Das Thema der Judenfeindschaft hängt eng mit dem Schlagwort des „Antisemitismus“ zusammen. Für jede Antwort auf eine Frage bietet es zwei neue Fragen an. So ist die religiöse oder „Volksbezeichnung“ Jude einerseits nicht nur völlig legitim, sondern dürfte wohl von keinem Juden als abwertend verstanden werden. Andererseits wurden Juden im Laufe der Geschichte mit derart vielen Stigmata besetzt, dass eine unvoreingenommene Benutzung unmöglich ist. Er weckt sofort unterschiedlichste Assoziationen, die im europäischen Kontext indes immer wieder mit Verfolgung und Holocaust im Dritten Reich zusammenhängen. Ohne daher unverhältnismäßig lange über die Wahl der Terminologie zu befinden: Warum trägt diese Arbeit das Wort „Judenfeindschaft“ und nicht etwa „Antisemitismus“ in ihrem Titel? Zumal letzteres seit neuestem wieder häufiger in der öffentlichen Debatte auftaucht, leider auch auftauchen muss. [...]
Die Ablehnung gegenüber den Juden veränderte sich in ihren Begründungen im Laufe der Zeit. Trotz - oder besser in - dieser Wandlung lässt sich auch eine Kontinuität der Judenfeindschaft erkennen, die bis heute anhält, da sie sich vielerorts als politisch-moralisch motiviert und gegen die israelische Palästinenserpolitik gerichtet gibt, sich dabei allerdings leider doch nur althergebrachter geistiger Infrastrukturen des Antisemitismus zu bedienen droht oder diese unbewusst nährt. So stand im Vorfeld der Themenwahl für diese Arbeit der Wunsch, über den Blick in die Geschichte einige Wegmarken zum modernen Antisemitismus zu erkennen. Der Frankfurter Fettmilch-Aufstand ist eine dieser Wegmarken, dabei umso erstaunlicher, weil die vertriebenen Juden in ihre Heimatstadt zurückkehren durften. Das Wort Pogrom klingt in diesem Zusammenhang unheilvoll vertraut. Doch wie konnte es zum Überfall auf die jüdischen Nachbarn kommen? Um die Ereignisse der Jahre 1612 bis 1616 als judenfeindliches Ereignis besser verstehen zu können und den Hintergrund für die Situation der Juden in der Frühen Neuzeit nachvollziehen zu können, holen wir weit aus. Die Untersuchung der Hintergründe des Judenhasses wird von Interesse sein, sie wird neben dem konkreten Frankfurter Ereignis einen Großteil der Arbeit in Anspruch nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Terminologie: Judenfeindschaft oder Antisemitismus?
- Die Geschichte der Judenfeindschaft
- Die Lage der Juden in der Antike – Toleranz und Abgrenzung
- Juden im Mittelalter – Nachbarschaft und Gottesmord
- Antijüdische Legenden im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
- Judenfeindschaft zu Beginn der Frühen Neuzeit
- Die Frankfurter Juden und der Fettmilch-Aufstand
- Die jüdische Gemeinschaft in Frankfurt am Main
- Der Fettmilch-Aufstand in Frankfurt am Main - Vorbedingungen, Ereignisse und jüdische Sicht im Megillas Vintz
- Die Beurteilung des Aufstandes
- Resümee
- Literaturnachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit im Fach Geschichte befasst sich mit der Entwicklung der Judenfeindschaft bis ins 17. Jahrhundert und analysiert den Frankfurter Fettmilch-Aufstand als ein Schlüsselereignis dieser Zeit. Die Arbeit untersucht die historischen Wurzeln der Judenfeindschaft, beleuchtet die Situation der Juden in der Antike und im Mittelalter und analysiert die Entstehung antijüdischer Legenden im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. Im Fokus steht der Frankfurter Fettmilch-Aufstand, dessen Vorbedingungen, Ereignisse und die jüdische Sichtweise im Megillas Vintz beleuchtet werden. Die Arbeit zielt darauf ab, die Ursachen und Folgen des Aufstandes zu analysieren und dessen Bedeutung im Kontext der Geschichte der Judenfeindschaft zu bewerten.
- Die Entwicklung der Judenfeindschaft bis ins 17. Jahrhundert
- Die Situation der Juden in der Antike und im Mittelalter
- Die Entstehung antijüdischer Legenden im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
- Der Frankfurter Fettmilch-Aufstand als Schlüsselereignis
- Die Ursachen und Folgen des Aufstandes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschäftigt sich mit der Terminologie und der Abgrenzung zwischen „Judenfeindschaft“ und „Antisemitismus“. Es wird erläutert, warum in dieser Arbeit der Begriff „Judenfeindschaft“ verwendet wird und welche Unterschiede zwischen den beiden Begriffen bestehen. Die Einleitung beleuchtet die Geschichte des Begriffs „Antisemitismus“ und seine Entstehung im 19. Jahrhundert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Judenfeindschaft. Es werden die Lage der Juden in der Antike, die Toleranz und Abgrenzung, sowie die Situation der Juden im Mittelalter, die Nachbarschaft und der Gottesmord, behandelt. Das Kapitel beleuchtet auch die antijüdischen Legenden im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit.
Das dritte Kapitel widmet sich den Frankfurter Juden und dem Fettmilch-Aufstand. Es werden die jüdische Gemeinschaft in Frankfurt am Main, die Vorbedingungen, Ereignisse und die jüdische Sichtweise im Megillas Vintz des Aufstandes sowie die Beurteilung des Aufstandes behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Judenfeindschaft, den Antisemitismus, die Geschichte der Juden, die Lage der Juden in der Antike und im Mittelalter, antijüdische Legenden, den Frankfurter Fettmilch-Aufstand, die jüdische Gemeinschaft in Frankfurt am Main, die Vorbedingungen, Ereignisse und die jüdische Sichtweise im Megillas Vintz des Aufstandes sowie die Beurteilung des Aufstandes.
- Citation du texte
- Toralf Schrader (Auteur), 2009, Judenfeindschaft in der Frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127171