„Wir melden nur noch ganz wenige Patente an“, so der Vorstand des weltweit bedeutendsten Stahlwerkbauers SMS Group in der Januar Ausgabe der Financial Times Deutschland. Speziell asiatischen Konkurrenten sei es heutzutage ohne Weiteres möglich, aus den nach 18 Monaten nach Patentanmeldung zugänglichen Offenlegungsschriften geschützte Produkte zu kopieren. Mittlerweile werden die Schäden durch Plagiate weltweit auf bis zu 660 Mrd. € geschätzt, so dass Experten wie der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Hannes Hesse Empfehlungen ausgeben, Patente nur noch für technisch sehr komplexe Produkte anzumelden. Laut VDMA gebe es gerade in China kaum eine realistische Chance, sich auf dem Rechtsweg gegen Produktpiraterie zu wehren. Trotz dieser Vorkommnisse sind und bleiben die angemeldeten und gewährten Patente ein aussagekräftiges Indiz für Innovation und somit für den Stand des technischen Fortschritts eines Landes, da diese, wie sich im Folgenden zeigen wird, eng mit dem Pro-Kopf-Einkommen und anderen Innovationsvariablen korrelieren (vgl. 3.2.2). Durch einen länderübergreifenden Vergleich fand man heraus, dass annäherungsweise die Hälfte aller Einkommens- und Wachstumsunterschiede auf Differenzen in der Totalen Faktorproduktivität beruhen, die ihrerseits eng mit dem vorherrschenden technischen Fortschritt und der Entwicklung eines Landes verbunden ist. Es stellt sich daher die Frage, warum es den Entwicklungsländern nicht möglich ist, technischen Fortschritt effektiv zu adaptieren, um so ihre eigene Produktion auszuweiten. Man muss allerdings bedenken, dass selbst das Übernehmen vorhandenen Wissens mit Kosten verbunden ist, die von Entwicklungsländern nur schwerlich aufgebracht werden können. Um darüber hinaus die erlangten Kenntnisse verarbeiten zu können, bedarf es bestimmter Voraussetzungen, die nur durch Investitionen in Forschung und Entwicklung (R&D) konstituiert werden können. Um die angedeutete Diskrepanz und deren Relevanz für viele Entwicklungsländer genauer darstellen zu können, erscheint es zunächst sinnvoll nach einer einleitenden definitorischer Erläuterung der relevanten Innovationskriterien (vgl. 2) eine Länderanalyse durchzuführen, die auf wesentliche innovationdefinierende Variablen fokussiert ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wachstum, Innovation und technischer Fortschritt
- 2.1 Begriffsbestimmung
- 2.1.1 Innovation
- 2.1.2 Forschung und Entwicklung
- 2.1.3 Technischer Fortschritt
- 2.2 Solow-Modell
- 2.3 Innovationsvariablen
- 2.3.1 Patente
- 2.3.2 R&D-Investitionen
- 2.1 Begriffsbestimmung
- 3. Innovative Leistungsfähigkeit
- 3.1 Innovationsposition
- 3.1.1 Lateinamerika
- 3.1.2 Europa und Zentral Asien
- 3.1.3 Gegenüberstellung
- 3.2 Interregionaler Vergleich (1960-2000)
- 3.3 Zusammenhänge
- 3.3.1 R&D/GDP
- 3.3.2 Innovationssysteme
- 3.1 Innovationsposition
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Innovationsposition Lateinamerikas im Vergleich zu europäischen Transformationsländern und anderen Schwellen- und Entwicklungsländern. Ziel ist es, die Innovationsfähigkeit der lateinamerikanischen Staaten zu analysieren und zu bewerten, indem die relevanten Innovationsvariablen und deren Zusammenhänge untersucht werden. Dabei werden die Innovationspositionen der verschiedenen Ländergruppen im Kontext des technischen Fortschritts und der wirtschaftlichen Entwicklung betrachtet.
- Definition und Bedeutung von Innovation, Forschung und Entwicklung (R&D) sowie technischem Fortschritt
- Analyse der Innovationsvariablen wie Patente und R&D-Investitionen
- Vergleich der Innovationsposition Lateinamerikas mit europäischen Transformationsländern und anderen Schwellen- und Entwicklungsländern
- Untersuchung der Zusammenhänge zwischen R&D-Ausgaben, Innovationssystemen und wirtschaftlicher Entwicklung
- Bewertung der Innovationsfähigkeit Lateinamerikas und Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Innovationsposition Lateinamerikas ein und beleuchtet die Bedeutung von Innovation und technischem Fortschritt für die wirtschaftliche Entwicklung. Dabei werden die Herausforderungen für Entwicklungsländer im Hinblick auf die Adaption von technischem Fortschritt und die Notwendigkeit von Investitionen in Forschung und Entwicklung (R&D) hervorgehoben.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Begriffsbestimmung von Innovation, Forschung und Entwicklung sowie technischem Fortschritt. Es werden die verschiedenen Arten von Innovationen und deren Bedeutung für die Wirtschaft erläutert. Das Solow-Modell wird als theoretisches Framework zur Analyse des Wirtschaftswachstums und des Einflusses von technischem Fortschritt vorgestellt.
Kapitel 3 analysiert die innovative Leistungsfähigkeit verschiedener Ländergruppen, insbesondere Lateinamerikas, Europas und Zentralasiens. Es werden die Innovationspositionen der einzelnen Regionen im Kontext des technischen Fortschritts und der wirtschaftlichen Entwicklung verglichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Innovation, technischer Fortschritt, Forschung und Entwicklung (R&D), Patente, R&D-Investitionen, Innovationsposition, Lateinamerika, Transformationsländer, Schwellenländer, Entwicklungsländer, Wirtschaftswachstum, Totalfaktorproduktivität, Innovationssysteme.
- Citation du texte
- Bastian Herrlich (Auteur), 2008, Die Innovationsposition Lateinamerikas im Vergleich zu europäischen Transformationsländern und anderen Schwellen- und Entwicklungsländern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127676