Antisemitismus ist ein heikles Thema, aufgrund der tragischen Leidensgeschichte des jüdischen Volkes, von anti-judaistischen Verfolgungen in der Antike und im Mittelalter, bis hin zum neuzeitlichen rassistischen Konzept, das seinen traurigen Kulminationspunkt im Holocaust gefunden hat. Oft wurde die jüdische Gemeinde als eine Art Gegenrasse gesehen, die sich dadurch auszeichnet, die Gesellschaft in der sie lebt, subversiv zu unterminieren und sukzessiv die Kontrolle zu erlangen. Die gängigsten Vorurteile sind in einem Traktat namens Die Protokolle der Weisen von Zion Stück für Stück aufgeführt. Kein Wunder also, dass versucht wird, antisemitischen Tendenzen einen Riegel vorzuschieben, wie es z.B. in Deutschland per Gesetz Usus ist.
Sobald es also darum geht, Juden etwas vorzuwerfen bzw. ihnen anzuhängen, ist es immer eine Gratwanderung; die richtigen Worte müssen gewählt werden und die Behauptungen gut belegt, ansonsten findet man sich, ungeachtet ob man das will, in einem Vergleich mit Neonazis wieder.
Den Autoren John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt ist diese Gratwanderung offensichtlich nicht gelungen. In einem Artikel, der im Laufe dieser Arbeit en detail diskutiert wird, haben sie versucht zu beweisen, dass die imperiale US-Außenpolitik unter George W. Bush, in Zeiten ihrer unipolaren Stellung, aufgrund eines Bestrebens der jüdischen Lobby fehlgeleitet sei und damit eine hitzige Debatte entfacht.
In der vorliegenden Arbeit wird in dem folgenden Teil erklärt, welchen politikwissenschaftlichen Ansatz die beiden Autoren verfolgen und daraufhin folgt ein kurzer Abriss der Empire-Debatte, die von Charles Krauthammer und seinem Diktum des „unipolar moments“ vorweggenommen wurde. Anschließend daran wird es darum gehen, die Debatte zu beleuchten. Das beinhaltet eine Auseinandersetzung mit dem Artikel von Mearsheimer und Walt, der Kritik an der Arbeit und schließlich, eine Darstellung der Kritik an der Kritik. Der dritte Teil wird die Arbeit der Autoren auf ihre argumentativen Elemente hin durchleuchten und resümieren, ob die These einer eingehenden Überprüfung standhalten kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Mearsheimer und Walt: Neorealisten
- Die Empire-Debatte
- Die Mearsheimer und Walt-Kontroverse
- Entstehungsgeschichte
- Der Artikel: „The Israel Lobby"
- Die Rezeption des Artikels „The Israel Lobby"
- Kritik an Mearsheimer und Walt
- Antisemitismus
- Doppelte Loyalität
- Wissenschaftliche Mängel
- Schlechte Recherche
- Unbelegte Hypothesen
- Unausgeglichene Darstellung
- Die Realismus-Position und das nationale Interesse
- Erstes Zwischenfazit: Emotionalität und offene Ablehnung
- Die Kritik an der Kritik
- Positiver Bezug auf den Artikel
- Die Rufmordkampagne bestätigt die These
- Neocons als Verfechter der jüdischen Lobby
- Zweites Zwischenfazit: Der Ruf nach mehr Sachlichkeit
- Kritik an Mearsheimer und Walt
- Gründe für den Irak-Krieg
- Die Bush-Administration und der Neokonservatismus
- Der elfte September und die NSS (,,Bush-Doktrin")
- Die US-Außenpolitik, Israel und Irak
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Kontroverse um den Artikel „The Israel Lobby" von John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt. Die Autoren argumentieren, dass die jüdische Lobby einen maßgeblichen Einfluss auf die US-Außenpolitik hat und diese in Richtung einer pro-israelischen Politik lenkt. Die Arbeit analysiert die Kritik an diesem Artikel und die Argumente der Autoren im Kontext der Empire-Debatte und des Neorealismus.
- Der Einfluss der jüdischen Lobby auf die US-Außenpolitik
- Die Empire-Debatte und die Rolle der USA in der Welt
- Der Neorealismus als theoretischer Rahmen
- Die Kritik an Mearsheimer und Walt
- Die Gründe für den Irak-Krieg
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die Autoren Mearsheimer und Walt sowie ihren politikwissenschaftlichen Ansatz vor. Anschließend wird die Empire-Debatte kurz beleuchtet, die sich mit der Frage beschäftigt, ob die USA ein Empire sind.
Das zweite Kapitel widmet sich der Mearsheimer und Walt-Kontroverse. Es wird die Entstehungsgeschichte des Artikels „The Israel Lobby" sowie die Rezeption des Artikels beleuchtet. Die Kritik an Mearsheimer und Walt wird in verschiedenen Punkten analysiert, darunter Antisemitismusvorwürfe, die Frage der doppelten Loyalität, wissenschaftliche Mängel und unbelegte Hypothesen.
Das dritte Kapitel untersucht die Gründe für den Irak-Krieg. Es werden die Rolle der Bush-Administration, der Neokonservatismus, die Auswirkungen des 11. Septembers und die US-Außenpolitik im Kontext von Israel und Irak beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die jüdische Lobby, die US-Außenpolitik, die Empire-Debatte, den Neorealismus, den Irak-Krieg, die Kritik an Mearsheimer und Walt sowie die Rolle der USA in der Welt. Die Arbeit analysiert die These, dass die jüdische Lobby einen maßgeblichen Einfluss auf die US-Außenpolitik hat und diese in Richtung einer pro-israelischen Politik lenkt.
- Citation du texte
- Hakan Tanriverdi (Auteur), 2009, Die Mearsheimer/Walt-Kontroverse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127781