Seit Beginn des 21. Jahrhunderts werden Kriege zunehmend nicht mehr als Eroberungskriege geführt, sondern dienen der Intervention von kriegerischen Konflikten und der Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen, oder zielen auf die Tötung von bestimmten Zielpersonen ab. So schonen sie zivile Leben. Diese Humanisierung des Krieges wird vor allem von westlichen Ländern betrieben.
Die vorliegende Arbeit untersucht vor diesem Hintergrund zwei aktuelle theoretische Ansätze zu dieser neuen Art von Kriegen. Wilfried Hinsch stellt in seinem Buch "Die Moral des Krieges" dar, unter welchen Umständen solche Interventionskriege für ihn als gerechtfertigt gelten können. In seinem konsequentialistischen Ansatz nennt er fünf Bedingungen des gerechten Krieges, nach denen ein Krieg dann legitim ist, wenn er menschliches Leid deutlich verringern kann. Samuel Moyn stellt dagegen in "Humane" die These auf, dass die Humanisierung des Krieges zur Abschwächung moralischer Argumente gegen den Krieg führt, und so immer mehr Kriegseinsätze an immer mehr Orten durchgeführt werden.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, beide Ansätze kritisch zu prüfen und zu untersuchen, ob sie trotz ihrer Gegensätzlichkeit miteinander vereinbar sind. Dafür werden beide zusammengefasst und diskutiert. Dann wird der Versuch unternommen, die beiden Theorien in die jeweils in die andere zu integrieren. Damit soll herausgefunden werden, ob die beiden Ansätze miteinander vereinbar sind, oder ob sie sich konträr gegenüberstehen.
Krieg wird dabei als ein Konflikt verstanden, der organisiert und unter dem Einsatz militärischer Mittel, bis hin zur Inkaufnahme des Verlustes der körperlichen Unversehrtheit und des Todes von Nichtkombatant*innen, durchgeführt wird. Er muss demnach nicht notwendigerweise gegen Staaten geführt werden, sondern kann auch gegen gewaltsuchende, extremistische und häufig nationalistische oder religiös-fundamentalistische Gruppen geführt werden. Solche Kriege werden in der jüngeren Vergangenheit von westlichen Staaten meist nicht mehr durch klassische Eroberungskriege mit dem Ziel des Regime Change und der Demokratisierung angestrengt. Sie operieren stattdessen mit Kampfdrohnen und Spezialkräften, sowie unter strengen juristischen Vorgaben. So sollen die Leben von Zivilbevölkerung und die eigenen Kämpfenden soweit wie möglich geschont werden. Diese Entwicklung lässt sich als eine Humanisierung des Krieges beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wilfried Hinsch zum gerechten Krieg
- Samuel Moyn über die Humanisierung des Krieges
- Diskussion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die neuen Formen der humanen Interventionen im 21. Jahrhundert und untersucht, wie sie in zwei aktuellen theoretischen Ansätzen von Wilfried Hinsch und Samuel Moyn konzeptionalisiert werden. Dabei wird auf die Frage eingegangen, ob diese Ansätze trotz ihrer Unterschiede miteinander vereinbar sind.
- Humanisierung des Krieges
- Gerechter Krieg und seine Bedingungen
- Konsequentialistische und deontologische Argumente
- Internationale Autorität und Moral
- Verhältnis von Krieg und Frieden
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung skizziert die veränderte Natur des Krieges im 21. Jahrhundert, die sich durch humanitäre Interventionen, gezielte Tötungen und die Schonung von Zivilisten auszeichnet. Die Arbeit stellt die beiden zu untersuchenden Ansätze von Wilfried Hinsch und Samuel Moyn vor und benennt die Forschungsfrage nach ihrer Vereinbarkeit.
- Wilfried Hinsch zum gerechten Krieg: Dieser Abschnitt beleuchtet Hinschs Argumentation für die ethische Möglichkeit eines gerechten Krieges, der unter bestimmten Bedingungen zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen und zur Sicherung des Friedens gerechtfertigt sein kann. Er stellt fünf Bedingungen für einen gerechten Krieg vor, darunter die Abwägung der Konsequenzen und die Notwendigkeit einer legitimen Autorität.
Schlüsselwörter
Humanitäre Interventionen, Gerechter Krieg, Konsequentialismus, Deontologie, Menschenrechte, Internationale Autorität, Friedenssicherung, Moralische Argumente, Krieg im 21. Jahrhundert.
- Citar trabajo
- Tom Fohler (Autor), 2022, Krieg im 21. Jahrhundert. Eine Untersuchung zu neuen Formen der humanen Intervention, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1280916