Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Bedeutung der Medien für Jugendliche
2.1 Jugend als Identitätsfindung
2.2 Mediennutzung Jugendlicher
2.3 Selbstinszenierung im Internet
3 Bedeutung der Medien für die Selbstoptimierung
3.1 Selbstoptimierung in Bezug auf den Körperkult
3.2 Chancen und Risiken der Selbstoptimierung
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Generation Z, diese jungen Heranwachsenden werden durch das Aufwachsen in einer digitalisierten Welt geprägt. Sie verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit der Nutzung von Medien jeglicher Art: Smartphones, Tablets, Smart-TVs, Computer, Wearables und vielen mehr. All diese Geräte haben eines gemeinsam: Sie bieten einen Zugang in das Internet, mit den verschiedensten Apps und Plattformen, mit denen Jugendlichen eine erhebliche Zeit verbringen. Dies ist von großer Bedeutung, da diese vor wichtigen Herausforderungen stehen, wie ihre eigene Identität zu finden und sich zu dem Menschen zu entwickeln, zu dem sie werden möchten. Dabei spielt die Selbstoptimierung eine wichtige Rolle, denn auch sie gehört zu der Identitätsarbeit der jungen Erwachsenen.
Vor diesem Hintergrund widmet sich diese Arbeit der Frage, wie die Lebensphase der Jugend aussieht und welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen. Wie Heranwachsende die Medien nutzen, welche Rolle die Selbstoptimierung für ihre Identitätsarbeit spielt und inwiefern Medien bedeutend für die Selbstoptimierung sind.
Zunächst soll bei dieser Arbeit die Lebensphase Jugend genauer beschrieben und definiert werden. Genauer soll die Mediennutzung der Jugendlichen anhand der JIM Studie 2020 herausgearbeitet werden, um zu verdeutlichen wie viele Heranwachsende Zugang zu den Medien haben. Dabei werde ich auf die Selbstinszenierung der Jugendlichen auf den Social Media Plattformen eingehen, die ein Teil der Identitätsarbeit darstellen.
Nachfolgend soll die Selbstoptimierung anhand des Körperkults verdeutlicht und die verschiedenen Techniken zur Verbesserung des Selbst und anschließend Chancen und Risiken aufgezeigt werden.
Am Ende meiner Arbeit, werde ich die gewonnenen Ergebnisse zusammenfassen und die Frage beantworten, welche Bedeutung die Medien auf die Selbstoptimierung der Jugendlichen darstellen.
2 Bedeutung der Medien für Jugendliche
Es ist allgegenwärtig: Die Nutzung der Medien von Heranwachsenden wird zu einem immer größer werdenden Teil ihrer Freizeit. Sie befinden sich im Zeitalter der Digitalisierung, umgeben von dem Influcener, YouTuber und Blogger. Der Besitz von Smartphones, Tablets und dem Internetzugang gehören mit einer Selbstverständlichkeit im Leben dazu. Ebenso sind die zugehörigen Apps und Plattformen bei den jungen Menschen kaum noch wegzudenken. Dies sorgt für viele unterschiedliche Eindrücke auf die Heranwachsenden, die sich mitten in ihrer Entwicklungsphase befinden.
2.1 Jugend als Identitätsfindung
Jugend wird zunächst als der Übergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter definiert.
Darunter lässt sich der biologische Prozess des Körpers verstehen, der das Wachstum, die Erlangung der Geschlechtsreife und die Veränderung des eigenen Körpers bezeichnet. Wie auch die Entwicklung zu einem flexiblen und angepassten Individuum (Niekrenz und Witte, 2010, S.382).
Der Ausdruck Jugend hat sich über die Zeit als ein Begriff der Lebensphase etabliert. Es geht nicht mehr nur darum, dass diese die Überbrückung vom Kindes- zum Erwachsenenalter bezeichnet, sondern vielmehr um die Arbeit an der eigenen Identität.
Unter dem Begriff der Identitätsarbeit versteht man die Entwicklung der Persönlichkeit. Es ist die Aufgabe jedes Heranwachsenden sein Ich zu finden und seinen eigenen Charakter zu bilden, sowie frei über die Gestaltung seines Lebens entscheiden zu dürfen. Um diesem gerecht zu werden, erlangen die Jugendlichen für ihre Selbstfindung ihren eigenen Schonraum. Dieser ermöglicht ihnen einen Freiraum zum Experimentieren, Austesten, oder auch die Überschreitung von Regeln und Grenzen. Hier sind sie von der Arbeit und der Ehe freigestellt (Niekrenz und Witte, 2010, S.383).
Die UN hat im Jahr 1985, im „International Year of Youth“, junge Heranwachsende zwischen 15 und 24 definiert (vgl. UN 2010, S.4 zitiert nach Niekrenz und Witte, 2010, S.383). Jedoch erlangt nicht jeder den sogenannten Schonraum zur Selbstfindung, da dieser von den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen abhängig sei und für die Mitversorgung der Familie beitragen müsse. Durch die unterschiedlichen Bedingungen, unter die Heranwachsende aufwachsen, könnte die Altersspanne der Jugend zwischen fünf bis 35 Jahre liegen (vgl. Tyyskä 2005, S. 3, zitiert nach Niekrenz und Witte, 2010, S.383).
So hat sich der Schonraum in der Moderne des 20. Jahrhunderts zu einem gesellschaftlichen akzeptierten Konstrukt entwickelt, welcher mit wachsendem Wohlstand immer mehr zu Normalität gehöre (Niekrenz und Witte 2010, S.384).
Da sie durch ihre Entscheidungsfreiheit unzählige über Entscheidungsmöglichkeiten verfügen, könnte der sogenannte Schonraum gleichzeitig als Bewältigungsphase fungieren (Böhnisch 2008, zitiert nach Niekrenz und Witte, 2010). Selbstständige Entscheidungen müssen getroffen werden, wie: welcher Schulabschluss soll angestrebt werden? Studium oder Ausbildung? Oder doch erst ein freiwilliges Jahr im Ausland? Welches Hobby soll ausgeübt werden? Es herrscht ein Druck aufgrund von unzähligen Optionen, Vorstellungen und teils widersprüchlichen Werten, Normen und Bedingungen. Jugendliche müssen ihre Identität finden und gleichzeitig die Erwartungen und Wertevorstellungen der Gesellschaft erfüllen (vgl. ebd., S.215, zitiert nach Niekrenz und Witte, 2010, S.390).
Hierbei bekommen die Medien eine immer größere Bedeutung für die Identitätsarbeit Jugendlicher, welche im nachfolgenden Abschnitt ausführlich beschrieben werden.
2.2 Mediennutzung Jugendlicher
Um einen Überblick zu bekommen welche Bedeutung Medien für Jugendliche darstellen, ist es von großer Wichtigkeit erst einmal aufzuzeigen, wie das Verhalten der Heranwachsenden in Bezug auf die Medien ausfällt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Grafik stellt die Auswertung der JIM (Jugend, Information, Medien) Studie dar, bei der im Jahr 2020 1200 Mädchen und Jungen zwischen zwölf und 19 Jahren in ganz Deutschland von Juni bis Juli 2020 telefonisch und online befragt wurden (JIM, 2020). Klar zu sehen ist, dass Smartphones, WLAN-Anschluss und Computer oder Laptops in fast jeden Haushalt zu finden sind. Von den befragten Jugendlichen haben 94 Prozent ein eigenes Smartphone, mit welchem sie im Internet surfen können. Laut der JIM Studie ist das Smartphone das meistgenutzte Medium der Jugendlichen, um ins Internet zu gelangen. Für viele Befragte sei dies inzwischen eine Selbstverständlichkeit und gar nicht mehr wegzudenken (JIM, 2020).
Die Studie zeigt auch, dass mit zunehmendem Alter die Nutzung des Smartphones und des Internets deutlich steigt. So liege die selbstgeschätzte Nutzungszeit im Internet der Jugendlichen bei rund 258 Minuten, welche sicherlich durch die Corona Pandemie beeinflusst wird. Denn 2019 lagen die geschätzte Onlineminuten bei circa 205 Minuten (JIM, 2019). Erkenntlich ist hier, dass immer mehr Freizeit für die Medien aufgewendet wird. Größtenteils für die Kommunikation über WhatsApp, eine App in der man sich mittels des Internets Kurznachrichten senden kann. Der Messenger Dienst fördert die Gruppenzugehörigkeit und die Erhaltung des Kontaktes, vor alle, bei längerer zeitlicher und räumlicher Distanz. Daher ist es kaum verwunderlich, dass dieser beim Voting der wichtigsten Apps auf Platz eins liegt. Ebenso wird ein Teil der Freizeit für die Unterhaltung über die Medien geopfert (JIM, 2020).
Folglich könnten sich diese auf die Identitätsarbeit der Jugendlichen auswirken. Denn gerade in dieser Phase, wo Heranwachsende ihre Persönlichkeit finden wollen, verleiten Apps, wie zum Beispiel Instagram, zur Nachahmung von Wahrnehmung und Denkweisen. Wie aber auch die optischen Merkmale ihrer Ideale (Stach 2013, zitiert nach Gaupp und Lüders, 2016, S.4). Demnach ist Instagram eine Social Media Plattform, in der Fotos und Videos mit der Öffentlichkeit oder ausgewählte Personen geteilt werden können. Die sogenannten Storys, kurze Videos, die für 24 Stunden online sind, nehmen die Follower mit in ihr Leben. Nicht grundlos ist Instagram auf Platz zwei der beliebtesten und wichtigsten Apps. Aber auch andere Apps, die zur Inspiration und Selbstdarstellung dienen, nehmen im zunehmenden Alter an Bedeutung zu. So steigt die App TikTok im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozentpunkte (JIM, 2020).
Es herrscht eine neue Form des Austausches und der Inspiration: vielfältig, medial und global (Bender et. Al 2013, zitiert nach Niekrenz und Witte, 2010, S.390). So hat sich ein neuer Sozialtyp über die letzten Jahre gebildet. Die soziale Interaktion ist nicht verschwunden, sondern entwickelt sich in eine andere Richtung (Hajok, 2020, S.66).
2.3 Selbstinszenierung im Internet
Der Besitz des Smartphones ermöglicht den meisten Jugendlichen einen grenzenlosen Zugang zu einer vielfältigen Auswahl an Social Media Plattformen. Daher können die Medien als ein ständiger Begleiter von Prozessen der Identitätsarbeit und als Raum für Selbstpräsentation, Selbstfindung, sozialer Zugehörigkeit und Anerkennung fungieren. Laut der Studie „Insta ungeschminkt“ verbringen 64 Prozent der jungen Leute bis zu vier Stunden täglich auf Instagram (vgl. Jugend ungeschminkt, 2019).
„Sein heißt, medial stattzufinden“ (Pörksen und Krischke 2012, zitiert nach Hajok, 2020, S.65). Junge Heranwachsende nutzen also die Möglichkeit der Selbstinszenierung, um online sichtbar und ein Teil der Gesellschaft zu sein. Parallel nutzen sie diese für ihre Identitätsarbeit. Gerade in dem Lebensabschnitt, die den Jugendlichen als Experimentierphase gelassen wird, scheint der Körper eine wesentliche Bedeutung zu haben. Er verändert sich, wird geschlechtsreif und entspricht immer mehr dem Idealbild einer erwachsenen Frau oder Mann (Misoch, 2007, S.140). Eben jetzt lernt der Heranwachsende seinen Körper immer besser kennen und beeinflusst so seine Identität und Persönlichkeit. Der Körper spielt hier eine zentrale Rolle, denn dieser kann im Internet als Statussymbol gesehen werden, welcher für mehr Likes und Reichweite sorgen könnte.
Zugleich bieten die Social Media Plattformen die Möglichkeit, sich so darzustellen, wie man gesehen werden möchte. Hier wird versucht das selbst erstellte Profil beziehungsweise sich selbst zur eigenen Marke zu machen. Der Körper dient also zur Vermarktung (Gaupp und Lüders, 2016, S.6). Bröckling bezeichnet diesen Prozess als „eine neue Form der Subjektivierung und Vergesellschaftung“, der die Bezeichnung des „Unternehmerisches Selbst“ trägt. Jugendliche vermarkten sich selbst und werden Unternehmer ihres eigenen Lebens (Bröckling 2007, zitiert aus Gaupp und Lüders, 2016, S.5). Instagram erscheint für viele junge Menschen ein Weg zu sein, eine kontrollierbare Traumwelt zu erschaffen, in der alles perfekt und unantastbar ist (Jugend ungeschminkt, 2019).
„Wer online nicht sichtbar ist, wird nicht wahrgenommen und verpasst alles. Dabei sind Selfies der Maßstab für Sichtbarkeit und Likes die soziale Währung“ (Schulz 2015, zitiert aus Gaupp und Lüders, 2016, S.5). Laut der Befragung der Bravo Dr. Sommer Studie, posten gelegentlich knapp die Hälfte der Befragten 12-jährigen Mädchen Selfies im Netz, wohingegen bereits zwei Drittel der 16-jährigen regelmäßig Selfies im Netz posten (Bauer Media Group 2016, zitiert aus Gaupp und Lüders, 2016, S.6).
Zu der richtigen Inszenierung verhelfen Bearbeitungsprogramme wie Photoshop, Faceapp, oder auch die beliebten Snapchat Filter, die das eigene Aussehen so optimieren, sodass diese ihrem Idealbild näherkommen könnten. Pickel werden retuschiert, Cellulite entfernt, das Gesicht schmaler gemacht oder die Zähne weißer gefärbt.
Es wird schnell deutlich, dass vieles nicht der Realität entspricht. Jugendliche wollen sich mit ihrem Ideal identifizieren, versuchen sie nachzuahmen und erkennen nicht mehr den Unterschied zwischen echten und gefälschten Bildern. Außerdem sehen sie nur die „schönen“ Seiten des geposteten Lebens. Problemzonen oder schlechte Tage werden erst gar nicht gezeigt. Folglich könnte dies zur ständigen Unzufriedenheit führen. So wollen nur ca. 14 Prozent wahrhaben, dass Bilder künstlich sein könnten (vgl. Jugend ungeschminkt, 2019). Darüber hinaus könnten Selfies der Selbstfindung dienen, denn einerseits wird versucht sich durch Selfies abzugrenzen und sich individuell hervorzuheben. Auf der anderen Seite passen sie sich wiederum an, indem sie nur den Trend folgen und auch nur die Selfies posten, die gerade modern sind (Jugend ungeschminkt, 2019). Jugendliche möchten sich dem Trend hingeben, sich gleichzeitig aber von der breiten Masse abheben. Dies versuchen sie durch extreme Postings, welche provozierende Bilder oder Texten, Hasskommentare oder schamlose und anzügliche Fotos beinhalten (Hajok, 2020, S.66).
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