Die Kathedrale von Saint-Lazare in Autun ist ein außergewöhnliches Beispiel für die Glaubensüberzeugungen der Menschen des Mittelalters. Sie wurde etwa ab 1120 n. Chr. errichtet und bereits nach 1130 geweiht. Die Bauarbeiten wurden vermutlich um das Jahr 1146 weitestgehend abgeschlossen, wie aus Augenzeugenberichten hervorgeht, die die Übersetzung der Reliquien des hl. Lazarus in die Kirche beschreiben, welchem die Kathedrale auch geweiht ist.
Während der Zeit um das zwölfte Jahrhundert ist der Bau einer großen, prachtvollen Kathedrale trotz einer bereits vorhandenen Kirche in der Umgebung nicht unüblich. Tatsächlich entsteht eine Art Wettstreit um den prunkvollsten Bau, in dessen Kontext auch die Kathedrale von Saint-Lazare betrachtet werden muss. Diese sollte nicht, wie zunächst angenommen, für Menschen mit Lepra errichtet werden, sondern als eine der Totenliturgie Rechnung tragende Wallfahrtsstätte für Büßer dienen.
Gerade in diesem Zusammenhang ist die Betrachtung des Westportals der Kathedrale in Autun, welches der Gegenstand der nachfolgenden Untersuchung darstellt, von besonderer Bedeutung. Das Tympanon des Portals zeigt in Verbindung mit dem Türsturz die Darstellung des Weltgerichts am Jüngsten Tag. Ebenso fällt in die Zeit des frühen 12. Jahrhunderts eine religiöse Strömung, die sich vermehrt mit dem Jenseits, der Furcht vor dem Tod und damit verbunden mit dem Gericht durch den Allmächtigen auseinandersetzt.
Besonders der plötzliche Tod und die damit verbundene Sorge, nicht vorbereitet in das Jenseits treten zu können, beschäftigt die Menschen des Mittelalters. Nachfolgend soll demnach untersucht werden, in welcher Art und Weise das Weltgericht am Westportal von Saint-Lazare dargestellt wird und inwieweit diese künstlerische Interpretation sich in das Glaubensbild der Menschen des Mittelalters integrieren lässt.
Schlussendlich soll die Frage beantwortet werden, ob das Westportal sich als eine Einladung für Sünder und Bußtuende interpretieren lassen kann. Begonnen wird diese wissenschaftliche Untersuchung mit einer Beschreibung des Westportals.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DAS WESTPORTAL VON SAINT-LAZARE IN AUTUN
- DER TOD IM MITTELALTER
- DAS GERICHT IN DER CHRISTLICHEN THEOLOGIE DES MITTELALTERS
- DAS PARTIKULARGERICHT
- DAS WELTGERICHT AM JÜNGSTEN TAG
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Darstellung des Weltgerichts am Westportal der Kathedrale von Saint-Lazare in Autun. Ziel ist es, die künstlerische Interpretation des Weltgerichts im Kontext des mittelalterlichen Glaubensbildes zu analysieren und die Frage zu beantworten, ob das Westportal als eine Einladung für Sünder und Bußtuende verstanden werden kann.
- Darstellung des Weltgerichts am Westportal von Saint-Lazare
- Die Bedeutung der Jenseitsvorstellung im Mittelalter
- Die Rolle des Todes in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die künstlerische Gestaltung des Westportals als Ausdruck des christlichen Glaubens
- Die Funktion des Westportals als Ort der Buße und der Hoffnung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit bietet eine detaillierte Beschreibung des Westportals von Saint-Lazare in Autun. Es werden die zentralen Elemente der Darstellung des Weltgerichts am Tympanon und am Türsturz sowie die Inschriften und die Bedeutung der Kapitelle analysiert.
Kapitel 3 widmet sich dem Thema des Todes im Mittelalter. Es werden die Lebensumstände im Mittelalter, die hohe Sterblichkeit, die Furcht vor dem Tod und die Vorstellung eines Gerichts nach dem Tod beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Weltgericht, Saint-Lazare in Autun, Jenseitsvorstellung, Mittelalter, Tod, Kunst, Architektur, Glaube, Buße, Hoffnung, Gnadenzeit, Apokalypse.
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- Anonym (Autor), 2022, Die Darstellung des Jenseits am Westportal der Kathedrale Saint Lazare in Autun, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1281872