Wenn man an die Kreuzzüge denkt, so stellt man sich große Heere von Rittern vor, die sich durch Wüsten kämpfen und sich mutig dem Feind entgegenstellen, während ihre Frauen zu Hause um ihr Überleben bangen. Nur selten werden Frauen als Teilnehmerinnen in den Chroniken erwähnt.
Tatsächlich zogen jedoch auch einige Frauen mit. So erwähnt Fulcher zum Beispiel, dass bei einem Schiffbruch 400 Menschen beiderlei Geschlechts ertranken. Nun stellt sich die Frage – wenn tatsächlich Frauen teilnahmen, was taten sie dann auf einer Reise, die eigentlich eine Unternehmung der Männer war? Gab es Aufgaben, die sie erledigen konnten, ohne sich in Gefahr zu bringen? Oder brachten sie sich vielleicht absichtlich in Gefahr, um zu helfen? Wurden sie vielleicht sogar dringend gebraucht und nahmen deswegen teil? Und was geschah, wenn sie wirklich in Gefahr schwebten, indem sie vom Feind gefangen genommen wurden?
Die Quellenlage ist sehr dürftig und es ist schwierig, auf diese Fragen eine Antwort zu finden. Es haben sich jedoch mittlerweile einige Historiker mit dem Thema auseinandergesetzt. Ich werde mich größtenteils auf zwei Monographien und eine Essaysammlung beziehen. Sie gehen das Thema alle sehr unterschiedlich an. Während Sabine Geldsetzer (Frauen auf Kreuzzügen, wie Anm. 16) versucht, möglichst alle Schichten von Frauen zu berücksichtigen und sehr kritisch an die Quellen herangeht, hat sich Régine Pernoud (Frauen zur Zeit der Kreuzzüge, wie Anm. 1) darauf spezialisiert, die Lebensgeschichten der Hochadligen und der Königinnen sehr plastisch darzustellen. Die Schönheit der Regentinnen, die romantische Liebe und ihre Begleiterscheinungen wie z.B. Eifersucht sind häufig auftretende Motive. Dabei wahrt die Autorin selten die nötige Distanz zu den Quellen. Gendering the crusades (herausgegeben von Susan B. Edington und Sarah Lambert) zeichnet sich dadurch aus, dass die Autoren häufig längere Quellenzitate verwenden und versuchen, diese so gewissenhaft wie möglich zu interpretieren. Die Themen sind sehr breit gestreut und beziehen sich nicht auf eine bestimmte Schicht.
Ich werde in dieser Arbeit zunächst erläutern, was Chronisten dazu bewogen hat, Frauen zu erwähnen. Im zweiten Teil werde ich dann die einzelnen Funktionen darstellen, die Frauen inne hatten. Was geschah, wenn sie durch eine Gefangennahme aus diesen Funktionen herausgerissen wurden, beschreibe ich im dritten Teil.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hinführung zum Thema/Vorstellung der Forschungsliteratur
- Frauen in den Quellen
- Funktionen
- Frauen im Kampfgeschehen
- Unterstützung der Kämpfenden
- Dienst im Gefolge adliger Frauen
- Sexuelle Dienste
- Wäscherinnen
- Hochadlige/Königinnen
- Frauen in Gefangenschaft
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle von Frauen während der Kreuzzüge. Sie untersucht, welche Funktionen Frauen in diesem Kontext einnahmen, welche Gefahren sie dabei ausgesetzt waren und wie sie in den Quellen dargestellt werden. Die Arbeit stützt sich dabei auf verschiedene Forschungsliteratur, insbesondere auf die Monographien von Sabine Geldsetzer und Régine Pernoud sowie die Essaysammlung "Gendering the crusades".
- Die Darstellung von Frauen in den Quellen und deren symbolische Bedeutung
- Die verschiedenen Funktionen von Frauen während der Kreuzzüge, von der Unterstützung der Kämpfenden bis hin zu sexuellen Diensten
- Die Gefahren, denen Frauen während der Kreuzzüge ausgesetzt waren, insbesondere die Gefahr der Gefangenschaft
- Die Rolle von Frauen in der Konstruktion von Geschlechterrollen und der Darstellung von Machtverhältnissen
- Die Bedeutung der Kreuzzüge für die Geschichte der Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsliteratur vor. Sie beleuchtet die Schwierigkeit, die Rolle von Frauen während der Kreuzzüge zu rekonstruieren, da die Quellenlage sehr dürftig ist. Die Einleitung stellt die wichtigsten Forschungsansätze vor und erläutert die unterschiedlichen Perspektiven der Autoren.
Das Kapitel "Funktionen" untersucht die verschiedenen Rollen, die Frauen während der Kreuzzüge einnahmen. Es werden die Funktionen von Frauen im Kampfgeschehen, die Unterstützung der Kämpfenden, der Dienst im Gefolge adliger Frauen, sexuelle Dienste, die Rolle von Wäscherinnen und die Rolle von Hochadligen und Königinnen beleuchtet.
Das Kapitel "Frauen in Gefangenschaft" befasst sich mit den Gefahren, denen Frauen während der Kreuzzüge ausgesetzt waren, insbesondere der Gefahr der Gefangenschaft. Es wird untersucht, wie Frauen in Gefangenschaft behandelt wurden und welche Folgen die Gefangenschaft für sie hatte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Frauen, Kreuzzüge, Funktionen, Gefahren, Quellen, Geschlechterrollen, Machtverhältnisse, Gefangenschaft, Hochadlige, Königinnen, Geschichte.
- Quote paper
- Sonja Kaupp (Author), 2007, Frauen auf Kreuzzügen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127742