1844 beschrieb der Frankfurter Arzt Dr. Heinrich Hoffmann in seinem berühmten Werk „Der Struwwelpeter“ den hyperaktiven Philipp, genannt „der Zappel-Philipp“. Statt gesittet am Tisch zu sitzen, schaukelt Philipp auf seinem Stuhl hin und her. Er schaukelt, trotz ständiger Ermahnungen seines Vaters, immer heftiger, so dass der Stuhl rückwärts umfällt. Während des Umfallens versucht sich Philipp noch am Tischtuch festzuhalten. Das führt allerdings dazu, dass Philipp das Tischtuch mit dem Essen vom Tisch herunterzieht und alles auf dem Boden liegt.
Damals, zur Zeit Hoffmanns, ging man mit zappeligen Kindern sehr streng um (Tadel, Bestrafung). Dagegen befasst man sich heute mit Ursachenforschung: warum verhält sich das Kind so? Kann ich ihm helfen? Wenn ja, mit welchen Mitteln?
Viele Eltern sind mittlerweile in ihrer Erziehung sehr bequem. Sie greifen lieber auf Medikamente zurück statt sich mit ihrem Kind und seinem Problem auseinander zusetzen. Seit 1993 wird verstärkt das Medikament „Ritalin“ (chem. Methylphenidat) zur Behandlung von hyperaktiven Kindern eingesetzt.
Da Medikamente meines Erachtens keine dauerhafte Lösung sind, soll diese Hausarbeit versuchen alternative oder ergänzende Lernberatungsmethoden aufzuzeigen. Wobei eine medikamentöse Behandlung immer sehr vorsichtig und wohlüberlegt, eingesetzt werden soll.
Ich werde zunächst auf die Begriffe Aufmerksamkeitsdefizit und Lernberatung eingehen. Im Hauptteil sollen mögliche Lernberatungsmethoden bei AD(H)S-Kindern (wobei ich mich nur auf die Form des „Zapplers“ beschränke) genannt und erklärt werden.
Abschließend fasse ich die Ergebnisse zusammen und gebe einen Ausblick.
2. Lernberatung – Begriffserklärung und Methoden
Lernberatung ist eine Form der Lernförderung. Sie soll individuell im Unterricht dem Schüler helfen. Der Lehrer bietet dem Schüler bzw. den Eltern Rat an oder diese wiederum ersuchen um Hilfe (vgl. Keller 1993, S. 106).
Beratung ist mit einer Förderabsicht verbunden, zielt auf Steigerung der Kompetenz ab und ist ein kommunikativer Vorgang (vgl. Loebe/ Severing S. 11). Ziel der Lernberatung ist die Ermöglichung von Lernen, indem die Lern- und Selbstmanagementkompetenzen der Lerner aktiviert und unterstützt werden.
Nach Dietrich Harke werden folgende Schritte behandelt (vgl. Loebe/ Severing, S. 12):
- Festlegung des Beratungsziels
- Formulierung der Möglichkeiten und Schwierigkeiten zur Zielerreichung
- Vorstrukturierung der Bearbeitungsschritte
- Ausführung der Beratungsschritte
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lernberatung – Begriffserklärung und Methoden
- Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung
- Hauptsymptome
- Störungen der Aufmerksamkeit
- Impulsivität
- Hyperaktivität
- Sekundärsymptome:
- Störungen des Emotionalen Bereichs
- Störungen des Sozialen Bereichs
- Störungen des Schulischen Bereichs
- Hauptsymptome
- Mögliche Lernberatungskonzepte für AD(H)S-Kinder
- Training der Daueraufmerksamkeit und der Konzentration
- Training der Grob- und Feinmotorik
- Training bei Wahrnehmungsstörungen
- Training bei Teilleistungsstörungen, Lese- und Rechtschreib- und Rechenschwäche
- Soziales Kompetenztraining
- Verhaltenstagebuch
- Lerntagebuch
- Sportliche Aktivitäten
- Diskussion und Ausblick
- Abbildungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Thema Lernberatung bei verhaltensauffälligen Kindern mit AD(H)S. Ziel ist es, alternative oder ergänzende Lernberatungsmethoden aufzuzeigen, die eine medikamentöse Behandlung sinnvoll ergänzen oder ersetzen können. Der Fokus liegt dabei auf der Form des „Zapplers“, also Kindern mit Hyperaktivität und Impulsivität.
- Definition und Methoden der Lernberatung
- Symptome und Auswirkungen von AD(H)S
- Mögliche Lernberatungskonzepte für AD(H)S-Kinder
- Diskussion der Wirksamkeit und Grenzen von Lernberatung
- Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in der Lernberatung bei AD(H)S
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Lernberatung bei verhaltensauffälligen Kindern mit AD(H)S ein und beleuchtet die Problematik der medikamentösen Behandlung. Kapitel 2 erläutert den Begriff der Lernberatung und stellt verschiedene Methoden vor, die zur Förderung des Lernens eingesetzt werden können. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) und beschreibt die Hauptsymptome sowie die Sekundärsymptome, die sich auf den emotionalen, sozialen und schulischen Bereich auswirken können. Kapitel 4 stellt verschiedene Lernberatungskonzepte vor, die speziell auf die Bedürfnisse von AD(H)S-Kindern zugeschnitten sind. Diese Konzepte umfassen Trainings zur Steigerung der Konzentration und Aufmerksamkeit, zur Verbesserung der Motorik, zur Bewältigung von Wahrnehmungsstörungen und Teilleistungsstörungen sowie zur Förderung der sozialen Kompetenz. Darüber hinaus werden das Verhaltenstagebuch und das Lerntagebuch als wichtige Instrumente der Selbstreflexion und Selbststeuerung vorgestellt. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit diskutiert und ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in der Lernberatung bei AD(H)S gegeben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Lernberatung, AD(H)S, verhaltensauffällige Kinder, Hyperaktivität, Impulsivität, Konzentrationstraining, Soziales Kompetenztraining, Verhaltenstagebuch, Lerntagebuch, alternative Lernmethoden, Förderung des Lernens.
- Citar trabajo
- Haike Blinn (Autor), 2009, Lernberatung bei verhaltensauffälligen Kindern mit AD(H)S, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127234