Die vorliegende Arbeit will die These der liminalen Identitätsbildung über das dominante Symbol des Löwen überprüfen. So will sie zum Verständnis der mittelalterlichen Konstituierung von Identität beitragen. Spiegelt sich die Oszillation des Löwen zwischen Höfischem und Wildem im Charakter von Iwein? Dafür sucht sie nach möglichen Zeichen der Oszillation im Charakter des Iwein selbst. Dem zugrunde liegt die Idee, dass in Iwein Merkmale der Oszillation bereits angelegt sein müssten, die im Folgenden im Löwen kulminieren könnten, um von einer Symbolbeziehung zwischen den beiden sprechen zu können. Sollte dies der Fall sein, dann bestätigt sich die These des dominanten Symbols. Sollten aber im "Iwein" keine ausreichenden Zeichen der Liminalität gefunden werden, wäre die These der Liminalität im "Iwein" hinfällig, soweit sie über den Löwen gebildet wird.
Identität ist einer der wichtigsten Gegenstände aktueller politischer und gesellschaftlicher Debatten. Um den Begriff der Identität vollständig zu erfassen, ist es wichtig, seine Entwicklung über die Zeit nachvollziehen zu können. So ist Identität nicht erst seit einigen Jahren Gegenstand medialer und literarischer Reflexion, sondern blickt auf eine lange Geschichte zurück. Schon die höfischen Romane des Mittelalters sind von Narrativen des Verlustes und der Rückgewinnung von Identität fasziniert.
Um den Begriff der Identität und seine Entwicklung besser verstehen zu können, soll im Folgenden ein Beitrag zur Ausleuchtung des Selbst-Verständnisses mittelalterlicher Menschen geleistet werden. Deshalb beschäftigt sich der vorliegende Text mit "Iwein" von Hartmann von Aue als einem der prominentesten mittelhochdeutschen höfischen Romane. "Iwein" bietet für eine Auseinandersetzung mit der mittelalterlichen Identität ideale Voraussetzungen, denn Hartmann von Aue reflektiert darin die Konstituierung und die Entwicklung höfisch-ritterlicher Identität.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Zusammenfassung Bruno Quast: Das Höfische und das Wilde
- Iweins Handlungen
- Iweins Rollen
- Iweins Identität
- Fazit
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen Iwein und dem Löwen als einem dominanten Symbol von Iweins Liminalität in Hartmanns Iwein. Sie befasst sich mit der Frage, ob die von Bruno Quast postulierte liminale Identitätsbildung über den Löwen anhand des Charakters von Iwein bestätigt werden kann. Die Arbeit analysiert Iweins Charakter und Handlungsweisen, um zu erforschen, ob in ihm Merkmale der Oszillation zwischen Höfischem und Wildem vorhanden sind, die im Löwen kulminieren könnten.
- Liminale Identität in Hartmanns Iwein
- Das dominante Symbol des Löwen
- Iweins Charakter und Handlungsweisen
- Die Verbindung von Höfischem und Wildem
- Die Bedeutung von Iweins Identität für das Verständnis mittelalterlicher Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Diese Einleitung legt den Fokus auf die Bedeutung der Identität im mittelalterlichen Kontext und präsentiert die Problematik von Iweins Identitätsentwicklung im Iwein. Sie stellt die Liminalitäts-These von Bruno Quast vor und stellt die Frage, ob Iweins Charakter Merkmale der Liminalität aufweist, die durch das dominante Symbol des Löwen verdeutlicht werden.
- Zusammenfassung Bruno Quast: Das Höfische und das Wilde: Dieses Kapitel fasst Quasts Analyse des Iwein zusammen, in der er argumentiert, dass Iweins Identität im zweiten Handlungs-Kursus liminal ist und durch das dominante Symbol des Löwen verkörpert wird. Quast beschreibt den Löwen als eine Synthese von Höfischem und Wildem, zwischen denen Iweins Charakter während seiner Liminalität oszilliert.
Schlüsselwörter
Mittelalterliche Identität, Iwein, Hartmann von Aue, Liminalität, Victor Turner, Dominantes Symbol, Löwe, Höfische Welt, Wilde Welt, Oszillation, Charakteranalyse, Symbolbeziehung.
- Citation du texte
- Tom Fohler (Auteur), 2021, Der Löwe als ein dominantes Symbol von Iweins Liminalität in Hartmanns "Iwein", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1280928