„Der Ostgotenkönig Theoderich der Große gehört zu jenen faszinierenden Gestalten der Geschichte, die weit über ihre eigene Zeit hinaus gewirkt haben und niemals aus dem historischen Bewusstsein verschwunden sind.“ In der vorliegenden Hausarbeit soll Theoderichs Italienfeldzug primär unter der Leitfrage untersucht werden, welche Motive der Unternehmung vorausgingen. In der Forschung ist umstritten, ob Theoderich aus eigenem Entschluss oder auf Initiative des Kaisers nach Italien ging. Folgende Untersuchungsebenen erscheinen weiterführend: Welche Motive des oströmischen Kaisers Zenon werden in den Quellen angegeben? Welche Ziele verfolgte Theoderich laut vorliegender Quellen?
Zu Beginn wird der Fokus auf die politische Stellung Odoakers im Römischen Reich gerichtet. Notwendigerweise muss man auf diese Problematik eingehen, da sich in Odoakers Fall zwei Positionen herausbilden: Seinerseits wurde er als legitimierter Herrscher über Italien angesehen, andererseits wurde aus Sicht Konstantinopels seine Herrschaft jedoch als Usurpation geduldet. Daraus lassen sich schon die Motive des oströmischen Kaisers Zenon hervorheben und untersuchen. Allerdings beinhaltet diese Arbeit keine vertiefte Diskussion über Odoakers rechtliche Position im Reich, da es lediglich um das Verstehen der Motive Zenons geht.
Hierfür wird hauptsächlich auf die Autoren Frank M. Ausbüttel, Dirk Henning und Edward A. Thompson zurückgegriffen, da ihre Arbeiten sich auf antike Quellen stützen und aufschlussreiche Ergebnisse liefern.
Im zweiten Abschnitt des Hauptteils erfolgt ein knapper Abriss der Zeit Theoderichs vor dem Italienfeldzug. Dabei steht die Arbeit von Herwig Wolfram im Vordergrund. Daran anknüpfend wird der Blick auf Theoderichs Motive gerichtet, um zu klären, inwiefern er sich von Zenon leiten ließ oder ob er sein Vorhaben aus einer eigenen Motivation heraus verwirklichte. Um die Problematik der Widersprüchlichkeit der Quellen besser nachvollziehen zu können, werden einige Passagen miteinander verglichen. Hierfür liegen hauptsächlich Quellen von Anonymus Valesianus, Jordanes, Prokop und Ennodius vor. Ihre Werke werden separat in dem Quellenkapitel kurz vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Quellenkapitel
3. Beweggründe für Theoderichs Italienfeldzug
3.1 Voraussetzungen
3.2 Quellenvergleich
4. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Vorstellung des Themas
„Der Ostgotenkönig Theoderich der Große gehört zu jenen faszinierenden Gestalten der Geschichte, die weit über ihre eigene Zeit hinaus gewirkt haben und niemals aus dem historischen Bewusstsein verschwunden sind.“1 In der vorliegenden Hausarbeit soll Theoderichs Italienfeldzug primär unter der Leitfrage untersucht werden, welche Motive der Unternehmung vorausgingen. In der Forschung ist umstritten, ob Theoderich aus eigenem Entschluss oder auf Initiative des Kaisers nach Italien ging. Folgende Untersuchungsebenen erscheinen weiterführend:
- Welche Motive des oströmischen Kaisers Zenon werden in den Quellen angegeben?
- Welche Ziele verfolgte Theoderich laut vorliegender Quellen?
Zu Beginn wird der Fokus auf die politische Stellung Odoakers im Römischen Reich gerichtet. Notwendigerweise muss man auf diese Problematik eingehen, da sich in Odoakers Fall zwei Positionen herausbilden: Seinerseits wurde er als legitimierter Herrscher über Italien angesehen, andererseits wurde aus Sicht Konstantinopels seine Herrschaft jedoch als Usurpation geduldet. Daraus lassen sich schon die Motive des oströmischen Kaisers Zenon hervorheben und untersuchen. Allerdings beinhaltet diese Arbeit keine vertiefte Diskussion über Odoakers rechtliche Position im Reich, da es lediglich um das Verstehen der Motive Zenons geht.
Hierfür wird hauptsächlich auf die Autoren Frank M. Ausbüttel2, Dirk Henning3 und Edward A. Thompson4 zurückgegriffen, da ihre Arbeiten sich auf antike Quellen stützen und aufschlussreiche Ergebnisse liefern.
Im zweiten Abschnitt des Hauptteils erfolgt ein knapper Abriss der Zeit Theoderichs vor dem Italienfeldzug. Dabei steht die Arbeit von Herwig Wolfram5 im Vordergrund. Daran anknüpfend wird der Blick auf Theoderichs Motive gerichtet, um zu klären, inwiefern er sich von Zenon leiten ließ oder ob er sein Vorhaben aus einer eigenen Motivation heraus verwirklichte. Um die Problematik der Widersprüchlichkeit der Quellen besser nachvollziehen zu können, werden einige Passagen miteinander verglichen. Hierfür liegen hauptsächlich Quellen von Anonymus Valesianus, Jordanes, Prokop und Ennodius vor. Ihre Werke werden separat in dem Quellenkapitel kurz vorgestellt. Zur Deutung und Auswertung der Quellen liegen Arbeiten der Autoren Bernhard Tönnies6, Ingemar König7 und Andreas Goltz8 vor. Theoderichs Rechtsstellung wird weniger Aufmerksamkeit geschenkt als derjenigen Odoakers, da Theoderichs Position in der Zeit vor dem Italienfeldzug klar definiert und nicht umstritten ist.
2. Quellenkapitel
Die Quellenlage zu diesem Thema ist sehr ergiebig, es liegen viele Chroniken und Niederschriften vor. Es wÜrde aber Über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen, an dieser Stelle alle Quellen zur vorliegenden Fragestellung sowie deren Problematik vorzustellen. Die Aufmerksamkeit wird daher nur auf einige bevorzugte Geschichtsschreiber gelenkt. Zur Bearbeitung der Fragestellung werden folgende Autoren herangezogen: Anonymus Valesianus, Jordanes, Prokop und Ennodius. Diese vier Quellen wurden bewusst ausgewählt, da sie zur Untersuchung der kontroversen Position in der Forschung eine gute Grundlage bilden. Während Anonymus Valesianus und Prokop als vertrauenswÜrdige Zeugnisse hervorgehoben werden, sind die Quellen Jordanes und Ennodius mit Vorsicht zu betrachten.9 In diesem Kapitel werden alle vier kurz vorgestellt, wobei zu erwähnen ist, dass die Quellensituation zu Theoderich qualitativ und quantitativ deutlich besser gestellt ist als die zu Odoaker.10
Die „Anonymus Valesianus“ bzw. „Excerpta Valesiana“ genannte Schrift bezieht ihren Namen von dem französischen Philologen Henri de Valois (1603-1678), der ihr erster Herausgeber war.11 Die Verfasser- und Datierungsfrage ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die widersprÜchliche Darstellung der Person Theoderichs lässt die Forscher sogar vermuten, dass es sich um zwei Verfasser handelte.12 Daraus wird schnell klar, dass die Datierung des Werkes nur zu mutmaßen ist. Die Forschung tendiert dazu, den Zeitraum der Entstehung etwa in die Mitte des 6. Jahrhunderts zu datieren, da die Schrift nach dem Tod Theoderichs entstanden sein soll, dies geht aus dem Bericht zu seiner Nachfolgeregelung hervor.13 Die Authentizität der Schrift ist nicht umstritten, ihr historischer Wert besteht nämlich darin, dass im Vergleich zu anderen antiken Autoren, hier versucht worden ist, eine Art ausführliche Biografie zusammenzustellen.14
Wesentlich bessere Angaben finden wir über Jordanes und sein Werk „Getica“. Wie auch in Anonymus Valesianus spielt in Jordanes Schrift Theoderich eine führende Rolle. Seine „Getica“ wurde Mitte des 6. Jahrhunderts verfasst, allerdings existieren in der Forschung kontroverse Meinungen bezüglich des Inhalts seiner Schrift. Ihm wird die Anlehnung an Cassiodors Gotengeschichte vorgeworfen.15 Genau das verschafft ihm aber den unwahrscheinlich hohen Wert als historische Quelle, da Cassiodors Gotengeschichte verloren gegangen ist.
Prokops Werk „Bücher über den Krieg“16 ist nach Goltz „die bedeutendste Quelle für die weitere Entwicklung des Theoderichs-Bildes“17. Insgesamt gibt es acht Bücher, für diese Arbeit ist jedoch das Buch 518 von besonderer Bedeutung. Der Verfassungszeitraum wird auf 540 bis Anfang 550 datiert. In seinem Werk hatte Prokop neben seinen älteren Notizen, wie Augenzeugenberichte, auch Briefe und offizielle Dokumente zusammengetragen. Der Wert und die Authentizität seiner Arbeit wird durch seine persönliche Teilnahme an verschiedenen Feldzügen sowie seiner persönlichen Nähe am Geschehen unterstrichen.19
Noch zu Theoderichs Lebzeiten 507 verfasste Ennodius „Panegyricus Theoderico regi ductus“, seine Lobrede auf Theoderich. Er wird als glanzvoller tugendhafter Herrscher präsentiert. Es ist jedoch umstritten, ob er seine Lobrede Theoderich wirklich vorgetragen hat.20 Im Vergleich zu oben erwähnten Quellen wird diese Quelle in der Forschung als nicht ganz objektiv betrachtet, dennoch liefert sie uns aufgrund ihrer unmittelbaren Zeitnähe ein wichtiges Mosaiksteinchen zur Klärung des Geschehens.
[...]
1 Goltz 2008, 2.
2 Ausbüttel 2003.
3 Henning 1999.
4 Thompson 1982.
5 Wolfram 2001.
6 Tonnies 1989.
7 König 1997.
8 Goltz 2008.
9 Vgl. Goltz 2008, 488.
10 Várady spricht dieses Problem auch an, vgl. Várady 1984, 15.
11 König 1997, 1; Goltz 2008, 476.
12 1913 wurde von Roberto Cessi zum ersten Mal die These vertreten, dass die Schrift von zwei verschiedenen Autoren stammt. Aus PlatzgrÜnden können verschiedene Forschungsmeinungen nicht vorgestellt werden. Goltz weist darauf hin, dass auch in diesem Kontext ein vergleichbares Werk von Prokop, uns keine aussagekräftigen Beweise fÜr einen Verfasser liefert, dazu vgl. Goltz 2008, 479, Fußnote 15; somit bleibt diese Frage ungeklärt.
13 Anon. Vales., 59, 96; vgl. Goltz 2008, 482; König 1997, 56.
14 Vgl. König 1997, 15; König deutet darauf hin, dass der Verfasser (trotz der Vermutung spricht man immer von einem Verfasser) eher eine chronologische Darstellung anstrebte, anstelle einer bewertenden.
15 Vgl. Tönnies 1989, 12-20. In seiner Arbeit präsentiert Tönnies beide Richtungen der Forschung und nennt die bedeutendsten Vertreter. Siehe dazu auch Goltz 2008, 273-276. Diese Untersuchung soll kein Bestandteil dieser Arbeit werden.
16 „Bella“.
17 Goltz 2008, 210.
18 Bellum Gothicum.
19 Goltz 2008, 219 f.
20 Vgl. Goltz 2008, 312.
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.