Da der dritte Teil des Ringes in der Forschung oft nur sehr spartanisch und am Rande behandelt wurde, möchte ich im Folgenden genauer auf das Kriegsrecht und die Kriegstaktik, die einen Großteil dieses letzten Abschnittes ausmachen, eingehen. Der „Ring“ gilt als eines der bedeutendsten realistisch-volkstümlichen Dichtungen deutscher Sprache und wurde dennoch erst mehr als ein halbes Jahrtausend nach ihrer Entstehung zum ersten Mal einem deutschsprachigen Lesepublikum zugänglich gemacht. 1851 hatte Ludwig Bechstein die wahrscheinlich einzig existierende Handschrift zum ersten Mal ediert. Jedoch waren die ersten Reaktionen auf das Werk alles andere als überwältigend. Viele Wissenschaftler – unter ihnen auch Wolfgang Pfeiffer-Belli – sehen in dem Werk nur eine Art Orgie der Maßlosigkeiten. Nur Adolf Frey erkannte den wahren literarischen Wert des „Ringes“ und qualifizierte ihn deshalb als den „genialsten Rülps der deutschen Dichtung“.
Obwohl sich die Forschung über den Verfasser des „Rings“ lange Zeit uneinig war, scheint es heutzutage fast gesichert, dass es sich dabei um den Konstanzer Advokaten und Amtmann Heinrich Wittenweiler handelt. Denn das Werk ist durchzogen von vielen juristischen Weisheiten und Lehrsprüchen. Außerdem zeigt es eine auffallende Neigung zu pointierten juristischen Situationen, wie man sehr deutlich am Beispiel der großen Ehedebatte mit ihren spitzfindigen Plädoyers erkennen kann.
Als ein zentrales Thema im „Ring“ zeigt sich das Kriegswesen. Denn mit dem Beginn der Entstehung wissenschaftlicher Texte in der Volkssprache tauchen zahlreiche Lehrtexte auf, in denen die Kriegswissenschaft im Mittelpunkt steht.
Die ersten deutschsprachigen Texte dieser Art sind die „Ler von dem streitten“ des Wiener Kanonikers Johann Seffner und der „Ritterspiegel“ von Johannes Rothe. Diese beiden Werke haben mit dem „Ring“ gemeinsam, dass sie grundlegende philosophische und theologische Überlegungen über die Ursache und Entstehung von Kriegen anstellen. Das komplexeste dieser drei Werke ist eindeutig der „Ring“. Denn „der Text zeugt von einer breiten Kenntnis des Autors in verschiedensten Wissensbereichen und von der Fähigkeit, dieses Wissen in einen literarischen Rahmen einzubinden. Wittenwiler hat eine hochartifizielle Dichtung geschaffen, die mit den Lehren souverän umgeht.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil: Kriegsrecht und -taktik in Wittenwilers „Ring“
- Kurze Zusammenfassung der kriegerischen Handlung im 3. Kapitel
- Das Kriegsrecht und die theoretische Kriegstaktik
- Die praktische Kriegstaktik
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Kriegsrecht und der Kriegstaktik in Heinrich Wittenwilers „Ring“. Sie untersucht, wie der Autor diese Themen in den dritten Teil des Werkes integriert und wie sie in der Gesamtkonzeption des „Rings“ eine Rolle spielen.
- Die Darstellung des Kriegswesens im „Ring“
- Die Integration von Kriegsrecht und Kriegstaktik in den literarischen Kontext
- Der Vergleich des „Rings“ mit anderen zeitgenössischen Kriegslehren
- Die Rolle des Kriegs in der gesellschaftlichen Kritik Wittenwilers
- Die literarische Gestaltung der Kriegsszenen im „Ring“
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Werk „Der Ring“ von Heinrich Wittenweiler ein und beleuchtet dessen Bedeutung und Rezeption in der Literaturgeschichte. Sie beschreibt den Entstehungshintergrund und die Besonderheiten des Werkes, insbesondere die juristischen Aspekte und die satirische Kritik an der Gesellschaft des späten Mittelalters.
Hauptteil: Kriegsrecht und –taktik in Wittenwilers „Ring“
Kurze Zusammenfassung der kriegerischen Handlung im 3. Kapitel
Diese Sektion fasst den kriegerischen Konflikt zwischen den Lappenhausern und Nissingern im dritten Teil des „Rings“ zusammen. Sie beschreibt die Ursachen des Streits, die Kriegserklärung und die einzelnen Phasen der Schlacht, wobei insbesondere die Rolle des Kriegsrechts und der Kriegstaktik hervorgehoben wird.
Das Kriegsrecht und die theoretische Kriegstaktik
Dieser Abschnitt analysiert die Integration von Kriegsrecht und Kriegstaktik in die literarische Darstellung des Konflikts zwischen den beiden Dörfern. Er befasst sich mit den theoretischen Grundlagen des Kriegsrechts und den Ansätzen zur Kriegstaktik, die im „Ring“ vorkommen.
Die praktische Kriegstaktik
Hier wird die praktische Umsetzung der Kriegstaktik in der Schlacht zwischen den Lappenhausern und Nissingern untersucht. Der Abschnitt beleuchtet die Organisation der kämpfenden Parteien, die Strategien, die eingesetzt werden, und die Rolle mythischer Wesen im Kriegsgeschehen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind das Kriegsrecht, die Kriegstaktik, der „Ring“ von Heinrich Wittenweiler, die deutsche Literatur des späten Mittelalters, die satirische Kritik an der Gesellschaft, die Integration von Kriegstheorie in die Literatur, die Darstellung von Krieg in der Literatur, die Kriegsgeschichte, die Geschichte der Kriegstaktik, die Geschichte des Kriegsrechts, die Bedeutung des Kriegswesens in der Literatur, die literarische Gestaltung des Kriegs.
- Quote paper
- Michael Stierstorfer (Author), 2015, Kriegsrecht und -taktik in Wittenwilers "Ring". Zur bellum-iustum-Frage in Bezug auf den Krieg der Lappenhauser gegen die Nissinger, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1268348