Die Arbeit gliedert sich in drei große Teile, die jeweils weitgehend in sich geschlossen sind, aber logisch aufeinander aufbauen. Der erste Teil legt einige theoretische Grundlagen. Er beschreibt den unauffällig verlaufenden kindlichen Grammatikerwerb (Kapitel II). Nach einer kurzen Darstellung der aktuellen Diskussion um den Spracherwerb im Allgemeinen folgen verschiedenen Spracherwerbstheorien, die versuchen den kindlichen Grammatikerwerb zu erklären. Neben dem interaktionistischen, kognitiven und nativistischen Ansatz wird besonders der kognitiv-linguistische Erklärungsansatz von CLAHSEN näher dargestellt, da er die Grundlage für das im Weiteren beschriebene Modell der fünf Entwicklungsphasen des Grammatikerwerbs von CLAHSEN (1986) bildet. Der zweite Teil stellt die Pluralbildung im Deutschen dar (Kapitel III). Auch hier werden zunächst einige theoretische Grundlagen geschaffen. In diesem Kapitel werden zunächst die Pluralmarkierungen am Nomen näher beschrieben und die vorhandenen Regelmäßigkeiten, welche durch SZAGUN (2006) zusammengestellt worden sind, erläutert. Des Weiteren wird auf den Erwerb des Plurals am Nomen näher eingegangen. Dabei orientiert sich die Arbeit an MAC WHINNEY (1976) und beinhaltet verschiedene Lernprozesse (Auswendiglernen, Generalisierung durch Rahmenbildung, Generalisierung durch Analogiebildung und die Regelkonstruktion). In einem nächsten Schritt werden die einzelnen Modelle, die zur mentalen Repräsentation der Flexionsprozesse entwickelt worden sind, in dieser Arbeit der Pluralflexion, diskutiert. Dabei werden unitäre Modelle, die allein auf konnektionistischen Mechanismen bzw. allein auf Regelstrukturen basieren, näher erläutert. Weiterhin wird das dualistische Modell beschrieben, das das mentale Lexikon als ein in zwei qualitativ verschiedene Bereiche untergliedertes System darstellt. Der eine Bereich wird somit als assoziatives Netzwerk dargestellt, während der andere auf ein sehr effektives Regelsystem mit morphophonologischen Regeln zurückgreift. In einem nächsten Kapitel in diesem Abschnitt wird noch einmal der spezielle Status des –s Plurals hervorgehoben und in einem eigenen Kapitel näher erläutert. Wie eingangs beschrieben lassen sich schon bei den jüngsten Kindern Pluralmarkierungen finden, doch kommt es immer wieder zu Fehlbildungen, welchen im nächsten Kapitel Beachtung geschenkt wird. Zuletzt werden neben den Pluralmarkierungen an existierenden Wörtern auch die Pluralmarkierungen an Kunstwörtern beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der kindliche Grammatikerwerb
- Die Diskussion um den Sprach- bzw. Grammatikerwerb
- Theorien zum Grammatikerwerb
- ,,Inside-Out“-Theorien
- Nativistischer Ansatz/ Generative Sprachtheorie
- ,,Outside-In“-Theorien
- Kognitiver Ansatz
- Funktionalistische Gesamtkonzeptionen
- Interaktionistischer Ansatz
- Der kognitiv-linguistische Ansatz nach CLAHSEN
- ,,Inside-Out“-Theorien
- Das Modell der 5 Entwicklungsphasen nach CLAHSEN
- Phase I: Vorläufer zur Syntax
- Phase II: Erwerb des syntaktischen Prinzips
- Phase III: Vorläufer der einzelsprachlichen Grammatik
- Phase IV: Erwerb einzelsprachlicher syntaktischer Besonderheiten
- Phase V: Komplexe Sätze
- Pluralbildung im Deutschen
- Das deutsche Pluralsystem
- Pluralmarkierung am Nomen
- Der Erwerb des Plurals am Nomen
- Theorien
- Unitäre Modelle
- Symbolorientierter Ansatz: Ebenenmodell KIPARSKY
- Konnektionistischer Ansatz
- Das dualistische Modell (Dual Mechanism Modell)
- Unitäre Modelle
- Zur―s Pluralbildung
- Fehler in der Regelbildung
- Pluralmarkierungen an Kunstwörtern
- Hypothesen
- Das deutsche Pluralsystem
- Empirischer Teil
- Methodisches Vorgehen
- Verwendete Verfahren
- Computerunterstütze Profilanalyse (COPROF) (CLAHSEN/ HANSEN, 1991)
- Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5) (GRIMM, 2001)
- Probanden
- Datenerhebung
- Datenaufnahme
- Transkription
- Verwendete Verfahren
- Ergebnisse
- Dateninterpretation/Diskussion
- Hypothese I
- Hypothese II
- Hypothese III
- Fazit – Zusammenfassung der Analysebefunde, Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Anhang
- Methodisches Vorgehen
- Theoretische Grundlagen des Grammatikerwerbs
- Analyse der Pluralbildung im Deutschen
- Empirische Untersuchung des Pluralerwerbs bei Kindern
- Vergleich verschiedener Theorien zur mentalen Repräsentation von Flexionsprozessen
- Bedeutung des -s Plurals im Spracherwerb
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit dem Erwerb der Pluralmorphologie im Deutschen. Ziel der Arbeit ist es, die theoretischen Grundlagen des kindlichen Grammatikerwerbs zu beleuchten und diese mit empirischen Untersuchungen zu verknüpfen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie Kinder die komplexen Regeln der Pluralbildung im Deutschen erlernen und welche kognitiven Prozesse dabei eine Rolle spielen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Erwerbs der Pluralmorphologie im Deutschen ein und stellt die Forschungsfrage sowie die Gliederung der Arbeit vor. Kapitel II beleuchtet den kindlichen Grammatikerwerb und stellt verschiedene Theorien vor, die den Erwerb sprachlicher Strukturen erklären. Der Fokus liegt dabei auf dem kognitiv-linguistischen Ansatz von CLAHSEN und seinem Modell der fünf Entwicklungsphasen des Grammatikerwerbs. Kapitel III widmet sich der Pluralbildung im Deutschen. Es werden die verschiedenen Pluralmarkierungen am Nomen beschrieben, die vorhandenen Regelmäßigkeiten erläutert und der Erwerb des Plurals am Nomen anhand verschiedener Lernprozesse analysiert. Außerdem werden verschiedene Modelle zur mentalen Repräsentation von Flexionsprozessen diskutiert, darunter unitäre Modelle und das dualistische Modell. Kapitel IV präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung, die im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg durchgeführt wurde. Es werden das methodische Vorgehen, die Datenerhebung und die Ergebnisse der Analyse dargestellt. Die Diskussion der Ergebnisse beleuchtet die Gültigkeit der Hypothesen und die Bedeutung des -s Plurals im Spracherwerb. Das Fazit fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Erwerb der Pluralmorphologie, den kindlichen Grammatikerwerb, die Pluralbildung im Deutschen, die kognitiv-linguistische Theorie von CLAHSEN, das Modell der fünf Entwicklungsphasen, unitäre und dualistische Modelle zur mentalen Repräsentation von Flexionsprozessen, den -s Plural, empirische Untersuchungen, Datenanalyse und die Bedeutung des -s Plurals im Spracherwerb.
- Quote paper
- Franziska Wilhelm (Author), 2009, Der Erwerb der Pluralmorphologie im Deutschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126997