Wenn man 330 Jahre nach Thomas Hobbes’ Tod von seiner Staatstheorie spricht, so gibt es laut Wolfgang Kersting im Grunde zwei Rezeptionen von Hobbes: eine schwarze und eine weiße Rezeption. Die schwarze Rezeption steht dabei für Hobbes’ Souveränitäts- und Letztinstanzlichkeitsargument, während die weiße Rezeption die Diskussionsstränge bezeichnet, die sich auf Hobbes’ Gesellschaftsvertrag beziehen. Tatsächlich lehnen Menschen, die in Demokratien aufgewachsen sind, die Vorstellung uneingeschränkter und totaler Herrschaft eines Leviathan mehrheitlich ab, selbst wenn Hobbes ihnen entgegnen würde, dass sie Teil dieses Leviathan sind. Vor allem nach dem dunkelsten Kapitel der Geschichte, dem Nationalsozialismus, bereitet uns die Vorstellung ungeteilter Souveränität Unbehagen, selbst wenn sich Thomas Hobbes’ Rationalismus und Materialismus mit dem idealistischen NS-Gebäude überhaupt nicht verträgt. Hobbes entwickelte seinen Staatsaufbau aus dem Kontraktualismus, also einem Gesellschaftsvertrag, heraus, und er wäre wohl kaum damit einverstanden gewesen, dass der eine Teil seiner Lehre überleben und weiterbestehen sollte, der andere hingegen verworfen wurde. Doch genau das ist geschehen.
Diese Arbeit konzentriert sich auf den „weißen“ Strang, also den Gesellschaftsvertrag als Grundlage des Liberalismus. Daraus wird auch das Menschenbild Thomas Hobbes’ herausgestellt, vor allem anhand der (oft verkürzt widergegebenen) Behauptung, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf sei. Der zweite Teil ergänzt dieses Menschenbild anhand der Theologie, die Thomas Hobbes im zweiten Teil des Leviathan entwickelte, um dann deren Verhältnis zur Säkularisierung der politischen Philosophie zu schildern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Der „,weiße Strang" der Hobbes-Diskussion
- Thomas Hobbes und der Liberalismus
- Gesellschaftsvertrag und Souveränität
- Der Naturzustand
- Der Leviathan: Religion und Menschenbild Hobbes'
- Religion und Atheismus im Leviathan
- Schluss und Ausblick: Hobbes und die Grundlagen des Liberalismus
- Literaturverzeichnis
- Monographien und Sammelbände
- Nachschlagewerke
- Historische Quellen
- Gedruckte Fassungen
- Online Vollausgaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Staatstheorie von Thomas Hobbes, insbesondere im Hinblick auf den Gesellschaftsvertrag und dessen Bedeutung für die Entwicklung des Liberalismus. Sie beleuchtet die Rolle des Naturzustands, die Vorstellung von Souveränität und die Beziehung zwischen Religion und Politik in Hobbes' Werk.
- Der Gesellschaftsvertrag als Grundlage der staatlichen Ordnung
- Das Menschenbild Hobbes' und die Vorstellung vom Naturzustand
- Die Rolle der Religion in Hobbes' politischer Philosophie
- Die Bedeutung von Hobbes' Werk für die Entwicklung des Liberalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den „weißen Strang“ der Hobbes-Diskussion vor, der sich auf den Gesellschaftsvertrag als Grundlage des Liberalismus konzentriert. Sie hebt die Bedeutung von Hobbes' Werk für die moderne politische Philosophie hervor und stellt die zentralen Themen der Arbeit dar.
Das zweite Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Thomas Hobbes und dem Liberalismus. Es zeigt, dass Hobbes' Theorien, obwohl sie von vielen Zeitgenossen als Legitimation despotischer Herrschaft angesehen wurden, wichtige Grundlagen für den Liberalismus gelegt haben. Der Abschnitt beleuchtet den Gesellschaftsvertrag als Grundlage der staatlichen Ordnung und die Rolle der Souveränität in Hobbes' Theorie.
Das dritte Kapitel analysiert den Naturzustand als Ausgangspunkt für Hobbes' Staatstheorie. Es zeigt, dass Hobbes den Naturzustand als einen Zustand des Krieges aller gegen alle beschreibt, in dem es keine Moral und keine Gerechtigkeit gibt. Der Gesellschaftsvertrag wird als Mittel zur Überwindung dieses Zustands und zur Schaffung einer stabilen Ordnung dargestellt.
Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Menschenbild Hobbes' und dessen Beziehung zur Religion. Es zeigt, dass Hobbes den Menschen als egoistisch und von der Macht des Selbsterhalts getrieben beschreibt. Die Rolle der Religion in Hobbes' Werk wird im Kontext der Säkularisierung der politischen Philosophie untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Gesellschaftsvertrag, den Naturzustand, die Souveränität, das Menschenbild, den Liberalismus, die Religion und den Atheismus. Die Arbeit analysiert die Staatstheorie von Thomas Hobbes und deren Bedeutung für die Entwicklung des Liberalismus. Sie beleuchtet die Rolle des Naturzustands, die Vorstellung von Souveränität und die Beziehung zwischen Religion und Politik in Hobbes' Werk.
- Citation du texte
- Nicholas Williams (Auteur), 2005, Gesellschaftsvertrag und Menschenbild bei Thomas Hobbes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127210