, Lucio Costa (u.a.) für sich gewinnen konnte. Sie haben sich zusammengeschlossen und das Congrès internationaux d’Architecture moderne (CIAM) gegründet. Diese Bewegung hat die Durchsetzung ihrer Vorstellungen in der Charta von Athen beim 4. Kongress im Jahre 1933 erreicht. „Die Charta von Athen gilt heute noch als eine der wichtigsten Stationen der modernen Stadtplanung, weil zum ersten Mal Grundlagen für eine menschenfreundlichere Stadtplanung auf ein Papier gebracht wurden“ (DICTIONNAIRE DE L’URBANISME ET DE L’AMÉNAGEMENT, 2000, S. 156). Ihre Innovation war insbesondere die Trennung der vier Grundfunktionen Wohnen, Arbeiten, Verkehr und Freizeit, die nicht nur die Stadtplanung bis in den 1960er und 1970er Jahren hinein stark dominiert hat, sondern weil sie sie heute immer noch prägt.

Die beiden vorgenannten Reformansätze haben vielen Staaten ein Instrument für eine umfassende und koordinierende Stadtplanung geboten. Meistens wurde sie „den jeweiligen nationalen und wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst, so dass nachfolgend viele gemischte Formen entstanden sind“ (DICTIONNAIRE DE L’URBANISME ET DE L’AMÉNAGEMENT, 2000, S. 365).

Die Bevölkerungsentwicklung vor und zwischen den beiden Weltkriegen hat die Notwendigkeit einer methodischen Raumordnung und Stadtplanung verstärkt. Ein Aspekt davon war die massenhafte Land-Stadt-Flucht in zahlreichen europäischen Ländern, die einen enormen Bedarf an Wohnungen in den Großstädten verursacht hat. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 hat solche städtebaulichen Experimente vorerst gebremst, dennoch die Ideen und vorhandenen Anregungen der vergangenen Jahrzehnte haben sich bewährt und stellten ein aufbaufähiges Instrumentarium für die weitere Entwicklung der modernen Stadtplanung.

In direktem Zusammenhang mit dem Thema dieser Arbeit sind die daraus entwickelten Modelle in anderen Ländern erwähnenswert. In Schweden, wo die auf Freiwilligkeit basierende Raumordnung eine lange Tradition hat, konnten die Prinzipien der Gartenstädte in starkem Maße mit einfließen. Auf einer solchen Basis hat man „die Gründung von Sattelitenstädten und selbständigen Stadtquartieren für Stockholm, aber auch für andere Städte geplant“ (VOLDMAN D., 1990 S. 23). Eine ähnliche Umsetzung fand auch in den Niederlanden für die neuen Stadtteile von Amsterdam sowie für die neuen Städte Zoetermeer und Lelystad oder in Finnland für Tapiola statt. In allen diesen Modellen sind die „Aspekte Verkehr (vor allem über die Schiene), Wohnpolitik und Infrastrukturplanung eng miteinander verzahnt“ (MERLIN P., 1997, S.25). Also finden umfassende raum- und disziplinübergreifende Planungen statt. Die neuen Städte in der Sowjetunion sind stark mit der Idee der industriellen Entwicklung des Landes verbunden. Diese, in der Stadtgeografie als sozialistische Städte bezeichnet, waren ein Produkt der durch die Raumordnung geförderten rückständigen Gebiete unter vollständiger Staatregie, die gleichzeitig eine koordinierende Stadtplanung sowie die Industrialisierung, auf Effektivität ausgerichtet, miteinander verknüpfte (ENCYCLOPEDIA OF URBAN PLANNING, 1974, S. 1145FF.). Ein Modell, das auch in anderen Osteuropäischen

Ländern vor allem in Polen und Ungarn, auch wenn etwas bescheidener, Nachahmung fand (MERLIN P., 1970, S. 40; FOURQUIER A. &

J. FOURQUIER, 1970, S. 104).

In Frankreich dagegen hat dieser Prozess relativ später eingesetzt. Ein Grund war sicherlich „die Entwicklung der Städte in Frankreich, die in den letzten 200 Jahren, anders verlaufen war als in den anderen europäischen Ländern“ (PLETSCH A., 1983, S. 425). Den größten Teil der Landflucht hat die Région Parisienne aufgenommen. In den darauffolgenden Kapiteln kann man diese Entwicklung für Frankreich ganz genau beobachten und feststellen. Jedoch sind im Sinne der Gartenstadtbewegung zwischen den beiden Weltkriegen auch in Frankreich und insbesondere um Paris zahlreiche Stadtteile, die sogenannten cites-jardins und die

banlieues-jardins 7 entstanden. (VOLDMAN D., 1990 S. 19).

1.4 Entwicklungen nach 1946

Der zweite Weltkrieg hat, jedoch für eine kurze Zeit, Pläne und Realisierungen aufs Eis gelegt. Auch kurz danach war der Sanierungs- und Instandsetzungsbedarf größer und notwendiger als eine Neuplanung. Dazu kommt, dass die Finanzmittel für solche Projekte sehr knapp waren. Langsam mit dem Wiederaufbau und der voranschreitenden Industrialisierung wurden großflächige Planungen erst möglich.

Nach dem 2. Weltkrieg wollte man in Großbritannien die

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten8

Commission Reith wurde 1946 der New Towns Act verabschiedet (ENCYCLOPEDIA OF URBAN PLANNING, 1974, S. 731). Zwischen 1947 und 1955 wurde die erste Generation von vierzehn new

die Konzentration von Industrieanlagen und Siedlungen, eine leichte Zielscheibe für den Feind sein konnte.

towns realisiert9. Ende der 1950er und in den 1960er Jahren sollten dreißig andere dazukommen. Es wurde vorgeschlagen, die Einwohnerzahl der new towns zwischen 25.000 und 60.000 zu begrenzen. Das Anfangsziel von 50.000 Einwohnern wurde in den meisten Fallen übertroffen. Heute gelten die new towns als moderne teilweise eigenständige Städte, die nachhaltig London entlasten, aber gleichzeitig bei dessen Entwicklung geholfen haben (EBD., S. 733FF.).

Diese Kontinuität, so wie sie in Großbritannien oder in den skandinavischen Ländern vorhanden war, fehlte in Frankreich und insbesondere in der Région Parisienne gänzlich. Das Wachstum von Paris, wie man später sehen wird, hatte mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, hat es aber bereits am Anfang nicht geschafft, der anarchischen Besiedlung eine koordinierte und gleichmäßige Entwicklung entgegen zu setzen. Oft wurden Gesetze ignoriert oder umgangen, und nicht selten waren sie unvollständig und mit viel Interpretationsfreiheit für die verschiedenen Instanzen oder selbst die Betroffenen. Das wird näher in den nächsten Kapiteln angegangen.

Interessant ist auch die Betrachtung des Phänomens weltweit. Nach Erhebungen der VEREINIGTEN NATIONEN für die sog. Entwicklungsländer lebten 1920 nur 14% der Weltbevölkerung in Orten mit mehr als 20.000 Einwohnern, während sich diese Zahl 1960 bereits auf 25% und im Jahre 2000 auf 47% erhöht hat (URBAN21, 2000). Also, diese Problematik ist für viele Länder noch aktuell. Leider fehlen auch dort momentan die Mittel und das Fachwissen für eine langfristige Stadtplanung, die die Bedürfnisse ihrer Stadtbewohner berücksichtigen und befriedigen kann. Die globalen Konferenzen zum Städtebau machen auf diese Notwendigkeit aufmerksam.

Das, was sich radikal geändert hat, sind heute die Dimensionen des Problems. Das Phänomen Stadt und deren Wandel ist heute mit der weltweit stattgefundenen - und der noch fortschreitenden - Verstädterung eine facettenreichere Problematik geworden. Die Größe, die Zahlen, die Auswirkungen und die Merkmale sind verheerender denn je. In den Städten stecken heute viel komplexere Mechanismen und spannungsreichere Beziehungsgeflechte als früher.

Mit der stattfindenden Globalisierung werden neue Städtesysteme geschaffen, was einerseits eine weltweite Angleichung von Lebensweisen, andererseits die Herausbildung von sehr unterschiedlichen sozialen Gefügen innerhalb der Städte zur Folge hat (SASSEN S., 1998, S. 10FF.).

Ob dieses Phänomen auch in den villes nouvelles bzw. in der Région Parisienne aufgetreten ist oder eine solche Tendenz sich abzeichnet, wird bei der Behandlung des Beispielfalles im Kapitel 5 untersucht.

Kapitel 2 : Die Realisierung der villes nouvelles in Frankreich

2.1 Allgemeines

In diesem Kapitel wird die Raumordnung und wie sich die villes nouvelles in die französische nationale Raumordnungspolitik einfügen angegangen. Darüber hinaus werden die Eigendynamik dieser Planung und die unterschiedlichen Entwicklungsstufen sowie ihre Realisierung vorgestellt.

Nachdem die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg kurz erläutert worden ist, bilden nun die darauf folgenden Entwicklungen einen Schwerpunkt, weil diese Zeit, die sog. fünfte Republik, als der Beginn einer neuen Politik, darunter auch in der Raumordnung und Stadtplanung, angenommen werden kann. Eine Sonderstellung der Entwicklungen vor dem Ersten Weltkrieg bleibt jedoch unumgänglich, weil während dieser Zeit die ersten Anzeichen und Vorschläge seitens mehrerer Akteure zu finden sind. Die tiefgreifendsten Entwicklungen rücken hauptsächlich die Région Parisienne in den Vordergrund, derer Vormachtstellung bis in die 1980er Jahren trotz gegenläufiger Bemühungen noch weiter ausgebaut wurde, ausgedrückt von einer wahren Zuwanderung sowohl von Menschen als auch von politischen, administrativen, kulturellen und ökonomischen Funktionen.

Dieser Gegensatz zwischen Paris und der Provinz fand seinen Ausschlag im Buch von Jean-Fracois GRAVIER, „PARIS ET LE DÉSERT FRANÇAIS“ (1946 UND NEUAUSGABE 1958), das sehr zutreffend die damalige - und die abzuzeichnende - Situation beschreibt. Aus diesem Grund ist es auch schwierig die Gesamtentwicklung der französischen Stadtplanung von den gesamtstaatlichen Planungen zu trennen. Die französische Hauptstadt hat besonders nach dem Zweiten Weltkrieg eine herausragende Rolle

gespielt und war der Mittelpunkt umfangreicher planerischen Maßnahmen. Die zentralistische Verwaltungsstruktur, die schon Jahrhunderte zuvor existierte, hat bis in die 1980er Jahren unangefochten alle Planungen im französischen Territorium dirigiert.

2.2 Die Raumordnung und Stadtplanung in Frankreich

Eine Trennung der Stadtplanung von der nationalen Raumordnung (aménagement du territoire)10 schien in Frankreich für einen langen Zeitraum fehl am Platz. Die Initiative bzw. Einmischung des Elysée-Palasts oder der Regierung (und die von ihr kontrollierten Institutionen) bei allen großflächigen Planungen besonders in der Région Parisienne und im französischen Territorium waren und sind, im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland, immer noch an der Tagesordnung.

Jedoch hatte man erst seit Gründung der fünften Republik, und anfangs insbesondere Präsident Charles De Gaulle versucht langfristig eine konsequente Raumordnungspolitik umzusetzen. Gegenüber der langfristigen Konzeption des aménagement du territoire hat sich der Plan de développement économique et social (kurz: Plan)11 mit einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren, also einen mittelfristigen Charakter hinzugefügt. Somit „stellt einerseits ein aménagement du territoire eine vorwiegend raumbezogene, ein Plan dagegen

eine zeitbezogene Planung der Entwicklung des Landes dar“ (THUMM U., 1968, S. 17; DICTIONNAIRE DE L’URBANISME ET DE L’AMÉNAGEMENT, 2000, S. 619).

„Raumordnung“ verwenden (VGL. EUROPA-GLOSSAR DER RECHTS- UND VERWALTUNGSSPRACHE. BD. 9: RAUMORDNUNG, RDNR. 1, S. 41).

I er Plan (Monnet) von 1946 bis 1953, IVe Plan (Masset) von 1965 bis 1969 u.a.

Seit den 1950er Jahren gehört es zu den Aufgaben der Politik des aménagement du territoire den unaufhaltsamen Prozess der Wasserkopfbildung um Paris 12 einzudämmen, und das wirtschaftliche, administrative und intellektuelle Potential gleichermaßen auf das ganze Land zu verteilen. Dazu bot sich in erster Linie „eine Verstärkung der städtischen Strukturen des Landes an, um mit Hilfe von leistungsfähigen Zentren, die

möglichst gleichmäßig über das Territorium verteilt sind, um der Anziehungskraft der Metropole Paris entgegenzuwirken“ (MONOD J. & P. DE CASTELBAJAC, 2001, S. 24FF.), und gleichzeitig den allgemeinen Trend der Verstädterung da aufzufangen, wo er in der Provinz entsteht. „Im Jahre 1950 nach Initiative des damaligen Ministers Eugène Claudius-Petit wurde der erste Plan National d’aménagement du territoire vorgestellt und verabschiedet“ (DICTIONNAIRE DE L’URBANISME ET DE L’AMÉNAGEMENT, 2000, S. 38).

Die Gründung von DATAR (Délégation à l’Aménagement du Territoire et à l’Action Régionale)im Jahre 1963 sollte vor allem in diese Richtung weisen. Sie sollte vor allem „die Dezentralisierungspolitik für die Industrie, und später die Dienstleistungen, die Durchsetzung von schémas directeurs für große Einrichtungen (Infrastruktur, Hochschulen und Forschung) sowie die Erarbeitung eines schéma général d’aménagement de la France (SESAME) voranbringen“ (EBD., S. 39). Der Begriff der Inderdisziplinparität sollte mit diesem interministeriellen Ausschuss, der dem Premier Ministre zugeordnet war, zum Ausdruck kommen. Die Praxis

sah jedoch anders aus und DATAR hat es nie richtig geschafft mit ihren fachbezogenen commissaires (Fachausschüsse) diese Raumordnungspolitik erfolgreich durchzusetzen. Die verschiedenen beteiligten Ministerien waren oft nicht willig, Zuständigkeiten abzugeben, und haben die Arbeit der Fachausschusse entweder völlig blockiert oder so erschwert, dass es zu faulen Kompromissen kam. Außerdem waren die finanziellen Mittel begrenzt, und blieb die Rolle von DATAR auf einige wenige Aufgaben wie die Wirtschaftsförderung benachteiligter Gebiete begrenzt. Die zur Verfügung stehenden Finanzmittel überstiegen nie 2% der öffentlichen Investitionen, und aktuell (2000) liegen sie sogar unter 0,5%. Ihr wurden schließlich einzelne Projekte wie die Förderung strukturell schwacher Bergregionen (z.B. Auvergne) oder die touristische Erschließung (z.B. Languedoc) zugeteilt. In den letzten 20 Jahren musste sie an verschiedenen Ministerien immer wieder neu untergeordnet werden, so dass mit der Zeit ihr interministerieller Charakter verloren ging (MONOD J. & P. DE CASTELBAJAC, 2001, S. 32FF.). Der Staat, und insbesondere die einzelnen Ministerien, waren stets die Hauptträger eigener raumordnerischer und stadtplanerischer Aufgaben. Sie gewährleisteten deren Planung, Finanzierung und Umsetzung lange Zeit im Alleingang,

d.h. ohne Beteiligung und Mitbestimmung der Gemeinden, die vorerst an ihren begrenzten finanziellen Möglichkeiten scheitern mussten. Die finanziellen Mittel der Gemeinden, die sie direkt erwirtschafteten, machten in den 1960er Jahren gerade 5% der BIP-Einnahmen aus. Auch die in der Verfassung vorgeschriebene Selbstverwaltung blieb nur Theorie. Noch fehlten mittlere Instanzen, wie die Regionen oder die Départments, oder waren zu schwach, um insbesondere bei großflächigen interkommunalen Planungen effektiv eine Rolle spielen zu können. Der Zentralstaat hatte immer noch über die Dienstaufsicht des Préfet, die Schaffung von technischen sowie juristischen Auflagen und die finanziellen Instrumente einen entscheidenden Einfluss auf die regionalen/lokalen Planungen ausgeübt.

Eine Dezentralisierungspolitik, die einerseits die Stärkung und Unabhängigkeit der Gemeinden und der Département s13 sowie andererseits die Gründung von neuen Raumeinheiten wie der Regionen festschreibt, durfte erst nach viel Polemik in den 1970er Jahren eingeleitet werden. Erst ein Jahrzehnt später sollten diese Instanzen eine wahre Existenzberechtigung und weitgehende Zuständigkeiten eingeräumt werden. Das loi Defferre 14 von 1982 hat die Grundlage für die Gebietsreformen in Frankreich geschaffen. Den neu geschaffenen15 Regionen war damit eine weitreichende politische und finanzielle Autonomie zugesprochen worden. Die Regionen bekamen Mitspracherecht und durften mit den contrats die Weichen für langfristige gemeinsame Planungen stellen, die meistens gemeinsamen Interessen von Region und Staat dienten. Die contrats sind das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem Préfet und dem conseil régional 16, die von den zuständigen Ministerien übernommen werden, die ihrerseits dann deren ausgehandelte Finanzierung17 gewährleisten.

Für die Gemeinden bedeutete dies ebenfalls nicht nur neue Zuständigkeiten (permis de construire, plan d’occupation des sols), die ihnen von nun an erlaubten in ihrem Gebiet frei zu planen (MONOD J. & P. DE CASTELBAJAC, 2001, S.

€ 6,9 Mrd.) seitens der Europäischen Union vorgesehen.

36), sondern auch finanzielle Instrumente wie Freiheit lokaler Steuererhebung, auch wenn sie vorerst begrenzt war. Darüber hinaus konnten sie über öffentliche Investitionen entscheiden, die dann vom Staat oder den Département s mitfinanziert werden konnten.

Eine der „wichtigsten Elemente der französischen Raumordnung ist die Verbesserung des Lebensrahmens (cadre de vie) der Bevölkerung“ (VII PLAN, 1976-1980, S. 45), tritt jedoch anders als in der Bundesrepublik Deutschland (siehe Bundesraumordnungs- programm) nicht als ein geschlossener Plan oder Programm zu Tage (SCHILLY J., 1989, S. 10). Als ein Beispiel einer ausformulierten Gesetzesgrundlage gilt, der CODE D’URBANISME, der mit dem ART. 110 eine allgemeine Zielsetzung von Raumordnung und Stadtplanung formuliert. Darin ist „das französische Territorium ein gemeinsames Gut der Nation. Jeder öffentliche Träger ist, innerhalb seiner Kompetenzen, dessen Verwalter und Garant. Sie fördern, ohne Diskriminierung der heutigen und künftigen Einwohner die Gestaltung des Lebensrahmens, die Sicherung von Lebens- sowie Arbeitsbedingungen, von Dienstleistungen und von der Verkehrsteilnahme. Entsprechend den vielfältigen Bedürfnissen und Ressourcen, durch eine schonende Bodennutzung, die Sicherung der natürlichen Umwelt und Landschaft, somit die öffentliche Sicherheit und Gesundheitspflege, die Förderung der Gleichheit der Bevölkerung in den städtischen sowie in den ländlichen Räumen gewährleisten wird. Die öffentlichen Träger sind zuständig für die Anpassung, im Einklang einer wechselseitigen Selbstbestimmung sowie die Voraussicht und Entscheidung der Raumnutzung“.

Aktuell hat auch der Conseil Regional d’Île-de-France das aménagement du territoire zu seinen Hauptaufgaben gemacht. Der Conseil économique et social régional (CESR), die acht Départments der Région Parisienne und die

interkommunalen Verbände beauftragten die Erarbeitung von Schém a directeur locaux (PREFECTURE DE LA REGION DE L’ILE-DE-FRANCE, SDRIF, 1994). Oft bilden sich Konflikte zwischen der staatlichen Planung und die Planungsebenen (Région s, communes), aber auch auf der gleichen Ebene, wie die langjährigen Konkurrenz zwischen der ville de Paris und der umgebenden Gemeinden der petite couronne, die lange Zeit

auch ideologisch18 bedingt war. Dazu kommen heute die

Konflikte zwischen den S yndicats d’agglomération, den Conseil régional oder Planungsämter der Département s mit der DATAR. So werden „Planungen aufgegeben oder erschwert, weil einerseits DATAR die Deindustrialisierung an der Île- de-France fördert und andererseits der Conseil régional d’Île-de-France für die Standortsicherung arbeitet, weil er die Dezentralisierungspolitik heute als anachronistisch betrachtet“ (CONSEIL REGIONAL ÎLE-DEFRANCE, 1991, S. 29).

2.2.1 Die Aufgaben

„Zu den drängenden Problemen, denen sich die Politik des aménagement du territoire gegenüber stand, gehörten diejenigen, die aus der rapiden Zunahme der in den städtischen Agglomerationen lebenden Bevölkerung erwachsen sind“ (SCHILLY J., 1980, S. 11). Die Industrialisierung hat das Wachstum vieler Städte in Frankreich beschleunigt, entsprechend verheerend waren die Landflucht und die Wüstungen in den ländlichen Regionen.

In den Anfängen der industriellen Revolution war Paris mit

600.000 Einwohnern (1800) hinter London, das 850.000 Einwohner hatte, eine der größten Städte der Welt. Frankreich hatte aber damals schon insgesamt 29 Mio. Einwohner (im Gegensatz zu Großbritannien, dass nur 9 Mio. hatte). „Die Bevölkerungsentwicklung im 19. Jh. ist jedoch in Frankreich anders verlaufen als in anderen europäischen Ländern.

Frankreich nahm in Europa eine Sonderstellung ein“ (PLETSCH A., 1983, S. 426). Die Stagnation des 19. Jahrhunderts, und sogar der Rückgang zwischen 1931 und 1940, wird nach dem Zweiten Weltkrieg von einem sehr hohen Bevölkerungswachstum19 mit den höchsten Geburtenzahlen20 in Europa abgelöst. Die gleichzeitige Land-Stadt-Wanderung und die Einwanderung aus den ehemaligen Kolonien21 haben das Problem der Unterkunft besonders in den Städten weiterhin verschärft. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war der Agrarsektor dominant. Die

Industrieproduktion lag 1947 unter dem Niveau von 1913. Erst danach ist eine Wirtschaftspolitik angewendet worden, die die Industrialisierung als vorrangiges Ziel einräumte. So ist die Industrieproduktion bis 1966 um ein vielfaches (3,5 mal) gewachsen.

Der Grund für die Landflucht war aber nicht nur wirtschaftlicher Art wie der Wegfall von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft, sondern auch die Unterschiede im Lebensstandard, die Verkehrsverbindungen oder die Ausstattung der Wohnungen, sowie eine mangelnde Versorgung mit öffentlichen und privaten Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie weiterführende Schulen, Krankenhäuser, Einkaufsmöglichkeiten, kulturelle Einrichtungen u.a. in der Provinz (MERLIN P., 1971, S. 41FF.).

Die Urbanisierungsquote lag noch Mitte der 1950er bei 53%, stieg sie innerhalb eines Jahrzehntes auf 70%. Diese rapide Entwicklung war insbesondere in der Région Parisienne der Auslöser eines entsprechend hohen Urbanisierungsgrades. Der Bevölkerungsanteil der Région Parisienne (ab 1976 Île-de- France) ist von 16,2% (1936) über 17,1% (1954) und 18,2%

ins Mutterland davon 227.000 in die Région Parisienne zurück. Seit 1962 waren es erneut 800.000 (davon allein 500.000 im Jahre 1962).

(1962) auf 18,6% (1968) gewachsen. Heute (1999) liegt er bei 18,7% (ZENSUS VON INSTITUT NATIONALE DE LA STATISTIQUE ET DES ÉTUDES

ÉCONOMIQUES VON 1999, 2000). Weiterhin trotz Dezentralisierungs- maßnahmen bildet die Région Parisienne eine Einwanderungsregion, besonders für Ausländer und junge Menschen.

Eine wichtige aktuelle Entwicklung ist deshalb die Bevölkerungszusammensetzung in der Île-de-France. Die Zuwanderung von hauptsächlich jüngeren Menschen, das hohe natürliche Bevölkerungswachstum und die Abwanderung älterer Menschen hat eine Verjüngung der Bevölkerung in der Île-de- France verursacht. Vor allem in den Banlieues von Paris ist der Anteil der jungen Menschen überdurchschnittlich hoch.

Die Regierungen der letzten Jahren (vor allem die von L. Jospin) haben mit einer Reihe von Programmen und Gesetzen versucht das Problem der Jugendarbeitslosigkeit, dass besonders in den Banlieues von großen Städten ein akutes Problem ist, in Griff zu bekommen.

2.2.2 Entwicklung in der Région Parisienne

Schon im 19. Jh. hatte Paris (intramuros) innerhalb von 60 Jahren von 1806 bis 1866 ein Wachstum um eine Million Einwohner zu verzeichnen. Darauf folgend hat sich dieses Wachstum weiterhin beschleunigt. Innerhalb von 40 Jahren (1866-1906) kam 1 Mio. dazu. Damit ist Paris von 1,8 Mio. Einwohner im Jahre 1866 auf durchschnittlich 2,8 Mio. (+65%) in der ersten Hälfte des 20. Jh. gewachsen. Das Maximum wurde im Jahre 1921 erreicht als 2,9 Mio. Menschen in der Stadt lebten. Das Wachstum der Vororte (petite und grande couronne) war noch eklatanter. Lebten dort im Jahre 1861 rd. 1,1 Mio. Menschen, waren es hundert Jahre später 4,5 Mio. mehr (STEINBERG J., 1981, S. 14). Eine weitere Million kam fast ausschließlich in die petite couronne zwischen 1962 and 1968 (siehe Tab. 1.1) hinzu.

Diese rasante Entwicklung war für die Stadt nicht zu verkraften. Es hatte sich zum Teil eine vergleichbare Situation, wie die Verslummung in vielen Schwelleländern heute, gebildet. Über die unmenschlichen Lebens- und Arbeitsverhältnisse im damaligen Paris wird sehr plastisch und zutreffend in der zeitgenossischen Literatur and Publizistik, darunter in mehreren Romanen von Guy de Maupassant, Emile Zola oder Victor Hugo berichtet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Atlas de Paris et de la Région Parisienne – INSEE

TAB. 1.1: DIE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER GROSSREGION PARIS SEIT 1801

Der Staatsapparat musste in vielen Fällen auf dieser unkontrollierten Situation nur reagieren. Dabei hatte man immer versucht im nachhinein mit operativen Lösungen dieses Wachstum à la tâche d’huile 22 zu begleiten. Es fehlten jedoch die auf Langfristigkeit basierenden, vorausschauenden planerischen Maßnahmen. Schon Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. hat man versucht mit zwei Gesetzen, das von 1894 im loi

Siegfried und später von 1908 im loi Ribot, den Bau von Pavillons 23 voranzutreiben, um auf dieser Art den Privatbesitz für mittleren Klassen und die Arbeiter zu fördern.

Das OPDHBM (Office public départemental d’habitations à bon marché ) 24 de la Seine hat 12.000 Wohnungen in 15 Wohnsiedlungen (cités) fertiggestellt.

[...]


1 Beide werden hier synonym mit dem engl. Begriff town planning sowie dem frz. Urbanisme verwendet.

2 Er gilt als der Fachexperte zum Thema villes nouvelles und hat zahlreiche Werke und Bibliographien, die sich ausschließlich damit beschäftigen, veröffentlicht. Er ist Universitätsprofessor für Städtebau in Paris VIII und an der ENPC. Ein Interview mit ihm fand am 14. Januar 2002 statt.

3 Diese Städte waren meistens die aalten römischen Siedlungen, die ausgeweitet oder verdichtet wurden.

4 Es wird unterschieden in Vorurbanisten und Urbanisten, je nach dem, ob es sich um allgemeine Reformen in der gesamten Gesellschaft oder nur um Reformen in der Stadtplanung handelt.

5 „Phalanstères“ oder spottisch „famillenstères“, die zu den radikalsten

Konzepten gehörten und eine Stadtplanung mit einer aktiven Familienpolitik verknüpfte.

6 die Begriffe Städtebau oder Stadtplanung waren noch nicht im Gebrauch.

7 Anm. diese Terminologie stammt aus der damaligen Zeit.

8 Die Bombardierungen von London im zweiten Weltkrieg hatten gezeigt, wie

9 Acht für die Dezentralisation von London, vier in anderen Standorten, vor allem für die Schwerindustrie (Kohle, Stahl, u.a.), in England und Wales und zwei in Schottland.

10 Der Begriff wurde zum ersten Mal vom Ministre de la Reconstruction et de l’urbanisme Eugène Claudius-Petit im Jahre 1950 eingeführt. Es gibt verschiedene Auffassungen dieses Begriffs, aber allgemein nach Definition kann man diesen Begriff als Synonym zur deutschen

11 Die Plans existieren seit 1946. sie haben unterschiedliche Dauer, z.B.

12 Im Jahre 1960 lebten dort 18,2% der frz. Bevölkerung aber: 48% des Steueraufkommens, 40% der indirekten Steuer (MwSt., u.a.), 55% der Ingenieure, 52% der Schüler der Grands Écoles, 39% der hochrangigen und hochqualifizierten Angestellten u. Freiberufler, 38% der Telefoninhaber, 37% der Fernsehbesitzer, 65% der Forscher, 28% der Ärzte, 37% des Straßennetzes, 25% der Pkw-Besitzer, und darüber hinaus: 60% der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie, 50% in der Pharmaindustrie und 50% im Maschinenbau, die zu den gutbezahltesten gehören. 4o Jahren später hat sich einiges geändert, wie z.B. 18,6% der frz. Bevölkerung, 32% des Steueraufkommens, 33% der indirekten Steuer, 17% der Pkw-Besitzer, 23,5% der Ärzte, 8% des Straßennetzes, 45% der Forscher usw. (IAURIF - INSTITUT D’AMENAGEMENT ET D’URBANISME DE LA REGION D’ÎLE-DE-FRANCE, 2001).

13 Die Département s existieren schon seit 1791, hauptsächlich aus sicherheitspolitischen Motiven zur Kontrolle durch die Gendarmerie.

14 Gilles Defferre, Ministre de l’Intérieur et de la

Décentralisation. Oft werden in Frankreich Gesetze nach dem Initiator bzw. Minister genannt.

15 Teilweise wurden die Regionen auch auf der Basis alter historischen

Umrisse von Regionen wie die Bretagne, Elsass, Languedoc, Provence oder Korsika und teilweise nach dem Prinzip „ la ville fait la Région “, also als autarke Verwaltungseinheiten nach volkswirtschaftlichen Kriterien geschaffen.

16 Die assemblées régionales existieren schon seit rd. 25 Jahren,

hatten jedoch bis 1986 keine richtige legislative Funktion.

17 Zum Beispiel für die laufende Periode im Plan 2000 bis 2006 sind

somit 109 Mrd. FRF (rd. € 16,2 Mrd.) seitens des Staates, weitere 111 Mrd. FRF (rd. € 16,9 Mrd.) seitens der Regionen und rd. 45 Mrd. FRF (rd.

18 Sozialistische oder kommunistische maires in den Gemeinden der petites couronnes und der lange Zeit konservative Bürgermeister von Paris.

19 Die jährliche Steigerung betrug zwischen 1946 und 1954 1,18%, von 1954 bis 1962 1,15%, von 1962 bis 1968 1,16% und von 1968 bis 1975 0,95%. Danach ist sie sich stetig gesunken und liegt aktuell (1999) bei 0,25%.

20 Es wurde eine familienfreundliche Politik mit Steuervergünstigungen,

Fahrpreisermäßigungen, Wohngeldbezüge und Familienbeihilfen eingeführt.

21 Nur aus Nordafrika kamen zwischen 1955 und 1962 rd. 1,5 Mio. Franzosen

22 Wie ein Ölfleck, dass sich langsam aber kontinuierlich verbreitet.

23 Einzelhäuser mit sehr einfacher Ausstattung und bescheidener Größe.

24 Öffentliche Institution auf der Ebene der Départements, die für die

Planung, Bau und von Verwaltung günstigen Wohnungen und Häusern war.

Final del extracto de 161 páginas

Detalles

Título
Die Villes Nouvelles in der Île-de-France - Idee, Realisierung und Perspektiven - Beispielfall: Évry
Universidad
RWTH Aachen University  (Institut für Angewandte Geographie)
Calificación
2
Autor
Año
2003
Páginas
161
No. de catálogo
V12606
ISBN (Ebook)
9783638184489
Tamaño de fichero
8439 KB
Idioma
Alemán
Notas
Diese Arbeit wurde während eines Aufenthaltes in Paris im Rahmen des Austauschsprogramms ERASMUS/SOCRATES, vorbereitet, recherchiert und zum größten Teil fertiggestellt.
Palabras clave
Villes Nouvelles, Frankreich, Paris, Stadtplanung, Raumordnung, Urbanisme, New Towns, Neustädte, Ile-de-France, Evry, Stadtforschung, Stadtentwicklung
Citar trabajo
Theodoros Ioannidis (Autor), 2003, Die Villes Nouvelles in der Île-de-France - Idee, Realisierung und Perspektiven - Beispielfall: Évry, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12606

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