Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Text "Ermahnung zum Frieden auf die 12 Artikel der Bauernschaft" von Martin Luther. In diesem Zusammenhang werden der deutsche Bauernkrieg, sowie Luthers Rolle in diesem abgehandelt. Außerdem wird der Widerspruch zwischen Luthers Thesen und der Auslegung dieser durch die Bauernschaft beschrieben.
Mirko Kruse
Klausurersatzleistung
Geschichte
Die mir vorliegende Quelle, eine Flugschrift, die Martin Luther im April 1525 publizierte, trägt den Titel “Ermahnung zum Frieden auf die 12 Artikel der Bauernschaft”. Diese Quelle ist eine direkte Reaktion auf die, kurz vorher von aufständischen Bauern verfassten, 12 Artikel. Allgemein forderten diese bessere Lebensumstände für die ländliche Bevölkerung, die im damaligen Ständesystem zwar zahlenmäßig fast 90 % ausmachte, aber praktisch keinerlei Rechte besaß. Luther, der durch seine “95 Thesen “ einer der Urheber der Bauernerhebung war, rechtfertigt sich in dieser Flugschrift und ruft zur Besonnenheit auf. Anfangs kritisiert er die “Fürsten und Herren” (s. Z.1) scharf: “Erstlich mögen wir niemand anderem auf Erden solches Unglück und solchen Aufruhr verdanken als euch Fürsten und Herren, vor allem euch blinden Bischöfen und tollen Pfaffen und Mönchen” (s. Z. 2 f.) und wirft ihnen vor im “weltlichen Regiment” (s. Z. 7) nicht mehr zu tun, als zu schinden und zu schätzen um ihre Pracht und ihren Hochmut immer noch weiter zu steigern, ohne Rücksicht darauf, dass der “arme, gemeine Mann dies nicht länger ertragen kann noch mag” (s. Z. 8 f.). Letztlich droht er ihnen sogar, ihre Vermessenheit würden ihnen den Hals brechen “das werdet ihr sehen” (s. Z. 12), paradoxerweise jedoch kritisiert er direkt danach die Bauern, die sich gegen ihre Herren gewandt haben und nun Veränderungen fordern. Er entschuldigt sich, dass seine Äußerung “dass die Fürsten und Herren […] es wert sind und es wohlverdient haben, dass sie Gott vom Stuhl stürze” (s. Z. 15 ff.) falsch aufgefasst worden seien und dass Gott allein die Macht und das Recht habe, bestehende Zustände zu ändern, da eine Rebellion gegen das System eine Sünde darstelle.
Die 12 Artikel kommentiert er ebenfalls sehr unterschiedlich: Den ersten Artikel, der jeder Gemeinde das Recht zugestehen möchte, ihren eigenen Pfarrherren zu wählen, billigt er (Diese Forderung stammt schließlich aus seiner Feder), den zweiten Artikel, der die gerechte Verteilung des Zehnten (ein Zehntel der Ernte musste an die Obrigkeit entrichtet werden) fordert, widerlegt er mit der Feststellung, dass dieses Raub wäre, da der Zehnte Eigentum der Obrigkeit sei. Den dritten Artikel kritisiert er mit harschen Worten, denn die Anschaffung der Leibeigenschaft stellte einen direkten Eingriff in das von Gott geschaffene Ständesystem dar. Die Bauern berufen sich auf Luthers Feststellung, jeder Christ sei frei im Glauben und nicht von der Kirche oder dem Papst abhängig, aber Luther stellt hier klar, dass sich diese Forderung nicht auf das weltliche Reich beziehe, da dieses ohne Ungleichheit nicht existent sein könne. Die übrigen acht Artikel lässt Luther unkommentiert, da es ihm als Evangelisten nicht gebühre über Dinge zu urteilen, von denen ein Rechtsgelehrter viel mehr Ahnung hat als ein einfacher Mönch.
Abschließend ruft er beide Parteien zur Besonnenheit auf, da beide Seiten nicht konform mit Gottes Willen handeln und daher niemandem das Recht zu Gewalt und Blutvergießen geben. Luthers letzter Satz gebührt jedoch den Herren, die er auffordert, “ein wenig von eurer Tyrannei und Unterdrückung” (s. Z. 75) aufzugeben, “damit auch der arme Mann Luft und Raum gewänne zum Leben” (s. Z. 75 f.).
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in Martin Luthers Flugschrift "Ermahnung zum Frieden auf die 12 Artikel der Bauernschaft"?
Die Flugschrift ist Martin Luthers Reaktion auf die 12 Artikel der Bauernschaft. Luther nimmt Stellung zu den Forderungen der Bauern, kritisiert sowohl die Fürsten und Herren als auch die Bauern selbst und ruft zur Besonnenheit auf.
Was sind die Hauptpunkte von Luthers Kritik an den Fürsten und Herren?
Luther kritisiert die Fürsten und Herren für ihre Tyrannei und Unterdrückung des gemeinen Mannes. Er wirft ihnen vor, sich auf Kosten der armen Bevölkerung zu bereichern und ihre Pracht zu steigern, ohne Rücksicht auf deren Leiden.
Wie kommentiert Luther die 12 Artikel der Bauern?
Luther kommentiert die 12 Artikel unterschiedlich. Er billigt den ersten Artikel (freie Pfarrerwahl), lehnt aber den zweiten Artikel (gerechte Verteilung des Zehnten) ab. Den dritten Artikel (Abschaffung der Leibeigenschaft) kritisiert er scharf, da er ihn als Eingriff in die göttliche Ordnung ansieht. Die übrigen Artikel lässt er unkommentiert.
Warum lehnt Luther die Bauernaufstände ab?
Luther lehnt die Bauernaufstände ab, weil er sie als Rebellion gegen die von Gott gegebene Ordnung betrachtet. Er betont, dass Gott allein das Recht habe, bestehende Zustände zu ändern, und dass eine Rebellion eine Sünde darstellt.
Welche Rolle spielten Luthers Thesen bei den Bauernaufständen?
Luthers Thesen, insbesondere die Betonung der individuellen Freiheit im Glauben, wurden von den Bauern neu interpretiert. Sie argumentierten, dass diese Freiheit auch auf weltlicher Ebene gelten sollte, was Luther jedoch ablehnte.
Wie endete der Bauernkrieg?
Der Bauernkrieg wurde im Juli 1525 durch den Einsatz eines Söldnerheeres des "Schwäbischen Bundes" brutal niedergeschlagen. Schätzungsweise 100.000 bis 130.000 Bauern verloren ihr Leben.
Was waren die Folgen des Bauernkrieges?
Die Anführer der Bauernaufstände wurden hingerichtet, und die beteiligten Städte, Dörfer und Bauern wurden mit hohen Strafen und Schadensersatzforderungen belegt, die sie kaum bewältigen konnten.
Wie beurteilt Luther die Gewaltanwendung durch beide Seiten?
Luther ruft beide Parteien zur Besonnenheit auf und betont, dass weder die Fürsten noch die Bauern im Einklang mit Gottes Willen handeln. Er lehnt Gewalt und Blutvergießen ab.
- Citation du texte
- Mirko Kruse (Auteur), 2009, Martin Luther - Ermahnung zum Frieden auf die 12 Artikel der Bauernschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126341