„Das, was wir aus Liebe tun, tun wir im höchsten Grade freiwillig.“
Thomas von Aquin (1225-1274)
1922 – In der Entstehungszeit Friedrich Wilhelm Murnaus »Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens« sind immer noch die Zustände des seit vier Jahren vergangenen ersten Weltkrieges zu spüren. Die Welt liegt im Chaos, weitab von jedem Gefühl einer Grundordnung. Genau dies spiegelt der Film wider – auch heute noch, nach fast 87 Jahren. Doch trotz der schwierigen Verhältnisse, dem extrem niedrig angesetzten Produktionsbudget der Nachkriegszeit und dem Trend, alles irgendwie nach den Formvorgaben der expressionistischen Künstler-Avantgarde der 1910er Jahre, schaffte es Murnau, einen ausdrucksstarken Film zu produzieren, der seine eigene expressive Art in sich birgt.
Die distanzierte Betrachtungsweise unserer Generation lässt uns jedoch das als expressionistisch erscheinen, was früher „romantisch hieß“1. So wird die zwischenmenschliche Beziehung und die Übermacht der Liebe zentraler empfunden worden sein, als in heutigen Tagen, in denen man mehr auf die Mise en Scène und die Wirkung von verschiedenen Filmstil-Elementen achtet.
Eine durchgängige Problematik zeigte sich bei der Erschließung des Themas mit der subjektiven Filmrezeption, die jeden Zuschauer begleitet. Aufgrund dessen ziehe ich verstärkt zeitgenössische Rezeptionen, wie beispielsweise die von Siegfried Kracauer mit ein, die jedoch schon damals ähnlich pragmatische Ansätze behandelten. Diese Subjektivität der Wahrnehmung wird während der Betrachtung des Unheimlichen, eine starke Beziehung zum direkten Filmerleben eingehen und versucht zu veranschaulichen, was das Unheimliche so unheimlich macht. Hierbei ist natürlich der historische Kontext zu beachten, sowie auch neuere Theorien, wie die von Jacques Lacan über das Imaginäre, finden dazu effektiven Bezug. Mit dieser einführenden Betrachtung des Grauens in Murnaus Film erfolgt dann die Detailbetrachtung expressiver Momente. Einerseits hinsichtlich der filmspezifischen Mittel und andererseits in Bezug auf das Schauspiel und die Charakteristik der wichtigsten Figuren.
Diese Arbeit erhebt hierbei in keinerlei Hinsicht Anspruch auf Vollständigkeit, da das Wesen des Films zu weitreichend ist, um es in diesem Rahmen zu erfassen. Sie versucht wichtig erscheinende Momente des expressionistischen Films hinsichtlich des 'Unheimlichen' analytisch wiederzugeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Vom Wesen des Grauens
- 1.1 Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit
- 1.2 gestörte Weltordnung
- 2 Nosferatu - Film des 'klassischen' Expressionismus?
- 3 Kontraste - Was macht Nosferatu expressionistisch?
- 3.1 Das Spiel mit Licht, Schatten und Kulisse
- 3.2 Das Schauspiel
- Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert Friedrich Wilhelm Murnaus Film "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" im Kontext des expressionistischen Kinos. Ziel ist es, die expressiven Elemente des Films zu untersuchen und zu zeigen, wie Murnau das Unheimliche und das Grauen durch die Verwendung von Licht, Schatten, Kulisse und Schauspiel inszeniert.
- Das Wesen des Grauens und seine Darstellung im Film
- Die Rolle der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit in der Inszenierung des Unheimlichen
- Die Verwendung von Licht und Schatten als Ausdruck von Emotionen und Atmosphäre
- Die Bedeutung des Schauspiels und der Charakteristik der Figuren für die expressionistische Ästhetik
- Die Einordnung von "Nosferatu" in den Kontext des expressionistischen Kinos
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Seminararbeit ein und stellt den historischen Kontext von Murnaus "Nosferatu" dar. Sie beleuchtet die Bedeutung des Films im Kontext des expressionistischen Kinos und der damaligen Zeit.
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Wesen des Grauens und seiner Darstellung im Film. Es wird untersucht, wie die Unsichtbarkeit und die gestörte Weltordnung in "Nosferatu" eingesetzt werden, um beim Zuschauer Angst und Unbehagen zu erzeugen.
Das zweite Kapitel analysiert "Nosferatu" im Kontext des expressionistischen Kinos. Es werden die charakteristischen Merkmale des expressionistischen Filmstils beleuchtet und untersucht, inwiefern "Nosferatu" diese Merkmale aufweist.
Das dritte Kapitel widmet sich den Kontrasten, die "Nosferatu" expressionistisch machen. Es werden die Verwendung von Licht und Schatten, die Gestaltung der Kulissen und die Besonderheiten des Schauspiels analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den expressionistischen Film, Friedrich Wilhelm Murnau, "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens", Licht und Schatten, Kulisse, Schauspiel, Unheimlichkeit, Angst, gestörte Weltordnung, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Filmrezeption, Expressionismus, Filmgeschichte.
- Citation du texte
- Mathias Seeling (Auteur), 2009, Schattenbilder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127101