Iranische Bedrohung oder bedrohter Iran?

Das neue Kräftegleichgewicht in der Region des Nahen Ostens nach dem Irakkrieg


Mémoire de Maîtrise, 2009

122 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt:

1. Einleitung

2. Theoretische Einordnung der Situation im Nahen Osten
2.1. Überblick über die verwendeten Theorien
2.2. Methodik und Definition von Begriffen

3. Die Balance-Politik der Golfstaaten von 1980 bis heute

4. Irans Stärken und Schwächen
4.1. Das Heer und die Pasdaran
4.2. Luftwaffe
4.3. Marine
4.4. Sondertruppen und Paramilitärs
4.5. WMD

5. Die Golfstaaten
5.1. Saudi-Arabien
5.2. Die Vereinigten Arabischen Emirate
5.3. Die kleineren Staaten am Golf
5.4. Die strategische Rolle der USA im Golf

6. Szenarien: Möglichkeit einer anti-iranischen Koalition?

7. Fazit

Abkürzungsverzeichnis

Quellen und Literatur

1. Einleitung

Diese geostrategische Fallstudie dreht sich um die Frage, ob und wie ein derart bedrängtes Land wie der Iran, seine sicherheitspolitischen Interessen durchsetzen kann, also nicht nur die Sicherung seines Regimes, sondern auch die Stärkung seiner noch ziemlich isolierten Position innerhalb der Region. Und zwar, obwohl es militärisch relativ schwach ist in einer feindseligen Umgebung, seine Wirtschaft alles andere als rund läuft, und mehrere Nuklearmächte versuchen es einzudämmen.

Denn spätestens seit dem Amtsantritt des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im Jahr 2005, wird die islamische Republik Iran als eine der größten Bedrohungen für die Stabilität des Nahen Ostens gehandelt, vor allem in Hinsicht auf ihr Atomprogramm, aber auch wegen der Unterstützung diverser paramilitärischer Gruppen, wie der Hisbollah im Libanon. Bei seiner Rede vor der Knesset am 15. Mai nannte Präsident Bush den Iran wörtlich „ the world's leading sponsor of terror “ und stellte gar eine Analogie zum Appeasement von Hitler auf[1].

Sogar das neue Raketenabwehrsystem der USA in Polen und Tschechien wird primär mit der Bedrohung durch iranische Langstreckenraketen begründet[2].

Dazu wurde die ominöse Al-Quds-Brigade der Pasdaran von den USA offiziell als Terrororganisation eingestuft, als erste militärische Formation eines souveränen Staates überhaupt, und der Prospekt eines Präventivschlags gegen iranische Nukleareinrichtungen durch die USA oder Israel wird offen angedroht, für den Fall des Scheiterns einer diplomatischen Lösung. Besonders seit Juni 2008, wurde über westliche Medien eine massive Drohkulisse aufgebaut, so dass es im Hochsommer so aussah, als würde ein Luftschlag unmittelbar bevorstehen[3].

Die Streitigkeiten zwischen den USA und Iran einerseits, und Iran und regionalen Mächten wie Israel und Saudi-Arabien andererseits, haben natürlich eine weit längere Vorgeschichte, doch hat die Ablösung des gemäßigten Reformers Chatami durch die neokonservative Regierung Ahmadinedschad[4] die Spannungen mehr als nur erhöht.

Dies begründet sich natürlich auch mit der aggressiven Rhetorik gegenüber Shaytan´e bozorg und Shaytan´e kushek, dem großen und kleinen Satan alias USA und Israel, und den bei öffentlichen Anlässen obligatorischen Mardsch bar Amrika, Mardsch bar Israel/„ Tod Amerika und Israel“-Rufen, obwohl man dazu zwei Dinge bedenken sollte.

Zum einen gibt es im postrevolutionären Iran so etwas wie „Revolutions-Folklore“, die für das Selbstverständnis des Regimes und zu seinem Machterhalt einfach wichtig ist, obwohl besagte „Tod-Amerika“-Rufe in den letzten Jahren beim Freitagsgebet eher gelangweilt gemurmelt als inbrünstig gerufen werden, selbst wenn ein Aufpasser dahintersteht.

Zum anderen sind die berüchtigten rhetorischen Ausfälle gegen Israel[5], Teil einer wohlkalkulierten Strategie, den persischen Iran näher an die arabisch/muslimische Welt zu rücken, um damit der amerikanischen Containment -Strategie den Boden zu entziehen. Und wie die Ereignisse der Jahre 2006-2008 zeigen, und ganz besonders der September 2008, so geht diese Strategie offenbar voll auf.

Denn wie an späterer Stelle noch detailliert gezeigt wird, vereinbarten Irans arabische Nachbarn im Golf, obwohl sie am ehesten von iranischen Militäroperationen bedroht sind, zahlreiche Wirtschaftsabkommen, darunter Gaslieferungen an Oman und die VAE, und Bahrain, der Heimathafen der 5. US-Flotte, kündigte sogar an, im Kriegsfall nicht als „Sprungbrett“ für US-Angriffe dienen zu wollen[6]. Die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Iran werden ohnehin seit Jahren unterlaufen, nicht nur von Dubai, in dessen Hafen ein Großteil der in den Iran zu liefernden Konsumgüter gelöscht werden, sondern auch China, und nicht zuletzt sogar Österreich, dessen Gasversorger OMV den bislang lukrativsten Gasvertrag abschloss.

Und die lang angedrohte vierte Sanktionsrunde der UN5+1, wurde durch Druck von Russland und China Ende September ohne weitergehende Konsequenzen verabschiedet, natürlich als Reaktion auf die US-Diplomatie nach dem 4-Tage-Krieg in Georgien, der die strategische Kalkulation nicht nur im Nahen Osten völlig veränderte. Vom Bankencrash ganz zu schweigen.

Allerdings hat auch der Iran eine Wirtschaftskrise, trotz der Rekordpreise für Rohöl, vor allem aufgrund galoppierender Inflation, einer Benzinsanktionierung durch veraltete Raffinerien, massiver Jugendarbeitslosigkeit und ganz besonders wegen seiner völlig korrupten und ineffizienten Verwaltung[7].

Wenn man weiterhin bedenkt, dass für die endgültige Entscheidung in Sicherheitsfragen und die langfristige Strategie des Iran nicht die eigentliche Regierung des Präsidenten zuständig ist, sondern der Revolutionsführer Rahbar Chamenei und Ayatollah Ali Akbar Rafsandschani, der Vorsitzender des Gremiums ist, welches den nächsten Rahbar wählen wird, so relativiert sich die Bedrohung durch Iran nochmals deutlich. Denn besagte Herren fahren seit 1990 nachweislich einen eher moderaten und defensiven Kurs.

Nach den heftigen internationalen Protesten gegen Ahmadinedschads Leugnung des Holocaust, wurde ihm sogar ausdrücklich verboten diese zu wiederholen[8], und seit ab Mitte 2007 die direkten Verhandlungen auf Botschafterebene im Irak zwischen den USA und Iran laufen, wurden die „Tod Amerika“-Rufe und Flaggenverbrennungen vor der immer noch nicht wiedereröffneten Teheraner US-Botschaft auf ein absolutes Minimum reduziert. Sie finden eigentlich nur noch zu besonderen Anlässen wie dem al-Quds-Tag am letzten Freitag des Ramadan statt.

Der iranische Vizepräsident Esfandiar Rahim Mashai ging sogar soweit, Iran als „Freund aller Völker der Welt, auch Israels“ zu nennen, wovon sich später aber nicht nur er selbst, sondern auch der Präsident und sogar Chamenei distanzierten, allerdings nur sehr halbherzig[9], obwohl es zu massiven Protesten, nicht nur der eigenen Hardliner, sondern vor allem auch seitens der arabischen Presse kam.

Man beachte, dass dies der erste hochrangige iranische Offizielle war, der jemals öffentlich das Wort „Israel“ in den Mund nahm, statt dem sonst üblichen „zionistischen Gebilde“, und dann auch noch im Gespann mit „Freundschaft“.

Dennoch, gibt es in der Tat radikale Hardliner in der iranischen Regierung, die sich auch zunehmend aus den Reihen der Revolutionswächter rekrutiert. Und nachdem die Pasdaran ( oder auch Sepah, Krieger) nicht nur weite Teile der Rüstungsindustrie kontrollieren, sondern auch den lukrativen Schmuggel, haben sie durchaus ein Interesse die Spannungen aufrecht zu erhalten oder sogar auszuweiten, nachdem sie von weiteren Sanktionen profitieren würden. Außerdem lehrt die Vergangenheit, dass die Intentionen eines Staates im Endeffekt nicht wirklich absolut sicher im Voraus zu erkennen sind, ganz besonders im Zeitalter der Massenmedien, wo die öffentliche Meinung sehr schnell aufgepeitscht werden kann. Das gilt erst recht für ein Land wie den Iran, welches zum einen eine äußerst volatile Bevölkerung hat, und zum andern bewusst unkalkulierbar erscheinen will, um Feinde abzuschrecken[10]. Es ist kein Geheimnis, dass vor allem die US-Nachrichtendienste nie wirklich verstanden haben, was in den Köpfen der Teheraner Führung vor sich geht, und Spötter vergleichen ihre zahlreichen Gedankenspiele schon mit der berüchtigten „ Kremlinology “, also dem völligen Scheitern jedes Versuches der CIA eine hochrangige Quelle im Kreml zu platzieren, weshalb man bis zum Ende des Kalten Krieges nie wirklich verstand, was die andere Seite eigentlich dachte[11].

Deshalb empfiehlt es sich, weniger auf die Intentions zu blicken, die man ohnehin immer erst dann wirklich erkennt, wenn es bereits zu spät ist, sondern vielmehr auf die Capabilities eines Staates zu achten[12].

Denn diese grenzen den Spielraum eines Staates effektiv ein, und lassen sich zudem deutlich besser einschätzen als seine Absichten. Schließlich kann sich die Politik eines Landes über Nacht ändern, aber eine ernstzunehmende Armee aufzubauen dauert viele Jahre, selbst wenn die Wirtschaft nicht am Boden liegt.

Dabei hat der Iran nüchtern betrachtet seit dem Iran-Irak-Krieg 1980-88 keinen bewaffneten Konflikt mehr geführt, und damals war er zumindest ursprünglich in der Rolle des Verteidigers. Zudem verlor er in diesem Krieg einen Großteil seines Inventars, welches auch nie wieder vollständig aufgefüllt wurde.

Überhaupt ist die Rüstung des Iran angesichts seiner Größe im Vergleich zu den anderen Golfstaaten geradezu winzig, obwohl Vergleiche der Rüstungsausgaben durch Kaufkraftdisparitäten nur bedingt aussagekräftig sind, wie das bekannte Beispiel Chinas zeigt. So ist Deutschland in der 2008er Edition des SIPRI-Jahrbuchs[13] zwar auf Platz 6 der höchsten Rüstungsausgaben, was sich aber eher mit dem Höhenflug des Euro erklärt, als mit den realen Ausgaben von grob 1,5% seines GDP[14]. Außerdem ist der Iran mittlerweile militärisch weitgehend ein Selbstversorger, und daher nicht mehr unbedingt auf Importe angewiesen. Mit weitem Abstand in Sachen Verteidigungsausgaben führen regional aber in jedem Fall Saudi-Arabien und die VAE.

Weiterhin ist der Iran im Westen und Osten von US-Koalitionstruppen im Irak und der Nato in Afghanistan und in der Türkei geradezu eingerahmt, und dazu befinden sich noch ein bis zwei US-Trägergruppen im Persischen Golf. Allenfalls über das Kaspische Meer von Norden her droht dem Land keine direkte Bedrohung, außer die Beziehungen zu Russland würden sich massiv verschlechtern.

Außerdem ist der Iran sicherheitspolitisch weitgehend isoliert, sein einziger Bündnispartner ist das von den USA (noch) ähnlich bedrängte Syrien, doch auch dieser Partner könnte ihm abhanden kommen, sobald die Regierungsbildung in Israel abgeschlossen ist. Denn falls Syrien mit Israel nach der Rückgabe der Golanhöhen endlich Frieden schlösse, stände die Hisbollah allein und ohne Nachschubweg da.

Bislang aber ist die Miliz Irans Trumpf gegen einen Angriff Israels, denn vom Südlibanon aus können die mit den Pasdaran eng verbundenen Milizionäre Tausende vergleichsweise billige Kurzstreckenraketen, gelenkt wie ungelenkt, auf Israels Wirtschaftszentren abfeuern, wogegen sogar Israels ansonsten immer besser werdende Raketenabwehr machtlos ist.

Der Versuch, die Hisbollah militärisch zu vernichten, scheiterte 2006 jedenfalls kläglich und bescherte Hassan Nasrallah und seinen iranischen Unterstützern einen gewissen Heldenstatus in der arabischen Welt. Dieser zahlte sich im Mai 2008 auch aus, denn in der Konferenz von Doha im Emirat Katar, bekam die Miliz eine de Facto Regierungsbeteiligung durch ihr Vetorecht, und der Libanon einen pro-syrischen Präsidenten. Außerdem wurde dadurch Saudi-Arabien, der mächtigste regionale Konkurrent der Iraner und Vorreiter der Eindämmung des schiitischen Einflusses am Mittelmeer, durch seine anfängliche Unterstützung Israels völlig blamiert[15], und durch seinen Hauptrivalen innerhalb des Gulf Cooperation Council, Katar, diplomatisch an die Wand gespielt. So vertritt nun auch Katar die Position der Golf-Araber bei der Friedensinitiative zwischen Syrien, der Türkei, Frankreich und Israel.

Mittlerweile bemüht sich aber auch König Abdullah von Saudi-Arabien um Détente in der ganzen Region, nicht zuletzt um die extrem hohen Einnahmen aus dem Ölgeschäft nicht zu gefährden[16].

Von diesem „vorgeschobenen Deterrent” im Libanon abgesehen, im Festungsbau würde man dabei wohl von einer „Bastion“ sprechen, sind die offensiven Möglichkeiten der Iraner aber sehr überschaubar.

Außer ihren vieldiskutierten Shahab-3 -Mittelstreckenraketen, wobei es sich um stark modifizierte Scud -Raketen handelt, die je nach Variante bis zu 1800km Reichweite haben sollen, aber noch gar nicht voll ausgereift sind, besteht Irans Power Projection Capability eigentlich nur aus seiner rapide alternden Luftflotte aus Schahzeiten und einigen neueren russischen Maschinen, wovon vielleicht noch 150 einsatzbereit sind[17]. Am Boden ist die Lage kaum besser. Sein Heer von 340.000 Mann und noch mal 120.000 Pasdaran ist zwar das Größte der Region, und dazu großzügig mit Artillerie ausgestattet, doch ist der überwiegende Teil davon gezogen. Für eine schnelle Bodenoffensive stehen ihnen nur rund 500 modernisierte T-72-S, knapp 300 Panzerhaubitzen und 600 Schützenpanzer zur Verfügung. Im Falle eines Bodenkrieges würde es also seitens des Iran fast zwangsläufig auf einen Grabenkrieg wie 1980-88 gegen Irak hinauslaufen, oder auf ein Szenario wie 2006 im Libanon.

Deshalb haben sie sich auch ganz bewusst mit modernen Panzerabwehrwaffen und Anti-Schiffs-Raketen chinesischer Bauart eingedeckt. Auch moderne tragbare Luftabwehrraketen sind reichlich vorhanden, doch gegen hochfliegende Ziele sind die Iraner weitgehend wehrlos, weswegen auch Luftschläge gegen seine nuklearen Anlagen zumindest in Betracht kommen.

Was letzteren Punkt angeht, so hat der Iran das Hauptziel seines Atomprogramms offenbar längst erreicht, wie der IAEA Direktor Mohammed el-Baradei selbst konstatiert[18], nämlich das konkrete Wissen und die technische Expertise zu besitzen, um als „virtuelle Atommacht“ zu gelten. Sprich, sie können im Fall der Fälle ihr ziviles Atomprogramm dazu nutzen, um in relativ überschaubarer Zeit zumindest eine primitive Uran-Bombe in der Art von Little Boy zu bauen. Vorausgesetzt es gibt keine Verhandlungslösung und sie treten vorher aus dem NPT aus.

Während die Raketen der Hisbollah im Libanon Irans Parade gegen einen Angriff der Israelis sind, so besteht ihre Verteidigung gegen die USA insbesondere aus der Kontrolle über die Straße von Hormuz, und die daraus folgenden Konsequenzen für die GCC-Staaten.

Um ihre Drohung die Straße im Kriegsfall zu schließen, und damit einen guten Teil der Ölversorgung der Welt zu kappen, wahrmachen zu können, baute der Marinezweig der Pasdaran eine formidable Kombination asymmetrischer Fähigkeiten bestehend aus Raketen, Schnellbooten, Minen und Mini-U-Booten auf, wobei zudem mit Selbstmordattacken zu rechnen ist[19]. Angesichts der ungeheuren Werte die täglich durch die Straße bewegt werden, wirkt diese Drohkulisse offenbar.

Andererseits haben die GCC-Staaten, allen voran die Saudis, aber sogar das winzige Kuwait, einen gewaltigen Berg an modernen und modernsten Waffensystemen angehäuft, in der Tat sind es sogar mehr als sie effektiv bemannen können[20]. Und nachdem die iranische Marine kaum ein Regiment amphibisch einsetzen kann, ist die Wahrscheinlichkeit gleich null, dass der Iran irgendein arabisches Land effektiv erobern könnte, solange US-Soldaten im Irak stehen. Doch selbst wenn diese nach letztem Stand der Dinge bis 2011 abziehen sollten, wäre der Widerstand gegen eine iranische Offensive immer noch formidabel, zumal sich der Irak nach massiven Waffenkäufen zumindest militärisch rasend schnell erholt.

Doch ist der Iran fähig, seinen direkten Nachbarn immensen wirtschaftlichen und politischen Schaden zuzufügen, gegen den sich diese aufgrund ihrer exponierten Lage und Verwundbarkeit kaum schützen können.

Daraus schließe ich, dass es nicht im Interesse der Golfstaaten liegt, den Iran militärisch selbst einzudämmen, zumal die Wirtschaftsbeziehungen immer besser werden, und die religiösen Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten in der Region allgemein abnehmen, auch auf Initiative des Königs von Saudi-Arabien.

So ergeben sich für mich 2 Hypothesen, von denen die zweite aber eher den Charakter einer Arbeitshypothese hat.

Denn es handelt sich dabei um einen noch nicht abgeschlossenen dynamischen Prozess, der durch ein unvorhersehbares Ereignis, zum Beispiel ein politisches Attentat auf einen der Potentaten, über Nacht eine völlig andere Richtung nehmen könnte, wofür gerade diese Region berüchtigt ist.

1. Der Iran folgt seit dem Ende des Krieges mit dem Irak 1988, einer grundsätzlich defensiven Strategie. Seine Waffensysteme zwingen ihn zu einem „ War of Attrition “, und er ist nicht in der Lage irgendeinen Nachbarn effektiv zu erobern, doch kann er durchaus gewaltigen Schaden anrichten, selbst ohne WMD.
2. Solange keine kritische Bedrohung vorliegt, neigen Staaten zu Buck-Passing. Nur wenn der Iran den Irak faktisch unter seine direkte Kontrolle bekäme, würden die Golfaraber eine formale Balancing-Coalition zusammen mit den USA eingehen, doch ist dies zum einen unwahrscheinlich, und zum andern sind die GCC-Staaten untereinander derart zerstritten, und ihre Bevölkerung derart anti-amerikanisch, dass sie auch innerhalb der Koalition internes Buck-Passing betreiben würden.

Diese Hypothesen werden in den folgenden Kapiteln empirisch untermauert.

Doch gibt es dabei allerdings einige Unwägbarkeiten, was bei einem Thema wie diesem kaum vermeidbar ist. So ist es zum Beispiel die reine Anzahl von Panzern völlig nichtssagend, selbst dann, wenn ältere T-72 neuesten M1A2 gegenüberstehen. Das berüchtigte RED TEAM der Ausbilder der US-Panzerschule zum Beispiel, gewinnt fast immer mit seinen echten oder simulierten T-72[21], meist durch überaus hinterhältige Taktiken. Zudem sind Vergleichswerte wie die in RHA/Rolled Homogenous Armour angegebene Panzerungsstärke rein theoretisch, weil spätestens seit dem T-34 niemand mehr einfach nur Walzstahl rechtwinklig anbringt.

Moderne Kompositpanzerung hat ohnehin völlig andere Eigenschaften, und ältere Modelle sind stark abgeschrägt und zudem meist mit reaktiver Panzerung versehen.

Noch stärker ist die Unsicherheit bei Seegefechten, denn seit den großen Schlachten im Pazifik während des Weltkrieges, gab es kaum noch welche. So basieren die Garantien der USA, die Straße von Hormuz offen zu halten, auf ihrer Performance während des „ Tanker War“ gegen einen bereits geschlagenen Gegner, und neueren Manöverspielen. Selbstredend hat die Simulation von asymmetrischer Kriegsführung ihre Tücken.

Außerdem hinge jeder Konflikt mit dem Iran letztendlich von deren Moral ab, gegen technisch weit überlegene Gegner auszuhalten. Doch darf man davon ausgehen, dass diese im Falle eines Angriffs auf ihr Land ausgesprochen hoch wäre, besonders nachdem die Gegner Amerikaner, Briten und Araber wären.

Dennoch lässt sich die konventionelle Stärke, bzw. Schwäche der Iraner, angesichts der Quellenlage ganz passabel einschätzen, auch wenn ihre Streitkräfte im Gegensatz zu westlichen Armeen ganz und gar nicht transparent sind. Dies gilt aber ausdrücklich nicht für ihre WMD-Programme, deren Status ist fast völlig unbekannt[22].

Wesentliche Quellen dieser Arbeit, neben einer Vielzahl von (möglichst regionalen) Zeitungsartikeln und aktuellen Studien, sind die bereits erwähnten Bücher des CSIS von Anthony Cordesman et alii, deren Zahlen wiederum größtenteils auf der Military Balance 2006/7 des International Institute for Strategic Studies, Jane´s Defence und der Federation of American Scientists basieren. Diese erscheinen mir als die ausgewogensten und neutralsten Quellen, während z.b. das Jaffa Center of Strategic Studies zwar sehr präzise Zahlen nennt, aber dazu neigt, jedes auch nur gerüchteweise an den Iran verkaufte Waffensystem in ihre Middle East Military Balance aufzunehmen.

In theoretischer Hinsicht folgt diese Arbeit grundsätzlich dem neorealistischen Paradigma in der sog. Offensiven Variante, wie sie John J. Mearsheimer wesentlich prägte[23]. Allerdings ist sie keine neorealistische Abhandlung in Reinform, da nicht nur der reine Sicherheitsaspekt auf zwischenstaatlicher Ebene behandelt wird, sondern auch interne Sicherheit und damit letztendlich auch Innenpolitik, sowie die religiösen Hintergründe der Rivalitäten im Golf, was sich bei dieser Thematik gar nicht vermeiden lässt. Durch die Addition von bestimmten Elementen des „ Second Image “, trägt diese Arbeit daher auch gewisse Züge des von Randall L. Schweller und anderen vertretenen neoklassischen Realismus[24].

Darüber hinaus werden auch Theorien mit begrenzterer Reichweite einbezogen, zum Beispiel die Offense-Defense-Balance[25] mit ihrer spezifischen Unterscheidung von offensiven und defensiven Waffensystemen und den daraus folgenden Implikationen für die Kriegswahrscheinlichkeit, die ältere Conventional Deterrence[26] von John Mearsheimer, die eben davon handelt, und der von Stephen D. Biddle eingeführte und konkret auf Ausnützung des Terrain abzielende Begriff des Force Employment[27].

Diese theoretischen Dinge werden im folgenden Kapitel besprochen, zusammen mit einem Überblick über die verwendete Literatur und die eine oder andere Kritik daran.

Hinzu kommt ein Exkurs über die verwendete Methodik und die Definition der relevanten Begriffe für diese Arbeit, wie Balancing, Buck-Passing. Daneben werden auch Konzepte wie die Primacy of Landpower, die Stopping Power of Water, und Dinge wie die 3:1 Übermacht-„Daumenregel“ besprochen.

In Kapitel 3 findet sich eine historische Abhandlung über das bisherige Verhalten der Golfstaaten und ihre mehr oder weniger wechselhaften Beziehungen zu den USA während des Iran-Irak-Krieges 1980-88 und des Golfkrieges von 1990/91, besonders im Hinblick auf ihre Allianzpolitik und die Eindämmung des Iran und später des Irak.

In Kapitel 4 wird die militärische Stärke des Iran im Detail beschrieben, also im Endeffekt was ihm seine Bevölkerung, Geographie und Wirtschaft erlauben, und wie das Land versucht seine jahrelange Isolierung von den westlichen Waffenmärkten zu kompensieren.

Dem stehen in Kapitel 5 die militärischen Potentiale der arabischen Golfstaaten gegenüber, und wie sie versuchen sich sowohl gegenseitig als auch den Iran auszubalancieren, ebenso wie ihre allgemeine Abhängigkeit von externen Schutzmächten, und die Anfälligkeit für internen Terrorismus gerade aufgrund der Abhängigkeit von den USA.

Im 6. Kapitel erfolgt die Analyse der jeweiligen Verwundbarkeiten und der daraus resultierenden Strategien anhand der zuvor gewonnenen Erkenntnisse.

Und im 7. und letzten Kapitel schließlich, werden die Ergebnisse nochmals zusammengefasst, verdeutlicht und durch einige allgemeine Anmerkungen ergänzt.

Eins ist aber noch anzumerken. Als diese Arbeit im Frühjahr 2008 begonnen wurde, sah die Welt noch deutlich anders aus. Der Iran war in einer scheinbar grauenhaften Situation, links und rechts eingekeilt zwischen US-Bodentruppen, und sowohl die USA als auch Europa verhängten immer schärfere Wirtschaftssanktionen, die Russland und China zwar behinderten, aber auch nicht verhinderten. Dazu kamen die offenen Drohungen aus Israel, einen Luftangriff durchzuführen.

Nun, im Herbst, ist der Afghanistankonflikt voll auf Pakistan durchgeschlagen, Russland hat durch den Georgienkonflikt den sicherheitspolitischen Blickpunkt wieder einmal voll auf Europa gelenkt und dadurch wohl eine neue Aufrüstungsrunde ausgelöst, außerdem ist das internationale Finanzsystem beinahe zusammengebrochen, und als ob das alles noch nicht genug wäre, sind in nächster Zeit in den USA, Iran, Irak, und wohl bald auch in Israel Wahlen, von denen jede einzelne die Situation völlig verändern könnte.

Fast unnötig zu erwähnen, dass diese hektischen Zeiten Prognosen sogar noch gewagter machen als sonst, doch scheint der Iran nun in der Tat der große Gewinner des Irakkrieges zu sein.

2. Theoretische Einordnung der Situation im Nahen Osten

Kaum eine Region passt so gut in das oft als altmodisch oder gar zynisch geschmähte[28] realistische Paradigma wie der Nahe Osten. Während Europa u.a. durch EU, NATO und OSZE so hoch reguliert und institutionalisiert ist, dass eines der Grundaxiome des strukturellen Realismus, nämlich die Anarchie[29], dort bisweilen kaum noch zu gelten schien, gibt es im Nahen Osten nur wenig supranationale Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen. Im Gegenteil, kaum irgendwo sonst auf der Welt scheint ein großer zwischenstaatlicher Waffengang zur Zeit wahrscheinlicher als dort, auch wenn die Georgienkrise wieder zeigte, dass selbst Europas Peripherie vor Kriegen nicht gefeit ist.

Zumal die letzten drei großen innerstaatlichen Kriege inmitten der Region stattfanden, nämlich Irak-Iran 1980-88, Irak 1991 und 2003, wobei vor allem der letzte Krieg die strategische Lage im Nahen Osten nachhaltig durch die mittelfristige Stationierung großer amerikanischer Truppenkontingente am Boden verändert hat.

Zwar gibt es, abgesehen von der allgegenwärtigen UNO und ihren untergeordneten Institutionen, zu denen auch die unabhängige Atomenergiebehörde IAEA zählt, die Arabische Liga, die OPEC und die allein auf arabische Staaten begrenze OAPEC, das Freihandelsabkommen GAFTA und den Golf-Kooperationsrat/GCC. Nachdem die fortschreitende wirtschaftliche Verflechtung der Region aber nicht der Zweck dieser Arbeit ist, werden diese Institutionen hier nur kurz erwähnt, zumal keine davon eine militärische Komponente enthält. Einzige Ausnahme ist der GCC, der an späterer Stelle noch im Detail erläutert wird.

Die Arabische Liga ist ein auf der Sprache basierender lockerer Verband ähnlich dem Europarat, dem nichtarabische regionale Mächte wie Iran und Türkei also gar nicht angehören, und sie besitzt bis auf ein folgenloses Verteidigungsabkommen aus dem Jahr 1950, keine harte militärische Macht in dem Sinne.

Um so einflussreicher ist dagegen die OPEC in ökonomischer Hinsicht. Ihr gehören aber neben dem Iran eben auch südamerikanische und afrikanische Länder wie Venezuela und Angola an, sie ist also kein regionales Bündnis. Die auf arabische Länder beschränkte OAPEC hingegen ist eins, enthält aber auch Länder, die kaum noch Öl produzieren wie Ägypten und Syrien[30]. Sie wurde 1968 von Saudi-Arabien als Bündnis der konservativen Ölerzeuger gegründet, zur Vergeltung des Sechs-Tage-Krieges, und bis 1973 auch um progressiv-radikale arabische Länder mit geringen Ölfördermengen erweitert, um die „Ölwaffe“ geschlossener einsetzen zu können. Heute steht sie im Schatten der OPEC, da die wichtigen Förderländer der Region ohnehin dort vertreten sind, und weil sie schlicht die höhere Marktmacht besitzt.

Die GAFTA ist ein noch junges Freihandelsabkommen zwischen 17 arabischen Ländern, welches 1997 von der Arabischen Liga ausging und 2005 implementiert wurde.

Der GCC hingegen, dessen Mitglieder auch in der GAFTA sind, ist 1981 durchaus als anti-iranische Allianz gegründet worden, nachdem Saddam Husseins Angriff auf den Iran Ende 1980 stecken blieb und der Iran seinerseits zur islamischen Revolution in der ganzen Region aufrief[31]. Die Golfstaaten zogen es aber vor, den Irak finanziell zu unterstützen, statt selbst aktiv in die Kämpfe einzugreifen. Im Golfkrieg wurde der GCC bezeichnenderweise ignoriert, und Saudi-Arabien führte den arabischen Teil der Koalition über sein eigenes Hauptquartier. Nach dem Ende Saddams wurde die nie ernsthaft umgesetzte „ Rapid Deployment Force “ des GCC 2005 letztendlich einfach aufgelöst. Der GCC ist nunmehr ein Handelsbündnis mit weitergehenden Zielen als die der GAFTA und gemeinsamer Währung ab 2010-2015; Vom militärischen Aspekt besteht nur noch das prächtige aber nie benutzte Hauptquartier in Riad.

Dabei bestehen sogar noch diverse territoriale Konflikte zwischen den Golfstaaten, und obwohl die GCC-Staaten 2005 alleine dreiviertel aller Rüstungsausgaben der gesamten Region bezahlten, gab und gibt es keine nennenswerte Zusammenarbeit zwischen den Ländern, und jedes für sich ist vom Schutz durch die USA abhängig.

Kurz: Von einer Sicherheitsarchitektur wie in Europa ist die Region weit entfernt.

Zunächst aber ein Blick auf die unterliegenden Theorien, die im folgenden aus Platzgründen in geboten knapper Form kurz angesprochen werden sollen. Danach folgt die Definition der wichtigsten Konzepte und Begriffe.

2.1 Überblick über die verwendeten Theorien

Diese Arbeit folgt grundsätzlich der Theorie des „Offensiven Realismus“, dem John Mearsheimers Buch The Tragedy of Great Power Politics von 2001, wesentlich zugrunde liegt. Der offensive Realismus ist eine Variante des strukturellen Realismus , oder auch Neorealismus, die von Kenneth Waltz in seinem wohl bekanntesten Werk aus dem Jahr 1979 geprägt wurde, Theory of International Politics. Seine Theorie fußt ihrerseits auf dem klassischen Realismus, wie ihn vor allem Hans J. Morgenthau bestimmte, und sieht sich in der Tradition der klassischen Werke von Thukydides und Machiavelli[32].

Während Morgenthaus bedeutendes Hauptwerk von 1948 wider den politischen „Idealismus“, Politics among Nations, nach traditioneller Art noch eher anthroposophisch, normativ und induktiv argumentiert und als wesentliche Akteure die Nationen und ihre jeweiligen Interessen, bzw. den Willen ihrer Führer sieht, stellt Waltz eine rigorose und gleichzeitig sparsame (parsimoniou s) Theorie über die internationale Politik auf, und zwar ausdrücklich nicht der Außenpolitik[33].

Morgenthau aber versucht das Staatensystem frei von „utopischen“ Ideen zu beschreiben und gibt mit seinen berühmten sechs Grundsätzen konkrete Handlungspräferenzen, die sich aus der schlechten, machtgierigen Natur des Menschen begründen[34].

Waltz, ausgehend von einer mangelnden Erklärungskraft von First Image und Second Image Ansätzen, also solchen die von der Natur des Menschen ausgehen um internationale Vorgänge zu erklären, und solchen die auf innenpolitische Zwänge abzielen[35], und inspiriert von (mikro-)ökonomischen Vorstellungen, hingegen formuliert eine Third Image Theorie über das internationale System, seine Struktur und seine interagierenden Einheiten[36], und wie diese Struktur die Handlungsspielräume der wesentlichen Einheiten, also der Staaten, einengt.

Die Staaten selbst sind like units, also aufgrund ihrer Souveränität in Form und Funktion gleich, und ihre oberste Maxime ist die Selbsterhaltung. Worin sie sich unterscheiden sind ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten, ihre Capabilities.

Das System selbst ist anarchisch und seine Struktur entweder uni-, bi- oder multipolar, wobei bipolare generell als stabilste Systeme angenommen werden[37], und unbalancierte multipolare als instabilste und damit kriegsgefährlichste[38]. Zu einem unipolaren System dürfte es konsequenterweise gar nicht erst kommen, da sich die anderen Mächte aus Angst um ihre Sicherheit gegen den potentiellen und im modernen Kontext globalen Hegemon verbünden müssten[39]. Und wenn doch, würde das System früher oder später aus dem selben Grund zerbrechen[40].

Die Theorie der Balance of Power, die den Kern sowohl des klassischen wie auch des strukturellen Realismus darstellt, illustriert aber auch den wesentlichen Unterschied zwischen beiden: Während in der klassischen Form die Akteure die Balance of Power von sich aus anstreben sollten um verheerende Kriege zu verhindern, zwingt sie in der strukturellen Theorie das anarchische Selbsthilfesystem dazu.

1987 erweiterte Stephen M. Walt mit Origin of Alliances den Ansatz von Waltz um die Balance of Threat. Walt ist der Meinung, dass nicht nur die reine Verteilung von Capabilities in der Gefahrenanalyse von Staaten zählt, sondern auch geographische Nähe eines potentiellen Gegners und nicht zuletzt seine Intentionen. Außerdem bewies er empirisch, dass im Nahen Osten zwischen 1955 und 1979 Balancing gegen regionale Kontrahenten deutlich öfter vorkam als Bandwagoning, und zwar relativ unabhängig von Ideologie und Foreign Aid.

Allerdings war einer der wenigen Fälle von Bandwagoning dort im nachhinein der folgenreichste, nämlich das Realignment Ägyptens nach dem Yom Kippur-Krieg[41]. Nicht nur, dass diese Allianz mit den USA, als eine der wenigen in der Region bis heute gehalten hat, sie kostete Ägypten wohl auch endgültig seinen Platz als arabische Führungsmacht. Diesen Status hat heute allenfalls noch Saudi-Arabien inne.

Balancing bedeutet hier die Bildung einer Allianz oder Koalition gegen eine Bedrohung, oder interne Aufrüstung, falls kein Partner in Sicht ist, und Bandwagoning entweder die strategische Unterwerfung unter eine übermächtige Bedrohung, oder das opportunistische Aufspringen auf den Gewinnerzug im günstigsten Moment[42]. Balancing im arabischen Raum kann aber auch durchaus nichtmilitärischen Charakter haben, nämlich im Geiste des Pan-Arabismus, durch Gewinnung möglichst vieler Anhänger als arabische Führungsmacht dazustehen, bzw. durch Beschädigung des Ansehens der Führungsmacht deren Anspruch zu unterminieren. Vor allem letzteres betreibt der persische Iran dadurch, dass er u.a. die Palästinenser rhetorisch sogar noch kräftiger unterstützt, als die sunnitisch/arabischen Regime Ägypten, Saudi-Arabien und ehemals der Irak.

Darüber hinaus liegt dieser Arbeit wie eingangs erwähnt nicht zuletzt auch John Mearsheimers The Tragedy of Great Power Politics von 2001 zugrunde, der damit eine weitere Variante des strukturellen Realismus begründete, den Offensiven Realismus. Er argumentiert dabei ganz ähnlich wie Morgenthau, dass Staaten unaufhörlich nach Macht streben, nur eben nicht aufgrund ihrer machtgierigen Natur, sondern weil sie das anarchische System dazu anhält.

Seine Grundannahmen sind schnell umfasst[43]:

1. Mit Anarchie ist das Fehlen eines Hegemon im internationalen System gemeint, was die Staaten, die wesentlichen Akteure, zur Selbsthilfe zwingt, da es schlichtweg keine „Regierung der Regierungen“ gib, und daher auch kein Gewaltmonopol. Die Selbsthilfe wiederum führt zum Sicherheitsdilemma, denn die fehlende Sicherheit zwingt Staaten Militär zu unterhalten, deren offensives Potential wiederum die anderen Staaten verunsichern muss, welche sich daher dagegen rüsten werden.
2. Offensive Möglichkeiten beschreiben das relative Potential eines Staates einen andern anzugreifen und gegebenenfalls zu vernichten. Da wären zum einen seine aktuellen Streitkräfte, deren Ausrüstung und Professionalität darüber entscheidet, wie hart die jeweilige Großmacht ad hoc zuschlagen kann, was sich natürlich auch auf seine Abschreckung auswirkt. Zum andern ist da sein latentes Potential, also wie stark der Staat nach seiner Generalmobilmachung sein würde, was in der Praxis bei einer Großmacht ein Millionenheer bedeutet. Außerdem besitzt eine Großmacht in der Regel auch genug Mittel, um notfalls einen längeren Zermürbungskrieg ausfechten zu können.
3. Unsicherheit über die Intention der andern Großmächte, insbesondere wenn man gemeinsame Grenzen hat, führt zum bereits erwähnten Sicherheits-Dilemma. Zwar können Abkommen, Aufklärung und Spionage die Unsicherheit verringern, doch nie kann völlig ausgeschlossen werden, dass nicht doch plötzlich eine benachbarte Macht ihre Ansichten ändert und überraschend angreift, besonders wenn sich eine Gelegenheit ergibt.
4. Überleben als Primärziel und Conditio sine qua non versteht sich fast von selbst. Nachdem Staaten durchaus von der Landkarte verschwinden können, zuletzt erst Jugoslawien, tut jede Nation gut daran, zuerst für ihre fortgesetzte Existenz zu sorgen.
5. Die letzte Grundannahme ist, dass Staaten rationale Akteure sind, die ihre Lage und die ihrer Zeitgenossen realistisch einschätzen, und daher sowohl kurzfristig als auch strategisch langfristig planen[44].

Zentraler Standpfeiler der Theorie des offensiven Realismus, ist die Angst vor Angriffen und das daraus resultierende aggressive Streben nach mehr Macht, um gegen seine Gegner besser gewappnet zu sein. Der Satz „Angriff ist die beste Verteidigung“ fasst diese Logik grob zusammen[45].

Das ist auch der wesentliche Unterschied zum „defensiven“ Realismus, dem bisweilen ein „Status-Quo-Bias“ vorgeworfen wird[46]. Während in der defensiven Variante die Sicherheit von Staaten durch Balancing einigermaßen garantiert ist, so dass revisionistische Staaten kaum Anreize haben einen Krieg zu riskieren, weil sie sich einer Koalition von Status-Quo-Staaten gegenübersehen würden, die den Aufstieg einer der Großmächte zum Hegemon verhindern will, so ist die Sicherheit in der offensiven Variante einfach knapper bemessen, da alle Großmächte jede sich bietende Gelegenheit ausnutzen werden, um ihre Macht relativ zu der der anderen zu vergrößern.

Damit verbunden ist auch die Frage der Kooperation. Nachdem Staaten relative über absolute Gewinne bevorzugen, weil in einem kompetitiven Nullsummenspiel ein potentieller Gegner im Falle der Kooperation am Ende mehr gewinnen könnte als man selbst, was auch einer der Hauptunterschiede zum Liberalismus ist, wird Kooperation bei Mearsheimer zwar auch nicht völlig ausgeschlossen, aber auf die Dauer sehr erschwert, weil sich Staaten niemals vollständig trauen können. Allianzen, egal ob zu defensivem oder offensivem Zweck, sind immer nur auf Zeit[47]. Demnach balancieren Staaten auch nicht primär gegen Intentionen wie bei Walt, sondern allein gegen deren Offensivpotential, da sie ohnehin immer vom schlimmsten Fall ausgehen sollten[48] .

„Macht“ speist sich nach Mearsheimer sowohl aus der bestehenden militärischen Stärke einer Nation, wie auch aus deren latentem Potential, also der wirtschaftlichen Potenz, der Bevölkerungsgröße und dem absehbaren Wachstum beider, sowie der Effizienz mit der sich wirtschaftliche Stärke zu militärischen Zwecken mobilisieren lässt. Doch kann eine gute Strategie die materielle Komponente der Macht durchaus überspielen. Weitere wichtige Argumente sind das „Primat der Landmacht“ über See- und Luft-Macht und die „Stoppwirkung großer Wassermassen“[49]. Beide greifen eng ineinander, denn sie verhindern, das in absehbarer Zeit irgendeine Großmacht zum wirklich globalen Hegemon aufsteigen kann. Denn derselbe Ozean der verhindert, dass „Inselmächte“ wie Britannien, Japan und die USA einfach erobert werden können, erschwert zugleich auch deren Eroberungszüge. So brauchten die USA im Golfkrieg 1991 selbst unter optimalen Bedingungen und ohne jede Gegenwehr, ein halbes Jahr allein für den Aufmarsch ihrer Truppen in Saudi-Arabien[50].

Umstritten ist der Einfluss von nuklearen und anderen Massenvernichtungswaffen auf die konventionelle Abschreckung. Die Empirie zumindest scheint Robert McNamaras Diktum zu bestätigen, Kernwaffen “serve no useful military purpose whatsoever. They are totally useless, except only to deter one´s opponent from using them[51].

Im Nahen Osten jedenfalls griffen Ägypten und Syrien Israel 1973 trotz seiner schon damals bekannten nuklearen Bewaffnung an, und der Iran schoss ballistische Raketen auf Bagdad ab, trotz dessen chemischer Waffen, die Saddam Hussein zumindest auf dem Schlachtfeld auch einsetzte, nicht aber gegen Teheran. Und zuletzt griffen die USA gleich zweimal den Irak massiv an, trotz der Befürchtungen Saddam könnte sein chemisches Arsenal im letzten Moment einsetzen.

Diese Arbeit jedenfalls beschäftigt sich primär mit konventioneller Abschreckung[52], die jeder Staat unterhalten muss um seine Sicherheit zu garantieren, unabhängig von Massenvernichtungswaffen. Denn allein schon um sein Territorium zu sichern bedarf es ohnehin eines Landheeres, und Kriege werden in der Regel am Boden entschieden, weil See- und Luftstreitkräfte nun mal grundsätzlich unfähig sind Territorium zu besetzen. Die genauen Implikationen für den regionalen Kontext werden aber an späterer Stelle noch zur Genüge besprochen werden.

Mearsheimer beschreibt im Kapitel fünf seines Buches von 2001, was Staaten grundsätzlich anstreben um ihre Macht zu sichern und auszubauen; Da wären regionale Hegemonie, wie sie in neuerer Zeit aber nur die USA auf dem Nordamerikanischen Kontinent erreicht haben, weiterhin möglichst viel Anteil am Reichtum der Welt und die nukleare Vormachtstellung, die aber in einer Welt des gesicherten Zweitschlags praktisch unmöglich ist. Daneben analysiert er diverse Strategien wie Staaten ihre Macht ausbauen oder verteidigen können, darunter War, Blackmail, „ Bait and Bleed “ und „ Bloodletting “ auf der einen, und Balancing, Buck-Passing, Bandwagoning und Appeasement auf der anderen.

Nicht zuletzt Blackmail, oder feiner ausgedrückt Coercive Diplomacy, wird für diese Arbeit von Interesse sein, schließlich beschreibt die implizite Forderung an den Iran seine Urananreicherung einzustellen oder andernfalls mit weiteren Sanktionen oder gar Angriffen zu rechnen, kaum etwas anderes. Diese Art von „Kanonenboot-Diplomatie“, um den altmodischen Euphemismus zu benutzen, eignet sich aber primär gegen kleinere Mächte ohne Deckung durch andere Großmächte, denn Großmächte selbst haben per Definition genug Macht um sich gegen derartige Manöver erwehren zu können[53].

Ob der Iran von sich aus stark genug ist, einer Erpressungsstrategie zu widerstehen, ist mithin eine der Fragen dieser Arbeit, neben der Kernfrage, ob der Iran selber derart „bedrohlich“ scheint oder ist, dass eine breite Balancing -Koalition gegen ihn abzusehen ist, oder ob die Golfstaaten es eher vorziehen Buck-Passing zu betreiben, wie es die Theorie Mearsheimers vorsehen würde.

Noch ein Wort zu Bandwagoning. Mearsheimer meint damit das Einknicken vor einer übergroßen Bedrohung, also strategische „Kapitulation“[54]. Randall L. Schweller hingegen betrachtet es als opportunistisches Kooperieren zur konkreten Erzielung von Profit. Er nennt unter anderem den Kriegseintritt Italiens gegen Frankreich Anfang Juni 1940 als Musterbeispiel[55]. Aber schon Walt, der sonst an der ursprünglich von Waltz eingeführten Dichotomie Balancing versus Bandwagoning festhält, sprach die offensive Variante an, und zwar mit dem selben Beispiel[56]. Mearsheimer subsumiert derlei Verhalten unter „ War “ und behält die klassische Dichotomie ansonsten bei.

Diese Unterscheidung ist für den konkreten Fall des Iran zwischen 2001 und 2005 nicht unwichtig, denn Teherans Verhalten die Feinde seiner Feinde, die Taliban und Saddam Hussein, nicht zu unterstützen, sondern sogar zu schaden, ließe sich durchaus als Bandwagoning in beiden Bedeutungen auffassen. Das Ergebnis war aber in jedem Fall das gleiche, nämlich die Beseitigung seiner langfristig größten Gegner am Boden, während er selbst sich die Finger nicht schmutzig machen musste.

Darüber hinaus von Bedeutung ist auch die Debatte über die Offense-Defense-Balance[57], die untersucht, ob in einem bestimmten historischen Zeitraum entweder die strategische Defensive oder die Offensive Vorteile hat, und ob daher die relative Leichtigkeit Territorium zu erobern, große Kriege auslöst, bzw. ob die Schwierigkeit desselben Kooperation und Frieden fördert.

Generell unterstellt die insbesondere von Stephen Van Evera vertretene Theorie[58], der auch als einer der Hauptvertreter des „defensiven Realismus“ gilt, dass in der Moderne und in der jüngeren Zeit zumeist die Defensive bedeutende Vorteile hat, weswegen Staaten gut daran tun, nicht militärisch zu expandieren. Als Musterbeispiel für defensive Dominanz gilt der erste Weltkrieg mit seinem Grabenkrieg im Westen.

Das geht einher mit einem starken Anreiz für saturierte Großmächte, den Status Quo zu verteidigen und gegen revisionistische Mächte zu balancieren.

Deshalb gilt die Offense-Defense - Theory /ODT nach Van Evera auch als explizite Verfeinerung des Waltz´schen Neorealismus[59], denn er beschreibt nicht nur die reine „ Distribution of Capabilities “, sondern die „ fine-grained Structure of Power[60] “.

Die Kritik an der Theorie ist vielschichtig: Offensive Realisten wie Mearsheimer bemerken, dass trotz der vermeintlichen oder tatsächlichen Dominanz der Verteidigung, der Angreifer zwischen 1815 und 1980 in rund 60 % der Fälle gewonnen hat[61]. Zum andern sei es kaum möglich offensive Waffen von defensiven zu unterscheiden, von diversen Extremfällen wie Minenfeldern abgesehen[62]. Insbesondere Panzer, die allgemein als Offensivwaffe gelten, lassen sich genauso gut in der Defensive einsetzen. Zumal Van Evera technologische Entwicklungen bisweilen recht willkürlich einordnet; z.B. das Argument warum Steigbügel ausgerechnet die Defensive stärken sollen ist wenig überzeugend[63]. Grundsätzlich erlauben Steigbügel im Sattel zu stehen und deshalb härter zuzuschlagen, vor allem mit Säbeln und Streitkolben, was im Zweifel Angreifern auf taktischer Ebene helfen dürfte, aber an sich wenig über die Strategie aussagt.

Weiterhin hängen Sieg oder Niederlage aber eben auch von Strategie und Taktik, vom Wetter, sowie weniger gut quantifizierbaren und definierbaren Konzepten wie Moral und nicht zuletzt auch Glück ab.

Grundsätzlichere Kritik an der Theorie selbst kommt unter anderem von James W. Davis Jr., Bernard I. Finel und Stacie E. Goddard[64]. Sie werfen der ODT Van Everas vor, dass sie die objektive Balance und die Perzeption derselben in einen Topf werfen(Davis), dass sie zu stark von der Eroberung von Territorium als Siegesbedingung ausgeht und zuwenig vom Ausgang von Schlachten, und wiederum ex post Waffen, Taktiken und Strategien willkürlich einordnet(Finel), und das sie derart viele Variablen enthält, dass man sie kaum noch von der klassischen Balance of Power unterscheiden kann(Goddard).

Vor allem der letzte Aspekt taucht neben einigen andern Kritikpunkten auch in dem Essay „ Must War find a Way?“ von Richard K. Betts über Van Everas Buch auf.

Er schreibt die Offense-Defense-Balance sei eine „ gross megavariable“, die so ziemlich alles enthielte außer Bevölkerungsgröße und finanziellen Ressourcen, und würde man jene auch noch dazu nehmen, sei man letztendlich wieder bei „ relative Power“[65]. Außerdem sieht Betts die Ursprünge des „Status Quo Bias“ der Vertreter der ODT in der Debatte der 80er um die Nuklearstrategie der Supermächte, also Mutual Assured Destruction/MAD versus Counterforce.

Während beide Supermächte in der Praxis voll auf Counterforce setzten[66], versuchten die Anhänger der MAD- Variante das stabilisierende Element der Abschreckung durch Kernwaffen auf konventionelle Kriegführung zu übertragen.

Natürlich ist ein nuklearer Schlagabtausch zwischen zwei Mächten deutlich übersichtlicher als ein klassischer Feldzug am Boden, von einem Guerillakrieg ganz zu schweigen, was bisweilen zu extremen Generalisierungen wider die Empirie führt. So beziffern C.L. Glaser und C. Kaufmann ganz bewusst zugunsten der Kohärenz ihrer Variante der Theorie, den Vorteil von Erstschlägen entgegen jeder Erfahrung und militärischen Praxis kurzerhand auf null[67].

Dem entgegnet Carl von Clausewitz, dass ein gelungener Überraschungsangriff durchaus eine Schlacht, auf strategischer Ebene sogar den ganzen Krieg mit einem Handstreich entscheiden kann. Doch gelingt so ein Manöver insbesondere auf der strategischen Ebene nur äußerst selten, denn der Aufmarsch großer Armeen lässt sich nun mal schwer verheimlichen und setzt schwere Fehler auf Seiten der Verteidiger voraus[68], um so mehr im Satellitenzeitalter.

Ohnehin gilt Clausewitz, dass „ die verteidigende Form des Kriegführens an sich stärker als die angreifende“[69] sei, allein schon weil jeder Tag an dem nichts passiert ein Sieg für den Verteidiger bedeutet. Doch um zu gewinnen muss man letztendlich angreifen, denn der Angriff ist eine positive Handlung, und die Verteidigung sinngemäß eine negative, beziehungsweise reaktive. Idealerweise ließe man daher den Angreifer an seinen Befestigungen verbluten, um dann die demoralisierten Reste mit einer Gegenoffensive zu vernichten. Ebenso sinnvoll ist es, durch eine strategische Offensive den Krieg auf dem Territorium der Feinde zu führen und den Gegner zu umfassen, um dort dann aus der taktischen Defensive heraus zu kämpfen. Letzteres entspricht der preußischen Strategie in den Kriegen vor der Gründung des Kaiserreiches[70].

Entgegen dem akademischen MAD -Trend der 80er Jahre, hat John Mearsheimer 1983 mit „ Conventional Deterrence „ ein Buch speziell über fehlgeschlagene Abschreckung im 20. Jahrhundert geschrieben. Zusätzlich zu den hinlänglich bekannten Weltkriegsbeispielen behandelt es u.a. auch den Sechs-Tage-Krieg und den Yom Kippur alias Oktoberkrieg[71].

Die in dem Buch aufgestellte Theorie besagt, dass konventionelle Abschreckung eine Funktion der militärischen Strategie ist, und dass Staaten in der Regel vor dem Prospekt eines langwierigen Zermürbungskrieges zurückschrecken, wohl aber das Risiko eines „Blitzkrieges“ eingehen, ebenso wie Feldzüge mit begrenzten Zielen, wobei er begrenzte Ziele durchaus im Sinne Clausewitz´ versteht[72].

Blitzkriege erfordern allerdings enorme Kompetenz und einiges Glück seitens des Angreifers, weshalb sie selten vorkommen und noch seltener glücken. Wenn man den Irakfeldzug von 2003 als solchen mitrechnet, ergeben sich zusammen mit dem deutschen Frankreichfeldzug von 1940 und dem Sechs-Tage-Krieg von 1967, ganze drei erfolgreiche Blitzkriege. Der russische Feldzug gegen Georgien ist noch zu kurz her um wirklich beurteilt werden zu können. Und Feldzüge mit begrenzten Zielen, also die Einnahme eines gewissen Gebiets ohne völlige Vernichtung der feindlichen Armee, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit doch zu einem Zermürbungskrieg führen, vor allem aufgrund des politischen Drucks, das Gebiet zurück zu erobern.

Stephen Biddle erweitert diesen strategischen Ansatz um den zentralen Begriff des Force Employment auf der Ebene der militärischen Operation in seiner Theorie über Military Power[73]. Im sog. Modern System, ist es seit mindestens 1914 essentiell wichtig, der immer extremer werdenden Effizienz moderner Waffen durch Verteilung, Deckung und Tarnung zu entgehen, statt einfach nur bestimmte Feuerkraft in einem bestimmten Gebiet zu massieren. Das gilt heutzutage mehr denn je auch für Panzer, die zwar immer noch als Offensivwaffe per se gelten, aber ohne Luftüberlegenheit und Begleitung durch Infanterie ein gefundenes Fressen für entsprechende panzerbrechende Waffen sind.

Außerdem relativiert insbesondere der konsequente Einsatz von gut verteilter und versteckter Infanterie, vor allem wenn sie großzügig mit MANPADS und ATGM ausgestattet ist, die Vorteile der Netzwerk-zentrierten Kriegsführung, wie sie Vertreter der RMA postulieren. Dies wiederum ist nur durch konsequenten Einsatz des Verbundwaffenkonzeptes zu kontern, was aber einigen Aufwand erfordert.

Damit wären die unterliegenden Theorien hinreichend angesprochen, und nun wird die Methodik der Arbeit erläutert und die wichtigsten Begriffe definiert.

2.2. Methodik und Definition von Begriffen

Diese Arbeit ist im wesentlichen eine Case Study nach der sog. Congruence –Methode zusammen mit Process-Tracing, um die Terminologie von Alexander L. George und Andrew Bennett zu benutzen[74]. So wende ich die Theorie des Offensiven Realismus im Stile Mearsheimers auf das aktuelle Kräfte-„Gleichgewicht“ im Nahen Osten an, und schaue, ob die in der Theorie genannte Hypothese, dass Buck-Passing dem Balancing vorgezogen wird, in der Realität für die Golfstaaten auch strategisch Sinn macht, oder ob sie besser fahren würden, den Iran wie gehabt einzudämmen, und es auf einen Schlagabtausch ankommen zu lassen.

Die Wahl der Theorie des offensiven Realismus hierfür erklärt sich ganz einfach:

Ihr Kernargument ist, dass Staaten aggressiv versuchen ihre Macht auszubauen und zumindest regionale Hegemonie anstreben; Gegen eine Status-Quo Macht Iran wäre Balancing auch schlicht sinnlos. Ob der Iran heute aber wirklich einen aggressiven Expansionisten darstellt, ist durchaus zu bezweifeln, doch sehen Perser die regionale Vorherrschaft durchaus als ihre natürliche Rolle an. Schließlich hatten sie diesen Status schon unter den Achaemeniden in der Antike, den Sassaniden in der Spätantike und unter den Safawiden in der Frühen Neuzeit inne.

Nach George und Bennett, aber auch Stephen Van Evera[75], dienen Case Studies neben ihrem intrinsisch historiographischen Wert, u.a. auch zur Bildung und zum Test von Hypothesen und zur Identifizierung sog. Antecedent Conditions, also conditionalen Variablen, die bestimmten Ereignissen oder Prozessen kausal vorangehen.

Die in dieser Arbeit untersuchte Antecedent Condition ist, was eine breite, formelle und vor allem tatsächliche Balancing-Coalition der Golfstaaten unter Führung der USA gegen den Iran auslösen würde. Diese Bedingung identifiziere ich, im Einklang mit den in der Einleitung genannten Hypothesen, als die faktische Besetzung des Südirak durch iranische Truppen, sei es auf Einladung der Iraker dort oder gegen deren Willen, und zwar zwangsläufig nach einem weitgehenden Abzug der Amerikaner aus dem Land. Diese Hypothesen werden anhand des Vergleiches der aktuellen militärischen Potentiale der Golfanrainer, und auch anhand ihres früheren Verhaltens, besonders während des Iran-Irak-Krieges von 1980-88 und des Golfkrieges von 1991, getestet.

Dazu ist eine Konkretisierung diverser Begriffe und Konzepte notwendig.

Der für eine Arbeit dieser Art zentrale Begriff der Balance of Power[76], meint hier schlicht das ungefähre militärische Kräfteverhältnis in der Region, und kein tatsächliches Gleichgewicht, denn der Nahe Osten ist ohnehin geprägt von einer starken Asymmetrie der Kräfte, mehr noch, seitdem die USA dort derart präsent am Boden sind. Zudem ist sehr zweifelhaft, ob die Staaten dort eine stabile Balance überhaupt anstreben, solange die Konfliktparteien vor allem religiös und ideologisch derart unterschiedlich sind wie Israel, die sunnitischen Königreiche und der theokratische Iran, mit einem amerikanisch besetzten ehemals säkular sunnitischen Irak in der Mitte und dem säkular sunnitisch dominierten aber (siebener-) schiitisch/alawitisch regierten Syrien im Westen und einem nur noch leidlich säkularen Ägypten im Süden.

Grundsätzlich wird der Iran als rationaler Akteur angenommen, der sich durchaus abschrecken lässt, obwohl insbesondere pro-israelische Kommentatoren regelmäßig auf dem angeblich apokalyptischen Wesenszug der Schia mit ihrem Glauben an die wundersame Wiederkehr des Mahdi aus der Entrückung hinweisen[77].

Auch wenn Präsident Ahmadinedschad in der Tat öfters mit eifernden Reden bei frommen Wählern reüssiert[78], so hat sich der „Klerus“ nach dem Tod Khomeneis weniger revolutionär als viel mehr konservativ verhalten. Die Annäherung des Präsidenten an den sog. „Volksislam“ sorgt sogar für einige Verärgerung bei den Rechtsgelehrten, da sie ihre einzigartige Machtposition untergraben sehen.

Denn die (Vor-)Herrschaft der Rechtsgelehrten(Welayat´e Faqih) wie sie Khomenei postulierte, ist laut Verfassung nur stellvertretend bis zur Wiederkehr des 12. Imams.

Mit Balancing ist ein echtes militärisches Bündnis wie im Golfkrieg gegen Saddam Husseins Truppen in Kuwait gedacht, und nicht die implizite Unterstützung diverser Guerillagrüppchen, gepaart mit expliziter diplomatischer Unterstützung.

Mit Buck-Passing hingegen ist das konkrete Ausbleiben so einer Koalition gemeint, und nicht das beliebte Free-Riding innerhalb einer Koalition, wie es, angesichts der historischen Erfahrung in der Region und der eher schlechten Performance der Araber in mechanisierten Feldzügen[79], ohnehin so gut wie sicher kommen würde, vor allem zu Ungunsten der Amerikaner, im Falle der anvisierten breiten „Anti-Iran“-Allianz.

Die Ausdrücke Allianz, Bündnis und Koalition werden soweit nicht anders erwähnt synonym gebraucht.

Was die Offense-Defense-Balance angeht, so wird grundsätzlich von der klassischen Faustregel einer taktischen 3 zu 1, und einer strategischen 1,5 zu 1 Übermacht ausgegangen, die der Angreifer haben sollte um auf der sicheren Seite zu sein[80]. Die Faustregel gilt natürlich nur für annähernd vergleichbare Truppen in offenem Gelände, bei einem Angriff auf Festungen, Berge und Großstädte, kann die Ratio auf taktischer Ebene schnell auf 10 zu 1 und mehr steigen.

In der Praxis aber besitzen die USA durch die sog. Revolution of Military Affairs/RMA[81] einen enormen Vorteil in der offenen Feldschlacht, dazu so gut wie sichere totale Luftüberlegenheit, und obendrein haben viele ihrer Einheiten durch die Kämpfe der letzten Jahre den Status von Veteranen. Die Iraner hingegen haben seit dem Iran-Irak-Krieg vor 20 Jahren so gut wie keine Kampferfahrung mehr erhalten.

Dafür besitzen sie aber enorme strategische Tiefe und sehr viel schweres Gelände, was einen Blitzkrieg so gut wie ausschließt. Insbesondere das Zagros-Gebirge entlang fast ihrer gesamten Westgrenze ist wohl kaum in Handstreich zu nehmen, und ihre Ostgrenze zu Afghanistan und Turkmenistan ist kaum zugänglicher. Dazu kommt ein enormes Rekrutierungspotential an Infanterie. Unterm Strich dürften sich die Vorteile von Network Centric Warfare und das schwere Terrain gegenseitig neutralisieren, sofern die jeweils passende Strategie gewählt werden würde.

Aufgrund der ansonsten krassen Asymmetrie, ist ein Angriff seitens der Iraner getrost auszuschließen, solange über 100.000 GI´s im Irak stehen; interessant wird es erst nach einem Abzug dieser Truppen, für den Fall, dass das Status of Forces Agreement scheitert oder auf nur wenige Jahre begrenzt wird.

[...]


[1] Die Rede vom 19.05.08 unter: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2008/05/20080515-1.html

[2] Proposed U.S. Missile Defense Assets in Europe, DOS/DOD, Stand Juni 2007, http://www.mda.mil/mdalink/pdf/euroassets.pdf

[3] Besonders deutlich in: Der Spiegel: Plan zum Angriff, Ausgabe 25/08, S. 112-15

[4] Den wahrscheinlich besten Einblick in die überaus komplexe iranische Innenpolitik bieten Ehteshami, Anoushiravan/Zweiri, Mahjoob: Iran and the Rise of its Neoconservatives, Tauris, London 2007

[5] Die in der Regel aber mit voller Absicht in härterer Wortwahl übersetzt werden als es die persische Sprache überhaupt hergibt, so muss es statt „Israel von der Karte wischen“ eher „das Okkupationsregime wird aus dem Zeitgeschehen verschwinden“ heißen. Zumal es sich dabei um ein altes Khomenei-Zitat handelt. Zu diesem Punkt im besonderen und dem Schlingerkurs der persisch- und später iranisch-israelischen Beziehungen im allgemeinen: Parsi, Trita: Treacherous Alliance. The Secret Dealings of Israel, Iran and the U.S., Yale University Press, New Haven 2007. Zum Zitat siehe Fußnote 1, S. 285.

[6] Bahrain no „launchpad for strike on Iran “, PressTV, 24.9.2008, http://www.presstv.ir/detail.aspx?id=70458&sectionid=351020205

[7] Bakthiar, Abbas: Iran and its Economy, Scoop Independent News, 26.1.08, http://www.scoop.co.nz/stories/HL0801/S00238.htm

[8] Parsi: Treacherous Alliance, 2007, S. 261-69

[9] Behnoud, Massoud: What He Will Bring From America, Rooz, 25.9.2008, http://www.roozonline.com/english/archives/2008/09/what_he_will_bring_from_americ.html

[10] Parsi: Treacherous Alliance, 2007, S. 271-72

[11] Zu letzterem Punkt äußerst ausführlich Weiner, Tim: Legacy of Ashes. The History of the CIA, Anchor Books, New York 2008

[12] Zu der alten Intentions versus Capabilities -Debatte von Waltz über Walt zu Mearsheimer mehr in Kapitel 2

[13] SIPRI Yearbook 2008, http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/export/sipri2008.html

[14] BICC Jahresbericht 2007/8, Bonn, http://www.bicc.de/publications/jahresbericht/2008/bicc_annual_report_2007_2008.pdf

[15] Bhadrakumar, M.K.: US, Saudis grapple Iran challenge, Asia Times, 17.5.2008, http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/JE17Ak02.html

[16] Friedman, George: Oil and the Saudi Peace Offensive, 2.6.08, http://www.stratfor.com/weekly/oil_and_saudi_peace_offensive

[17] Die wohl beste verfügbare Literatur über das iranische Militärwesen ist: Cordesman, Anthony H./Kleiber, Martin: Iran´s Military Forces and Warfighting Capabilities. The Threat in the Northern Gulf, Center for Strategic and International Studies, Washington 2007

[18] IAEA chief: Iran mastering nuclear bomb-making technology, Haaretz, 27.9.2008, http://www.haaretz.com/hasen/spages/1024822.html

[19] Haghshenass, Fariborz: Irans Asymmetric Naval Warfare, The Washington Institute for Near East Policy, Washington, September 2008

[20] Zum Vergleich der Armeen und Rüstungsbestrebungen aller Golfstaaten siehe Cordesman, Anthony H./al-Rhodan, Khalid R.: Gulf Military Forces in an Era of Asymmetric Wars, Band 1 und 2, Praeger Security, London 2007

[21] Biddle, Stephen, D.: Military Power: Explaining Victory and Defeat in Modern Battle, Princeton University Press, New York 2004, S. 145

[22] Cordesman, Anthony H./al-Rhodan, Khalid R: Iran´s Weapons of Mass Destruction. The Real and Potential Threat. C SIS, Washington 2006

[23] Mearsheimer, John, J.: The Tragedy of Great Power Politics, Norton, New York 2001

[24] Besonders deutlich in Schweller, Randall L.: Unanswered Threats. Political Constraints on the Balance of Power, Princeton University Press, Princeton 2006

[25] Brown, M.E./Lynn-Jones, S.M., et al.(Ed.) : Offense, Defense and War, MIT Press, Cambridge 2004

[26] Mearsheimer, John, J.: Conventional Deterrence, Cornell University Press, Ithaca 1983

[27] Biddle: Military Power, 2004

[28] Bekanntlich dient der Realismus, egal ob in klassischer oder struktureller Variante, gern als Zerrbild für vermeintlich amoralische und zynische Realpolitik. Siehe zur Problematik Link, Werner: Zur weltpolitischen Aktualität des Mächtegleichgewichts, in: Masala, C./Roloff, R.(Ed.): Herausforderungen der Realpolitik. Kölner Arbeiten zur internationalen Politi k, Band 8, Köln 1998, S.15-30 u. Mearsheimer, John, J.: The Tragedy of Great Power Politics, Norton, New York 2001, S. 3-28 u. 360-61

[29] Anarchie in diesem Sinne meint das Fehlen eines Hegemon, also einer absoluten Führungsmacht, (Waltz, Kenneth N.: Theory of International Politics, McGraw-Hill, New York 1979, S. 88-116 und Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 362-84), weshalb streng genommen auch die EU als Staatenverbund noch immer „anarchisch“ ist, doch hat die EU-Kommission vor allem in Wirtschaftsfragen weit gehende Kompetenzen, und in Sicherheitsfragen wird das Ausbleiben eines erneuten Hegemonialstrebens Deutschlands, nicht zuletzt auch durch die immer noch massive Präsenz von US-Truppen in Europa garantiert, selbst wenn Deutschland solche Ambitionen momentan gar nicht hegen mag.

[30] Siehe die Website der OAPEC, http://www.oapecorg.org/, abgerufen Juli 2008

[31] Cordesman/al-Rhodan: Gulf Military Forces, 2007, S. 11-18

[32] Waltz: Theory of International Politics, New York 1979, S. 66, 117, 127 u. 186

[33] Masala, Carlo: Kenneth N. Waltz. Einführung in seine Theorie und Auseinandersetzung mit seinen Kritikern. Nomos, Baden-Baden 2005, S. 23-51 u. 131-37

[34] Morgenthau : Politics among Nations, 8. Aufl. A.A. Knopf, New York 1978, S. 4-15

[35] Ein Beispiel für einen neorealistischen Vertreter des Second Image wäre Snyder, Jack, L.: Myths of Empire. Domestic Politics and International Ambition, Cornell University Press, Ithaca 1991 und für einen neoklassischen: Schweller, Randall L.: Unanswered Threats. Political Constraints on the Balance of Power, Princeton University Press, Princeton 2006. Für einen Ansatz der der englischen Schule nahe steht und von abnehmenden Graden von Hierarchie ausgeht, siehe Kaufman, J./Little, R./Wohlforth, W.(Ed.): The Balance of Power in World History, Palgrave MacMillan, New York 2007

[36] Waltz: Theory of International Politics, 1979, S. 79 u. 101

[37] ibid. S. 161-93

[38] Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 346

[39] Waltz thematisiert deshalb in seiner Schrift von 1979 ein unipolares System auch gar nicht, sondern erst in späteren Schriften. Vgl. Masala: Kenneth N. Waltz, 2005, S. 61. Mearsheimer hingegen betrachtet die USA nur als regionalen Hegemon der Off-Shore-Balancing betreibt, und nicht als globalen. Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 40-45 u. 236. Zur Rolle der Supermacht im Nahen Osten später mehr in Kap. 5.

[40] Im Gegensatz dazu geht Gilpin in seinem Klassiker von 1981 von hegemonialer Stabilität aus, die aber an den Kosten ihrer eigenen Überdehnung zu Grunde gehen muss; Gilpin, Robert: War and Change in World Politics, Cambridge University Press, Cambridge 1981

[41] Walt, Stephen: The Origin of Alliances, Cornell University Press, Ithaca 1987, S. 177

[42] ibid. S. 1-50 u. 147-81

[43] Mearsheimer: Tragedy, 2001, Kapitel 1-5, besonders S. 17-21, 30-39 und 414

[44] Dass die Staaten selbst rational sind, muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass die bestimmenden Akteure innerhalb der Nation, d.h. die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Eliten selbst, rationale Ziele verfolgen. Das gilt um so mehr für eine Theokratie wie den Iran, wo strategische Entscheidungen durchaus religiös motiviert sein können, z.B. der „Export“ der islamischen Revolution Khomeinis in die Region, oder sein Diktum Atombomben seien „unislamisch“.

[45] Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 36

[46] Schweller, R.L.: What Security Dilemma? Bringing the Revisionist State back in, in: Security Studies 5.(3) 1994.S. 91-120 u. Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 20. Für einen Überblick über die realistischen Varianten siehe Borinski, P.: Zur neueren amerikanischen und europäischen Diskussion um den strukturellen Realismus, in: Masala, C./Roloff, R.(ed.): Herausforderungen der Realpolitik. Kölner Arbeiten zur internationalen Politik, Band 8, 1998, S. 31-58

[47] Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 51-53

[48] ibid. S. 45

[49] ibid. Kapitel 3 und 4

[50] Summers, Harry G. Jr.: Persian Gulf War Almanac, Facts on File, New York 1995, S. 114-16

[51] Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 131

[52] vgl. Mearsheimer, John, J.: Conventional Deterrence, Cornell University Press, Ithaca 1983, S. 13-

66

[53] Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 152-60

[54] Ibid. S. 163 u. 462, Fußnote 54

[55] Schweller, Randall L.: Deadly Imbalances. Tripolarity and Hitler´s Strategy of World Conquest,

Columbia University Press, New York 1998, S. 64-70

[56] Walt : The Origin of Alliances, 1987, S. 21

[57] Für eine Übersicht über die wesentlichen Essays und den aktuellen Stand der Debatte mitsamt

Kritiken, siehe Brown, M.E./Lynn-Jones, S.M., et al.(Ed.) : Offense, Defense and War, MIT Press,

Cambridge 2004

[58] Van Evera, Stephen: Causes of War. Power and the Roots of Conflict. Cornell University Press,

Ithaca 1999, Kapitel 6

[59] Allerdings sind die Begründer der Theorie, die entsprechenden Aufsätze von George Quester(77)

und Robert Jervis(78), im Effekt älter als Waltz Buch von ´79, siehe Brown/Lynn-Jones: Offense,

Defense and War, 2004, Preface und S. 266-75

[60] Van Evera: Causes of War. Power and the Roots of Conflict, 1999, S. 7 und 256

[61] Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 39

[62] Mearsheimer, John, J.: Conventional Deterrence, Cornell University Press, Ithaca 1983, S. 24-27

[63] Van Evera: Causes of War. Power and the Roots of Conflict, 1999, S. 161

[64] Brown/Lynn-Jones: Offense, Defense and War, 2004, S. 305-65

[65] ibid. S. 354

[66] ibid S. 343-49 u. Mearsheimer: Tragedy, 2001, S. 128-35

[67] Brown/Lynn-Jones: Offense, Defense and War, 2004, S. 294

[68] Clausewitz, Carl von: Vom Kriege, 19. Aufl., Dümmler Verlag, Troisdorf 2003, Buch 3, Kapitel 9

und Buch 6 Kapitel 3

[69] Ibid Buch 6, Kapitel 1, Kursiv im Original

[70] Brown/Lynn-Jones: Offense, Defense and War, 2004, S. 381-85

[71] Mearsheimer: Conventional Deterrence, 1983, S. 13-65, besonders S. 29 u. 64

[72] Clausewitz: Vom Kriege, 2003, Buch 1 Kapitel 2

[73] Biddle: Military Power, 2004, Kapitel 1-4

[74] George, Alexander L./Bennett, Andrew(Ed.): Case Studies and Theory Development in Social

Scienes, MIT Press, Cambridge 2005, besonders Kapitel 9 und 10

[75] Van Evera, Stephen: Guide to Methods for Students of Political Science, Cornell University Press,

Ithaca 1997

[76] Für einen Überblick über die zahlreichen Bedeutungen siehe Masala: Kenneth N. Waltz, 2005, S. 54

[77] Mearsheimer, John, J./ Walt, Stephen : The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy, Farrar, Straus and

Giroux, New York 2007, S. 70-75 u. 284-87

[78] Bruno, Greg: Religion and Politics in Iran, Council on Foreign Relations, 19.6.2008, http://www.cfr.org/publication/16599/religion_and_politics_in_iran.html

[79] Pollack, Kenneth: Arabs at War. Military Effectiveness 1948-1991. Nebraska University Press, Lincoln 2002

[80] Mearsheimer: Conventional Deterrence, 1983, S. 35-60, besonders Fußnote 48

[81] Ausführlich dazu: Biddle: Military Power, New York 2004, S. 1-12 u. Kapitel 3, 4 und 7. Biddle bietet außerdem eine überzeugende Definition von Offensive und Defensive Capability auf Seite 6.

Fin de l'extrait de 122 pages

Résumé des informations

Titre
Iranische Bedrohung oder bedrohter Iran?
Sous-titre
Das neue Kräftegleichgewicht in der Region des Nahen Ostens nach dem Irakkrieg
Université
LMU Munich
Note
1,3
Auteur
Année
2009
Pages
122
N° de catalogue
V128219
ISBN (ebook)
9783640341986
ISBN (Livre)
9783640342150
Taille d'un fichier
1184 KB
Langue
allemand
Mots clés
Iranische, Bedrohung, Iran, Kräftegleichgewicht, Region, Nahen, Ostens, Irakkrieg
Citation du texte
Philipp-Henning v. Bruchhausen (Auteur), 2009, Iranische Bedrohung oder bedrohter Iran?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128219

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