Keine Entwicklung verläuft frei von Risiken. Belastungen kennzeichnen nicht nur die Biographien von Risikokindern oder psychisch kranken Personen, auch in der Normalpopulation herrschen widrige Lebensumstände und finden kritische Lebensereignisse statt. Veränderungsprozesse können kontinuierlich oder diskontinuierlich verlaufen, sie können Gewinn oder Verlust bedeuten. Unterschiedliche Einflußfaktoren können je nach Lebenslage, Alter, Geschlecht, Temperament usw. unterschiedliche entwicklungsfördernde oder auch hemmende Auswirkungen haben. Welche Faktoren bei wem, mit welcher Wahrscheinlichkeit, auf welche Weise bedeutsam für die Entwicklung sein können, beleuchtet die empirische Forschung.
Die Frage, ob und wie sich belastende Lebensumstände bzw. -erfahrungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirken, beschäftigt die epidemiologische Risikoforschung des Kindes- und Jugendalters. Das primäre Ziel besteht dabei in der Identifizierung von Gruppen von Kindern, deren Entwicklung gefährdet ist - Risikokinder genannt - und in der Ermittlung von Lebensbedingungen, die mit einer Gefährdung der kindlichen Entwicklung einhergehen, die sogenannten Risikofaktoren.
Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es, zunächst einen Überblick über die Zusammenhänge von Risiko- und Schutzfaktoren und die Wirkungsweise von Risikofaktoren zu geben. Es folgt eine Übersicht über den aktuellen Stand der Forschung in Form ausgewählter Longitudinalstudien.
Die Darstellung der Ergebnisse und eine Interpretation einer an der Humboldt-Universität zu Berlin stattgefundenen Untersuchung an körperbehinderten, sehgeschädigten und entwicklungsunauffälligen Kindern bildet den zweiten Teil der Arbeit. Hier wird statistisch geprüft, ob und welche Auswirkungen Strukturmerkmale aus dem familiären Umfeld der Kinder auf die kognitive und sozial-emotionale Entwicklung der Kinder haben und ob sich Unterschiede bezüglich der Wirkungsweise zwischen den drei Untersuchungsgruppen zeigen. Desweiteren werden einige ausgewählte Umfeldmerkmale zu zwei Risikostrukturen konglomeriert, um die Wirkung auf die Entwicklung der Probanden zu untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. THEORETISCHER TEIL
- Risiko- und Schutzfaktoren
- Zusammenhänge zwischen Risiko- und Schutzfaktoren
- Wie sind Risiko- und Schutzfaktoren voneinander abzugrenzen?
- Bedeutung des Umfeldes für die Pathogenese
- Wirkungsweise von Risikofaktoren
- Risikokumulation
- Daue reinwirkung risikoerhöhender Faktoren
- Chronizität vs. punktuelle Belastung
- Wirkungsweise von biologischen und psychosozialen Risikofaktoren
- Wechselwirkungen von biologischen und psychosozialen Risiken
- Stabilität und Veränderung von Intelligenzmeßwerten
- Übersicht über ausgewählte Longitudinalstudien und aktueller Stand der Forschung
- Die Kauai-Studie
- Die Rostocker Längsschnittstudie
- Die Mannheimer Risikokinderstudie
- Das Mannheimer Kohortenprojekt
- Die Rochester Longitudinal-Studie
- Ergebnisse weiterer Studien
- Kinder aus unvollständigen Familien
- Verlust der Eltern durch Tod
- Scheidung der Eltern
- Stieffamilien
- Disharmonische Ehe
- Geschwister und Familiengröße
- Berufstätige Mutter
- Wohnortwechsel
- Charakteristika des Jugendalters
- Entwicklungsübergang vom Kind zum Erwachsenen als Phase erhöhter Vulnerabilität
- Spezifität der Wirkungweise von kritischen Lebensereignissen im Jugendalter
- Fragestellung und Hypothesen
- II. ANALYTISCHER TEIL
- Methodik
- Ursprung der Humboldt-Studie
- Ziel dieser Analyse der Humboldt-Studie
- Datenerfassung
- Statistisches Vorgehen
- Datenanalyse
- Beschreibung der Stichprobe
- Kind
- Familiärer Hintergrund
- Sozialer Hintergrund
- Kritische Lebensereignisse
- Lebensqualität
- Anregungsmilieu
- Einzelne Risikofaktoren
- Ergebnisse
- Interpretation
- Komplexe Risikostrukturen unter Berücksichtigung in dieser Population bereits bekannter Merkmale
- Ergebnisse
- Interpretation
- Komplexe Risikostrukturen unter Berücksichtigung aktuell in der Literatur untersuchter Merkmale
- Ergebnisse
- Interpretation
- Zusammenfassende Interpretation der Untersuchungsergebnisse
- Zusammenfassung
- Ausblick
- Die Wirkung von Risikofaktoren auf die Entwicklung von Kindern mit Behinderungen
- Die Rolle des familiären Umfelds und kritischer Lebensereignisse für die Entwicklung
- Die Bedeutung von Longitudinalstudien für die Analyse von Entwicklungsverläufen
- Die Relevanz von psychosozialen Faktoren für die Persönlichkeitsentwicklung
- Die Interaktion von biologischen und psychosozialen Risikofaktoren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die psychosozialen Risikofaktoren für die Persönlichkeitsentwicklung von körperbehinderten und sehgeschädigten Kindern. Sie analysiert die Auswirkungen von Belastungen und kritischen Lebensereignissen auf die Entwicklung dieser Kinder. Die Arbeit basiert auf der Humboldt-Studie und verfolgt das Ziel, die Bedeutung von Familienfaktoren, sozialen Einflüssen und individuellen Merkmalen für die Entwicklung zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Lebensverlaufsforschung und den Stellenwert von Risikofaktoren in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beleuchtet. Im theoretischen Teil werden die Risikofaktoren und ihre Wirkungsweise, sowie wichtige Längsschnittstudien zur Erforschung kindlicher Entwicklung erläutert. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf die Bedeutung von familiären und sozialen Einflüssen sowie den Auswirkungen kritischer Lebensereignisse gelegt. Der analytische Teil der Arbeit widmet sich der Analyse der Humboldt-Studie und untersucht die psychosozialen Risikofaktoren für die Entwicklung von körperbehinderten und sehgeschädigten Kindern. Die Arbeit betrachtet sowohl die Auswirkungen von einzelnen Risikofaktoren als auch von komplexen Risikostrukturen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen Risikofaktoren, Persönlichkeitsentwicklung, körperliche und sehbehinderte Kinder, Längsschnittstudien, Familieneinfluss, soziale Faktoren, kritische Lebensereignisse, Humboldt-Studie, und empirische Analyse.
- Quote paper
- Daniela Bröske (Author), 2001, Psychosoziale Risikofaktoren für die Persönlichkeitsentwicklung körperbehinderter und sehgeschädigter Kinder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12767