Nach dem zweiten Weltkrieg hat das deutsche Volk eine solche Katastrophe zu verkraften gehabt wie sie in der Geschichte ohne Beispiel ist. An dem Begriff Katastrophe scheiden sich jedoch heutzutage die Geister, man spricht stattdessen von Befreiung. Im Jahre 1945 konnten die Deutschen ihre Niederlage allerdings nicht so recht als Befreiung begreifen. Die Städte waren zerbombt, viele hatten ihre Heimat verlassen müssen und im Gegensatz zu den im Kriege von der Reichsregierung streng und effektiv rationierten Lebensmittelzuteilungen gab es nun großen Mangel an Essbarem. Nichts desto trotz begann der Wiederaufbau. Mitte der 50er Jahre nahm die Not ein Ende und es kam im Westen zum viel beschworenen Wirtschaftswunder. Aber es hatten sich zwei deutsche Staaten herausgebildet, die sich unterschiedlichen gesellschaftlichen Modellen unterwarfen und dementsprechend die NS-Vergangenheit unterschiedlich behandelten. Diese doppelte Vergangenheitsbewältigung kristallisierte sich umso mehr heraus je weiter sich die ehemaligen Siegermächte voneinander entfernten. Ein Problem, mit dem man sich in Ost und West konfrontiert sah, war die Tatsache, dass viele der ehemaligen Eliten Deutschlands hohe Posten und Ämter unter der Nazi-Diktatur bekleidet hatten. Es musste nun wie ein Hohn wirken, dass Richter, die Unrechtsurteile sprachen jetzt wieder ihrem Beruf in einem zu entnazifizierenden Staat nachgehen sollten. Viele von ihnen waren aber auch sehr erfolgreich darin ihre Vergangenheit zu vertuschen.
Nach dem zweiten Weltkrieg hat das deutsche Volk eine solche Katastrophe zu verkraften gehabt wie sie in der Geschichte ohne Beispiel ist. An dem Begriff Katastrophe scheiden sich jedoch heutzutage die Geister, man spricht stattdessen von Befreiung. Im Jahre 1945 konnten die Deutschen ihre Niederlage allerdings nicht so recht als Befreiung begreifen. Die Städte waren zerbombt, viele hatten ihre Heimat verlassen müssen und im Gegensatz zu den im Kriege von der Reichsregierung streng und effektiv rationierten Lebensmittelzuteilungen gab es nun großen Mangel an Essbarem. Nichts desto trotz begann der Wiederaufbau. Mitte der 50er Jahre nahm die Not ein Ende und es kam im Westen zum viel beschworenen Wirtschaftswunder. Aber es hatten sich zwei deutsche Staaten herausgebildet, die sich unterschiedlichen gesellschaftlichen Modellen unterwarfen und dementsprechend die NS-Vergangenheit unterschiedlich behandelten. Diese doppelte Vergangenheits-bewältigung kristallisierte sich umso mehr heraus je weiter sich die ehemaligen Siegermächte voneinander entfernten. Ein Problem, mit dem man sich in Ost und West konfrontiert sah, war die Tatsache, dass viele der ehemaligen Eliten Deutschlands hohe Posten und Ämter unter der Nazi-Diktatur bekleidet hatten. Es musste nun wie ein Hohn wirken, dass Richter, die Unrechtsurteile sprachen jetzt wieder ihrem Beruf in einem zu entnazifizierenden Staat nachgehen sollten. Viele von ihnen waren aber auch sehr erfolgreich darin ihre Vergangenheit zu vertuschen.
In Österreich gab es ein ähnliches Problem, so dass die Bestimmungen wer Mitläufer und wer Täter war, gelockert wurden und es zu zahlreichen Amnestien kam.
Ein weiteres Augenmerk in diesem Essay möchte ich auf die Gründe der Wiederbewaffnung in beiden deutschen Staaten legen. Inwiefern nicht nur der kalte Krieg, sondern auch internationale Konflikte außerhalb Europas entscheidend für diesen Schritt waren.
Deutschland war nicht das einzige Land, von dem im Krieg Unrecht ausgegangen war. Auch andere Staaten hatten sich ihrer Vergangenheit zu stellen. In anderen Teilen Europas und der Welt ging man dabei höchst unterschiedliche Wege. Doch dazu später mehr. Gehen wir nun auf einige Unterschiede ein, die in den westlichen bzw. östlichen Besatzungszonen in Deutschland den Neubeginn und Wiederaufbau nach der Stunde Null ausmachten.
Die Gesellschaft, der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland wurde zwar nicht einer solchen Umwälzung ausgesetzt wie die, der ebenfalls 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik aber durch den Demokratisierungsprozess passte sie sich den anderen westeuropäischen Gesellschaften in vielen Bereichen an. Allerdings entwickelte man ein eigenständiges Rechtssystem und übernahm weder das französische noch das angelsächsische. Dieser Aspekt machte deutlich, dass Westdeutschland wieder auf dem Weg war ein souveräner Staat zu werden und ein „deutsches“ Gesellschaftssystem aufbaute, da die Rechtsordnung in soziologischer Hinsicht in ständiger Wechselwirkung mit wirtschaftlichen und politischen Systemen steht[1]. Außerdem sieht sich die BRD als Rechtsnachfolger des dritten Reiches und fühlt sich verantwortlich für Entschädigungszahlungen[2]. Das Rechtssystem der DDR hingegen fußte nicht auf rechtsstaatlichen Prinzipien, da die Gerichte aufgrund von Anordnungen der SED nicht ihre formaljuristischen Stellungen beziehen konnten und somit nicht unabhängig waren. Politisch unbequemes Verhalten wurde als „Rowdytum“ und „Asoziales Verhalten“ unter Strafe gestellt.
Obwohl man die NS-Vergangenheit auf beiden deutschen Seiten nicht direkt totschwieg[3] klammerte man diesen Teil deutscher Geschichte aber vorerst lieber aus und sprach nicht über die eigene etwaige Mitschuld. Stattdessen versuchte man die Vorvergangenheit anzuknüpfen, also an die Zeit vor der Machtergreifung der Nazis im Jahre 1933. In der DDR knüpfte man an die „gute“ deutsche Geschichte an, u. a. an den Deutschen Bauernkrieg von 1525 und die sozialistische Revolution von 1918/19, welche die Erhebung des gemeinen Mannes gegen die Unterdrückung eines sozial und gesellschaftlich ungerechten Systems versinnbildlichte. Inwieweit das System Ostdeutschlands „gerecht“ war, möchte ich hier nicht weiter ausführen. Die BRD hingegen suchte Anknüpfungspunkte an den ersten Reichskanzler Otto von Bismarck und seine Sozialsysteme sowie an das föderalistische System der nach dem ersten Weltkrieg im Zuge der Novemberrevolution entstandenen Weimarer Republik, dessen Innovationen bis heute Bestandteil unseres politischen Systems sind, also durchaus preußische Ausprägungen hat (die es in der DDR ironischerweise auch gab, war sie doch ein Einheitsstaat und pflegte ihre Armee preußische Militärtraditionen). Das Problem, das sich hier in Ost und West gleichermaßen stellte war, dass es hierbei keine Kontinuität geben konnte, da die Bürger keine persönlichen Bindungen an diese Zeit hatten. Im Osten bezog man sich daher stark auf den deutschen Widerstand im Nationalsozialismus (u. a. Geschwister Scholl) was im Westen dazu führte, dass diesen immer den Hauch des Sozialismus umgab und somit in gewisser ruchbar war. Nebenbei muss erwähnt werden, dass der deutsche Widerstand nur eine symbolische Wirkung hatte und nicht zum Sturz des Hitler-Regimes beigetragen hatte. Die offiziellen Stellen in der DDR waren immer darum bemüht, die Schuld und die Verbrechen, die in der Zeit zwischen 1933 und 1945 begangen wurden als eine Verfehlung des westlichen Teils von Deutschland hinzustellen. Schließlich wird in der marxistischen Deutung des Nationalsozialismus, der Nationalsozialismus als eine Herrschaftsform des Bürgertums interpretiert, die sich gegen die Arbeiterklasse wandte und somit auch die Ziele des abzulehnenden Kapitalismus verfolgte. Der deutsch-jüdische Soziologe Max Horkheimer sagte im Bezug auf diese Interpretation: „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll vom Faschismus schweigen [4] .“ Damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass der Kapitalismus dazu beigetragen hat, dem Faschismus den Weg zu ebnen. Auch in den Filmen der DEFA (Deutsche Film AG) wird die Selbstempfundene „Unschuld“ Ostdeutschlands z. T. deutlich, wie in dem Film Meine Stunde Null mit Manfred Krug, der von den Anfängen der deutsch-sowjetischen Freundschaft erzählt, die mitunter bereits im Krieg begann.
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[1] Vgl. Systemtheorie Niklas Luhmann
[2] Lepsius, M. Rainer: Demokratie in Deutschland. S. 233
[3] Einige Unverbesserliche suchten auch noch immer die Nazi-Diktatur zu glorifizieren bzw. für ihre Zwecke zu nutzen. Als Beispiel seien hier das Wirken und das anschließende Verbot der Sozialistischen Reichspartei (SRP) genannt.
[4] Max Horkheimer, Die Juden und Europa, in: Zeitschrift für Sozialforschung 8 (1939), S. 115
- Citation du texte
- M.A. Markus Glatzel (Auteur), 2007, Deutsche Nachkriegsgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126123