Die vorliegende Arbeit arbeitet zunächst die Argumente heraus, mit denen Hobbes seine Handlungstheorie begründet und aus der er die Konzeption des Naturzustands ableitet. Genauer soll es um die Frage gehen, wie sich Hobbes‘ anthropologische Konzeption auf Handlungsfreiheit, Willensbildung und Moral auswirken und ob daraus seine Bestimmung des Naturzustandes notwendig folgt, oder ob bei der Ableitung argumentative Schwierigkeiten auftreten. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Frage eingegangen, ob Hobbes Menschenbild tatsächlich so pessimistisch ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es folgt eine nähere Betrachtung der im Naturzustand geltenden Gesetze und der Voraussetzungen für einen Vertragsschluss zu dessen Überwindung. Auf die wissenschaftstheoretischen Elemente des „Leviathan“ wird dabei nur dort Bezug genommen, wo sie die Frage nach Gestalt und Wirkmächtigkeit der Vernunft betreffen und somit zum Menschenbild unmittelbar beitragen.
Im Gegensatz zu den politischen Philosophien der Antike und des Mittelalters beruht die Staatsphilosophie Thomas Hobbes‘, die er im „Leviathan“ darlegt, nicht auf einer objektiven Morallehre oder theologischen Prinzipien, sondern auf einer introspektiv und empirisch ermittelten anthropologischen Handlungstheorie. Hobbes‘ bloß-naturalistisches Menschenbild zeichnet den Menschen als ein leidenschaftsgetriebenes und furchtsames Wesen, dessen Wort nicht zu trauen ist und dessen Handlungen Ausdruck eines neigungsbestimmten Willens sind. Diese natürlichen Eigenschaften des Menschen, den Hobbes nur durch Vernunftbegabung und eine Leidenschaft zur Neugier vom Tier abgrenzt, bestimmen das Leben im Naturzustand, als einem vorgesellschaftlichen und im positivistischen Sinne rechtsfreien Raum. Dort sind Naturrecht und Naturgesetz die einzig gültigen Regeln des Zusammenlebens, die dem Menschen ständiges Misstrauen gegenüber seinen Mitmenschen und ein aggressives Machtstreben aus Gründen des Selbstschutzes gebieten. Da im Naturzustand weder ein (vom Menschen angestrebtes) angenehmes und sicheres Leben möglich ist, noch kulturelle Entwicklung stattfinden kann, muss er unter Aufgabe des Rechts auf individuelle Gewaltausübung zugunsten eines Staatswesens überwunden werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Handlungstheoretische Grundlagen
- Leidenschaften als Grundlage für Handlungen und subjektive Moral
- Die Rolle des Willens und der Vernunft in der „Überlegung“
- Der Naturzustand verstanden als empirisch-historischer Zustand
- Der moralische Imperativ der Selbsterhaltung im Krieg „jeder gegen jeden“
- Die natürlichen Gesetze als normative Vernunftregeln
- Die Unvereinbarkeit von Irrationalität und vernunftgebotener Staatsgründung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Ableitung des Naturzustandes aus der Handlungstheorie in Thomas Hobbes' „Leviathan“. Das Ziel ist es, zu analysieren, wie Hobbes' anthropologische Konzeption von Handlungsfreiheit, Willensbildung und Moral die Bestimmung des Naturzustandes beeinflusst. Es werden die Argumente betrachtet, mit denen Hobbes seine Handlungstheorie begründet und die Frage aufgeworfen, ob daraus die Konzeption des Naturzustandes zwingend folgt oder ob argumentative Schwierigkeiten auftreten.
- Hobbes' anthropologische Konzeption von Handlungsfreiheit, Willensbildung und Moral
- Die Ableitung des Naturzustandes aus der Handlungstheorie
- Die Rolle der Leidenschaften und der Vernunft im menschlichen Handeln
- Der moralische Imperativ der Selbsterhaltung im Naturzustand
- Die natürlichen Gesetze und die Voraussetzungen für einen Vertragsschluss zur Überwindung des Naturzustandes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt zunächst Hobbes' Staatsphilosophie im Kontext der politischen Philosophie der Antike und des Mittelalters vor und führt in seine anthropologische Handlungstheorie ein. Sie präsentiert das Menschenbild des „Leviathan“, das den Menschen als ein leidenschaftsgetriebenes und furchtsames Wesen beschreibt, und stellt die Bedeutung des Naturzustandes als rechtsfreiem Raum heraus.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Handlungstheoretischen Grundlagen von Hobbes' Philosophie. Es werden die Leidenschaften als Grundlage für Handlungen und subjektive Moral sowie die Rolle des Willens und der Vernunft in der „Überlegung“ beleuchtet. Dabei wird Hobbes' kausal-mechanisches Weltbild in Bezug auf menschliche Handlungen erläutert.
Im dritten Kapitel wird der Naturzustand als empirisch-historischer Zustand betrachtet. Es werden der moralische Imperativ der Selbsterhaltung im Krieg „jeder gegen jeden“, die natürlichen Gesetze als normative Vernunftregeln und die Unvereinbarkeit von Irrationalität und vernunftgebotener Staatsgründung analysiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Thomas Hobbes, Leviathan, Handlungstheorie, Naturzustand, Leidenschaften, Vernunft, Selbsterhaltung, Naturgesetze, Vertragsschluss, Staatsgründung, anthropologische Konzeption, wissenschaftliche Methode, mechanistisches Weltbild.
- Citation du texte
- Alexander Jahn (Auteur), 2019, Die Ableitung des Naturzustandes aus der Handlungstheorie in Hobbes' "Leviathan", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1281218