Das ‚Nibelungenlied‘ als bedeutendes Werk der mittelhochdeutschen Heldenepik1 ist sicherlich in vielerlei Hinsicht eine nähere Betrachtung wert. Verschafft man sich jedoch einen groben Überblick über die Fülle der Forschungsliteratur, so fällt auf, dass immer wieder der 14. Aventiure – Wie die küneginne einander schulten – besondere Aufmerksamkeit gilt. Im dort dargestellten ‚Königinnenstreit‘ wird früher Angelegtes zusammengeführt und seine Bedeutung für den weiteren Verlauf des Werkes gezeigt. Der Begriff des Streits wird hier mit E. Weigand verwendet, die darauf verweist, dass Streit hier nicht als Streit um ein Objekt oder als wissenschaftlicher Streit zu verstehen ist, sondern als Beziehungsstreit, ausgehend von einem Dissens über Werte, Normen und Einstellungen.
Innerhalb der Brünhildfabel der nordischen wie der deutschen Überlieferung gilt der Streit der Königinnen als die Szene, in der alle Denkmäler im wesentlichen Kern übereinstimmen. Sind die vorangegangenen Ereignisse wie beispielsweise Gunthers Werbung um Brünhild in den einzelnen deutschen und nordischen Überlieferungen unterschiedlich dargestellt, so stellt der ‚Königinnenstreit‘ die allen gemeinsame Konstante dar. In dieser Arbeit soll der Zank der Königinnen, der bereits zu Beginn des Werkes durch die Vorausdeutung si stúrben sît jǽmerlîche von zweier edeln frouwen nît (Str. 6,4) präsent ist, näher untersucht werden.
Dem Umfang dieser Examensarbeit entsprechend soll ein Überblick gegeben werden, der einzelne Punkte skizzieren, jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Zunächst wird die Stellung der prominenten Schlüsselszene des ‚Nibelungenliedes‘ im Gesamtwerk erörtert, ist doch die Senna als Höhe- und Wendepunkt des ersten Teils des ‚Nibelungenliedes‘ anzusehen. Ausführlich soll hier auf die bereits vorher angelegten Grundlagen des Streits eingegangen werden, nämlich die Brautwerbung Gunthers auf Isenstein, die durch die Hilfe Siegfrieds mit dem Betrug an Brünhild einhergeht, sowie auf die misslungene Hochzeitsnacht der frisch Vermählten, in der Gunther von Brünhild abgewiesen wird, was zu einem erneuten Eingreifen Siegfrieds und damit einem erneuten Betrug der beiden Männer an Brünhild führt. Außerdem soll der ‚Königinnenstreit‘ in seinem Aufbau und in seiner Funktion für das ‚Nibelungenlied‘ als Ganzes untersucht werden. Abschließend wird noch die Frage der Schuld zu betrachten sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einführende Bemerkungen
- Zur Textgrundlage dieser Arbeit
- Vorgeschichte und Grundlagen des Streits
- Exkurs: Zum Geschehen in der Kemenate Gunthers und Brünhilds
- Analyse des Streits
- Die Tage vor dem Streit
- Beim Turnier
- Vor dem Münster
- Vor dem Gottesdienst
- Nach dem Gottesdienst
- Der Eid
- Zu den Folgen des Streits
- Zur Funktion des Streits im Gesamtwerk
- Zur Frage der Schuld
- Kriemhild und Brünhild
- Gunther und Siegfried
- Ausblick
- Abkürzungen
- Literatur
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit dem sogenannten Königinnenstreit in der 14. Aventiure des Nibelungenliedes. Ziel ist es, den Streit zwischen Kriemhild und Brünhild im Kontext der Vorgeschichte und der Gesamtstruktur des Werkes zu analysieren und seine Funktion im Nibelungenlied zu beleuchten. Dabei werden die Ursachen des Streits, die beteiligten Figuren und ihre Motivationen sowie die Folgen des Streits für die Handlung des Epos untersucht.
- Die Rolle der Frauen im Nibelungenlied
- Die Bedeutung von Ehre und Treue in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Darstellung von Macht und Gewalt im Nibelungenlied
- Die Funktion des Streits als Wendepunkt in der Handlung
- Die Frage der Schuld und Verantwortung im Kontext des Streits
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einführenden Bemerkungen, die den Kontext und die Relevanz des Themas beleuchten. Anschließend wird die Textgrundlage der Arbeit, das Nibelungenlied, vorgestellt und in seinen historischen und literarischen Kontext eingeordnet. Im dritten Kapitel wird die Vorgeschichte des Streits zwischen Kriemhild und Brünhild dargestellt, wobei auch die Ereignisse in der Kemenate Gunthers und Brünhilds beleuchtet werden. Das vierte Kapitel analysiert den Streit selbst, wobei die Tage vor dem Streit, das Turnier, die Ereignisse vor dem Münster und der Eid der Königinnen im Detail betrachtet werden. Die Folgen des Streits für die Handlung des Nibelungenliedes werden im fünften Kapitel behandelt. Im sechsten Kapitel wird die Funktion des Streits im Gesamtwerk des Nibelungenliedes untersucht. Das siebte Kapitel widmet sich der Frage der Schuld und Verantwortung im Kontext des Streits, wobei die Rollen von Kriemhild, Brünhild, Gunther und Siegfried beleuchtet werden. Die Arbeit endet mit einem Ausblick, der die Relevanz des Themas für die heutige Zeit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Königinnenstreit, das Nibelungenlied, Kriemhild, Brünhild, Gunther, Siegfried, Ehre, Treue, Macht, Gewalt, Schuld, Verantwortung, mittelalterliche Gesellschaft, Heldendichtung, Epos.
- Citar trabajo
- Sonja Filip (Autor), 2009, Wie die küneginne einander schulten - Zum sogenannten Königinnenstreit in der 14. Aventiure des ‚Nibelungenliedes‘, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127422