Entwicklung eines Leitfadens für ein erfolgreiches Qualitätsmanagement im Natursport am Beispiel des Nationalpark Harz


Mémoire (de fin d'études), 2008

119 Pages, Note: 1,9


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einführung
1.1 Problemstellung
1.2 Aufbau der Arbeit

2 Der Markt für Natursport
2.1 Zum Begriff Natursport
2.2 Trends im Tourismus
2.3 Nachfrage im Natursport
2.4 Natursportarten

3 Der Nationalpark Harz
3.1 Kurzes Profil - Daten und Fakten
3.2 Verwaltung, Aufgaben und Ziele
3.3 Wegeplan des Nationalpark Harz
3.4 Touristische Organisationen im Harz
3.5 Natursportangebote im Nationalpark Harz
3.5.1 Mountainbiking in der Volksbank-Arena Harz
3.5.2 Wandern auf dem Harzer-Hexen-Stieg
3.5.3 Nordic Walking in der Nationalparkregion Harz
3.5.4 Natursportangebote in der Nationalparkregion Harz

4 Qualitätsmanagement für Natursportangebote
4.1 Die Bedeutung von Qualität im Tourismus
4.2 Grundsätze des Qualitätsmanagements
4.3 Qualitätsinitiativen im Deutschlandtourismus
4.3.1 Bundesweite Qualitätsinitiativen
4.3.2 Länderspezifische Qualitätsinitiativen
4.3.3 Bundeswettbewerbe
4.4 Zertifizierte touristische Angebote in der Nationalparkregion Harz
4.5 Analyse der Qualitätskriterien des Qualitätsweges Harzer-Hexen-Stieg
4.6 Exkurs: Deutschlandweiter Vergleich der Nationalparke
4.7 Leitfaden für ein erfolgreiches Qualitätsmanagement im Natursport

5 Handlungsempfehlungen für die Imagesteigerung der Region
5.1 Relaunch der Internetseite des Nationalpark Harz
5.2 Optimierung der Kommunikation und Organisation der Natursportangebote
5.3 Einführung eines Qualitätszeichens für Mountainbike-Routen

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Vorwort

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die mich bei der Anfertigung meiner Diplomarbeit unterstützt haben.

Zum Einen gilt mein Dank Herrn Dr. Ing. Rainer Mühlnickel, der mir die Gelegenheit gab, eine praxisbezogene Diplomarbeit am Beispiel des Nationalpark Harz anzufertigen. Auch für die Übernahme meiner Betreuung und des Prüfungsvorsitzes möchte ich ihm danken.

Zum Anderen möchte ich mich bei Herrn Dr. phil. Thomas Caplan für seine Bereitschaft, als Zweitprüfer zu fungieren, bedanken. Bereits während meines zweiten Praxissemesters stand er mir mit Rat und Tat zur Seite.

Natürlich danke ich ebenfalls meinen engagierten und interessierten Korrekturlesern und -leserinnen für all ihre hilfreichen Anregungen und Verbesserungsvorschläge.

Mein herzlichster Dank gilt meiner Familie und meinem Freund, die mich während meiner gesamten Studienzeit und besonders während der Anfertigung meiner Diplomarbeit stets mit viel Kraft und Mut unterstützt haben.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Zielgruppenmodell Urlaubs- und Reisestile

Abbildung 2: Hitliste der Urlaubsreiseaktivitäten 2005 in Prozent

Abbildung 3: Übersichtskarte des Nationalpark Harz

Abbildung 4: Beispiele von Holzbeschilderungen im Nationalpark Harz

Abbildung 5: Übersichtskarte der Volksbank-Arena Harz

Abbildung 6: Übersichtskarte des Harzer-Hexen-Stiegs

Abbildung 7: Auszeichnungen des Harzer-Hexen-Stiegs

Abbildung 8: Struktur der Qualität im Tourismus

Abbildung 9: SERVQUAL-Modell

Abbildung 10: PDCA-Zyklus

Abbildung 11: Internetseite des Nationalpark Harz

Abbildung 12: Interaktive Übersichtskarte des Nationalpark Hainich

Abbildung 13: Entwurf eines Qualitätszeichens für Mountainbike-Routen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Mountainbike-Routen durch den Nationalpark Harz

Tabelle 2: Thematische Übersicht der bundesweiten Qualitätsinitiativen

Tabelle 3: Übersicht der länderspezifischen Qualitätsinitiativen

Tabelle 4: Übersicht der Bundeswettbewerbe

Tabelle 5: Übersicht der Qualitätslabels der Tourismusoffensive Harz 21

Tabelle 6: Ergebnisse der E-Mail-Befragung „Vergleich deutscher Nationalparke“

Tabelle 7: Leitfaden für ein erfolgreiches Qualitätsmanagement im Natursport

1 Einführung

1.1 Problemstellung

In der Tourismusbranche kommen Akteure gleich welcher Art am Thema „Qualität bieten“ nicht mehr vorbei. Jeder spricht heutzutage von herv]orragend, gut oder schlecht erlebter Qualität. Es gilt Qualität zu schaffen, sie zu entwickeln, zu verbessern und letzten Endes sie in Angeboten fest zu verankern. Seine Gäste zufrieden zu stellen sollte im Vordergrund eines jeden touristischen Betriebs liegen. Denn sind die Gäste zufrieden, positiv überrascht oder wird der Aufenthalt zu einem Erlebnis kommen sie wieder. Die Bedürfnisse und Wünsche der Gäste sind unterschiedlicher denn je. Dies gilt es zu berücksichtigen.

Qualitätsinitiativen sind stark im Kommen. „Viabono“ setzt auf Nachhaltigkeit und Intelligenz. „ServiceQualität“ verspricht bundesweit einen hohen Grad an Dienstleistungsqualität und -bewusstsein. „Kinderland Bayern“ spricht gezielt die Zielgruppe Familie an und bietet Angebotstransparenz. „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ setzt auf Sicherung der Wanderwegeinfrastruktur und auf Nachhaltigkeit. Diese Beispiele an Qualitätslabels, Klassifizierungssystemen oder länder- bzw. bundesweiten Wettbewerben sind die Reaktion auf das wachsende Qualitäts-bewusstsein der Gäste.1

In einem Pressebericht der Goslarschen Zeitung vom 25. Oktober 2008 heißt es: „Angebot und die Qualität der touristischen Angebote im Westharz werden den gestiegenen Ansprüchen der Kunden nicht mehr gerecht.“ Und betrachtet man die Übernachtungszahlen: „Liegt auch der Ostharz aktuell für 2008 noch im Minus“. Beide Landesregierungen von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt fordern eine einheitliche Vermarktung und eine Optimierung der länderübergreifenden Zusammenarbeit, um den Harztourismus aus der Dauerkrise zu holen. Eine Urlaubsdestination, die für hohe Qualität und sehr guten Service steht, ist das Ziel!2

1.2 Aufbau der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit werden am Beispiel des Nationalpark Harz Natursportangebote auf Qualität überprüft und ein Leitfaden für ein erfolgreiches Qualitätsmanagement entwickelt. Dabei liegt der Fokus auf den Natursportarten Mountainbiking, Wandern und Nordic Walking. Auf Grund der Wetterunabhängigkeit bei der Ausführung dieser Sportarten werden in den folgenden Kapiteln diese Aktivitäten und einzelne Angebote genauer beleuchtet. Ein weiteres Kriterium für die Untersuchung der drei landgebundenen Sportarten ist die große Nachfrage und das wachsende Potential. Wegen des drohenden Klimawandels und den spürbaren Veränderungen bezogen auf die Wintersportangebote im Harz werden diese in der vorliegenden Arbeit außer Acht gelassen.

Das folgende Kapitel gibt Auskünfte über die momentane Situation auf dem Markt für Natursportangebote und betrachtet zukünftige Trends. Genaue Beschreibungen der einzelnen Natursportarten geben einen detaillierten Überblick über die Vielfalt der aktiven Angebote.

Das dritte Kapitel „Der Nationalpark Harz“ informiert über die Destination und wissenswerte Details, wie beispielsweise über die Wegeplanung. Des Weiteren werden natursportliche Angebote, die in der Region ausgeübt werden, vorgestellt.

Im vierten Kapitel werden Fragen wie, was ist Qualität und wieso ist SIE im Tourismus unverzichtbar, geklärt. Grundsätze und Prinzipien eines erfolgreichen Qualitäts-managements und Qualitätsinitiativen bzw. -zeichen auf bundesweiter Ebene sowie in der Nationalparkregion Harz werden vorgestellt. Eine kurze Analyse der Qualitätskriterien eines Natursportangebots soll einen tieferen Einblick in die Materie vermitteln.

Auf Basis der erhaltenen Resultate wird ein Leitfaden als Hilfestellung für eine erleichterte Umsetzung qualitativ hochwertiger touristischer Angebote im Natursport entwickelt. Abgeleitete Handlungsempfehlungen geben Auskunft über die Notwendigkeit und Bedeutung von Qualität im Tourismus sowie über konstant qualitativ hochwertige Angebote im Natursport.

Mit Herrn Dr. Rainer Mühlnickel, der u. a. mit seinem Büro für ökologische Regionalentwicklung (böregio) für die Planung des Streckennetzes für Mountainbiker der Volksbank-Arena Harz zuständig ist, habe ich im Vorfeld diverse Themen rund um den Nationalpark Harz beleuchtet. Als Natursportinteressierte und Nutzerin der Harzer Wander- und Mountainbike-Infrastruktur sehe ich großen Bedarf in der Untersuchung der Qualität von aktuellen Angeboten in den Bereichen Wandern, Mountainbiking und Nordic Walking und demzufolge in der Entwicklung eines Leitfadens für ein erfolgreichen umfassendes Qualitätsmanagement im Natursport.

2 Der Markt für Natursport

2.1 Zum Begriff Natursport

„Natursport“ ist ein relativ junger Begriff im deutschen Sprachgebrauch. Erst in den 90er Jahren etablierte sich der Ausdruck und wird seitdem mit Outdoor- oder Abenteuersport gleichgesetzt. Natursport bezeichnet jeden selbstbestimmenden Bewegungsablauf in der freien Natur ohne zwingende Hilfe von Motorantrieb oder fest installierten Sportanlagen. Dabei wird der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der umgebenden Natur eine wesentliche Rolle zugeteilt.3

Die Unterscheidung zwischen landgebundenem Sport, Luftsport, Wassersport, Wintersport und konsumtiven Aktivitäten, wie das Jagen und Fischen veranschaulicht die Vielfalt der Angebote im Natursport (siehe Kapitel 2.4).4

Die Nachfrager im Natursport sind ein bedeutendes Segment für den gesamten Markt des Naturtourismus. Zum Naturtourismus zählen hinzu u. a. Wissenschafts- und Bildungstourismus, Tierbeobachtungen und -safaris sowie die Fotografie von Natur und Landschaft. Beim Naturtourismus sollte es sich „um eine auf naturnahe Gebiete ausgerichtete, ökologisch verträgliche, Naturerlebnis bietende und Naturverständnis fördernde Reiseform handeln, die zudem zur Erhaltung von Natur und Kultur beiträgt und dabei noch wirtschaftlich sinnvoll und vorteilhaft für die lokale Bevölkerung ist.“5

Wie an den obigen Beispielen zu erkennen ist, kann Natur und Landschaft auf unterschiedlichste Art und Weise wahrgenommen und erlebt werden. Die Einen bevorzugen sich aktiv in der Natur zu bewegen, die Anderen favorisieren die passive Auseinandersetzung, indem sie z. B. Fauna und Flora beobachten und entdecken.6

2.2 Trends im Tourismus

Touristische Nachfragetrends unterliegen einem ständigen Wandel. Sie weisen die Richtung, in welche sich der Tourismus mittel- bis langfristig wahrscheinlich entwickeln wird und bilden im Zuge dessen die Rahmenbedingungen u. a. für die Entwicklung von Natursportangeboten. Im Folgenden werden kurz die wesentlichen touristischen

Trends dargestellt, aus denen die zukünftige Entwicklung auf dem Markt der Natursportangebote resultiert.

Jeder Gast ist anders - Differenzierung der Zielgruppen

Zukünftig reicht eine Unterscheidung und Einteilung nach soziodemografischen Merkmalen der Gäste, wie z. B. Alter, Bildungsstand und Einkommen nicht mehr aus den individuellen Ansprüchen der Urlauber gerecht zu werden. Allgemein weisen Natururlauber zu vergleichende Grundeinstellungen zur Natur und Landschaft auf. Dennoch sind die Ansprüche und Bedürfnisse von naturinteressierten Familien, aktiven Wanderern oder Sympathisanten von Tiersafaris mit den unterschiedlichsten Angeboten zufrieden zu stellen. Dabei sind differenzierte Zielgruppenkenntnisse von höchster Relevanz.

Generation Ü50 ganz stark - Herausforderung für neue Angebotserstellung

Im Jahr 2020 werden die über 50-Jährigen einen Anteil von 45 Prozent der gesamten Bundesbürger ausmachen. Um die Jahrhundertwende waren es 35 Prozent. Der rasante Anstieg der „neuen Alten“7 stellt eine große Herausforderung für den Reisemarkt dar. Sie gelten als reiseerfahren, aktiv, genussorientiert und haben genaue Vorstellungen, welche Leistung sie für ihr Geld erwarten können. Die Zielgruppe der über 50-Jährigen verzeichnet schon jetzt einen wesentlichen Teil auf dem Markt des Naturtourismus und das Segment wird unaufhaltsam steigen. Hier gilt es, neue Angebote auf die wachsende Generation der neuen Alten hin ausgerichtet zu entwickeln und zu optimieren.

Reisen pro Kopf steigen - Kurzreisende bevorzugen Naherholungsgebiete

Bereits Mitte der 80er wurde auf dem Reisemarkt eine eindeutige Tendenz an der Zunahme von Kurzreisen8 festgestellt. Gründe für diese Zunahme sind u. a. steigende Mobilität, Flexibilität im Bereich der Arbeitswelt sowie das Bedürfnis nach Abwechslung und besonderen Erlebnissen. In den kommenden Jahren rechnet die Branche mit einem weiteren rasanten Zuwachs. Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (F.U.R) veröffentlichte im Jahr 2003 eine Studie, in der von einem Anstieg von rund 45 Prozent in den nächsten zwölf Jahren die Rede ist. Auf dem Markt für Naturerlebnisangebote kann demzufolge mit deutlichem Zuwachs gerechnet werden, da Kurzurlauber nahe gelegene Urlaubsdestinationen bevorzugen.9

Individualität ist gefragt - Bausteinsysteme führen zum Erfolg

Reisen selbst zu organisieren, ist meist mit hohem Aufwand verbunden. Laut der Reiseanalyse 2005 betrug diese Form der Reiseorganisation jedoch 83 Prozent aller durchgeführten Urlaube in Deutschland. Der Bedarf an differenzierten Angeboten speziell im Kurzreisesegment wird steigen, da Zeit in der heutigen Gesellschaft als etwas sehr kostbares geschätzt wird. Folglich sind Reiseveranstalter dazu aufgefordert, den Kunden individuell zufrieden zu stellen. Die individuelle Zusammenstellung einer Gesamtpauschale aus einzelnen Bausteinen wird Kundenbedürfnisse und -wünsche befriedigen.

Gesund soll es sein - Boom auf dem Wellness- und Fitnessreisemarkt

Während des Haupturlaubs suchen die Deutschen auch zukünftig eher Erholung und einen Ausgleich zur stressigen Arbeitswelt. Für Zweit- oder Dritturlaube, die meist als Kurzreise organisiert sind, ist die Nachfrage nach sportlichen Aktivitäten und Bewegen in Natur und Landschaft jedoch deutlich gestiegen. Grund für die steigende Nachfrage auf dem Wellness- und Fitnessreisemarkt sind u. a. Krisen des deutschen Gesundheitssystems, die schnelle Alterung der Bevölkerung sowie der zunehmende spürbare Druck im Berufsleben.10 Großes Potential zeigen Sportarten auf, die leicht zu erlernen, in Gruppen ausführbar und sich als gesundheitsfördernd beweisen, wie beispielsweise Radfahren, Wandern oder Nordic Walking. Große Beliebtheit zeigen Pauschalangebote, welche eine Kombination aus sportlichen Aktivitäten und Zeit zum Entspannen bieten.

Hohe Erwartungen an die Qualität - Optimierung der Servicekette

Große Veranstalter setzen auf klassifizierte Häuser und reibungslose Abläufe von der Buchung über den Aufenthalt bis hin zur Abreise, um den Gästen hohe Qualität zu bieten. Im ländlichen Raum wächst die Nachfrage nach einfachen, authentischen Unterkünften. Und auch hier legen die privaten touristischen Anbieter immer mehr Wert auf die erlebte Qualität, um die Gäste zufrieden zu stellen und sie zu binden. Heuhotels sowie Berghütten liegen im Trend und freuen sich über immer steigender und neuer Beliebtheit. Diese Art der ländlichen Unterkünfte bildet eine gute Basis für Naturerlebnisangebote.11

Zusammenfassend ist der Gast von morgen individueller denn je, preissensibel, aber qualitätsbewusst, sucht nach aktiven Erlebnissen und sehnt sich danach die Seele baumeln lassen. Viele Bedürfnisse und Wünsche gilt es zufrieden zu stellen. Doch es lohnt sich, da ein glücklicher Gast gerne wieder kommt - meist nicht allein!12

2.3 Nachfrage im Natursport

Um die aktuelle Nachfragesituation im Segment Natursport darzustellen, ist eine genaue Beschreibung der Zielgruppe, also der Nachfrager, von großer Relevanz. Das „Institut für sozial-ökologische Forschung GmbH“ (ISOE) entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt „Innovative Vermarktungskonzepte nachhaltiger Tourismusangebote“ (INVENT) das Zielgruppenmodell über Urlaubs- und Reisestile (siehe Abbildung 1). Die daraus entstandene Typologie umfasst sieben Zielgruppen, welche charakteristische Lebensstile und ausgeprägte Reiseverhalten aufweisen.

Abbildung 1: Zielgruppenmodell Urlaubs- und Reisestile

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 8.

Nachfrager auf dem Markt für Natursport und -erlebnisse sind größtenteils die Gruppe der „Natur- und Outdoor-Urlauber“. Auch die Zielgruppe der „traditionellen Gewohnheitsurlauber“ oder die „Kinder- und Familienorientierten“ treten als Nachfrager auf dem Markt für Natursportangebote auf. Mit einem Anteil von rund 14 Prozent, liegt die Gruppe der „Natur- und Outdoor-Urlauber“ insgesamt auf Platz drei aller Reisenden in Deutschland.13

Der folgende Steckbrief stellt markante Merkmale und Eigenschaften der Zielgruppe der „Natur- und Outdoor-Urlauber“ zusammen:

Die Natur- und Outdoor-Urlauber

... haben meist einen höheren Schulabschluss und sind berufstätig.

... sind am Zustand der Natur und Umwelt interessiert.

... sind erlebnis- und zugleich familienorientiert.

... sind auf der Suche nach unberührter Natur und besonderen Erlebnissen.

... zeigen soziales Engagement und Interesse an Kultur.

... umfassen hauptsächlich die mittleren Altersgruppen.

... zeigen keinerlei Berührungsängste gegenüber modernster Technik.

... leben überdurchschnittlich oft in Haushalten mit mehr als drei Personen.

... legen großen Wert auf eine qualitativ hochwertige Umgebung.

... bevorzugen gemäßigte Aktivitäten in der Natur, wie Wandern oder

Radfahren.

... sind Genießer gesunder regionaler Küche.

... verbinden aktive Bewegung in der Natur mit Erholung durch Wellness. 14

Mit den oben aufgeführten Merkmalen und Eigenschaften der „Natur- und Outdoor-Urlauber“ ist die Hauptzielgruppe für Naturtourismus, spezieller Natursportangebote charakterisiert.

Im Folgenden wird nun die aktuelle Nachfragesituation auf dem deutschen Markt für Natursport und -erlebnisse betrachtet. Mit genauen Kenntnissen über die Zielgruppe und die derzeitige Situation der Nachfrage ist eine Grundlage geschaffen, mit der Naturerlebnisangebote entwickelt und optimiert werden können.

Für rund 80 Prozent aller Bundesbürger hat das Urlaubsreisemotiv „Natur erleben“ einen besonders hohen Stellenwert. Die intakte Natur ist für 84 Prozent ein wesentliches Kriterium touristischer Angebotsqualität.15 Laut F.U.R Reiseanalyse 2008 belegt das Interesse an der Urlaubsform „Natur“ und an der Form „Aktiv“ den dritten und vierten Platz mit eindeutig steigenden Tendenzen im Vergleich zum Interesse im Jahr 2005.16 Betrachtet man die beliebtesten Urlaubsaktivitäten, belegt laut einer Studie von INVENT 2005 (siehe Abbildung 2) mit 42 Prozent das „Erleben von Naturschönheiten“ den 5. Platz und mit 34 Prozent sich „Aktiv in der Natur zu bewegen“ den 9. Platz. Spitzenreiter mit 51 Prozent ist „Baden und Schwimmen“, gefolgt von „Am Strand/am Pool sein“ (48 Prozent) und „Essen gehen“ (46 Prozent).

Abbildung 2: Hitliste der Urlaubsreiseaktivitäten 2005 in Prozent

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 7.

Bei der Gruppe der über 30-Jährigen spielen unmittelbare Naturerlebnisse eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung für das Urlaubsziel - 54 Prozent bei den 30 bis 39-Jährigen. Die Tendenz steigt mit zunehmendem Alter. Bei der Altersgruppe 60plus liegt die Bedeutsamkeit des unmittelbaren Naturerlebens bereits bei über 60 Prozent. Für Paare über 40 Jahren und für Familien mit Kindern ist dieses Kriterium ebenfalls von besonderer Bedeutung für die Reisezielentscheidung.17

Im Folgenden werden Zahlen und Fakten aus den Segmenten Rad-, Wandersport und Nordic Walking einen weiteren Einblick in die momentane Situation auf dem Markt für Natursport und -erlebnisse geben.

Nachfragesituation im Segment Radtourismus

Im Jahr 2007 nutzten rund 21 Millionen der deutschen Bundesbürger das Fahrrad als Haupturlaubsaktivität. Davon gaben ca. 30 Prozent an, im Urlaub häufig bis sehr häufig mit dem Fahrrad zu fahren. Rund 78 Prozent der Radtouristen bevorzugten Deutschland als Reiseland. Der Grund für die Wahl ist die gute Infrastruktur für Radreisende, das umfangreiche Wegenetz sowie die immer steigende Anzahl an fahrradfreundlichen Unterkünften.18 Die Nachfrage nach Angeboten für Mountainbiker und Rennradfahrer steigt und Events rund um den Radsport erfreuen sich immer mehr und neuer Beliebtheit.19 Innerhalb der Gruppe der Radfahrer finden weitere Differenzierungen statt. Eine Möglichkeit ist die Unterscheidung zwischen Tourenradlern, Genussradlern, Familien mit Kindern, Mountainbikern oder Radsportlern. Ein weiterer Unterschied innerhalb der Zielgruppe kann in Bezug auf die jeweilige Dauer der Radfahr-Aktivität gemacht werden.20

Nachfragesituation im Segment Wandertourismus

Laut der Marktforschungs-Rundschau Nordrhein-Westphalen Tourismus e.V. 2006 wandern etwa 36,8 Millionen Menschen in Deutschland und ca. 11 Millionen Wanderfreunde geben an, dass sie diese Sportart regelmäßig ausüben. Laut dem Deutschen Wanderverband ist Wandern gegenwertig die beliebteste und die am häufigsten ausgeführte Natursportart. Deutschland bietet über 210.000 Kilometer Wanderwege und deutlich über 300 Fernwanderwege. Auf dem ersten Platz der beliebtesten Mittelgebirgs-Wanderziele ist der Schwarzwald, gefolgt von der Sächsischen Schweiz, dem Bayerischen Wald und auf dem vierten Platz das nördlichste Mittelgebirge, der Harz. Der durchschnittliche Wanderer ist ca. 47 Jahre alt, wandert gerne in den Monaten September und Oktober und bevorzugt waldreiche Umgebungen mit zahlreichen Aussichtsmöglichkeiten. Das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen aktiven Wanderern ist ausgeglichen.21

Nachfragesituation im Segment Nordic Walking

Nicht nur dem Radfahren und dem Wandern wird großes Zukunftspotential zugerechnet, auch der neue Trendsport Nordic Walking wird als Megatrend angesehen. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zählte Deutschland im Jahr 2005 rund 2 Millionen aktive Nordic Walker. Das Potential sieht man in den zehn Millionen Interessierten. Ca. 80 Prozent aller Bundesbürger haben bereits von der neuen Fitnessbewegung Nordic Walking gehört und rund 66 Prozent verbinden mit dieser Sportart positive Eigenschaften und Aspekte. Die Gruppe der Nordic Walker besteht zu rund 65 Prozent aus Frauen. Das momentan rasante Wachstum dieser Zielgruppe ist mit dem hohen Anteil von Neueinsteigern zu erklären.

Im Durchschnitt ist ein deutscher Nordic Walker zwischen 30 und 60 Jahre alt und bevorzugt mittlere Strecken mit einer Länge zwischen sechs und zehn Kilometern.22

2.4 Natursportarten

Laut dem NaturSportInfo23 des Bundesamts für Naturschutz gibt es über 40 verschiedene Natursportarten sowie diverse Ausführungen und Abwandlungen der Einzelnen. Eine Aufteilung der Natursportarten in landgebundenem Sport, Luftsport, Wassersport, Wintersport und konsumtiven Aktivitäten, wie bereits im Kapitel 2.1 beschrieben, bietet eine klare Übersicht.24

Da in den folgenden Kapiteln das Augenmerk auf Fahrradfahren bzw. Mountainbiking, Wandern und Nordic Walking im Nationalpark Harz gelegt wird, ist demnach eine kurze Profilerstellung der landgebundenen Sportarten von großer Relevanz. Eine anschließende kurze Auflistung der anderen Sportarten dient zur allgemeinen Angebotsübersicht und Vervollständigung. Zu den landgebundenen Sportarten zählen u. a. Fahrradfahren, Mountainbiking, Wandern, Nordic Walking und Klettern.

Kurzprofil Fahrradfahren:

Grundsätzlich wird für das Ausüben dieser Sportart nur die Fähigkeit benötigt, die Balance auf zwei Rädern zu halten und sich mittels Pedalantritt fortzubewegen. Unterschieden wird zwischen den Fahrtypen, die im Alltag, in der Freizeit oder professionell das Fahrrad nutzen. Bei Radtouren in der Freizeit bzw. im Urlaub ist das Naturerlebnis ein bedeutendes Kriterium. Der Reiz dieser Sportart liegt im Bewusstsein, mit eigener Muskelkraft die Landschaft zu erkunden und die natürliche Umgebung intensiv mit allen Sinneswahrnehmungen zu genießen. Zu denen am häufigsten ausgeübten Varianten des Radsports gehören das Mountainbiken, das Rennradfahren sowie das Radwandern in Verbindung mit Trekking.25

Kurzprofil Mountainbiken:

Hügeliges Terrain ist die natürliche Umgebung für jeden Mountainbiker. Eine entsprechende Schutzausrüstung ist neben einer sehr guten körperlichen Verfassung Voraussetzung für das Betreiben dieser Sportart. Anreiz für das Mountainbiken bieten „Off-Road Strecken“26 mit anspruchsvollen Höhenprofilen sowie abwechslungsreichen Wegeformationen. Das besonders intensive Naturerlebnis steht auch hier im Vordergrund. Folglich sollten gesamte Streckennetze bzw. einzelne Routen für Mountainbiker von der Topographie, der Landschaft und den Bodenstrukturen generell reizvoll entwickelt werden.

Kurzprofil Wandern:

Die Sportart Wandern beschreibt das zu Fuß Gehen in der freien Natur über längere Strecken. Die Attraktivität der umliegenden Landschaft in Kombination mit einem qualitativ ausgereiften Wegenetz, welches ausgewählte natürliche Sehenswürdigkeiten einbezieht, lässt den Wandergenuss steigen. Traditionelle Reize wie das Naturerleben und das eigene Wohlbefinden stehen für viele Wanderer im Vordergrund der Sportart. Wanderschuhe, -stock und -rucksack geben besonders im anspruchsvollen Gelände Sicherheit. Varianten dieser Sportart sind u. a. Trekking, Nordic Walking und i. w. S. Laufen und Joggen.

Kurzprofil Nordic Walking:

Nordic Walking ist eine sehr junge Variante des Wanderns. Aus einer Sommer-Trainingsmethode für Sportler der Disziplinen Langlauf und Biathlon entwickelte sich der Bewegungsablauf des Nordic Walkings. Spezielles Schuhwerk und der Einsatz von zwei Stöcken, die das Gehen im Rhythmus der Schritte unterstützten, bilden die Grundlage, die für das Ausüben der Sportart notwendig ist. Besonders effektiv ist das Nordic Walking im leicht hügeligen Gelände.27

Kurzprofil Klettern:

Beim Klettersport verlässt man den festen Boden und setzt sich mit der Schwerkraft an einer Felswand auseinander. Eine spezielle Ausrüstung mit Klettergurt, -seil, -schuhe, Schutzhelm etc. sind notwendig um die ausgewählte Route sicher zu erklimmen. Klettern erfordert neben physischer und psychischer Fitness eine sehr gute Selbsteinschätzung bezogen auf das eigene Leistungsvermögen. Durch die direkte Berührung mit der Natur bietet diese Sportart einen besonderen Naturgenuss und hohen Erlebniswert. Diese Sportart weist eine Vielzahl von Varianten auf, dazu gehören u. a. Alpines Klettern, Technisches Klettern, Bouldern28 oder Eisklettern.29

Kurze Übersicht anderer Natursportarten:

Luftsportarten bieten den Reiz in der Luft zu schweben bzw. zu fliegen und so eine Strecke in großer Höhe zurückzulegen. Das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit ist ein großer Motivationsfaktor und Adrenalingeber für die Ausübung der luftgebundenen Sportarten. Ballonfahrten, Drachen-, Gleitschirm-, Motor- und Segelfliegen zählen zu den gängigsten Luftsportarten.

Das Ausüben von Wassersportarten bedeutet intensive Berührung mit dem Element Wasser (z. T. auch Wind). Der größte Reiz ist, sich dem Wasser und dessen Kraft unmittelbar auszuliefern und wiederum seine Bewegungsabläufe auf oder im Wasser kontrollieren zu können. Zu den geläufigsten Wassersportarten gehören u. a. Kanu-und Kajakfahren, Wasserski, Rafting30, Rudern, Segeln, Surfen und Tauchen.

Das Betreiben von Wintersportarten ist im Vergleich zu allen anderen Natursportarten am stärksten jahreszeitenabhängig. Der größte Anreiz für Pistenskiläufer, Snowboarder, Skilangläufer oder Tourenskiläufer sind neben dem attraktiven und abwechslungsreichen Gelände das besondere Naturerleben in einer weißen Landschaft sowie die Bewegung im Freien inmitten der dunklen und kalten Jahreszeit.

Andere Freizeitaktivitäten, die mit Natursport in enger Verbindung stehen, sind Angeln, Jagen, Fischen als konsumtive Aktivitäten oder das Geocaching31 als neuer Trend, der Naturerlebnisse und neuste Technologien zusammenführt.32

3 Der Nationalpark Harz

3.1 Kurzes Profil - Daten und Fakten

Der Nationalpark Harz liegt im nördlichsten deutschen Mittelgebirge und seine klimatischen und geologischen Gegebenheiten machen Flora und Fauna einzigartig. Mit 96 Prozent Waldanteil ist er der größte Waldnationalpark Deutschlands. Nach der abgeschlossenen Fusion der Nationalparke Hochharz und Harz im Jahr 2006 umfasst er nun eine Fläche von über 247 Quadratkilometern. Das entspricht ca. zehn Prozent des gesamten Mittelgebirges Harz.33

Im Jahr 1990 wurde der Nationalpark Hochharz in Sachsen-Anhalt durch die Erklärung des letzten Ministerrats der DDR gegründet. 1994 wurde ein weiterer Grundstein für die heutige Beschaffenheit des Nationalparks gelegt. Die Verordnung über den Nationalpark Harz in Niedersachsen trat in Kraft. Schon zu dieser Zeit wurden Überlegungen einer länderübergreifenden Zusammenarbeit angestellt, welche mit der Fusion in die Tat umgesetzt wurden. Bisher ist diese Art von bundesländer-übergreifender Arbeit einmalig in Deutschland.34

Der Park erstreckt sich über Bad Harzburg und Ilsenburg im Norden bis Bad Lauterberg und Herzberg im Süden (siehe Abbildung 3). Der Brocken mit einer Höhe von 1.142 Metern ist der höchste Berg des Nationalpark Harz und ganz Norddeutschlands. Weitere Erhebungen sind der benachbarte Kleine Brocken mit 1.040 Metern Höhe, der südlich gelegene Königsberg mit 1.029 Metern und die Heinrichshöhe mit 1.044 Metern.35 Auf Grund der großen Höhendifferenz von rund 900 Metern umfasst der Nationalpark Harz insgesamt sechs Höhenstufen an unterschiedlichen Vegetationszonen.36

Innerhalb des Parks liegen keine Ortschaften. Lediglich die Ortsteile Torfhaus, Königskrug, Oderbrück und Sonnenberg sind mit diversen touristischen Einrichtungen als Erholungsgebiete im Nationalpark Harz ausgewiesen. Direkt angrenzend befinden sich die Orte Bad Harzburg, Ilsenburg, Schierke sowie Drei Annen Hohne als Ortsteil von Schierke.37

Abbildung 3: Übersichtskarte des Nationalpark Harz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Nationalpark Harz (Hrsg.), Übersichtskarte, 2008, online.

Als touristische Destination bietet der Nationalpark Harz und die umgebene Region eine Vielfalt an Sehenswürdigkeiten und touristischen Angeboten, die jährlich etwa 43 Millionen Tagesausflügler anziehen. Die Zahl der gemeldeten Übernachtungen in der Nationalparkregion Harz38 beliefen sich im Jahr 2003 auf 4,2 Millionen und die der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer auf 4,2 Tagen.39 10 Millionen Übernachtungen wurden vom Harzer Verkehrsverband e.V. (HVV) für das Jahr 2006 für den gesamten Harz verzeichnet.40 Die Zahl der Besucher des Nationalpark Harz wird auf rund fünf Millionen geschätzt. Allein 1,3 Millionen Gäste besteigen jährlich den Brocken.41

Da sich die vorliegende Arbeit hauptsächlich mit den Natursportangeboten im Nationalpark Harz beschäftigt, werden im Folgenden kurz kulturelle Sehens-würdigkeiten im und um den Nationalpark Harz, die als Besuchermagneten fungieren, vorgestellt.42

Im Allgemeinen ist der Harz für seine regionaltypische Architektur, die sich in den Ortsbilder mit Fachwerk, Schiefer oder einfachen Bergmannshäusern wiederspiegelt, bekannt. Die UNESCO Welterbestätten Goslar, Quedlinburg und Eisleben bilden weitere touristische Anziehungspunkte rund um den Nationalpark Harz.

Die höchstgelegene Sehenswürdigkeit, mitten im Nationalpark Harz, ist der Brocken mit seinem Brockenhaus und -garten. Im Museum „Brockenhaus“ können Besucher Sende- und Abhöranlagen aus Zeiten der DDR betrachten und sich mit der Geschichte des Brockens auseinander setzen. Im nahegelegenen Brockengarten wachsen über 1.600 Pflanzen, welche in alpinen Regionen heimisch sind.43

Insgesamt bieten sieben Nationalparkhäuser eine große Vielfalt an Erlebnis- und Studienangeboten. Die Standorte in Bad Harzburg, Torfhaus, auf dem Brocken, in St. Andreasberg, Ilsenburg, Schierke und Drei Annen Hohne bieten eine für Besucher flächendeckende Möglichkeit der Informationsbeschaffung.44 Das Nationalpark-Besucherzentrum „TorfHaus“, welches voraussichtlich im Frühling 2009 neu eröffnet, „wird ein modernes naturtouristisches Dienstleistungs- und Kommunikationszentrum für den Nationalpark und die gesamte Nationalparkregion. Es soll als attraktive Anlaufstelle für Einheimische und Touristen wie Rastende, Wanderer, Natur- und Nationalparkinteressierte, Natur-Sportler u. a. entwickelt werden.“45

Weitere Sehenswürdigkeiten im Nationalpark Harz sind die vielseitigen natürlichen Gegebenheiten, die Flora und Fauna den Besuchern bieten. Zu den Besonderheiten, mit denen sich der Nationalpark auszeichnet, zählen u. a. die folgenden Naturgegebenheiten:

Hochmoore, die europaweit in Ausprägung, Form und Komplexität einzigartig sind, Vielfalt an Flora und Fauna durch die auf engen Raum aufeinander folgenden Vegetationszonen bzw. -wechsel, ausgedehnte Bergfichtenwälder, große Buchenwaldgebiete durch die unzählbare Fließgewässer laufen, Lebensräume der meist unberührten Felsbiotope bzw. Felsformationen sowie Wiederansiedlung der größten europäischen Wildkatze, dem Luchs, durch das Harzer Luchsprojekt.46

3.2 Verwaltung, Aufgaben und Ziele

Seit der abgeschlossenen Fusion im Jahr 2006 liegt die Verwaltung des länder-übergreifenden Nationalparks in Wernigerode, im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Nationalpark Hochharz. Neben der Außenstelle in Oderhaus nahe St. Andreasberg, dem ehemaligen Sitz des Nationalparks auf niedersächsischer Seite, gehören zur Verwaltung 14 Revierförstereien, sechs Rangerstationen, zwei Werkstätten und ein Jugendwaldheim.47

Die wesentlichen Aufgaben des Nationalpark Harz lassen sich aus dem Nationalparkgesetz des Landes Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ableiten. Größte Bedeutung wird dem Schutzzweck zugeordnet. Die natürliche und naturnahe Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Vielfalt an Lebensräumen, Lebensgemeinschaften und Tier- und Pflanzenarten im Nationalpark Harz stehen hier im Vordergrund. Von weiterer großer Relevanz ist die Forschungs-, Informations- und Bildungsarbeit, die der Park intensiv betreiben und fördern muss. Offen steht der Nationalpark nur zum Zweck der naturnahen Erholung. Dabei ist die Umsetzung und Einhaltung der Betretensregeln sehr wichtig, um die Pflanzen- und Tierwelt vor Störungen zu schützen.48

Im Zuge der Fusion stehen folgende Ziele im Vordergrund beider Landesregierungen:

- einheitliche Wahrnehmung der Destination Nationalpark Harz durch verstärkte gemeinsame Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
- Stärkung und Betonung von Gemeinsamkeiten sowie länderübergreifender Strukturen
- Ausnutzung von Synergie-Effekten bezüglich Management, Personal, Kosten und einer effektiveren Bündelung von Aufgaben49

Die Fusion zieht ebenfalls Problematiken mit sich, deren Auslöser in der Kommunikation zwischen den Mitarbeitern aus Niedersachen und Sachsen-Anhalt gesehen wird. Die Fusion liegt bereits knapp drei Jahre zurück, und noch immer berichtet die regionale Presse über Diskrepanzen in der neuen Verwaltung des Nationalpark Harz in Wernigerode. Eine länderübergreifende Zusammenarbeit, die den Nationalpark Harz und die umliegende Region stark nach außen präsentieren soll, funktioniert nur, wenn intern das Zusammenspiel von Mitarbeitern, verteilten Aufgaben und Funktionen in Takt ist. Zukünftige Strukturen und Personalverteilung sind in einem zusammen auferlegten Fusionsvertrag klar geregelt. Derzeitig wird professionelle Hilfestellung vom Land Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gestellt, mit dem Ziel mittels gesamtkonzeptioneller Arbeit und interner Kommunikation den Nationalpark Harz zu stärken.50

Das Tourismusleitbild der Nationalparkregion Harz von 2005 stellt weitere touristische Ziele vor. Hier findet eine Unterteilung in ökonomische, ökologische und sozial-kulturellbezogene Entwicklungsziele statt.

Auf wirtschaftlicher Ebene werden folgende Ziele angestrebt:

- „Langfristige Sicherung des Tourismus als bedeutsamer Wirtschaftszweig
- stabile Wertschöpfung aus dem Tourismus innerhalb der Region
- Sicherung bestehender und Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze im und durch den Tourismus“51

Zu den Entwicklungszielen auf ökologischer Ebene zählen:

- „Erhalt und weitgehend ungestörte Entwicklung harztypischer natürlicher und naturnaher Lebensräume und Lebensgemeinschaften im Nationalpark [...]
- Erhalt und Weiterentwicklung der harztypischen Kulturlandschaft und Sicherstellung einer Biotopvernetzung im Umfeld des Nationalpark Harz
- dem Schutzzweck und der ökologischen Tragfähigkeit angepasste touristische Nutzung des Nationalparks und seiner Umgebung“52

Auf sozialer und kultureller Ebene werden folgende Entwicklungsziele angesteuert:

- „Sicherstellung einer hohen Aufenthaltsqualität für Gäste der Region
- positiver Beitrag des Tourismus zur Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung
- Förderung des Verständnisses für ökologische Zusammenhänge sowie den Wert der Natur und des Nationalpark Harz bei Einheimischen und Gästen
- Erhalt, Entwicklung und verträgliche touristische Nutzung harztypischer Kultur"53

3.3 Wegeplan des Nationalpark Harz

Ein großes Problem stellt fortwährend der Eingriff des Tourismus in Nationalparke dar. Höchste Priorität hat demzufolge die Entwicklung eines verträglichen Miteinanders zwischen unberührter Natur und dem Erholungssuchenden. In einem Wegeplan, der im nachstehenden am Beispiel des Nationalpark Harz genauer erläutert wird, sind durch genaue Wegeplanung Lösungen für beider Nutzen entwickelt wurden. Neben dem obersten Ziel den Schutzzweck des Nationalparks zu unterstützen sind u. a. folgende von großer Relevanz:54

- Schaffung bzw. Erhalt von großen zusammenhängenden Flächen im Nationalparkgebiet, welche möglichst frei von Störungen sind
- Schaffung bzw. Erhalt eines Wegenetzes im Nationalpark, welches den unterschiedlichsten Ansprüchen und Forderungen entspricht und standhält
- ganzjährliche funktionierende Besucherlenkung
- Verknüpfung der Wege mit dem umliegenden Wegenetz außerhalb des Parks
- Zusammenführen und Abwägen der unterschiedlichen Nutzungsinteressen
- Instandhaltung und Sicherung der notwendigen Infrastruktur bzw. Einrichtungen für Besucher und Erholung
- Planung und Durchführung von Rückbaumaßnahmen55

[...]


1 Vgl. DTV (Hrsg.), Qualitätsinitiativen im Deutschlandtourismus, 2008, online.

2 Vgl. Ahlers, M., Harztourismus soll aus der Dauerkrise, 2008, S. 11.

3 Vgl. Roth, R. et al., Fachbegriffe, 2003, S. 14.

4 Vgl. BfN NaturSportInfo (Hrsg.), Sportartenbeschreibungen, 2008, online.

5 BfN (Hrsg.), Definition Naturtourismus, 2006, online.

6 Vgl. DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 17.

7 Der Begriff die „neuen Alten“ steht für die Altersgruppe ab 50 Jahren.

8 Der Begriff „Kurzreisen“ umfasst Reisen ab einer Dauer von zwei bis vier Tagen.

9 Vgl. DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 10-11.

10 Vgl. DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 11.

11 Vgl. DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 11-12.

12 Vgl. DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 10.

13 Vgl. INVENT (Hrsg.), Nachhaltige Vermarktung, 2005, S. 8-9.

14 Vgl. INVENT (Hrsg.), Nachhaltige Vermarktung, 2005, S. 14-15.

15 Vgl. DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 6-9.

16 Vgl. F.U.R (Hrsg.), RA 2008, 2008, S. 5.

17 Vgl. DTV (Hrsg.), Naturerlebnisangebote, 2005, S. 6-9.

18 Vgl. destinet.de (Hrsg.), Fahrradboom, 2008, online.

19 Vgl. ADFC (Hrsg.), Radreiseanalyse 2008, 2008, S.4.

20 Vgl. Sparkassenverband Saar (Hrsg.), Tourismusbarometer 2005, 2005, S.97.

21 Vgl. Nordrhein-Westphalen Tourismus e.V. (Hrsg.), Wandertourismus, 2006, online.

22 Vgl. Schmidt, R., Megatrend Nordic Walking, 2005, online.

23 NaturSportInfo ist das Natursportinformationssystem des BfN (Deutschland) und des Bundesamtes für Umwelt (Österreich).

24 Vgl. BfN NaturSportInfo (Hrsg.), Sportartenbeschreibungen, 2008, online.

25 Vgl. BfN NaturSportInfo (Hrsg.), Sportartenbeschreibungen, 2008, online.

26 Der Begriff „Off-Road Strecken“ beschreibt unbefestigtes oder unwegsames Gelände bzw. Strecken abseits befestigter Straßen.

27 Vgl. BfN NaturSportInfo (Hrsg.), Sportartenbeschreibungen, 2008, online.

28 Der Begriff „Bouldern“ beschreibt das Probieren von Kletterpassagen in Absprunghöhe.

29 Vgl. BfN NaturSportInfo (Hrsg.), Sportartenbeschreibungen, 2008, online.

30 Beim „Rafting“ befährt eine Gruppe mit Schlauchbooten Wildwasserflüsse.

31 Der Begriff „Geocaching“ beschreibt eine moderne Schatzsuche, wobei ein Teilnehmer einen Behälter mit kleineren Gegenständen, den Cache, an einem Ort seiner Wahl versteckt und die ermittelten Koordinaten zusammen mit einer kurzen Beschreibung auf dafür vorgesehenen Internetseiten (z.B. auf www.opencaching.de) veröffentlicht. Dort können sich Mitspieler entsprechend ihren Interessen einen Cache auswählen und ihn mittels der Koordinatenangaben suchen. Bei der Suche helfen mobile Global Positioning Systems (GPS) Geräte, welche bis auf eine Genauigkeit von ca. 10 Meter Koordinaten bestimmen können.

32 Vgl. BfN NaturSportInfo (Hrsg.), Sportartenbeschreibungen, 2008, online.

33 Vgl. EUROPARC Deutschland e.V. (Hrsg.), Nationalparks, 2006, S. 24-25.

34 Vgl. Nationalpark Harz, Nds. Umweltministerium (Hrsg.), Ein Schutzgebiet, 2006, S. 6-7.

35 Vgl. Nationalpark Harz, Nds. Umweltministerium (Hrsg.), Ein Schutzgebiet, 2006, S. 17.

36 Vgl. Nationalpark Harz (Hrsg.), Bergwildnis, 2007, Umschlagklappe.

37 Vgl. Wilken, T.; Neuhaus, J., Tourismusleitbild, 2004, S. 8-9.

38 Die „Nationalparkregion Harz“ umfasst Teile der Landkreise Goslar, Osterode und Wernigerode.

39 Vgl. Wilken, T.; Neuhaus, J., Tourismusleitbild, 2004, S. 11.

40 Vgl. Nationalparkverwaltung Harz (Hrsg.), Über Uns, 2008, online.

41 Vgl. Knolle, F. (Nationalpark Harz), E-Mail-Korrespondenz vom 2.12.2008.

42 Vgl. Harzer Verkehrsverband e.V. (Hrsg.), Harzinfo-Broschüre, 2006, S. 2-4.

43 Vgl. Harzer Verkehrsverband e.V. (Hrsg.), Kulturgeschichtliche Museen, 2003, online.

44 Vgl. Nationalparkverwaltung Harz (Hrsg.), Nationalparkhäuser, 2008, online.

45 Nationalparkhaus Altenau-Torfhaus (Hrsg.), Neueste Meldung, 2008, online.

46 Vgl. Nationalparkverwaltung Harz (Hrsg.), Leben und Lebensraum, 2008, online.

47 Vgl. Nationalpark Harz; Nds. Umweltministerium (Hrsg.), Ein Schutzgebiet, 2006, S. 12.

48 Vgl. Nds. Landtag (Hrsg.), Gesetz Nationalpark Harz, 2005, S. 445-453.

49 Vgl. Nationalpark Harz; Nds. Umweltministerium (Hrsg.), Ein Schutzgebiet, 2006, S. 12-13.

50 Vgl. Biallas, J., Mobbingvorwürfe im Nationalpark Harz, 2007, online.

51 Wilken, T.; Neuhaus, J., Tourismusleitbild, 2004, S. 16.

52 Wilken, T.; Neuhaus, J., Tourismusleitbild, 2004, S. 16.

53 Vgl. Wilken, T.; Neuhaus, J., Tourismusleitbild, 2004, S. 16.

54 Vgl. Nationalpark Harz (Hrsg.), Wegeplan, 2002, S. 34-36.

55 Vgl. Nationalparkverwaltung Hochharz (Hrsg.), Ziele der Wegeplanung, 2005, S. 3.

Fin de l'extrait de 119 pages

Résumé des informations

Titre
Entwicklung eines Leitfadens für ein erfolgreiches Qualitätsmanagement im Natursport am Beispiel des Nationalpark Harz
Université
University of Applied Sciences Braunschweig / Wolfenbüttel
Note
1,9
Auteur
Année
2008
Pages
119
N° de catalogue
V126608
ISBN (ebook)
9783640323975
ISBN (Livre)
9783640321889
Taille d'un fichier
16811 KB
Langue
allemand
Mots clés
Entwicklung, Leitfadens, Qualitätsmanagement, Natursport, Beispiel, Nationalpark, Harz
Citation du texte
Diplom-Kauffrau (FH) Kristin Düerkop (Auteur), 2008, Entwicklung eines Leitfadens für ein erfolgreiches Qualitätsmanagement im Natursport am Beispiel des Nationalpark Harz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126608

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