In der vorliegenden Hausarbeit wird der Frage nachgegangen, ob durch den vielfältigen
Prozess der Individualisierung im Zeitalter der Moderne eine Freisetzung des Individuums
aus den Zwängen der Gesellschaft erfolgt und Freiheit des Handelns besteht oder ob sich
soziale Ungleichheit und soziale wie psychologische Abhängigkeiten dadurch verstärken.
In den westlichen Industrieländern, sehr deutlich in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte
in der wohlfahrtsstaatlichen Modernisierung nach dem Zweiten Weltkrieg ein gesellschaftlicher
Individualisierungsschub bei weitestgehend konstant bestehenden Ungleichheitsverhältnissen
(Beck 1986:116).
In diesem Kapitel erfolgt eingangs eine Beschreibung des Begriffs der Individualisierung
und es werden die klassischen Thesen der Theoriegeschichte angeführt, ohne jedoch vertiefend
auf diese einzugehen.
Im weiteren Verlauf erfolgt eine Beschreibung, wie in einer modernen Gesellschaft die Individuen
bereits frühzeitig auf die Anforderungen der individualisierten Lebensweise vorbereitet
werden und welche in der Adoleszens wie auch als erwachsene Person bestehen
und welche staatlichen, institutionellen Organisationen eine Orientierungshilfe und Rahmenplan
zu der Konstruktion der eigenen Wirklichkeit existieren. Es entsteht die Tendenz
nach individualisierten Existenzformen und Existenzlagen, die die Menschen dazu zwingen,
sich selbst zum Zentrum der eigenen Lebensplanung und Lebensführung zu machen
(Beck 1986:116).
Da die Werke von Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim auf die Thematik der Individualisierung
eingehen, werden in diesem Abschnitt einige ihrer Annahmen zur Individualisierung
fragestellungsbezogen beschrieben. Individualisierungsprozesse bedeuten für das Individuum eine Herausforderung der eigenen
Identitätsbildung in der Gesellschaft. Identitätsbildung ist wichtig, da das Individuum
stetig die Aufgabe zukommt sich selbst in jeder Situation selbst zu entwerfen und um sich
seine eigene Wirklichkeit zu schaffen. Die Identitätenbildung steht im Zusammenhang mit
der Motivation und Zielrealisierung, was in einem späteren Kapitel dargestellt wird. Demzufolge
liegt es nahe, dass im weiteren Verlauf der Arbeit auf die Identitätsentwicklung der
Individuen eingegangen wird. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Individualisierung
- Individualisierung – Ergebnis der Modernisierung
- Die Produktion des individualisierten Individuums in modernen Gesellschaften
- Einflüsse auf das Individuum in der Adoleszens
- Das Individuum als erwachsener Mensch
- Individualisierung nach Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim
- Identitätsentwicklung in der modernen Gesellschaft
- Individualisierung und Kollektivisierung nach Karl Otto Hondrich
- Der gehobene Konsens
- Die Rückwendung zu traditionalen Mustern
- Die Vergemeinschaftung und Verdrängung
- Verbleib traditionaler Bindungen und Zwänge
- Verwandlung traditionaler Bindungen
- Verbleib der sich auflösenden Beziehungen
- Zusammenfassende Darstellung
- Depression
- Depression in der Gesellschaft – Eine allgemeine Betrachtung
- Depression und Geschlecht
- Depression und Gesellschaft nach Alain Ehrenberg
- Suizid und Arbeitslosigkeit
- Motivation und Ziele
- Der Suizid
- Zusammenfassende Darstellung
- Abschließende Betrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, ob Individualisierungsprozesse im Zeitalter der Moderne zu einer Freisetzung des Individuums aus gesellschaftlichen Zwängen führen und somit Freiheit des Handelns ermöglichen. Alternativ wird untersucht, ob sich durch Individualisierung soziale Ungleichheit und Abhängigkeiten verstärken. Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Individuums in modernen Gesellschaften, insbesondere im Kontext der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei werden die klassischen Thesen der Individualisierungstheorie beleuchtet, sowie die Einflüsse auf das Individuum in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter. Die Arbeit untersucht auch die Rolle von staatlichen und institutionellen Organisationen bei der Konstruktion der eigenen Wirklichkeit.
- Individualisierung als Ergebnis der Modernisierung
- Die Produktion des individualisierten Individuums in modernen Gesellschaften
- Identitätsentwicklung in der modernen Gesellschaft
- Individualisierung und Kollektivisierung
- Depression als Folge der Individualisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Individualisierung und deren Auswirkungen auf das Individuum ein. Sie stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Führt Individualisierung zu Freiheit oder verstärkt sie soziale Ungleichheit und Abhängigkeiten? Die Einleitung skizziert den historischen Kontext der Individualisierung und die Rolle des Wohlfahrtsstaates in der Bundesrepublik Deutschland.
Das Kapitel „Individualisierung“ beleuchtet den Begriff der Individualisierung als Ergebnis der Modernisierung. Es werden die klassischen Thesen der Individualisierungstheorie von Emile Durkheim, Max Weber und Georg Simmel vorgestellt. Das Kapitel beschreibt, wie Individuen in modernen Gesellschaften frühzeitig auf die Anforderungen der individualisierten Lebensweise vorbereitet werden und welche Herausforderungen in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter bestehen. Es wird die Rolle von staatlichen und institutionellen Organisationen bei der Konstruktion der eigenen Wirklichkeit beleuchtet.
Das Kapitel „Depression“ befasst sich mit der Frage, warum Depression die am weitesten verbreitete psychische Störung geworden ist und welche Rolle die Individualisierung der Gesellschaft dabei spielt. Es werden die Ursachen und Symptome von Depression sowie deren Vorkommen in der Gesellschaft und im Zusammenhang mit Geschlecht betrachtet. Anhand des Werkes „Das erschöpfte Selbst“ von Alain Ehrenberg wird untersucht, wie das Individuum aufgrund der gestiegenen Anforderungen und Eigenständigkeit ein eigenes Leben zu führen immer mehr in Krankheiten zurückweicht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Individualisierung, Modernisierung, Gesellschaft, Individuum, Identität, Kollektivisierung, Depression, Suizid, soziale Abhängigkeit, soziale Ungleichheit, Wohlfahrtsstaat, Bundesrepublik Deutschland, Adoleszenz, Erwachsenenalter, staatliche und institutionelle Organisationen, Alain Ehrenberg, Karl Otto Hondrich, Ulrich Beck, Elisabeth Beck-Gernsheim.
- Quote paper
- Andrea Roy (Author), 2008, Individualisierung und Depression, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127945