„Von den Fremden nimmt man (also) zunächst nur ein Bild wahr, das sich zusammensetzt
aus vielfältigen Vorannahmen und Eindrücken, aus den Phantasien über die fremde
Kultur. Deshalb verweist jede Auseinandersetzung mit Fremden unausweichlich zurück auf
die eigene Kultur. Will ich das Fremde verstehen muß ich zuallererst mich selbst, meine
eigene Kultur und meine eigene historische und soziale Situation verstehen und begreifen.
Gerade das aber macht die Auseinandersetzung mit Fremden so schwierig, weil die
Wahrnehmung des Fremden auf das engste verflochten ist mit der eigenen Geschichte.“1
Motivation und Anregung das Thema des „Interkulturellen Kompetenzerwerbs“ zu bearbeiten,
lieferten die Berichte von Kommilitonen und Freunden, die Teilnahme an Seminaren, eigene
Erfahrungen im Umgang mit Nichtdeutschen im In- und Ausland, sowie meine Überzeugung der
Richtig- und Wichtigkeit einer solchen „Interkulturellen Kompetenz“ als Anforderung für die professionelle
Ausübung der Tätigkeit als Sozialpädagoge.
Ein weiterer Grund sich für gerade dieses Thema zu entscheiden, war der beobachtete bzw.
wahrgenommene reale Zustand auf vielen Ämtern sowie schulischen und außerschulischen
Einrichtungen etc., in denen sozialpädagogisch geschulte Mitarbeiter tätig sind und der auf
unbeabsichtigte Kommunikations- bzw. Interaktionsstörungen zwischen Menschen
unterschiedlicher Kulturen hinweist. Häufig wird als einzige Maßnahme der Schwerpunkt auf die
sprachliche Vorbereitung von Mitarbeitern und/oder Nicht-Deutschen gelegt, da die mangelnden
Sprachkenntnisse als eine der wesentlichen Kommunikationsbarrieren in der interkulturellen
Begegnung angesehen werden. Obwohl einige Mitarbeiter die Herausforderung der
interkulturellen Begegnung erkannt haben und eine gewisse (eigene) Kreativität im Umgang mit
den „anderen“ entwickelten, ist der prozentuale Anteil eben dieser Mitarbeiter sehr gering. Nur
selten werden interkulturelle Begegnungen und Erfahrungen reflektiert. Sie werden viel eher mit
eigenen (kulturellen) Orientierungsmustern verglichen und es wird häufig immer noch verfahren, als
gelte es, sich mit einer homogenen, d.h. monokulturellen Bevölkerung auseinanderzusetzen.
Meines Erachtens ist die Reihe der Probleme, die sich aus diesem Verhalten ergeben können, vom einzelnen allein nicht mehr lösbar. Daher richtet sich das Thema an in sozialpädagogischen
Bereichen tätige Personen. [...]
1 vgl. Rohr, 1990, S. 87. In: Losche, 1995, S. 15.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- I. Kapitel: Bestandsaufnahme
- 1.1 Multikulturalität als Merkmal der Bundesrepublik Deutschland
- Demographische Bestandsaufnahme und Entwicklung der Bevölkerungszahlen in der Bundesrepublik Deutschland
- Überblick über das gesamte Migrationsgeschehen in der Bundesrepublik Deutschland in den 90er Jahren
- Alterstruktur
- Die einzelnen Zuwanderergruppen
- 1.2 Der Ausländerbestand
- 1.3 Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur
- 1.4 Traditionelle Formen sozialpädagogischer Ausbildung
- Grundgedanken sozialpädagogischer Konzepte
- Das Studium der Erziehungswissenschaften (Pädagogik) an der Hochschule
- Studienaufbau und Studieninhalte
- Berufliche Tätigkeitsfelder
- Das Studium der Sozialarbeit/Sozialpädagogik (Sozialwesen) an der Fachhochschule
- Studienaufbau und Studieninhalte
- Spezialisierungsmöglichkeiten und Ergänzungs- und Aufbaustudien
- 1.5 Arbeitsmarkt für Sozial-, Erziehungs- und Bildungsberufe
- Sozialarbeiter und Sozialpädagogen der Fachhochschulen
- Erziehungswissenschaftler von Universitäten
- Verbleibsstudien von Hochschul „Diplom-Pädagogen"
- Zentrale Ergebnisse der Berufsverbleibsstudien
- 1.6 Berufliche Ausbildung
- Formen beruflicher Weiterbildung
- Rechtliche Zuständigkeit und gesetzliche Regelungen beruflicher Weiterbildung
- Teilnehmermotivation und -struktur in der beruflichen Weiterbildung
- Qualifikation, Qualifikationsvoraussetzungen und Aufgaben des Personals in der beruflichen Weiterbildung
- 1.7 Zusammenfassung
- 1.1 Multikulturalität als Merkmal der Bundesrepublik Deutschland
- II. Kapitel: Theoretische Grundlagen
- 1.1 Interkulturelles Lernen - Ein Begriff macht Schule
- Begriffsbestimmungen Interkulturellen Lernens
- 1.2 Ziele interkulturellen Lernens
- 1.3 Menschliche Grunddimensionen und Bedürfnisse interkultureller Lernziele nach J. Schilling
- 1.4 Interkulturelles Lernen - ein Prozeß
- 1.5 Kultur
- Erklärungsmodelle von Kultur
- Kulturstandards
- Zur Identifizierung von Kulturstandards
- Zur Dynamik kultureller Standards
- Vier Dimensionen kulturspezifischer Unterschiede nach G. Hofstede
- Kulturelle Identität
- 1.1 Interkulturelles Lernen - Ein Begriff macht Schule
- 1.6 Kommunikation
- Modellvorstellungen zur Kommunikation
- Vier Seiten einer Nachricht nach Schulz von Thun
- Kommunikative Störfälle
- Explizite Botschaften - die besondere Bedeutung von Sprache und Fremdsprache
- Implizite Botschaften - die besondere Bedeutung der Körpersprache
- Interaktionsfallen
- Wahrnehmung
- Stereotype/Vorurteile als Form der Wahrnehmungsvereinfachung
- 1.7 Kompetenz
- Definitionen Interkultureller (Kommunikations) Kompetenz
- Spezifische (soziale) Fertigkeiten interkultureller Kompetenz
- Qualifikationsmerkmale Interkultureller Kompetenz
- 1.8 Zusammenfassung
- 1.1 Interkulturelles Lernen und interkulturelles Training
- Didaktische Merkmale interkultureller Trainingsprogramme
- Kognitive, affektive und Verhaltensziele
- Kultur-allgemeine versus kultur-spezifische Inhalte
- Intellektuelle versus erfahrungsbezogene Methoden und expositorische versus entdecken-lassende Lehrverfahren
- Fallmethode
- Fallmethodenvariante: Analyse kritischer Ereignisse
- Fallmethodenvariante: Kultur-Assimilator
- Simulationsmodell
- Das Feld-Simulationsmodell
- Variante: Lokale Kultur-Erkundungen im Inland
- Interkulturelle und transkulturelle Lernprojekte
- Universitätsmodell
- Interaktionsmodell
- Übungen
- Exotische Rituale
- Verfremdungsübungen
- Selbsterfahrungsübungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der interkulturellen Kompetenz als Anforderung im sozialpädagogischen Bereich und als Ziel von Aus- und Fortbildung. Sie untersucht die Notwendigkeit, dass sozialpädagogisches Personal über interkulturelle Kompetenz verfügt, um in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft effektiv und respektvoll arbeiten zu können.
- Die wachsende Multikulturalität in der Bundesrepublik Deutschland
- Die Bedeutung interkulturellen Lernens für die soziale Arbeit und Erziehung
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten der interkulturellen Kompetenzentwicklung in der Aus- und Fortbildung von Sozialpädagogen
- Die verschiedenen Modelle und Methoden interkulturellen Trainings
- Die kritische Analyse und Bewertung der Effektivität interkultureller Trainingsprogramme
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Bestandsaufnahme
- Dieses Kapitel präsentiert die demographischen und soziokulturellen Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland, die zu einer zunehmenden Multikulturalität führen. Es zeigt die wachsende Anzahl an Migranten und Ausländern, die in Deutschland leben, und analysiert die Altersstruktur der Einwanderer. Zudem werden die verschiedenen Formen der Zuwanderung, wie z.B. Spätaussiedler, Asylsuchende und Arbeitsmigranten, vorgestellt.
- Das Kapitel beleuchtet auch die traditionellen Formen sozialpädagogischer Ausbildung und zeigt, dass die Beschäftigung mit interkulturellen Themen in der Vergangenheit eher einen Randbereich darstellte. Es werden die Studiengänge der Erziehungswissenschaften und der Sozialarbeit/Sozialpädagogik an der Hochschule und Fachhochschule vorgestellt und deren Schwerpunktsetzungen analysiert.
- Im weiteren Verlauf des Kapitels wird der Arbeitsmarkt für Sozial-, Erziehungs- und Bildungsberufe betrachtet. Es wird die hohe Anzahl an Absolventen in diesen Bereichen und die steigende Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften hervorgehoben. Zudem werden Verbleibsstudien von Hochschul „Diplom-Pädagogen" vorgestellt, die aufzeigen, dass die Absolventen über unzureichende, berufsrelevante Kompetenzen verfügen.
- Abschließend wird die berufliche Ausbildung und die Bedeutung der interkulturellen Kompetenzentwicklung in der Aus- und Fortbildung von Sozialpädagogen beleuchtet. Es werden die verschiedenen Formen der beruflichen Weiterbildung, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Motivation der Teilnehmer im Weiterbildungsbereich analysiert. Zudem wird die Qualifikation des Personals in der beruflichen Weiterbildung und die Notwendigkeit, die eigene Rolle als Trainer zu reflektieren, betont.
- Kapitel II: Theoretische Grundlagen
- Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und den Zielen des interkulturellen Lernens. Es werden verschiedene Definitionen des Begriffs „interkulturelles Lernen" vorgestellt und die Bedeutung der emotionalen und kognitiven Dimensionen des Lernprozesses hervorgehoben.
- Das Kapitel analysiert die verschiedenen Ziele interkulturellen Lernens, wie z.B. die Entwicklung von Toleranz, Empathie und interkultureller Handlungskompetenz. Zudem werden die sechs Dimensionen des Menschen nach J. Schilling vorgestellt, die als Grundlage für die Entwicklung interkultureller Lernziele dienen.
- Im weiteren Verlauf des Kapitels wird der Begriff „Kultur" und seine verschiedenen Erklärungsmodelle untersucht. Es werden verschiedene Definitionen von Kultur vorgestellt und die Bedeutung von Kulturstandards als Eckpfeiler des kulturellen Orientierungssystems hervorgehoben. Zudem wird die Dynamik kultureller Standards und die Bedeutung der Anpassung an veränderte Lebensbedingungen betrachtet.
- Das Kapitel beleuchtet auch die Bedeutung der Kommunikation in interkulturellen Kontexten. Es werden verschiedene Modelle der Kommunikation, wie z.B. das Modell von Schulz von Thun, vorgestellt und die Entstehung von Missverständnissen durch sprachliche und nonverbale Unterschiede analysiert.
- Abschließend wird der Begriff „Kompetenz" und seine Bedeutung für die interkulturelle Handlungskompetenz untersucht. Es werden verschiedene Definitionen von „interkultureller Kompetenz" vorgestellt und die Bedeutung der Entwicklung von sozialen Fertigkeiten, wie z.B. Empathie, Flexibilität und Ambiguitätstoleranz, hervorgehoben.
- Kapitel III: Interkulturelles Training
- Dieses Kapitel befasst sich mit den didaktischen Merkmalen interkultureller Trainingsprogramme. Es werden die verschiedenen Lernziele (kognitive, affektive und Verhaltensziele) und Inhalte (kultur-allgemeine und kultur-spezifische Inhalte) interkultureller Trainings vorgestellt.
- Das Kapitel analysiert die verschiedenen Methoden interkulturellen Trainings, wie z.B. die Fallmethode, das Simulationsmodell, das Feld-Simulationsmodell, interkulturelle Lernprojekte, das Universitätsmodell und das Interaktionsmodell. Es werden die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle und die Notwendigkeit, verschiedene Methoden miteinander zu kombinieren, hervorgehoben.
- Im weiteren Verlauf des Kapitels wird die kritische Bewertung der dargestellten Modelle und Methoden interkulturellen Trainings vorgenommen. Es werden die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle und die Bedeutung der Kontextualität und Komplexität interkultureller Trainingsmaßnahmen analysiert.
- Abschließend wird ein Ausblick auf die Zukunft interkultureller Trainings gegeben. Es werden die Notwendigkeit, interkulturelle Kompetenz als integralen Bestandteil der Aus- und Fortbildung von Sozialpädagogen zu verankern, und die Bedeutung des Austauschs von Ausbildungsprogrammen und Methoden betont.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die interkulturelle Kompetenz, die multikulturelle Gesellschaft, die sozialpädagogische Aus- und Fortbildung, interkulturelles Lernen, Kulturstandards, Kommunikation, Interaktionsfallen, Stereotype und Vorurteile, sowie die verschiedenen Modelle und Methoden interkulturellen Trainings.
- Quote paper
- Dipl.-Päd. Bibiane Klaus (Author), 2002, Interkulturelle Kompetenz als Anforderung im sozialpädagogischen Bereich und Ziel von Aus- und Fortbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12629
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.