Die `Moderne` gibt es nicht. Sie war und ist immer Gegenstand der Diskussion. Es ist von entscheidender Bedeutung, wie man den Begriff der Moderne definiert und welches Deutungsschema man zugrunde legt. Assoziiert man mit ihr Industrialisierung, Technisierung und Disziplinierung so ist man verführt der Moderne eine Zunahme an Totalität, Krieg und Gewalt zu unterstellen. Definiert man den Begriff dagegen als einen Prozess fortschreitender Demokratisierung, Aufklärung und Emanzipation, so deutet diese Begriffsbestimmung ganz sicher auf die gewaltfreie Lösung von Konflikten in der Moderne hin.
Ohne Zweifel verkennen beide Definitionsansätze die Tragweite des Begriffes, dennoch deuten sie das Spannungsverhältnis an, dem der Begriff ausgesetzt ist.
Die Beschäftigung mit dem Thema Gewalt und Moderne ist hoch spannend. Sie regt zum eigenen Denken an, aber die Gefahr lauert zum einen in der schieren Materialfülle, zum anderen ist das Risiko groß, sich in Allgemeinheiten zu verlieren.
Das Thema der Arbeit ist fraglos sehr weit gefasst und unterliegt (zunächst) auch keiner Abgrenzung. Diese Vorgehensweise habe ich gewählt, um kontroverse Beiträge zu dem Thema Gewalt und Moderne diskutieren zu können. Das Hauptaugenmerk der Betrachtung soll dennoch auf der `westlichen Hemisphäre` und dem 20. Jahrhundert liegen, da dieser Zeitspanne in der Forschung eine besondere Bedeutung beigemessen wird.
Um sich dem Thema nähern zu können, sollen zunächst die Begriffe `Gewalt` und `Krieg` einer näheren Betrachtung unterzogen werden. Danach soll ein kurzer historischer Überblick folgen, der die bedeutsamsten Entwicklungslinien des modernen Krieges darzustellen versucht. Für eine Annäherung an die zentralen Problemfelder der Arbeit, halte ich eine tiefergehende Betrachtung der Modernitätstheorie für unerlässlich.
Im dritten Komplex der Arbeit werde ich mich der Verquickung von Moderne und Gewalt zuwenden, wobei die These einer gewaltfreien Moderne besondere Berücksichtung finden soll. Diese Idee ist insbesondere von Hans Joas in zahlreichen Beiträgen analysiert worden. Auch die Frage nach der Modernität der Moderne findet viele widersprüchliche Antworten, deshalb erscheint eine tiefergehende Analyse umso lohnenswerter.
Zunächst soll jedoch ein Blick auf den Begriff der Gewalt und des Krieges geworfen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Zu den Begriffen Gewalt und Krieg
- 1.1. Historischer Überblick
- 1.2. Die Modernisierungstheorie
- 2. Krieg und Moderne- Friedliche(ere) Zeiten?
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der komplexen Beziehung zwischen Gewalt und Moderne. Sie analysiert die Entwicklung des Gewaltbegriffs und die Rolle des Krieges in der modernen Gesellschaft. Dabei werden verschiedene Definitionen der Moderne und ihre Auswirkungen auf die Gewaltproblematik untersucht. Die Arbeit zielt darauf ab, die Spannungen und Widersprüche zwischen Fortschritt, Aufklärung und Gewalt in der Moderne aufzuzeigen.
- Die Entwicklung des Gewaltbegriffs in der Moderne
- Die Rolle des Krieges in der modernen Gesellschaft
- Die Modernisierungstheorie und ihre Auswirkungen auf die Gewaltproblematik
- Die These einer gewaltfreien Moderne
- Die Frage nach der Modernität der Moderne
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Gewalt und Moderne ein und stellt die Relevanz der Thematik heraus. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Definitionen der Moderne und die damit verbundenen Spannungsfelder. Die Arbeit konzentriert sich auf die westliche Hemisphäre und das 20. Jahrhundert, da diese Zeitspanne in der Forschung eine besondere Bedeutung beigemessen wird.
Das erste Kapitel widmet sich den Begriffen Gewalt und Krieg. Es analysiert die unterschiedlichen Definitionen des Gewaltbegriffs und zeigt die kognitive Diffusität des Begriffs auf. Es werden verschiedene Ansätze zur Definition von Gewalt vorgestellt, darunter die Definitionen von Max Weber, Bernhard Schäfer und Gertrud-Nummer Winkler. Anschließend wird der Begriff des Krieges näher betrachtet, wobei die Definition von Carl von Clausewitz im Vordergrund steht.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Verquickung von Moderne und Gewalt. Es untersucht die These einer gewaltfreien Moderne, die insbesondere von Hans Joas vertreten wird. Die Arbeit analysiert die Widersprüche und Spannungen zwischen Fortschritt, Aufklärung und Gewalt in der Moderne und stellt die Frage nach der Modernität der Moderne.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Gewalt, Krieg, Moderne, Modernisierungstheorie, Gewaltfreie Moderne, Westliche Hemisphäre, 20. Jahrhundert, Carl von Clausewitz, Max Weber, Bernhard Schäfer, Gertrud-Nummer Winkler, Hans Joas.
- Arbeit zitieren
- Richard Oehmig (Autor:in), 2007, Gewalt und Moderne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126863