Die Bedeutung der Schleiernahme, des Schismas des Cadalus und Kaiserswerth in Bezug auf die Regierungspolitik der Kaiserin Agnes


Term Paper, 2006

15 Pages, Grade: 1


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Schisma des Cadalus

3. Die Schleiernahme

4. Die Motive für die Entführung von Heinrich IV. beim so genannten Staatsstreich von Kaiserswerth

5. Resümee

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Kaiserin Agnes von Poitou hat ab 1056 ohne auf Widerstand der Fürsten[1] zu treffen die Regentschaft für den unmündigen Heinrich IV. übernommen,[2] der bereits 1054 zum „Mit-König“ gekrönt worden war.[3] Mit der Unterstützung von Papst Victor II.[4] (1055-1057) konnte Kaiserin Agnes ihre Position an der Spitze des römischen Reiches zuerst behaupten, bis sie 1061 eine folgenreiche Entscheidung traf.[5] Sie versuchte Cadalus von Parma als Honorius II. gegen den bereits in Rom gewählten Alexander II. durchsetzte, was ihr jedoch nicht gelang.[6] Dieses Ereignis ging als Schisma des Cadalus in die Geschichte ein und trug zum Investiturstreit bei. 1062 wurde der unmündige König Heinrich IV. in Kaiserswerth von Anno von Köln und seinen Mitstreitern entführt. Danach übernahm Anno die Führung der Reichsregierung anstelle der Kaiserin Agnes.

In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob sich die Kaiserin bereits nach dem Schisma des Cadalus freiwillig aus der Regierung zurückgezogen hat und Aufgrund ihres Gelübdes sich daran gehindert fühlte, weiterhin die Regierungsführung zu leiten. Oder ist die Kaiserin an der Regierung gescheitert und der so genannte „Staatsstreich“ von Kaiserswerth war nur der Auslöser für den Rückzug aus der Regierungsverantwortung? Wer waren die Entführer und was waren die Motive für die Entführung von Heinrich IV. in Kaiserswerth?

Agnes versuchte die Politik ihres verstorbenen Gemahls Heinrich III. weiterzuführen, allerdings nicht mit den gleichen Mitteln, sondern sie entwickelte eigenständigen Weg zur Herrschaftssicherung. Dennoch wurde lange Zeit angenommen, dass ihre Politik schwach und geprägt von Fehlgriffen war, weil sie zu Beginn ihrer Regentschaft die drei Einflussreichen Herzogtümer; Schwaben, Bayern und Kärnten[7] aus der Hand gegeben hatte. Übersehen wurde dabei, dass bereits Heinrich III. diese Herzogtümer als Lehen verliehen hatte.[8] Während ihrer Regentschaft hatte sich zunehmend eine Selbstbedienungspolitik der Fürsten auf Kosten des Königtums herausgebildet. Fest steht, dass Agnes dennoch die Regierungsübernahme von Heinrich IV. sichern konnte. So berichtet der Zeitzeuge Lampert von Hersfeld, dass Heinrich IV. 1065 für mündig erklärt wurde, die Schwertleite erhielt und danach die Regierung übernahm.[9]

Bulst-Thiele hat Kaiserin Agnes als sehr fromme Frau dargestellt, die durch ihren religiösen Eifer keine willensstarke Regentin sein konnte[10] und glaubt, dass die Kaiserin bereits 1063 nach Rom zog, um sich in den Dienst des Papsttums zu stellen.[11] Dagegen vertreten Black-Veldtrup, Althoff und Schnith die Meinung, dass das religiöse Leben der Kaiserin nicht als Schwäche angesehen werden darf, sondern Teil ihrer Persönlichkeit war und Agnes erst nach der Schwertleite Heinrichs IV. nach Rom ging.[12]

Festzustellen ist, dass sich Agnes spätestens ab 1065 in Rom aufhielt und von dort wiederholt ins Reich reiste,[13] um zwischen Heinrich IV. und dem Papst zu vermitteln.[14] Am 14. Dezember 1077 stirbt sie in Rom.[15] Zudem hat Struve[16] einzelne Stationen vom Leben der Kaiserin untersucht, er konnte dabei beweisen, dass die Romreise der Kaiserin erst 1065 stattfand und nicht, wie zuvor angenommen, schon 1062/63. Damit konnte er belegen, dass sich Agnes nicht aus der Verantwortung beim Staatsstreich von Kaiserswerth zog, indem sie den Schleier nahm, sondern dass sie bereits nach dem Schisma des Cadalus das Gelübde abgelegt hatte, weil sie sich mitschuldig für die Entstehung des Schismas fühlte.[17]

Es gibt nur wenige Quellen über Kaiserin Agnes und diese bewerten ihre Handlungen nicht objektiv.[18] Im Folgenden werden die Annalen von Lampert von Hersfeld, die Chronik des Frutolf und die Vita des Heinrich IV. eingegangen.[19]

2. Das Schisma des Cadalus

Schon bevor das Schisma des Cadalus entstand, herrschte eine schlechte Beziehung zwischen Kurie und deutschem Hof,[20] die zurück Zuführen ist auf die Normannenpolitik Papst Nikolaus II. 1060/61 vereinbarte Nikolaus II. mit den Normannen, dass sie „die mit Gewalt eroberten Länderein, als Lehen vom Papst erhielten und als Gegenleistung dafür dem aktuellen Papst sowie dessen Nachfolger Treueid schwören mussten.“[21] Der Richtungswechsel der päpstlichen Politik, wurde von Kaiserin Agnes „[…]sehr deutlich als unfreundlicher Akt gegenüber den salischen Interessen aufgefasst.“[22] Bei einer Reichssynode unter der Führung von Anno wurden die Dekrete zwischen dem Papst und den Normannen für ungültig erklärt. Der endgültige Bruch zwischen Kurie und Königshof stand bevor, doch plötzlich verstarb Nikolaus II. Nach dessen Tod wurden die Insignien der Patricius-Würde nach Basel zur Kaiserin und Heinrich IV., mit der Bitte um die Ernennung eines neuen Papstes gesandt und dem Vorschlag, Cadalus von Parma (Honorius II.) als Papst zu erheben. Agnes zögerte bei der Ernennung eines neuen Papstes. In der Zwischenzeit hatten Hildebrand und seine Gefolgsleute Amsel von Lucca (Alexander II.) zum Nachfolger Nikolaus II. gewählt und am 1. Oktober 1061 ohne das Einverständnis des Königshofes und mit normannischer Waffengewalt, inthronisierten. Vier Wochen später am 28. Oktober 1061 erklärte der Königshof die Wahl für ungültig und erhob Cadalus von Parma als Gegenpapst. Das Schisma wurde zunächst beigelegt durch die Vermittlung von Gottfried dem Bärtigen, der zwischen den beiden Parteien einen Waffenstillstand vereinbarte. Der elfjährige Heinrich IV. sollte das Schisma entscheiden. Allerdings änderten die Ereignisse in Kaiserswerth 1062 die politische Lage, denn Anno von Köln entführte den jungen König und übernahm die Regierungsführung anstelle der Kaiserin. 1063 reiste Alexander II. zurück nach Rom, dort sollte durch eine Untersuchungskommission, die von Annos Neffen Bischof Burchard von Halberstadt geführt wurde, eine Entscheidung getroffen werden.[23] Cadalus versuchte mit Waffengewalt sein Anrecht auf den Papststuhl durchzusetzen wurde jedoch von der Übermacht der verbündeten tuszischen und normannischen Ritter aufgehalten.[24] Das Schisma wurde 1064 bei einer Synode zu Mantua beigelegt, bei dem Alexander II. den Vorsitz hatte und über die Rechtmäßigkeit seines Pontifikats zu seinen Gunsten abgestimmt wurde.[25]

[...]


[1] Siehe weiter unten welche Fürsten gemeint sind.

[2] Althoff, Gerd: Heinrich IV., Gestalten des Mittelalters und der Renaissance, Darmstadt 2006, S. 42.

[3] Vita Heinrici IV. imperatoris/ Das Leben Kaiser Heinrich IV., hg. Rudolf Buchner, (FSGA, A 12), Darmstadt3 1974, S. 195, Z. 21-27 (im Folgenden Vita Heinrici IV. abgekürzt), s. auch Bulst-Thiele, Marie Luise: Kaiserin Agnes, (Beiträge Zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance 52) Leipzig u.a.1933, S. 33 u. Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier, Darmstadt, 2002, S. 82f., Goez, Werner: Kirchenreform und Investiturstreit 910-1122, Stuttgart u.a. 2000, S 119.

[4] Victor II. starb allerdings schon 1057, mit ihm verlor sie ihren besten Berater. Jordan, Karl: Investiturstreit und frühe Stauferszeit (1056-1167) in: Gebhardt. Handbuch der Deutschen Geschichte, 9. Aufl., Stuttgart 1970, S. 15 (im Folgenden Jordan, Karl: Investiturstreit abgekürzt).

[5] Schnith, Karl (Hg.): Frauen des Mittelalters in Lebensbildern, Graz u.a. 1997, S. 130f.

[6] Jordan, Karl: Investiturstreit, S.21 u. Boshof, Egon: Die Salier, 4 Aufl., Stuttgart u.a. 2000, S. 164 u. 182-184 u. Goez, Werner: Kirchenreform und Investiturstreit 910-1122, S 108.

[7] Fürsten mit geltendem Einfluss waren: Rudolf von Rheinfeld (erhält 1057 das Herzogtum Schwaben und die Verwaltung von Burgund), Graf Ott von Northeim (zu Sicherung der Grenzen überträgt Agnes ihm 1061 Bayern), Berthold von Zähringen (erhält Kärnten, weil Agnes Konflikte vermeiden möchte und Berthold schon von Heinrich III. das schwäbische Herzogtum versprochen worden war). Sowohl Gottfried der Bärtige als auch Anno von Köln sind im Folgenden von Bedeutung. Jordan, Karl: Investiturstreit, S. 20 u. 22-35.

[8] Schnith, Karl (Hg.): Frauen des Mittelalters in Lebensbildern, S. 133.

[9] Annales Lamperti Monachi Hersfeldensis/ Annalen Lampert von Hersfeld, hg. Rudolf Buchner, (FSGA, A 13), Darmstadt 1962 (im Folgenden Lampert abgekürzt), S. 95, Z. 14-21, Struve datiert die Schwertleite auf den 29. März. 1065, Struve, Tilmann: Die Romreise der Kaiserin Agnes, in: HJ 105 (1985), S. 11 (im Folgenden Struve: Die Romreise abgekürzt), ebenso Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier, S. 87. Dagegen datiert Eggert die Schwertleite auf den 27. März. 1065, Eggert, Wolfgang: Agnes von Poitou, Ein Leben in Sorge und Frömmigkeit, in: Herrscherinnen und Nonnen, Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Berlin 1990, S. 164 (im Folgenden Eggert, Wolfgang: Agnes von Poitou abgekürzt).

[10] Bulst-Thiele: Kaiserin Agnes, S. 80-82, „Ihrer Aufgabe hat sie sich nur notgedrungen unterzogen.“ Eggert, Wolfgang: Agnes von Poitou, S. 161, s. auch Boshof, Egon: Die Salier, S. 165f.

[11] Bulst-Thiele: Kaiserin Agnes, S. 85.

[12] Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077), quellenkritische Studie, in: Münstersche Historische Forschungen, Bd. 7, Münster, Univ., Diss., 1993, S. 1 u. 4 (im Folgenden Black-Veldtrup: Kaiserin Agnes abgekürzt), Schnith, Karl (Hg.): Frauen des Mittelalters in Lebensbildern, S. 131-133.

[13] Kaiserin Agnes reiste in den Jahren 1066/67, 1072 und 1074 an den deutschen Hof und zwar immer im Auftrag der Kurie, Struve: Die Romreise der Kaiserin Agnes, S. 27, s. auch Bulst-Thiele: Kaiserin Agnes, S. 92 u. 98.

[14] Auf die Vermittlungen der Kaiserin wird im Kapitel: Die Schleiernahme noch näher eingegangen.

[15] Black-Veldtrup: Kaiserin Agnes, S. 2 u. Karl (Hg.): Frauen des Mittelalters in Lebensbildern, S. 151.

[16] Struve: Die Romreise der Kaiserin Agnes, S. 1-29 u. Struve, Tilmann: Zwei Briefe der Kaiserin Agnes, in: HJ 104 (1984), S. 411-424. (im Folgenden ohne Vornamen zitiert)

[17] Struve: Die Romreise der Kaiserin Agnes, S. 29.

[18] Black-Veldtrup: Kaiserin Agnes, S. 2.

[19] Quellenkritik im Kapitel „Staatsstreich“

[20] Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier, S. 85f.

[21] Goez, Werner: Kirchenreform und Investiturstreit 910-1122, S. 107.

[22] Althoff, Gerd: Heinrich IV., S. 38.

[23] Lampert, S. 93, Z. 1-5.

[24] Lampert, S. 93, Z. 1-25, Goez, Werner: Kirchenreform und Investiturstreit 910-1122, S. 109, Boshof, Egon: Die Salier, S. 182.

[25] Jordan, Karl: Investiturstreit, S. 20-22 u., Goez, Werner: Kirchenreform und Investiturstreit 910-1122, S. 106-109, Hermann, Jakobs: Kirchenreform und Hochmittelalter 1046-1215 (Grundriß der Geschichte, 7), 3. Aufl. München 1994, S. 25, Black-Veldtrup: Kaiserin Agnes, S. 374f.

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Details

Title
Die Bedeutung der Schleiernahme, des Schismas des Cadalus und Kaiserswerth in Bezug auf die Regierungspolitik der Kaiserin Agnes
College
University of Bremen
Course
Die Zeit des Investiturstreits (1054-1122)
Grade
1
Author
Year
2006
Pages
15
Catalog Number
V127129
ISBN (eBook)
9783640335510
File size
429 KB
Language
German
Keywords
Bedeutung, Schleiernahme, Schismas, Cadalus, Kaiserswerth, Bezug, Regierungspolitik, Kaiserin, Agnes
Quote paper
SIlke Möller (Author), 2006, Die Bedeutung der Schleiernahme, des Schismas des Cadalus und Kaiserswerth in Bezug auf die Regierungspolitik der Kaiserin Agnes , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127129

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