Erklärungsansätze zur Entstehung von Essstörungen aus soziologischer Perspektive


Trabajo, 2006

18 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhalt

A. Einleitung

B. Hauptteil
I. Essstörungen: Definitionen
1. Magersucht
2. Bulimie
3. weitere Essstörungen (BED, EDNOS)
4. Exkurs: Adipositas
II. Soziologische Theorien
1. Familiensoziologie basierend auf symbolischem Interak-tionismus
2. Feminismus basierend auf Ethnomethodologie
III. Erklärungsansätze zur Entstehung von Essstörungen aus der Sicht der Familiensoziologie und des Feminismus
1. Essstörungen aus der Sicht der Familiensoziologie
2. Essstörungen aus der Sicht des Feminismus im Zusam-menhang mit „Doing Gender“

C. Schlussbetrachtung

D. Literatur

A. Einleitung.

Die vorliegende Hausarbeit entstand im Zusammenhang mit dem Hauptseminar „Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in soziologischer Perspekti-ve“, das an der WWU Münster im Sommersemester 2006 unter Leitung von PD Dr. Wichard Puls stattgefunden hatte.

Die Hausarbeit beschäftigt sich mit Hypothesen zur Entstehung von Essstörungen, basierend auf den soziologischen Theorien der Familiensoziologie und des Femi-nismus. Es soll der Versuch unternommen werden, die Entstehung von Essstörun-gen aus Sicht der beiden ausgewählten Soziologien zu erklären.

Als die bekanntesten Essstörungen gelten die Magersucht und die Bulimie. Es existieren jedoch noch einige weitere, differenziertere Essstörungen, wie die Binge-Eating Disorder (BED) und die Eating Disorders Not Otherwise Specified (EDNOS - nicht näher klassifizierte Essstörungen). Die genannten Störungen sol-len im ersten Abschnitt der Arbeit definiert werden. Des Weiteren wird die Adi-positas oftmals fälschlicherweise als Essstörung bezeichnet; dieser weitverbreitete Irrtum soll im Exkurs geklärt werden.

Im zweiten Abschnitt der Hausarbeit sollen die ausgewählten Theorien der Fami-liensoziologie, basierend auf dem symbolischen Interaktionismus und des Femi-nismus, auf Basis der Ethnomethodologie vorgestellt werden.

Der dritte Abschnitt schließlich behandelt die Zusammenhänge zwischen den ge-nannten soziologischen Theorien und der möglichen Entstehung der Essstörun-gen. Ebenso sollen die möglichen Ursachen für die Entstehung der Essstörungen aus der Sicht der Familiensoziologie und des Feminismus im Zusammenhang mit „Doing Gender“ mit Hilfe von Literaturanalyse herausgearbeitet werden. Dabei soll die Problematik der Magersucht als der am häufigsten in der Pubertät auftre-tenden Essstörung besonders beachtet werden, zumal sich daraus die Entstehung der anderen Essstörungen anschaulich ableiten lässt.

In der Schlussbetrachtung soll noch einmal kurz auf die Darstellung der Essstö-rungen in den Medien am Beispiel von „Germany’s next Topmodel“ eingegangen werden.

B. Hauptteil.

I. Essstörungen: Definitionen.

Essstörungen entstehen und manifestieren sich meistens zu Beginn der Adoles-zenz, seltener auch später oder, in seltensten Fällen auch eher, im Kindesalter.

Unter Essstörungen werden Verhaltensweisen verstanden, die im Zusammenhang mit der Nahrungseinnahme von der Norm abweichen, d. h. von dem Verhalten, „das die Mehrzahl der Menschen einer bestimmten Altersgruppe innerhalb eines gemeinsamen soziokulturellen Kreises in spezifischen Situationen zeigt“[1].

Essstörungen gewinnen immer mehr an Bedeutung, da viele junge Mädchen und Frauen Angriffspunkte bilden für das in unserer Gesellschaft verbreitete Schlank-heitsideal und dem damit verbundenen Begriff der Schönheit und des Erfolgs.

Im Folgenden werden die beiden bekanntesten Essstörungen (Magersucht und Bulimie) definiert und erklärt; ebenso werden weitere, nicht näher klassifizierte Essstörungen (BED, EDNOS) thematisiert und schließlich wird noch auf die oft fälschlicherweise als Essstörung bezeichnete Adipositas eingegangen.

1. Magersucht.

Die Magersucht oder Anorexia nervosa zeichnet sich durch extreme, absichtlich herbeigeführte Aushungerung des eigenen Körpers aus. Der Begriff „Anorexie“ hat die Bedeutung „Appetitlosigkeit“, der in sofern irreführend ist, als dass die Betroffenen sehr wohl Appetit verspüren, ihn aber mit allen Mitteln zu bekämpfen versuchen, um so an Gewicht zu verlieren. Aus diesem Grund eignet sich für die-se Störung besser der deutsche Begriff „Magersucht“ oder „Hungersucht“.[2] Der Zusatz „nervosa“ deutet darauf hin, dass die Störung psychisch verursacht ist.

Nach dem ICD-10 werden Anorexia nervosa (F 50.0) und atypische Anorexia ner-vosa[3] (F 50.1) unterschieden, dazu zählen Patientinnen mit einem Body-Mass-In-dex (BMI) von weniger als 17,5.

Nach dem DSM-IV[4] wird Magersucht wie folgt definiert:

A) Weigerung, das Körpergewicht auf mehr als 85% des für Alter und Größe angemessenen zu erhöhen
B) Trotz Untergewicht Angst vor Gewichtszunahme oder Dicksein
C) Bestehende Körperschemastörung; Selbstwertgefühl wird von der subjektiven Wahrnehmung der eigenen Figur abhängig gemacht; Ernsthaftigkeit des bestehenden Untergewichts wird geleugnet
D) Amenorrhoe (Aussetzen von mindestens drei aufeinanderfolgenden Zyklen)

Als Subkategorien der Anorexie werden nach dem DSM-IV der restriktive (aske-tische) Typus und der puging- (bulimische) Typus unterschieden. Bei dem restrik-tiven Typus wird Nahrungsaufnahme verweigert bzw. stark eingeschränkt und jedwede Konfrontation mit Essen in Gesellschaft vermieden. Im Falle eines pur-ging-Typus werden Hungerphasen durch Essanfälle abgelöst, wobei anschließend versucht wird, diese wieder „rückgängig zu machen“. Dies geschieht oftmals durch selbstinduziertes Erbrechen, extreme körperliche Betätigung und/oder Missbrauch von Laxantien. Oftmals werden während der Hungerphasen auch Appetitzügler und/oder Diuretika eingenommen.

Magersüchtige beschäftigen sich in Gedanken ständig mit Essen. Auch kommt es vor, dass sie für andere sehr aufwändige und oftmals hochkalorische Speisen zu-bereiten, ohne mitzuessen oder auch nur zu probieren. Die Essenden werden dann mit einer gewissen Abwertung betrachtet. Das eigene Hungern jedoch wird als Leistung angesehen, und durch das Widerstehen wächst das Selbstwertgefühl. Andererseits werden verschiedene Maßnahmen zur Ablenkung von den Hunger-gefühlen getroffen, wie zum Beispiel Sport; oder die Magersüchtigen versuchen, ihren Tag durch Rituale festzulegen, sodass keine freie Zeit übrigbleibt, in der sie sich ganz an ihre Hungergefühle ergeben können.

Die Magersucht beginnt oft in der Pubertät, wenn die körperliche Veränderung einsetzt. Die Betroffenen beginnen oft mit einer nach außen harmlos wirkenden Diät, die häufig misslingt. Da in unserer Gesellschaft Schlanksein mit Schönheit und Erfolg assoziiert wird, versuchen die jungen Menschen immer wieder, an Ge-wicht zu verlieren, wobei sie durch erfolgreiche Gewichtsabnahme dazu angeregt werden, „als Reserve“ ein wenig mehr abzunehmen und das selbst festgelegte „Idealgewicht“ immer niedriger gesetzt wird. Bei der Unterschreitung einer be-stimmten Gewichtsgrenze treten körperliche Veränderungen auf, wie hormonelle Veränderungen, Stoffwechselverlangsamung, Verstopfung und Nährstoffmangel sowie veränderte Elektrolytwerte, welche in einigen Fällen zum Tod führen kön-nen (die Todesrate beträgt zwischen 5 und 9%[5]). Als begleitende Verhaltensände-rungen sind Depressionen, Körperwahrnehmungsstörungen und soziale Isolation zu nennen.

2. Bulimie.

Im Falle einer vorliegenden Bulimia nervosa oder Ess-Brech-Sucht werden regel-mäßig große Mengen (meist hochkalorischer) Nahrungsmittel innerhalb kürzester Zeit verschlungen, um sie im Anschluss wieder „loszuwerden“: durch Erbrechen und /oder Medikamentenmissbrauch wie z. B. Laxantien oder Diuretika. Der Be-griff „Bulimie“, der „Ochsenhunger“ bedeutet, trifft in dem Sinne zu, dass die Be-troffenen im Gegensatz zu den (restriktiven) Anorektikerinnen ihrem Hungerge-fühl nachgeben und dieses mit Heißhungerattaken zu stillen suchen, was jedoch mit dem Gefühl des Kontrollverlustes einhergeht. Zwischen den „Fressanfällen“ wird jedoch oftmals strenge Diät gehalten, um sowohl die Gewichtszunahme aus-zugleichen als auch um Kontrolle wiederzuerlangen. Wie bei der Anorexie weist der Zusatz „nervosa“ auf eine psychische Störung hin.

Die Prävalenzrate beträgt ca. 8% aller Frauen, die Dunkelziffer wird jedoch höher geschätzt.[6]

Nach dem ICD-10 werden die Bulimia nervosa (F 50.2) und die atypische Buli-mia nervosa (F 50.3) unterschieden, wobei die Patientinnen, die zu der Gruppe der atypischen Bulimie gerechnet werden, meist ein normales bis leicht erhöhtes Körpergewicht haben.

[...]


[1] Vgl. Scharfetter 1991, zitiert nach Petermann, F. e. a.: Klassifikation und Epidemiologie psychischer Störungen, in: Petermann, F. (Hrsg) 2002: Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie und –psycho-therapie, Göttingen: Hogrefe5, S. 31.

[2] Laut A. Franke ist auch die Endsilbe „-sucht“ als problematisch anzusehen, da es sich bei der Krankheit nicht um eine Suchterkrankung als solche handelt. Auch die Begriffe „die Magersüchtige/Anorektikerin“ sind ihrer Meinung nach nicht korrekt, weil dadurch die Krankheit „personifiziert“ wird und der individuelle Charakter der einzelnen Patientin hinter dem Begriff verschwindet. (Vgl. Franke, A. 2003: Wege aus dem goldenen Käfig. Anorexie verstehen und behandeln, Weinheim (u. a.): Beltz, S. 20ff.)

[3] Atypische Anorexia nervosa bezeichnet eine Störung, die einige, aber nicht alle Kriterien der Anorexia nervosa erfüllt (Quelle: http://www.ab-server.de/essstoerungen/icd10_essstoerungen_f50.html (abgerufen am 15. 09. 2007))

[4] Nr. 307.1, vgl. Fichter, M. und P. Warschburger: Essstörungen, in: Petermann (2002), S. 563/564.

[5] Vgl. Franke (2003): 15.

[6] Vgl. http://www.bulimie-zentrum.de/htm/bulimie.htm (abgerufen am 15.09.2007)

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Erklärungsansätze zur Entstehung von Essstörungen aus soziologischer Perspektive
Universidad
University of Münster
Calificación
1,0
Autor
Año
2006
Páginas
18
No. de catálogo
V127881
ISBN (Ebook)
9783640343300
ISBN (Libro)
9783640343737
Tamaño de fichero
427 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Essstörungen, Magersucht, Anorexie, Soziologie, Verhaltesstörung, Jugend
Citar trabajo
Alexa Sheltko (Autor), 2006, Erklärungsansätze zur Entstehung von Essstörungen aus soziologischer Perspektive, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127881

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