Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Historischer Kontext
a) Der Peloponnesische Krieg
b) Der Demagoge
III. Kleon und der Peloponnesische Krieg
a) vom Kriegsausbruch bis zum Vorgehen gegen Mytilene
b) Kleon auf dem Höhepunkt: die Schlacht von Sphakteria
c) von Sphakteria nach Amphipolis
IV. Schluss
V. Quellen- und Literaturverzeichnis
a) Quellenverzeichnis
b) Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Der im Seminar besprochene Peloponnesische Krieg stellt sicherlich das wichtigste Ereignis für Athen im späten 5.Jh. v.Chr. dar. Während die Zeit davor oftmals als eine Blüte der Demokratie und generell ein goldenes Zeitalter beschrieben wird, werden besonders der Peloponnesische Krieg, seine Brutalität und sein zerstörerischer Verlauf oftmals dem Einfluss von so genannten Demagogen wie Kleon und Alkibiades zugeschrieben. Im Rahmen dieser Hausarbeit werde ich am Beispiel Kleons, des Archetypen eines Demagogen, untersuchen welchen Einfluss die Demagogen auf die athenische Politik im Peloponnesischen Krieg wirklich hatten. Ich hoffe zu klären, ob die Demagogen die Demokratie missbrauchten und Athen alleine in seinen Untergang stießen oder ob die Demagogen (wie sie behaupteten) nur den Willen des Volkes umsetzten.
Zu Beginn werde ich den Peloponnesischen Krieg als selbst und den gern (miss-)gebrauchten Begriff „Demagoge“ als notwendigen historischen Kontext erläutern. Anschließend werde ich anhand der Überlieferung erläutern, an welchen Punkten Kleon wie Einfluss auf athenischen Politik und Kriegsführung nahm. Die wichtigste Quelle zu Kleons Wirken ist natürlich Thukydides „Peloponnesischer Krieg“. Thukydides selbst lehnte sowohl Kleons Methoden wie Ziele ab, so dass Kleon generell äußerst negativ dargestellt wird.[1] Eine weitere wichtige zeitgenössische Quelle stellen die Komödien des Aristophanes dar, besonders die „Ritter“ in denen Kleon die Hauptrolle zukommt. Aristophanes beschuldigte in vielen seiner Werke Kleon und die Demagogen allgemein der Kriegstreiberei und vieler negativer Charakterzüge, so dass auch hier ein äußerst negatives Kleonbild entsteht.[2] Eine dritte literarische Quelle stellen schließlich die Plutarch-Biografien des Nikias und Perikles dar. Plutarch allerdings schrieb bereits im 1.Jh. n.Chr., durch seinen besonderen Stil des Fokus auf das Persönliche und der Opposition, in der Kleon zu Nikias wie Perikles stand, sind Plutarchs Einschätzungen von Kleon ebenso oft negativ geprägt.[3] Generell lässt sich also feststellen, dass die literarischen Quellen Kleon nicht wohlgesonnen sind, so dass mögliche positive Einflüsse des Kleon nicht dargestellt und seine negativen Einflüsse überzeichnet werden. Aus diesem Grund werde ich zum Abschluss versuchen, eine eigene Bewertung der Tätigkeit des Kleon und seines Einflusses vorzunehmen.
II. Historischer Kontext
a) Der Peloponnesische Krieg
Der in dieser Hausarbeit behandelte Peloponnesische Krieg bezieht sich auf den Konflikt zwischen Athen und Sparta von 431 bis 404 v.Chr, im Gegensatz zum Konflikt dieser beiden Städte von 460 bis 445 (der „Erste Peloponnesische Krieg“), der mit dem Dreißigjährigen Frieden beendet wurde. Der hier behandelte Krieg brach 431 über mehrere Anlässe aus, hatte aber tiefere Ursachen. Ursache war nach Thukydides der Machtzuwachs Athens in den Jahren vor 431 und eine expansive Politik gegenüber anderen griechischen Städten. Die Spartaner entschlossen sich aus Furcht zum Krieg, ehe Athen zu stark geworden war[4], denn sie sahen einen großen Teil Griechenlands bereits unter athenischer Kontrolle.[5] Anlässe des Krieges waren: Erstens ein Bündnis Athens mit Kerkyra, einem Gegner Korinths (ein spartanischer Bündner).[6] Zweitens das ath. Vorgehen gegen Potidaia (eine korinthische Kolonie), die vom Seebund abgefallen war.[7] Drittens ein athenischer Handelsboykott gegen Megara, ein Mitglied des Peloponnesischen Bundes. Dieses direkte Vorgehen Athens gegen Spartas Bund gekoppelt mit den Bitten der Korinther um Unterstützung ließ die Spartaner schließlich den Bruch des Friendes durch Athen feststellen.[8]
Die erste Phase des Krieges wird allgemein als Archidamischer Krieg bezeichnet. Perikles folgend, versuchte Athen sich an Land einzubunkern und von See die Peloponnes anzugreifen, während Sparta in Attika einfiel und versuchte die ath. Versorgung zu unterbrechen. Es entwickelte sich bald eine Pattsituation mit Siegen beider Seiten, während sich der Krieg sukzessive ausweitete. Nach dem Tod des Kleon 422 wurde der Nikiasfriede geschlossen mit einer Herstellung des Status Quo Ante, der bis 414 hielt. In diese Zeit fällt die für Athen katastrophale sizilianische Expedition, von der sich die Stadt nicht mehr erholte. Unterdessen verständigte sich Sparta mit Persien und war so in der Lage auch auf See Athen etwas entgegenzustellen. Nachdem die Spartaner 405 die Seeherrschaft errungen hatten, musste Athen 404 kapitulieren und die Demokratie wurde (kurzzeitig) beseitigt. Auch Sparta war stark geschwächt, so dass es seine Hegemonie bald an Theben verlor. Generell öffnete der Peloponnesische Krieg schließlich das Tor für den Einfall auswärtiger Mächte wie der Makedonen im 4.Jh.[9]
b) Der Demagoge
Der Begriff Demagoge leitet sich ab von demagogos, „Volksführer“. Der Begriff kam in der 2. Hälfte des 5.Jh. auf und bezeichnete einen politischen Führer, der seinen Einfluss nicht aus einem Amt, sondern aus seinen rhetorischen Fähigkeiten bezog. Während der Begriff bspw. von Aristophanes (auf Kleon bezogen) abwertend gebraucht wurde[10], wurde er meist nicht pejorativ gebraucht, sondern bezeichnete einen bestimmten Politikstil. Bei den Demagogen handelte es sich oftmals nicht um Angehörige der alten Oberschicht, sondern um „neue Männer“, Handel- und Gewerbetreibende, die aufgrund mangelnder Kontakte auf ihre rhetorischen Fähigkeiten setzten.[11] Bleicken weist zudem daraufhin, dass die Struktur der athenischen Demokratie zu Demagogie führen musste. Das politikbestimmende Element war nicht eine starke Magistratur (wie in Rom), sondern die Masse in der Volksversammlung. Diese konnte, aufgrund der mangelnden institutionalisierten Leitung, durch Redner geführt werden, die nicht eine bestimmte Gruppe vertraten. Autorität entstand nicht durch Amtsgewalt, sondern Amtsgewalt durch Autorität mit Hilfe der Rhetorik in der Volksversammlung, auch Perikles fällt in diese Kategorie der Demagogen.[12] Der in dieser Arbeit untersuchte Einfluss eines „Demagogen“ Kleon bezieht sich also auf seinen Politikstil, in der Selbstdarstellung also das absolute Befolgen des Volkswillens, und die Frage, ob gerade dieser Stil den Peloponnesischen Krieg entscheidend beeinflusst hat.
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[1] S. Hornblower, Thukydides, DNP 12/1, 2002, Sp. 506-512
[2] H.-G. Nesselrath, Aristophanes, DNP 1, 1996, Sp. 1122-1130
[3] C.B.R. Pelling, Plutarch, DNP 9, 2000, Sp. 1159-1176
[4] Thuk. 1, 23
[5] Thuk. 1, 88
[6] Thuk. 1, 55
[7] Thuk. 1, 66
[8] Thuk. 1,87
[9] W.Schuller, Peloponnesischer Krieg, DNP 9, 2000, Sp. 501-506
[10] Aristophanes, Equ., 213-222
[11] P. Rhodes, Demagoge, DNP 3, 1997, Sp. 416
[12] J. Bleicken, Die athenische Demokratie, Paderborn 1995, S. 110-113