In dieser Arbeit ist untersucht worden, ob es einen Zusammenhang zwischen Religiosität, Befürwortung des Laizismus und Zustimmung zu Demokratie als Regierungsform gibt. Laizismus beutet die „radikale Trennung von Staat und Kirche“, und stellt somit als Idealform den Gegenpol zu vollständigen Union von Staat und Kirche dar. Es war zu erwarten, dass religiöse Menschen eher dazu neigen, durch Gott legitimierte Herrscher anzuerkennen, als unreligiöse Menschen dies machen würden.
Diese Frage ist in vielerlei Hinsicht interessant, da grade das Problem der Trennung von Staat und Kirche immer wieder Anlass zu Diskussion gibt. Ein prominentes Beispiel war die Uneinigkeit um das Vorwort zur Verfassung der Europäischen Union (EU). Hier entbrannte ein Streit, ob die EU ein christlich geprägtes Bündnis sein sollte, oder ob man Bezüge zur Religion in dem Verfassungstext vermeiden müsse, um sowohl andere Religionen aufnehmen zu können, als auch Atheisten zu integrieren. Auch wenn diese Frage sich mittlerweile erübrigt hat, zeigte sich, welches Konfliktpotential die Frage in sich birgt.
Ein anderes Beispiel ist die anhaltende Diskussion in der Türkei. Während Teile der Bevölkerung bewusst am ausgeprägten Laizismus festhalten, betreiben andere Gruppen eine zunehmende Unierung von Staat und Kirche. Welchen Stellenwert in diesen Fällen die Religiosität einnimmt kann unter Umständen durch das Ergebnis dieser Arbeit beantwortet werden können.
Um dem Forschungsvorhaben nachzugehen war es notwendig, die subjektiven Einstellungen der Bürger möglichst vieler Staaten zu untersuchen und auszuwerten. Dazu eigneten sich besonders die Umfrageergebnisse des später näher erläuterten World Values Survey (WVS), die auf der Website des Projekts publiziert werden. Diese beinhalten alle Umfragedaten, die im World Values Survey und in der European Values Study (EVS) erhoben wurden. Anhand der theoretischen Vorüberlegungen und der Hypothese wurden relevante Fragen des WVS identifiziert und einem einheitlichen, später zu erläuternden System nach aggregiert. Die so gewonnenen Aggregatdaten konnten dann durch statistische Verfahren ausgewertet werden.
Die Untersuchung stützt sich lediglich auf die Daten des WVS, also die Einstellungen der Befragten.
Weiterhin wurde analysiert, ob es Zusammenhänge zwischen den Freedom House - Rankings und Laizismuspräferenz sowie den Polity IV – Werten und der Laizismuspräferenz gibt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- GRUNDLAGEN
- HYPOTHESE: RELIGIOSITÄT, LAIZISMUS UND DEMOKRATIE KORRELIEREN
- THEORIEGELEITETE VARIABLENENTWICKLUNG
- DATENBASIS: WORLD VALUES SURVEY, FREEDOM HOUSE UND POLITY IV
- DURCHFÜHRUNG DER UNTERSUCHUNG
- OPERATIONALISIERUNG
- AGGREGATION UND REKODIERUNG DER WVS-ROHDATEN
- FAKTORENANALYSE
- ZUSAMMENHANG ZWISCHEN LAIZISMUS, DEMOKRATIE UND RELIGIOSITÄT
- ERGEBNISSE
- WEITERFÜHRENDE ANALYSEN
- FREEDOM HOUSE, POLITY IV IN KORRELATION MIT LAIZISMUS
- RELIGIOSITÄT UND LAIZISMUS
- FAZIT
- ZUSAMMENFASSUNG / ABSTRACT
- ANHANG
- HÄUFIGKEITSAUSZÄHLUNG DER RELEVANTEN WVS-INDIKATOREN
- STREUDIAGRAMME „PRO LAIZISMUS“ UND „PRO DEMOKRATIE“-DIMENS.
- STREUDIAGRAMME „RELIGIOSITÄT“ UND „PRO DEMOKRATIE“-DIMENSIONEN
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Beziehung zwischen Religiosität, Laizismus und Demokratiebefürwortung. Ziel ist es, anhand von Umfragedaten des World Values Survey (WVS) zu analysieren, ob ein Zusammenhang zwischen diesen drei Variablen besteht. Die Arbeit basiert auf drei Thesen, die sich an führenden Theorieströmungen orientieren: der Modernisierungstheorie, der religionssoziologischen Perspektive und dem kulturtheoretischen Ansatz von Samuel P. Huntington.
- Zusammenhang zwischen Religiosität, Laizismus und Demokratiebefürwortung
- Einfluss von Modernisierungsprozessen auf die Verbreitung von Laizismus und Demokratie
- Rolle der Religion in der politischen Kultur und ihre Auswirkungen auf die Staatsform
- Kulturtheoretische Perspektive auf die Beziehung zwischen Religion, Laizismus und Demokratie
- Analyse von Umfragedaten des World Values Survey (WVS) zur Operationalisierung der Variablen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen Religiosität, Laizismus und Demokratiebefürwortung. Es werden Beispiele für die Relevanz dieser Frage in der aktuellen politischen Diskussion genannt, wie z.B. die Debatte um das Vorwort zur Verfassung der Europäischen Union oder die Situation in der Türkei.
Im Kapitel „Grundlagen“ werden die drei Thesen vorgestellt, die der Hypothese zugrunde liegen. Die Modernisierungstheorie postuliert einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, dem Niedergang traditioneller Werte und der Verbreitung von Demokratie. Die religionssoziologische Perspektive betont die Rolle der Religion in der politischen Kultur und die unterschiedlichen Auswirkungen verschiedener Konfessionen auf die Staatsform. Der kulturtheoretische Ansatz von Samuel P. Huntington untersucht die Beziehung zwischen Religion, Laizismus und Demokratie aus einer globalen Perspektive und hebt den Konflikt zwischen dem islamischen und dem westlich-christlichen Kulturkreis hervor.
Das Kapitel „Durchführung der Untersuchung“ beschreibt die Operationalisierung der Variablen „pro Demokratie“, „Laizismus“ und „Religiosität“ anhand von Indikatoren aus dem World Values Survey. Es werden die Methoden der Aggregation und Rekodierung der WVS-Rohdaten sowie die Durchführung einer Faktorenanalyse erläutert.
Das Kapitel „Weiterführende Analysen“ untersucht den Zusammenhang zwischen den Freedom House-Rankings und Laizismuspräferenz sowie den Polity IV-Werten und der Laizismuspräferenz. Es werden die Ergebnisse der statistischen Analysen präsentiert und interpretiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Religiosität, Laizismus, Demokratiebefürwortung, World Values Survey (WVS), Modernisierungstheorie, Religionssoziologie, Kulturtheorie, Samuel P. Huntington, Freedom House, Polity IV, politische Kultur, Staatsform, Trennung von Staat und Kirche.
- Quote paper
- Andreas Kleine (Author), 2008, Die Beziehung von Religiosität, Laizismus- und Demokratiebefürwortung als subjektive Messung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126650