„Keller ahnt die Zeit der raschen wirtschaftlichen Expansion voraus und erkennt in ihr drohende Gefahren. Zugleich glaubt er, daß gesundes Menschentum sich dagegen behaupten könne.“ In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, ob und inwiefern Hanna Wildbolz´ (1969) Aussage auf die Novelle zutrifft.
Demzufolge werden neben Charakterisierungen der Protagonisten sowohl deren individuelle Entwicklungen als auch ihre Beziehungen zu anderen Figuren der Erzählung im Vordergrund der Betrachtung stehen. Die Analyse der zur Charakterentwicklung beitragenden Faktoren, nämlich die Bedeutung des Handlungsorts "Seldwyla" und die Verteilung der
Geschlechterrollen, erlauben uns die Erziehungsstrategie der Protagonistin zu verstehen, die letztendlich den Ausweg aus dem Schicksal der Seldwyler erlaubt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Rekapitulation der Handlung
- Figurenkonstellation - und charakterisierungen
- Frau Regel Amrain
- Herr Amrain
- Fritz Amrain
- Der Typus "Seldwyler"
- Geschlechterrollen
- Erziehungsthematik
- Fazit
- Weitere Forschungsfragen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob und inwiefern Gottfried Kellers Novelle "Frau Regel Amrain und ihr Jüngster" die Aussage von Hanna Wildbolz (1969) bestätigt, dass Keller die drohenden Gefahren der raschen wirtschaftlichen Expansion erkannte, gleichzeitig aber an die Widerstandsfähigkeit eines gesunden Menschentums glaubte.
- Charakterisierung der Protagonisten und Analyse ihrer Entwicklung
- Beziehungen zwischen den Figuren und die Bedeutung des Handlungsorts "Seldwyla"
- Verteilung der Geschlechterrollen und deren Einfluss auf die Erziehung des Sohnes
- Die Erziehungsstrategie von Frau Amrain und deren Beitrag zum "Entkommen" aus dem "Seldwyler-Dasein"
- Die Rolle der Tugendlehre in der Novelle und ihre Bedeutung für die Charakterbildung des Sohnes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Handlung der Novelle ein und beleuchtet die Situation von Frau Regel Amrain, die nach der Flucht ihres Mannes die Verantwortung für das Geschäft und die Erziehung ihrer drei Söhne übernimmt. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Handlungsorts "Seldwyla" und den Herausforderungen, denen sich Frau Amrain aufgrund der dort vorherrschenden Lebenshaltung gegenübersieht. Kapitel zwei widmet sich den Hauptfiguren der Novelle: Frau Regel Amrain, ein starkes und moralisches Vorbild, das als Kontrast zum "typischen" Seldwyler, ihrem Ehemann Herr Amrain, dargestellt wird. Die Analyse konzentriert sich auf die Persönlichkeit der Protagonisten und deren Beziehungen zueinander. Das dritte Kapitel untersucht den "Typus Seldwyler" und die Besonderheiten der Lebenshaltung in diesem Schweizer Örtchen. Es beleuchtet die traditionelle Gesellschaftsordnung und die Werte, die von den Einwohnern vertreten werden. Kapitel vier widmet sich der Thematik der Geschlechterrollen und deren Einfluss auf die Erziehung des Sohnes. Die Analyse der unterschiedlichen Rollen von Mann und Frau in der Gesellschaft und die Bedeutung der "Tugendlehre" für Frau Amrain stehen im Vordergrund. Kapitel fünf konzentriert sich auf die Erziehungsstrategie von Frau Amrain, die sie zur Lösung der Probleme im Umgang mit ihren Söhnen entwickelt. Die Analyse betrachtet die besonderen Herausforderungen, die ihr die Seldwyler Umgebung bereitet, und wie sie diese mit Hilfe ihrer strengen, aber liebevollen Erziehung bewältigt.
Schlüsselwörter
Die Novelle "Frau Regel Amrain und ihr Jüngster" beschäftigt sich mit den Themen der Erziehung, Geschlechterrollen, der Moral und der Gesellschaft. Die Handlung spielt im Schweizer Örtchen "Seldwyla", das als Symbol für eine traditionelle und konservierte Lebensweise steht. Die Figuren der Novelle stehen im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, wobei Frau Regel Amrain als eine starke und unabhängige Frau ein Vorbild für die "ideale" Erziehung ihres Sohnes darstellt. Die Novelle beleuchtet den Einfluss des familiären Umfelds und die Bedeutung von Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit und Verantwortung. Die Analyse der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander ermöglicht es, die Gesellschaftskritik Kellers und seine Vision einer idealen Gesellschaft zu erkennen.
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- Anonym (Autor), 2021, Das Entkommen aus dem Seldwyler. Dasein durch ideale Erziehung. Eine Analyse Gottfried Kellers Novelle "Frau Regel Amrain und ihr Jüngster", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1271503