Mead argumentiert in seinem Werk „Mind, Self and Society“ für die Auffassung, dass das Selbst in sozialen Kontexten entsteht, sodass eine Person dadurch ein Selbst entwickelt, dass er oder sie die Werte seiner Mitmenschen übernimmt und diese als ihre eigenen Werte internalisiert. Diese Tatsache fasst Mead unter den Begriff „der generalisierte Andere“. Nachdem Mead sich damit beschäftigt hat, wie das Selbst in der Gesellschaft entsteht, versucht er seine eigene Ethik auf dieser Theorie über das Selbst aufzubauen. Diese Ethik ist nicht völlig neu, sondern schließt sich an Kants ethische Theorie über moralische Urteile und Handlungen an. Laut Kant ist insbesondere die Allgemeingültigkeit der moralischen Urteile in Bezug auf Handlungen in verschiedenen Situationen wichtig. Dies bedeutet, dass verschiedene Menschen eine bestimmte Handlung in einem bestimmten aber gleichen Kontext in Hinblick darauf, ob die Handlung moralisch ist oder nicht, d.h. ob sie gut oder schlecht ist, gleich beurteilen würden. Solche allgemeingültigen Urteile sind laut Kant nur möglich, weil die Vernunft des Menschen ein Gesetz gibt (den kategorischen Imperativ), mit dem es möglich ist, Handlungen in Bezug auf ihre Moralität zu beurteilen, sodass nicht der Inhalt, sondern die Form der Handlung das moralische Urteil ausmacht (d.h. dass der moralische Wert theoretisch mit Hilfe dieses allgemeinen Gesetzes, unabhängig von der konkreten Handlung
bzw. Inhalt, bestimmt werden kann). Mead übernimmt diese Bedingung für moralische Urteile, dass sie generalisierbar sein müssen, aber erklärt die Allgemeingültigkeit mit der Entwicklung des Selbst und des Verstandes, so wie er dies in den vorangehenden Kapiteln von „Mind, Self and Society“ ausgeführt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Ethik im Kontext der Sozialisierung - zu G.H. Meads ethischem Konzept
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der ethischen Theorie von George Herbert Mead, die er in seinem Werk „Mind, Self and Society“ entwickelt. Mead argumentiert, dass das Selbst in sozialen Kontexten entsteht und dass moralische Urteile auf der Grundlage des generalisierten Anderen, d.h. der internalisierten Werte und Erwartungen der Gesellschaft, getroffen werden. Die Arbeit analysiert Meads ethisches Konzept im Kontext seiner Theorie über das Selbst und untersucht die Beziehung zwischen sozialer Interaktion, Selbstentwicklung und moralischem Handeln.
- Die Entstehung des Selbst in sozialen Kontexten
- Meads ethisches Konzept im Vergleich zu Kants kategorischem Imperativ
- Die Rolle des generalisierten Anderen in der moralischen Urteilsbildung
- Die Bedeutung von Konsequenzen und sozialer Akzeptanz für moralische Handlungen
- Die Frage nach dem Egoismus und der Berücksichtigung der Interessen anderer
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in Meads Theorie über das Selbst und die Entstehung des Verstandes in sozialen Kontexten. Mead argumentiert, dass das Selbst durch die Internalisierung der Werte und Erwartungen anderer Menschen entsteht. Diese Internalisierung führt zur Entwicklung des „generalisierten Anderen“, der eine wichtige Rolle bei der moralischen Urteilsbildung spielt.
Im Anschluss daran wird Meads ethisches Konzept im Vergleich zu Kants kategorischem Imperativ analysiert. Mead übernimmt Kants Forderung nach der Allgemeingültigkeit von moralischen Urteilen, erklärt diese jedoch mit der Entwicklung des Selbst und des Verstandes. Er argumentiert, dass die Allgemeingültigkeit von moralischen Urteilen durch die soziale Natur des Menschen und die Internalisierung von gesellschaftlichen Werten gewährleistet wird.
Die Arbeit untersucht dann die Bedeutung von Konsequenzen und sozialer Akzeptanz für moralische Handlungen. Mead betont, dass das Ende einer Handlung, d.h. die Konsequenzen, eine wichtige Rolle bei der moralischen Bewertung spielt. Er argumentiert, dass das Ende einer Handlung „desirable in themselves“ (Mead 1976, 384) sowie „reinforce the very impulse [d.h. zu einer Handlung motivieren] itself” (385) und “social in their nature" (385) sein sollte.
Schließlich wird die Frage nach dem Egoismus und der Berücksichtigung der Interessen anderer behandelt. Mead räumt ein, dass Menschen egoistisch sind und in erster Linie an ihren eigenen Interessen interessiert sind. Er argumentiert jedoch, dass die soziale Natur des Menschen es erfordert, die Interessen anderer zu berücksichtigen, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die ethische Theorie von George Herbert Mead, die Entstehung des Selbst in sozialen Kontexten, den generalisierten Anderen, den kategorischen Imperativ, die Allgemeingültigkeit von moralischen Urteilen, die Bedeutung von Konsequenzen für moralische Handlungen, Egoismus und die Berücksichtigung der Interessen anderer.
- Quote paper
- Christine Porath (Author), 2007, Ethik im Kontext der Sozialisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127488