Value-at-Risk basiertes Risikomanagement zur Beurteilung von Marktrisiken


Thèse de Bachelor, 2008

56 Pages, Note: 1,0


Extrait


INHALTSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG
1.1 PROBLEMSTELLUNG
1.2 AUFBAU UND ABGRENZUNG DER ARBEIT

2 DEFINITION WESENTLICHER BEGRIFFE DES RISIKOMANAGEMENTS
2.1 ERKLÄRUNG DES BEGRIFFS RISIKO
2.2 BESCHREIBUNG DER VERSCHIEDENEN RISIKOKATEGORIEN
2.2.1 Kreditrisiken
2.2.2 Marktrisiken
2.2.3 Operationale Risiken
2.2.4 Liquiditätsrisiko
2.2.5 Weitere Risiken
2.3 STRUKTURIERUNG DES RISIKOMANAGEMENTS
2.3.1 Grundlagen des Risikomanagements
2.3.2 Rechtliche Rahmenbedingungen des Risikomanagements
2.3.3 Aufbau des Risikomanagements (Risikomanagement-Organisation)
2.3.4 Ablauf des Risikomanagements (Risikomanagement-Prozess)
2.3.4.1 Risikoidentifikation
2.3.4.2 Risikoanalyse und -bewertung
2.3.4.3 Risikosteuerung
2.3.4.4 Risikoüberwachung
2.4 ANFORDERUNGEN AN DIE RISIKOQUANTIFIZIERUNG

3 DER VALUE-AT-RISK ALS MAßGRÖßE FÜR DAS RISIKOPOTENTIAL
3.1 ANFORDERUNGEN AN EIN RISIKOMAI
3.2 DARSTELLUNG EINFACHER RISIKOMAI3E
3.3 DEFINITION DES VALUE-AT-RISK UND EXPECTED SHORTFALL
3.3.1 Value-at-Risk (VaR)
3.3.2 Expected Shortfall (ES)
3.4 VERGLEICH VON VAR UND ES

4 METHODEN ZUR MESSUNG DES MARKTRISIKOS MIT VAR
4.1 DER VARIANZ-KOVARIANZ-ANSATZ (ANALYTISCHES VERFAHREN)
4.2 DIE HISTORISCHE SIMULATION
4.3 DIE MONTE-CARLO-SIMULATION
4.4 VERGLEICH DER UNTERSCHIEDLICHEN VERFAHREN ZUR VAR-BERECHNUNG
4.5 DARSTELLUNG VON BEISPIELEN ZU DEN EINZELNEN METHODEN
4.5.1 Beispiel zum Varianz-Kovarianz-Ansatz
4.5.2 Beispiel zur historischen Simulation
4.5.3 Beispiel zur Monte-Carlo-Simulation

5 KONTROLLE DER QUALITÄT DES VALUE-AT-RISK MODELLS
5.1 ÜBERPRÜFUNG DER PROGNOSEGÜTE MITTELS BACKTESTING-VERFAHREN
5.2 BESTIMMUNG VON POTENTIELLEN VERLUSTEN UNTER ABNORMALEN MARKT-
BEDINGUNGEN MITTELS STRESSTESTS

6 FAZIT

ANHANG

LITERATURVERZEICHNIS

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Risikokategorien von Kreditinstituten

Abbildung 2: Teilbereiche des Marktrisikos

Abbildung 3: Wandel im Risikomanagement

Abbildung 4: Zentrale Elemente des Corporate Risk Managements

Abbildung 5: Der Risikomanagement-Prozess

Abbildung 6: Darstellung einer Risk-Map

Abbildung 7: Risikobewältigungsstrategien

Abbildung 8: Eigenschaften einer Normalverteilung

Abbildung 9: VaR bei normalverteilten Risikowerten

Abbildung 10: Prozess der VaR-Berechnung

Abbildung 11: Risikomaße

Abbildung 12: Simulationsdurchläufe und deren Konvergenz zur unterstellten Verteilung

Abbildung 13: Anwendungsbereiche für Stresstest

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Vergleich der VaR-Bewertungsansätze

Tabelle 2: Zusatzfaktoren in Abhängigkeit der Anzahl der Überschreitungen

Tabelle 3: Quantile der Standardnormalverteilung

Tabelle 4: Beispiel zum Varianz-Kovarianz-Ansatz

Tabelle 5: Beispiel zur historischen Simulation

Tabelle 6: Beispiel zur Monte-Carlo-Simulation mit 1.000 Simulationspfaden

Tabelle 7: Beispiel 1 zur Monte-Carlo-Simulation mit 100 Zufallszahlen

Tabelle 8: Beispiel 2 zur Monte-Carlo-Simulation mit 100 Zufallszahlen

Tabelle 9: Beispiel 3 zur Monte-Carlo-Simulation mit 100 Zufallszahlen

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Das Risikomanagement von Unternehmen hat in den vergangenen Jahren erheblich an Be-deutung gewonnen. Durch die zunehmend globale Ausrichtung der Unternehmen ist der Wettbewerb weltweit härter und der Druck auf die Unternehmensmargen gröl3er geworden. Viele Unternehmen haben Milliardenverluste erlitten, da sie Risiken neuer bzw. komplex auf-gebauter Finanzrisiken nicht erkannt oder unzureichend überwacht haben. Deshalb wurden in den letzten Jahren zahlreiche Verfahren zur Risikoquantifizierung entwickelt.

Für die Abschätzung von Marktrisiken hat sich mittlerweile das Value-at-Risk-Konzept1, wel-ches auf finanzmarkttheoretischen Modellen bzw. statistischen Verfahren basiert und der zunehmend komplexeren und volatilen Finanzwelt Rechnung trägt, durchgesetzt. Gründe hierfür sind zum einen die leichte Verständlichkeit bzw. Implementierbarkeit dieses Modells und zum anderen die bankenaufsichtliche Anerkennung des Value-at-Risk-Konzepts zur Bestimmung der Höhe der benötigten Eigenkapitalunterlegung.

Da Value-at-Risk-Modelle auf Annahmen bezüglich Haltedauer, Beobachtungszeitraum etc. basieren und naturgemäl3 nur eine vereinfachte Abbildung der Wirklichkeit darstellen, schreibt die Aufsicht, um zu gewährleisten, dass die von den Unternehmen verwendeten Value-at-Risk-Modelle auch dazu geeignet sind die Höhe des Eigenkapitalerfordernisses zu bestimmen, die Durchführung von Backtesting-Verfahren vor. In diesen Tests wird gemessen ob die geschätzten potenziellen Verluste nicht wesentlich öfter überschritten wurden, als nach den getroffenen Modellannahmen zu erwarten war. Hinzu kommt, dass parallel zur Value-at-Risk-Berechnung Stresstests, welche im Gegensatz zu Value-at-Risk-Konzepten dazu geeignet sind, Auswirkungen erheblicher Parameteränderungen (bei abnormaler Marktschwankungen) zu untersuchen, durchzuführen sind. Dadurch soll sichergestellt wer-den, dass Unternehmen auch in Extremsituationen über genügend Eigenkapitel verfügen.

In dieser Arbeit wird einerseits versucht herauszufiltern, welche Voraussetzungen notwendig sind, damit ein Risikomanagement erfolgreich ist. Andererseits wird der Value-at-Risk einer kritischen Analyse unterzogen um zu sehen inwieweit er die Anforderungen an ein „optima-les“ Risikomal3 erfüllt.

Ausgehend von der dargestellten Problemstellung sollen in dieser Arbeit u.a. die nachfol-genden Fragen beantwortet werden:

- Wie kann der Begriff Risiko definiert werden?

- Welche verschiedenen Risikokategorien gibt es (speziell bei Kreditinstituten)?
- Was versteht man unter Risikomanagement und welche rechtlichen Rahmenbe-dingungen haben derzeit für das Risikomanagement Gültigkeit?
- Wie sollte ein gut funktionierendes Risikomanagement aufgebaut sein?
- Welche Bereiche (Tätigkeiten) umfasst der Risikomanagementprozess?
- Welche Anforderungen werden ganz generell an die Risikoquantifizierung bzw. an Risi-komal3e gestellt?
- Welche einfachen Risikomal3e sind bei der Berechnung des Value-at-Risk von Bedeu-tung?
- Wie können die Begriffe Value-at-Risk und Expected Shortfall definiert werden?
- Inwieweit unterscheiden sich Value-at-Risk und Expected Shortfall?
- Was sind die wichtigsten Methoden zur Berechnung des Value-at-Risk bzw. die wesentli-chen Unterschiede zwischen den verschiedenen Verfahren?
- Wie kann überprüft werden, ob die im Modell getroffenen Annahmen richtig sind?
- Aus welchem Grund müssen Stresstests durchgeführt werden?

1.2 Aufbau und Abgrenzung der Arbeit

In Kapitel 2 wird auf die wesentlichen Grundlagen des Risikomanagements eingegangen. Zu Beginn erfolgt eine Definition des Begriffs Risiko, weiters werden die einzelnen Risikokatego-rien (von Kreditinstituten) kurz erläutert und im Besonderen das Marktrisiko näher beschrie-ben. Im Zuge der Strukturierung des Risikomanagements werden rechtliche Rahmenbedin-gungen, die Risikomanagement-Organisation bzw. der –prozess dargelegt.

Das folgende Kapitel 3 beschäftigt sich zu Beginn mit den Anforderungen an Risikomal3en bzw. mit der Darstellung einfacher, für die Berechnung des Value-at-Risk, notwendiger Ver-fahren. Nachfolgend werden die Begriffe Value-at-Risk bzw. Expected Shortfall definiert bzw. näher beschrieben und die Unterschiede zwischen diesen Risikomal3en aufgezeigt.

Kapitel 4 umfasst die verschiedenen Methoden zur Messung der Marktrisiken mit Value-at-Risk. Zunächst wird detailliert auf die einzelnen Methoden eingegangen, im Anschluss daran erfolgt ein Vergleich zwischen den unterschiedlichen Verfahren. Damit die theoretischen In-halte besser vermittelt bzw. leichter aufgenommen werden können, wird abschliel3end, je ein Beispiel zu den unterschiedlichen Methoden berechnet.

Methoden zur Überprüfung der Qualität des Value-at-Risk Modells werden in Kapitel 5 aufge-führt. Es erfolgt eine Beschreibung von Backtesting-Verfahren, weiters werden Stresstests näher erläutert und ihre Notwendigkeit für Unternehmen aufgezeigt.

2 Definition wesentlicher Begriffe des Risikomanagements

In diesem Kapitel werden grundlegende Sachverhalte geklärt. Zunächst wird der Risikobeg-riff erläutert, eine Klassifizierung von Risiken vorgenommen und im Zuge dessen besonders das Marktrisiko genauer erläutert. Weiters werden rechtliche Rahmenbedingungen und Auf-bau bzw. Ablauf des Risikomanagements dargelegt.

2.1 Erklärung des Begriffs Risiko

„Jede Entscheidung, die in der Gegenwart getroffen wird, ist in ihren Konsequenzen stets zukunftsbezogen. Um Entscheidungen für oder gegen ein Produkt oder eine Tätigkeit zu treffen, werden Informationen aus der Vergangenheit, sowie Annahmen über die zukünftige Entwicklung als Basis für die Entscheidungsfindung herangezogen.“2 Gewöhnlich sind Ent-scheidungen durch das Vorliegen von Unsicherheitssituationen geprägt.

In der Entscheidungstheorie wird zwischen Entscheidungen unter Sicherheit und unter Unsi-cherheit unterschieden, wobei bei ersteren nahezu alle relevanten Daten bekannt sind und somit die Ergebnisse der einzelnen Handlungsalternativen im Entscheidungszeitpunkt fest-stehen. Bei Entscheidungen unter Unsicherheit wird zwischen Risiko- und Ungewissheitssi-tuationen unterschieden: In Risikosituationen sind dem Entscheidenden subjektive oder ob-jektive Eintrittswahrscheinlichkeiten der einzelnen Umweltzustände und der Ergebnisse der Handlungsalternativen bekannt, in Ungewissheitssituationen hat der Entscheidende hinge-gen keine Informationen über Eintrittswahrscheinlichkeiten.3

In den weiteren Ausführungen dieser Arbeit werden nur noch Risikosituationen betrachtet.

Für den Begriff Risiko gibt es in der Literatur keine einheitliche Definition.

In dieser Arbeit soll folgende Risikodefinition verwendet werden:

„Unter Risiko ist der mögliche Verlust zu verstehen, der sich aus der Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung von Risikofaktoren ergibt und zur Folge hat, dass eine Zielgröße von einem geplanten, erwarteten oder erwünschten Referenzwert negativ abweicht.“4 Die positi­ve Abweichung von der erwarteten Entwicklung wird als Chance bezeichnet.

„Es ist allerdings noch anzumerken, dass zB bei Kreditinstituten nicht jeder finanzielle Ausfall mit negativen Konsequenzen verbunden ist, da ein Kreditinstitut, speziell im Kreditgeschäft, mit bestimmten Ausfällen kalkuliert. Das Risiko in einer derartigen Situation ergibt sich nicht aus dem erwarteten Verlust, sondern aus der Gefahr, dass der effektive Verlust höher aus-fällt als der erwartete und in den Kreditkonditionen einkalkulierte (unerwarteter Verlust).“5

2.2 Beschreibung der verschiedenen Risikokategorien

Abhängig von ihrer Unternehmenstätigkeit (Branche) unterliegen Unternehmen unterschied-lichen Risiken. Aufgrund des beschränkten Umfangs der Bachelorarbeit wird in dieser Aus-arbeitung lediglich auf die Risiken von Kreditrisiken eingegangen (siehe Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Risikokategorien von Kreditinstituten Quelle: Eigene Ausarbeitung

Nachfolgend finden Sie eine kurze Beschreibung der verschiedenen Risiken:

2.2.1 Kreditrisiken

Das Kreditrisiko beschreibt die Gefahr, dass ein Vertragspartner seine Zahlungsverpflichtun-gen nicht oder nicht fristgerecht erfüllt.

Teilbereiche des Kreditrisikos sind das Emittentenrisiko (Gefahr der Verschlechterung der Bonität eines Emittenten von Anleihen wodurch Zins- und Rückzahlungen nicht pünktlich und/oder nicht in voller Höhe geleistet werden), das Kontrahentenrisiko (Risiko, dass der Handelspartner bereits vor Erfüllung des mit ihm geschlossenen Vertrages ausfällt), das Er-füllungsrisiko (entsteht wenn Transaktionen mit gegenseitigen Zahlungsverpflichtungen nicht Zug um Zug abgewickelt werden), das Klumpenrisiko (ergibt sich aus der vermehrten Kreditvergabe an Unternehmen derselben Branche/Region oder durch Vergabe von Groß-krediten an einzelne Kreditnehmer)6 und weiters das Länderrisiko (beinhaltet das Bonitäts-/ Kreditrisiko eines Landes wodurch droht, dass grenzüberschreitende Zahlungen aufgrund von Transferschwierigkeiten bzw. aus politischen Gründen nicht geleistet werden).7

2.2.2 Marktrisiken

Das Marktrisiko bezeichnet das Ausfallrisiko oder das Risiko negativer Veränderungen der Finanzlage, das sich aus Schwankungen in der Höhe und in der Volatilität von Währungen, Güterpreisen, Aktienkursen, Zinssätzen oder Indizes ergibt.8

Diese Schwankungen an den Geld- und Kapitalmärkten resultieren aus der Veränderung einer Vielzahl von Einflussfaktoren, wie zB Konjunkturschwankungen, Geldpolitik, Änderun-gen von Unternehmensdaten etc.9

Entsprechend der Abhängigkeiten des Marktwertes eines Finanzinstruments von der Ver-änderung des Basiswertes können Marktrisiken in primäre und sekundäre Risiken unterteilt werden: Das primäre Markrisiko beschreibt die lineare Abweichung des Marktwerts vom ge-planten Niveau, ausgelöst durch Veränderung des Aktienkurses, Zinssatzes, Wechselkurses oder Güterpreises (zB bei Kassakontrakten). Bei bedingten Terminge-schäften, wie zB Opti-onen, besteht kein linearer, sondern ein konvexer Zusammenhang, zwischen der Änderung des Kurses des Basistitels und dem Wert der Option (sekundäres Marktrisiko).10

Das Marktrisiko beinhaltet u.a. nachfolgende Risikoarten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Teilbereiche des Marktrisikos
Quelle: Neukomm (2004), S. 6

„Aktienkursrisiken beinhalten die Gefahr, dass sich der Kurswert eines aus Aktien oder aus Finanzderivaten, denen Aktien zugrunde liegen, bestehendes Portfolio schlechter entwickelt als erwartet. Der Kurswert von Aktien wird dabei von Angebot und Nachfrage am Aktien-markt bestimmt, wobei die Höhe von Angebot und Nachfrage von vielen Faktoren (unter-nehmensbezogene, branchenspezifische, gesamtwirtschaftliche (...) u.a.) beeinflusst wird.“11 Zu unterscheiden ist das spezifische (Kursschwankungen aufgrund emittenten-spezifischer Faktoren) und das allgemeine (Wertänderung eines Wertpapiers aufgrund von gesamt-marktbezogenen Preisschwankungen) Aktienkursrisiko.

Zinsänderungsrisiken bedeuten eine Verringerung des Ergebnisses (der erwarteten Zins-spanne) aufgrund von Zinsänderungen. Es sind Festzinsrisiken, variable Zinsänderungs-risiken und Abschreibungsrisiken zu unterscheiden: Festzinsrisiken ergeben sich aus unter-schiedlichen Zinsbindungsdauern auf der Aktiv- und Passivseite (inkongruente Refinanzie-rung), sie gehen zu Lasten der Zinsspanne.

Variable Zinsänderungsrisiken entstehen aus unterschiedlichen Zinsanpassungsverhalten variabel verzinster Positionen, d.h. trotz grundsätzlicher Anpassungsfähigkeit können Markt-zinsänderungen nicht sofort und/oder nicht in vollem Umfang weitergegeben werden. Markt-wertrückgänge von Aktivpositionen beinhalten Abschreibungsrisiken.12

Währungsrisiken umfassen das Risiko, dass das erzielte Ergebnis aufgrund von Wechsel-kurschwankungen das erwartete Ergebnis unterschreitet. Neben Derivaten (haben den Wechselkurs als Basiswert), sind auch Fremdwährungspositionen von Währungsrisiken be-troffen. Ertragsrisiken können wie beim Zinsänderungsrisiko zwischen der Aktiv- und Passiv-seite kompensiert werden, sie entstehen überhaupt nur bei nicht ausgeglichenen Währungs-positionen (also bei betragsmäßigen Differenzen oder unterschiedlichen Fälligkeiten).13

Zu den Rohstoffrisiken zählen Erfolgseinbussen aufgrund von negativen Entwicklungen von Rohstoff- und Edelmetallpreisen. Rohstoffe bzw. Edelmetalle werden am Sekundärmarkt gehandelt, dieser unterscheidet sich vom Aktien- und Rentenmärkten durch eine geringere Liquidität was bei Veränderungen von Angebot und Nachfrage gravierende Folgen auf Prei-se und deren Volatilitäten hat. Es besteht ebenso die Gefahr, dass auf diesen illiquiden Märkten ein Glattstellungsrisiko besteht, d.h. offene Positionen können aufgrund von Markt-illiquidität nicht rechtzeitig geschlossen werden, wodurch das Verlustpotential ansteigt.14

Zu den in Abbildung 2 bereits aufgeführten Risiken, zählen auch noch weitere zum Marktrisi-ko. Eines davon ist, zB das Immobilienpreisrisiko. Es spiegelt das Risiko der Marktpreis-veränderung von Grundstücken und Bauten wieder und umfasst das Mietausfalls- und Fix-kostenrisiko, das Teilwertabschreibungsrisiko, das Veräußerungsverlustrisiko, das Investiti-onsrisiko und das Risiko aus der Reduktion stiller Reserven.

Marktrisiken stehen bei dieser Arbeit im Vordergrund, da der VaR primär zum Zweck der Steuerung von Marktrisiken entwickelt wurde. Aus diesem Grund wird diese Risikokategorie hier auch etwas detaillierter beschrieben als die anderen.

2.2.3 Operationale Risiken

„Beim operationalen Risiko handelt es sich um die Gefahr von Verlusten, die infolge der Un-zulänglichkeit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder infolge externer Ereignisse eintreten.

Auch Rechtsrisiken im Bezug auf Gesetzesänderungen im Bereich des Verbraucher- und Anlegerschutzes zählen dazu.“15

2.2.4 Liquiditätsrisiko

Liquiditätsrisiken entstehen einem Kreditinstitut aus der Gefahr, dass es seinen Zahlungs-verpflichtungen am Fälligkeitstermin aufgrund eines liquiditätsmäßigen Engpasses nicht ter-mingerecht nachkommen kann. Man unterscheidet das Risiko unzureichender Marktliqui-dität (bestehende Positionen können aufgrund unzulänglicher Markttiefe- bzw. –breite oder wegen Marktstörungen nicht zeitgerecht im gewünschten Umfang zu fairen Marktpreisen geschlossen bzw. abgesichert werden) und das Refinanzierungsrisiko (Risiko, dass benö-tigte Zahlungsmittel nicht oder nur zu erhöhten Kosten beschafft werden können).16

2.2.5 Weitere Risiken

Unter dem strategischen Risiko versteht man das Risiko, dass langfristige Unternehmen-sziele aufgrund von geschäftspolitischen Entscheidungen, inadäquaten Kontrollen der Stra-tegieumsetzung oder wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verfehlt werden.17

Das Reputationsrisiko umfasst das Risiko von Verlusten, die aufgrund der Verschlechte-rung des Rufs eines Kreditinstitutes betreffend Vertrauenswürdigkeit, Kompetenz oder Integ-rität gegenüber Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartner entstehen können.18

Unter dem Eigenkapitalrisiko versteht man jenes Risiko, dass im Bedarfsfall nicht ausrei-chende Risikodeckungsmassen bereitgestellt werden können.

2.3 Strukturierung des Risikomanagements

In diesem Kapitel wird, wie bereits erwähnt, auf Grundlagen, Aufbau und Ablauf des Risiko-managements eingegangen bzw. Anforderungen an die Risikoquantifizierung dargelegt.

2.3.1 Grundlagen des Risikomanagements

Das Risikomanagement von Unternehmen hat sich in der letzten Zeit stark gewandelt: Wäh-rend früher die Steuerung von Einzelrisiken im Vordergrund stand, ist dies heute die Steue-rung der Gesamtrisikoposition von Unternehmen (Corporate Risk Management).

Ein Grund hierfür ist u.a., dass die Betrachtung von Einzelrisiken zu Fehleinschätzungen der Gesamtrisikoposition von Unternehmen führte.

Einzelne Risikokategorien dürfen nicht gesondert, sondern müssen immer in einer Gesamt-betrachtung gesehen werden, da sie netzwerkartig (wechselseitige Einflussfaktoren) mitein-ander verbunden sind.

Wie schon beim Begriff Risiko gibt es auch für das Risikomanagement keine einheitliche Begriffsdefinition. Für diese Arbeit soll nachstehende Definition Gültigkeit haben:

„Risikomanagement ist die systematische, umfassende, abteilungs-/unternehmensüber-greifende, aktive, zukunfts- und zielorientierte Steuerung der Risikogesamtposition des Un-ternehmens.“19

„Die Steuerung der Risikogesamtposition erfolgt dabei durch:

- die Förderung von Risikobewusstsein und –kultur (Risikopolitische Grundsätze),
- die Risikoüberwachung (Risikomanagement-Organisation)
- den Risikomanagement-Prozess (Identifikation, Beurteilung, Steuerung) und
- die Prozessüberwachung (Interne Revision etc.)“20

„Ziel des Risikomanagements ist nicht die Vermeidung jeglicher Risiken, sondern vielmehr das bewusste Entscheiden, welche Risiken eingegangen werden sollen ohne den Fortbe-stand des Unternehmens zu gefährden. Risikomanagement soll weiters dazu beitragen das Risiko/Ertragsverhältnis zu optimieren.“21

In Abbildung 3 sind die Änderungen im RM in den letzen Jahren nochmals dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Wandel im Risikomanagement
Quelle: Capital Bank (2008), S. 9

Die Implementierung eines Corporate Risk Managements erfordert auf der einen Seite ein entsprechendes Risikomanagement-System (siehe Abb. 4), auf der anderen Seite muss auch einen angemessene Risikokultur im Unternehmen vorhanden sein.

Unter Risikokultur versteht man einerseits die Schaffung einer angemessenen Aufbauorga-nisation bzw. die Definition von Verantwortlichkeiten und andererseits die Bereitschaft der Mitarbeiter im Unternehmen Risiken bewusst wahrzunehmen und wahrheitsgemäß zu be-richten.

Nachfolgend Kriterien die ein Risikomanagement-System erfüllen sollte:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Zentrale Elemente des Corporate Risk Managements
Quelle: Denk/Exner-Merkelt/Ruthner (2006), S. 13

In den nächsten Kapiteln wird nun auf die rechtlichen Grundlagen des RM eingegangen bzw. der Aufbau und Ablauf (Prozess) des RM beschrieben.

2.3.2 Rechtliche Rahmenbedingungen des Risikomanagements

Die wesentlichen rechtlichen Rahmenbedingungen für das Risikomanagement von Kreditin-stituten bzw. von Marktrisiken sind im AktG, BWG, UGB sowie der Solvabilitätsverordnung und der 2. Derivate-Risikoberechnungs- und Meldeverordnung geregelt.

Die entsprechenden Paragraphen in den jeweiligen Gesetzen bzw. Verordnungen sind im Anhang aufgeführt.

2.3.3 Aufbau des Risikomanagements (Risikomanagement-Organisation)

Ein effektives Risikomanagement zeichnet sich durch eine klare Definition der risikobezoge-nen Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse aus. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die aufbauorganisatorische Verankerung des Risikomanagements ist die Komplexität des Unternehmens (Größe, Produktportfolio, Branche, rechtliches Umfeld etc.).22

Das Risikomanagement kann grundsätzlich als eigene Stabstelle, integriert in eine andere Abteilung, oder in eine andere Stabstelle organisiert sein. Unabhängig von der Organisati-onsform des RM sind im Rahmen der Risikoorganisation folgende Aufgaben von verschie-denen Organisationseinheiten durchzuführen:

Vorstand: Hat Gesamtverantwortlichkeit für das Risikomanagement, legt das Ausmaß der Risikobereitschaft fest, entwickelt Risikopolitik bzw. -strategie, aktive Unterstützung einer angemessenen Risikokultur, stellt die Risikosituation gegenüber dem Aufsichtsrat dar.

Folgende Entscheidungen werden im Rahmen der risikopolitischen Grundsätze festgelegt: Festlegung der organisatorischen und funktionalen Trennung, Genehmigung neuer Produk-te, Rahmenvorgaben für Handelsaktivitäten, Sicherstellung der Qualifikation der Mitarbeiter bzw. der Funktionsfähigkeit der internen Revision etc.23

Risikokomitee: Aus Vorständen und/oder Abteilungsleitern (zB Risikomanagement, interne Revision, Rechnungswesen) bzw. Fachexperten zusammengesetztes Gremium das perio-disch tagt. Nimmt eine Beurteilung der aktuellen Risikosituation vor und entscheidet ob und welche Mal3nahmen getroffen werden, überwacht die Umsetzung der Risikostrategie, ist für die laufende Kontrolle der Kapitalausstattung verantwortlich, weiters zuständig für die Wei-terentwicklung der Risikorichtlinien, Risikoorganisation, Infrastruktur und Kontrollen etc24

Fachabteilung/Stabstelle für das Risikomanagement: Koordiniert die Risikoeigner und andere am Risikomanagementprozess beteiligten Unternehmenseinheiten (zB interne Revi­sion), übernimmt Aggregation der Risikoberichte der Risikoeigner, gibt Standards für das Risikomanagement (Risikoanalyse) vor, informiert Unternehmensleitung, gibt Vorschläge für die Steuerung bereichsübergreifender Risiken etc.

Risikoeigner (Personen die operative Einheiten leiten): Unterstützung des Risikomanage-ments, Beurteilung und Begrenzung der Risikosituation im eigenen Geschäftsbereich, Durch-führung der laufenden Risikosteuerung (operatives Risikomanagement), Umsetzung der Ri-sikomanagementstandards, Berichterstattung etc.25

Interne Revision: Unmittelbar dem Vorstand unterstellte und unabhängige Instanz, die die Einhaltung der Risikomanagementstandards überprüft. Unterbreitet Vorschläge für qualitäts-sichernde Mal3nahmen im gesamten Risikomanagementprozess und berichtet laufend bzw. umfassend an den Vorstand.26

„Von zentraler Bedeutung für den Erfolg des Risikomanagements ist das reibungslose Zu-sammenspiel aller am Risikomanagement beteiligter Unternehmenseinheiten.“27

Die Organisation des Risikomanagements bzw. der Risikomanagementprozess sollte in ei-nem Risikohandbuch dokumentiert werden, damit die dauerhafte (auch personen-unabhängige) Funktionsfähigkeit des Risikomanagements gewährleistet ist.28

Bestandteile des Risikomanagement-Handbuchs sind u.a. risikopolitische Grundsätze (Ein-stellung zum Risiko etc.), Begriffsdefinitionen (Risiko etc.), Definition der Aufbauorgani-sation, Methoden und Instrumente, Risikokategorien, Aufgaben der internen Revision etc.29

2.3.4 Ablauf des Risikomanagements (Risikomanagement-Prozess)

„Im Rahmen des Risikomanagement-Prozesses ist zu gewährleisten, dass die Risiken des Unternehmens systematisch identifiziert und bewertet, sowie risikorelevante Informationen systematisch und geordnet an Entscheidungsträger weitergeleitet werden, sodass Risiko-steuerungsmal3nahmen rechtzeitig ergriffen werden können.“30

Darstellung der verschiedenen Bereiche des Risikomanagement-Prozesses (siehe Abb. 5):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Der Risikomanagement-Prozess Quelle: Predota (2008), S. 5

Die Risikostrategie steht aufgrund ihrer Bedeutung und der Verantwortung durch den Vor-stand an übergeordneter Stelle. Es werden in diesem Bereich neben der Geschäftstrategie auch grundlegende risikopolitische Grundsätze beschlossen.

Risikokommunikation beinhaltet ein geeignetes Reportingsystem in dem die Risikosituation transparent und nachvollziehbar dargestellt wird (Berichte sind regelmäl3ig entsprechendem Empfängerkreis zur Verfügung zu stellen).

Unter den Begriff der Risikodokumentation fällt die schriftliche Dokumentation aller Prozesse des Risikomanagements (Risikohandbuch) bzw. Auswertungen, Analysen und Berichte die im Rahmen der Risikokommunikation an die einzelnen Parteien gesendet werden.

2.3.4.1 Risikoidentifikation

Im Rahmen der Risikoidentifikation werden alle denkbaren Risiken im Unternehmen gesucht und systematisch bzw. strukturiert erfasst (Risikoinventur).

Hierzu ist sowohl eine Top-down orientierte (vom Management initiierte), als auch eine Bot-tom-up-getriebene (durch die Mitarbeiter initiierte) Vorgangsweise, oder eine Kombination beider Verfahren möglich.31

Die Identifikation der Risiken kann durch verschiedene Methoden wie zB Expertenbefragun-gen, SWOT-Analysen, Brainstormings, Prozessanalysen etc. erfolgen.

Ziel der Risikoidentifikation ist die frühzeitige Erkennung von Entwicklungen die den Fortbe-stand des Unternehmens gefährden können. Sie ist im Rahmen des Risikomanagementpro-zesses von besonderer Bedeutung da nicht oder nur teilweise identifizierte Risiken nicht be-wertet und in weitere Folge auch nicht gesteuert werden können.32

Wesentlich ist noch, dass vor Beginn der Risikoidentifikation zunächst eine einheitliche Risi-kodefinition festzulegen ist. Ergebnis der Risikoidentifikation ist eine Chancen-/ Risikoüber-sicht des Unternehmens.

2.3.4.2 Risikoanalyse und -bewertung

Im Rahmen der Risikoanalyse werden die durch die Risikoidentifikation festgestellten, we-sentlichen, Risiken im Unternehmen den entsprechenden Geschäftsprozessen zugeordnet bzw. geeignete Mal3nahmen zur Steuerung der Risiken implementiert.

Die Risikoanalyse umfasst den Prozess der Risikobewertung. Ziel ist eine regelmäl3ige und möglichst vollständige quantitative Bewertung aller identifizierten Risiken. Dadurch ist es möglich eine Bestandsgefährdung bzw. wesentliche Abweichungen von Zielgröl3en zu er-kennen und eine Rangordnung entsprechend der Bedeutung der Risiken zu erstellen. Die Quantifizierung ermöglicht einerseits die Risikosteuerung auf die wichtigsten Risiken auszu-richten und andererseits die Beurteilung der aggregierten Wirkung der Risiken auf die Unter-nehmensziele.

Die quantitative Beurteilung der Risiken erfolgt häufig anhand der Kriterien Eintrittswahr-scheinlichkeit und Auswirkung bei Eintritt (der Risikoerwartungswert ergibt sich durch Multi-plikation der Eintrittswahrscheinlichkeit mit der Auswirkung bei Eintritt), wobei die Ermittlung mittels subjektiver Einschätzungen oder objektiver Daten erfolgt.33

Dies ist zwar die am weitest verbreitete Methode der Risikobewertung, beinhaltet allerdings den Nachteil, dass Interdependenzen nicht berücksichtigt bzw. schwerwiegende Risiken un-terschätzt werden.

Daher empfiehlt es sich, Risiken nicht nur mittels Schadenerwartungswert zu quantifizieren, sondern die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Risiken zu ermitteln (subjektiv geschätzt oder aus Vergangenheitsdaten objektiv ermittelt).

Im Rahmen der Risikobewertung können eine Vielzahl von Instrumenten eingesetzt werden.

Ein besonders im Finanzbereich weit verbreitetes Instrument ist die Value-at-Risk-Methode, die sich zur Bewertung von Marktrisiken eignet und in Kapitel 3.3.1 genauer erläutert wird.34

Für schwer quantifizierbare Risken, wie zB operationale Risken oder Reputationsrisiken kann die Bewertung der Risiken qualitativ erfolgen:

Eine qualitative Risikobewertung erfolgt durch Klassifikation der Risken anhand geeigneter Kriterien, wobei die Wahl der Klassen bzw. Kriterien dem Anwender überlassen sind.

Häufig erfolgt die qualitative Einteilung von Risiken, wie bei ihrer quantitativen Erfassung, anhand der Kriterien Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung bei Eintritt, da dadurch die Darstellung in einer Risk-Map möglich ist (siehe Abb. 6). Diese bildet die Risikosituation in komprimierter und übersichtlicher Form ab und gibt den Entscheidungsträgern einen Über-blick über die Risken des Unternehmens bzw. deren wirtschaftliche Bedeutung.35

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Darstellung einer Risk-Map

Quelle: Benedikt (2008 a), S. 45

Wurden die Einzelrisiken identifiziert und bewertet, ist eine Gesamtrisikoposition für das Un-ternehmen zu bestimmen. Dies ist erforderlich, da Einzelrisiken gemeinsam auf die Risiko-gesamtposition des Unternehmens wirken und Risiken voneinander oder von gemeinsamen Ursachen abhängig sein können, sodass es zu einer wechselseitigen Verstärkung der Risi-ken oder zu Risikokompensationseffekten kommen kann.

In der Praxis steht die Risikoaggregation in den meisten Unternehmen erst am Anfang, was auf methodische Schwierigkeiten der Aggregation und fehlende Integration des Risikomana-gements zurückzuführen ist.36

2.3.4.3 Risikosteuerung

Aufgabe der Risikosteuerung ist die identifizierten und bewerteten Risiken im Einklang mit den Unternehmenszielen und den definierten Risikovorgaben zu bewältigen (zB Festlegung von Limits), durch die Risikosteuerung soll weiters ein optimales Chancen/Risikoverhältnis erreicht werden.

In Abbildung 7 sind die möglichen Risikosteuerungsmal3nahmen dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Risikobewältigungsstrategien

Quelle: In Anlehnung an Benedikt (2008 a), S. 50

Nachfolgend werden die Risikobewältigungsstrategien kurz beschrieben:37

Risiken vermeiden: Das Unternehmen verzichtet auf dien Abschluss des risikoträchtigen Geschäfts. Diese Strategie ist dann sinnvoll, wenn Risiken aufgrund hoher Eintrittswahr-scheinlichkeit und/oder grol3er Schadenshöhe ein existenzbedrohendes Ausmal3 aufweisen, welches nicht auf ein akzeptables Mal3 reduziert werden können.

Risiken vermindern: Mal3nahmen zur Risikoverminderung sollen die Eintritts-wahrscheinlichkeit und/oder Schadenshöhe verringern (zB Stresstests, interne Kontrollen, Notfallspläne, Krisenmanagement etc.)

Risiken begrenzen (überwälzen): Die Risiken werden durch zB Versicherungen, Bürg-schaften Dritter etc. auf einen Dritten übertragen. Überwälzt sollen solchen Risiken werden, die geeignet sind die Stabilität von Ergebnissen zu gefährden oder die Finanzkraft des Un-ternehmens übersteigen.

Risiken selbst tragen: Das Unternehmen trägt das Risiko bewusst selbst. Es müssen aller-dings für den Fall, dass die Risiken tatsächlich eintreten, ausreichend Rücklagen gebildet werden (Risikotragefähigkeit).

Risiken beobachten: Die Risken müssen ständig beobachtet werden. Sollte sich ein be-stimmtes Risiko erhöhen bzw. negativ verändern, muss eine entsprechende Risikobe-wältigungsmal3nahme eingeleitet werden.

2.3.4.4 Risikoüberwachung

Die Risikoüberwachung beobachtet und misst Faktoren (zB Kennzahlen etc.) die Auskunft über die Entwicklung des Risikos geben, um stagnierende oder negative Entwicklungen im Vorfeld erkennen zu können. Sie leitet daraus Handlungsbedarf für die Risikosteuerung ab. Die Hauptverantwortung für die Risikoüberwachung liegt bei den Risikoeignern (Über-wachung der identifizierten Risiken, Implementierung neuer Maßnahmen etc.), die Abteilung/ Stabstelle Risikomanagement beobachtet die Risikosituation und die Umsetzung der Maß-nahmen.38

Wesentlich ist, dass der Prozess des Risikomanagements einen ununterbrochenen Zyklus darstellt und nicht mit der Risikoüberwachung beendet ist.

2.4 Anforderungen an die Risikoquantifizierung

Im Wesentlichen werden folgenden Anforderungen an die Risikoquantifizierung gestellt:

Vollständigkeit: Es müssen alle Finanzgeschäfte (Risikopositionen) in die Messung einbe-zogen werden, d.h. es müssen sämtliche Einzelrisiken und Interdependenzen zwischen den einzelnen Risiken erfasst werden.

Richtigkeit: Bei der Bestimmung der Einzelrisiken und des Risikoverbundes muss beachtet werden, dass der Risikoausweis auch in Worst-Case-Szenarien Gültigkeit haben muss, da besonders hier die Gefahr der Unternehmensinsolvenz besonders groß ist.

Praktikabilität: Ergebnisse sollten möglichst leicht ermittelbar sein (keine überproportionaler Aufwand der Datenerhebung) und eine analytische Lösung zulassen.

Einheiten: Die Risikomessung sollte in Geldeinheiten erfolgen, um eine direkte Vergleich-barkeit des Risikopotenzials mit der Höhe des notwendigen Eigenkapitals zu ermöglichen.

Aussagefähigkeit: Die Determinanten der Risikomessung sollten eindeutig bestimmbar sein, damit der objektive Vergleich zwischen verschiedenen Kreditinstituten möglich ist.

Einheitlichkeit: Markt- und Bonitätsrisiken, die Kernrisiken eines Kreditinstitutes, sollten nach einheitlichen Kriterien gemessen werden.39

Weiters müssen aufsichtsrechtliche Vorgaben bezüglich der Eigenmittelvorhaltung berück-sichtigt werden, gleichzeitig die Risikoübernahme auf ein aus Sicht der Aufsicht vertretbares Maß reduziert werden bzw. auch auf die Sicherung eines guten Ratingstandards geachtet werden, da bei schlechtem Rating höhere Preise bezahlt werden müssen.40

[...]


1 Für die Definition des Value-at-Risk sei auf Kapitel 3.3.1 verwiesen

2 Capital Bank (2008), S. 34

3 vgl. Jendruschewitz (2003), S. 9

4 Deutsch (2004), S. 375

5 Capital Bank (2008), S. 34

6 vgl. Capital Bank (2008), S. 37

7 vgl. Auer (2002), S. 9 und vgl. dazu auch Eisele (2004), S. 26

8 vgl. Benedikt (2008 b), S. 15 und vgl. dazu auch Oehler/Unser (2002), S. 14

9 vgl. Daube (1999), S. 210

10 vgl. Eisele (2004), S. 34

11 Rolfes/Kirmße (2000), S. 629

12 vgl. Hartmann-Wendels (2004), S. 449 und vgl. dazu auch Capital Bank (2008), S. 35

13 vgl. Eisele (2004), S. 27 und vgl. dazu auch Capital Bank (2008), S. 36

14 vgl. Neukomm (2004), S. 6 und vgl. dazu auch Rolfes/Kirmße (2000), S. 630

15 Follmann (2007), S. 12

16 vgl. Scharpf (2000), S. 256 und vgl. dazu auch Capital Bank (2008), S. 38

17 vgl. Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 79 und vgl. dazu auch Capital Bank (2008), S. 39

18 vgl. Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 79

19 Versicherungsverband Österreich (2006), S. 5

20 Gladen (2005), S. 129

21 Benedikt (2008 a), S. 18

22 vgl. Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 214

23 vgl. Versicherungsverband Österreich (2006), S. 16 und vgl. dazu auch Capital Bank (2008), S. 14

24 vgl. Perlet/Guhe (2005), S. 152

25 vgl. Versicherungsverband Österreich (2006), S. 17 und vgl. dazu auch Seidel (2002), S. 36

26 vgl. Versicherungsverband Österreich (2006), S. 15 und vgl. dazu auch Seidel (2002), S. 36

27 Seidel (2002), S. 36

28 vgl. Romeike/Müller-Reichart (2005), S. 72

29 vgl. Romeike (2005), S. 25

30 Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 73

31 vgl. Horvath (2006), S. 749-750

32 vgl. Capital Bank (2008), S. 10

33 vgl. Versicherungsverband Österreich (2006), S. 10 und vgl. dazu auch Denk/Exner-Merkelt/ Ruthner (2006), S. 22

34 vgl. Denk/Exner-Merkelt/Ruthner (2006), S. 22 und vgl. dazu auch Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 93-94

35 vgl. Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 94

36 vgl. Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 108

37 vgl. Horvath (2006), S. 751 und vgl. dazu auch Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 119-120

38 vgl. Denk/Exner-Merkelt (2005), S. 124 und vgl. dazu auch Versicherungsverband Österreich (2006), S. 12

39 vgl. Spellmann (2002), S. 31 und vgl. dazu auch Gründl/Winter (2005), S. 186

40 vgl. Spellmann (2002), S. 32

Fin de l'extrait de 56 pages

Résumé des informations

Titre
Value-at-Risk basiertes Risikomanagement zur Beurteilung von Marktrisiken
Université
Campus02 University of Applied Sciences Graz
Note
1,0
Auteur
Année
2008
Pages
56
N° de catalogue
V127256
ISBN (ebook)
9783640330034
ISBN (Livre)
9783640331826
Taille d'un fichier
1509 KB
Langue
allemand
Mots clés
Risikomanagement, Marktrisiko, Bankbetriebslehre, Bankwesen, Value-at-Risk, VaR
Citation du texte
Daniela Unger (Auteur), 2008, Value-at-Risk basiertes Risikomanagement zur Beurteilung von Marktrisiken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127256

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