Qualitative Interviews und Inhaltsanalysen. Interviewleitfaden zum Konstrukt "Motivationale Grundhaltungen" von Steuerzahlern


Einsendeaufgabe, 2021

34 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Qualitativer Interviewleitfaden zum Konstrukt Motivationale Grundhaltungen von Steuerzahlern
1.1 Das Qualitative Leitfadeninterview
1.2 Operationalisierung des Konstrukts
1.3 Konzeption des Interviewleitfadens
1.4 Durchführung des Interviews

2. Transkription qualitativer Interviews
2.1 Definition
2.2 Typische Transkriptionsregeln

3. Qualitative Inhaltsanalyse
3.1 Definition und Einsatzmöglichkeiten
3.2 Ablauf einer inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse
3.3 Ablauf einer evaluativen qualitativen Inhaltsanalyse
3.4 Unterschiede beider Analysemethoden

Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

beispielsweise

beziehungsweise

das heißt

Gesprächsanalytische T ranskriptionssystem

Herausgeber(in/nen)

Tabelle

zum Beispiel

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Ablaufschema der inhaltlich strukturierten qualitativen Inhaltsanalyse

Abb. 2: Ablaufschema der evaluativen qualitativen Inhaltsanalyse

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Fünf Motivationale Grundhaltungen von Steuerzahlern

Tab. 2: SPSS Methode nach Helfferich (2011)

Tab. 3: Beispiel inhaltlich-semantisches Transkript und GAT-Transkript

Tab. 4: Transkriptionsregeln nach Kuckartz (2016)

Tab. 5: Auswertungsformen der inhaltlich strukturierten Inhaltsanalyse

Tab. 6: Auswertungsformen der evaluativen qualitativen Inhaltsanalyse

1. Qualitativer Interviewleitfaden zum Konstrukt Motivationale Grundhaltungen von Steuerzahlern

1.1 Das Qualitative Leitfadeninterview

Das Interview ist eine zielgerichtete mündliche Befragungsform und dient der In­formationssammlung über das Verhalten und Erleben der befragten Person. Qualitative Interviews sind halb- bzw. nicht-standardisiert und arbeiten mit offe­nen Fragen, so dass sich die Befragten mündlich in eigenen Worten äußern kön­nen. Zudem wird der Gesprächsverlauf weniger von den Interviewenden und ih­ren Fragen vorstrukturiert, sondern stärker von den Befragten mitgestaltet. Auf diese Weise sollen die individuellen Sichtweisen der Befragten nicht nur ober­flächlich, sondern detailliert und vertieft erschlossen werden (Döring & Bortz, 2016, S. 372). Die Daten werden auf verschiedenen Sinn-Ebenen erfasst, sodass Widersprüche und Ambivalenzen im Bewusstsein der Befragten erfasst werden können. Die Aufgabe qualitativer Interviews ist es vor allem, im Vorfeld der For­schung zunächst Hypothesen über einen Forschungsgegenstand zu generieren (Hohl, 2000, S. 143-144). Leitfadeninterviews gehören zu den halbstandardisier­ten qualitativen Interviewformen und werden anhand eines vorab formulierten Leitfadens durchgeführt. Sie sind insofern halbstrukturiert, als dass der Leitfaden grob vorgibt, welche Fragen die Interviewenden den Befragten in welcher Rei­henfolge stellen. Im Unterschied zum vollstrukturierten Interview, bei dem sämt­liche Fragen, deren Reihenfolge sowie die Antwortmöglichkeiten exakt vorgege­ben sind, bestehen beim Leitfadeninterview mehr Freiheitsgrade: Die Intervie­wenden dürfen spontan vom Leitfaden abweichen, um Vertiefungs- und Zusatz­fragen zu stellen, die sich aus dem Gesprächsverlauf ergeben. Auch dürfen sie die Fragen im Wortlaut dem Gegenüber anpassen (Döring & Bortz, 2016, S. 372). Auf diese Weise kann der Interviewer auf spezifische Situationen eingehen und heikle Fragen, die auf Widerstand stoßen, offenlassen und zu einem späteren Zeitpunkt auf diese zurückkommen. Dies bietet den Vorteil, sensibel auf Stim­mungen des Befragten eingehen zu können (Reinhardt, Ornau & Tennert, 2020, S. 13). Das Leitfadeninterview kann als ein Oberbegriff verstanden werden, unter dem verschiedene Interviewtechniken subsumiert werden können, darunter bspw. das Problemzentrierte Interview, das Themenzentrierte Interview, das Fo­kussierte Interview oder das Tiefeninterview (Miosch, 2015, S. 65). Der Ablauf eines Leitfadeninterviews erfolgt in der Regel in zehn Schritten (Döring & Bortz, 2016, S. 365):

1. Inhaltliche Vorbereitung
2. Organisatorische Vorbereitung
3. Gesprächsbeginn
4. Durchführung und Aufzeichnung des Interviews
5. Gesprächsende
6. Verabschiedung
7. Gesprächsnotizen
8. Transkription
9. Analyse der Transkripte
10. Archivierung des Materials

1.2 Operationalisierung des Konstrukts

Für das Konstrukt „Motivationale Grundhaltungen von Steuerzahlern“ soll ein In­terviewleitfaden erstellt werden. Um aus diesem Konstrukt Fragen bzw. Items erstellen zu können, muss es operationalisiert werden. Dafür ist es notwendig, den Begriff zunächst zu definieren und einzugrenzen. Als Grundlage wird dafür das Modell der Fünf Motivationalen Grundhaltungen von Steuerzahlern nach Braithwaite (2003) herangezogen. Die einzelnen Definitionen der Dimensionen, sowie beispielhafte Indikatoren sind in Tab. 1 abgebildet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Fünf Motivationale Grundhaltungen von Steuerzahlern

(Quelle: Braithwaite, 2003, S. 15-39; Mühlbacher, 2018, S. 7-22)

Auf Grundlage der Operationalisierung des Konstrukts kann nun die Zielgruppe, also die Auswahl der Befragungspersonen und die Wahl der Interviewtechnik be­stimmt werden. Die Stichprobe soll aus Steuerzahlern verschiedenen Alters, Be­rufsgruppen und Bildungsniveaus in Deutschland bestehen. Wichtig ist, dass ausschließlich auskunftswillige Personen rekrutiert werden. Da Motivationale Grundhaltungen vom Individuum oft nur geringfügig verbal benannt und erkannt werden kann soll das Interview als Tiefeninterview konzipiert werden. Tiefenin­terviews zielen stärker auf die Ermittlung latenter, d.h. unbewusster und nicht di­rekt beobachtbarer Sinnstrukturen ab, als andere Formen des qualitativen Inter­views (Hohl, 2000, S. 144). Verborgene und schwer erfassbare Gedanken- und Argumentationsketten, mit denen die befragte Person ihre Entscheidungen begründet, können damit erfasst werden (Gerth, 2015). Dabei wird mit verschie­denen Befragungstechniken gearbeitet, um die befragte Person zum Erzählen anzuregen und Emotionales für die Analyse zugänglich zu machen (Mey & Mruck 2020, S. 317).

1.3 Konzeption des Interviewleitfadens

Bei qualitativen Interviews ist das zentrale Element der Interviewleitfaden. Dieser liegt dem Interviewer als Liste offener Fragen vor und fugiert als roter Faden der Erhebung. Er gibt eine thematische Rahmung und Fokussierung für das Interview vor und enthält eine Auflistung aller relevanten Themenkomplexe, die im Inter­view angesprochen werden müssen. Somit erfüllt er eine Steuerungs- und Struk­turfunktion. Durch ihn kann eine bessere Vergleichbarkeit der Daten und eine Strukturierung des gesamten Kommunikationsprozesses gewährleistet werden (Miosch, 2015, S. 65-66). Zudem wird verhindert, dass einzelne Themenbereiche bei der Durchführung des Interviews nicht angesprochen werden. Üblicherweise umfasst ein Interviewleitfaden 1-2 Seiten mit 8-15 ausformulierten Fragen (Glä­ser & Laudel, 2010). Zur Erstellung des Leitfadens schlägt Helfferich (2011) die SPSS-Methode vor. Die vier Buchstaben stehen für die jeweiligen Arbeitsschritte „Sammeln“, „Prüfen“, „Sortieren“ und „Subsumieren“. Tab. 2 zeigt den Erstellpro­zess und bildet die jeweiligen Arbeitsschritte ab.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: SPSS Methode nach Helfferich (2011)

(Quelle: Kruse, 2015; Helfferich, 2011)

Der Leitfaden sollte den drei Grundprinzipen Offenheit, Prozesshaftigkeit und Kommunikation folgen (Miosch, 2015, S. 67): Das Prinzip der Offenheit besagt, dass keine vorab festgelegten Hypothesen geprüft werden sollten, sondern das Ziel darin liegt, subjektive Erlebnisse, Handlungen und Einstellungen und deren Bedeutung für das Individuum zu analysieren. Das Prinzip der Prozesshaftigkeit besagt, dass Bedeutungen nicht statistisch aufzufassen sind, sondern prozess­haft verstanden werden sollten, weil diese erst in sozialen Interaktionen ausge­handelt werden. Im Interview muss daher versucht werden, dieses Prozesshafte aufzudecken und zu klären. Das Prinzip der Kommunikation zielt darauf ab, dass Informationen aus qualitativen Interviews mittels Kommunikation gewonnen wer­den. Bei der Formulierung der Fragen sollten daher folgende Kriterien erfüllt sein (Miosch, 2015, S. 67; Renner & Jacob, 2020, S. 47):

- Verständlichkeit: Fragen sollten so formuliert werden, dass sie vom Be­fragten richtig verstanden werden, nur so sind valide Antworten möglich.
- Einfachheit und Kürze: Fragen sollten einfach, kurz und unkompliziert for­muliert sein. Fremdwörter und Fachtermini sollten möglichst vermieden werden.
- Sprachniveau: Der Interviewer sollte sich möglichst an das Sprachniveau des Befragten anpassen.
- Eindeutigkeit: Fragen sollten sich auf einen einzigen Aspekt beziehen. Fragen, in denen mehrere Aspekte gleichzeitig angesprochen werden, können zur Verwirrung führen.
- Neutralität: Suggessivfragen sollten vermieden werden, um keine be­stimmte Antwortrichtung vorzugeben und eine Beeinflussung der Antwor­ten zu vermeiden.
- Nähe zu alltäglichen Sprachregeln: Bei der Durchführung des Interviews sollte sich möglichst an den Verlauf eines Alltagsgesprächs angenähert werden. Dies bedingt eine offene und flexible Handhabung des Leitfadens und das Vermeiden, den Leitfaden lediglich starr abzuarbeiten.

1.4 Durchführung des Interviews

Das Interview läuft in vier Phasen ab. Diese orientieren sich an der Struktur des Leitfadens (Miosch, 2015, S. 68-69):

1. Informationsphase: Der Befragte wird über das Thema und die Zielset­zung des Interviews sowie über die vertrauliche Behandlung der Daten informiert. Es wird vorab auch die Einverständniserklärung unterzeichnet, ohne die kein Interview durchgeführt werden sollte.
2. Aufwärm- und Einstiegsphase: Ziel dieser Phase ist es, dem Befragten den Einstieg in die Interviewsituation und in das Forschungsthema zu er­leichtern. Hier werden möglichst breite und offene Fragen gestellt, sodass der Befragte in den Redefluss kommt und die anfängliche Scheu vor der ungewohnten Kommunikationssituation des Interviews überwindet. Es ist von Anfang an für eine angenehme, offene und vertrauensvolle Gespräch­satmosphäre zu sorgen.
3. Hauptphase: Hier werden die relevanten Themen im kommunikativen Austausch mit dem Interviewten erörtert. Der Interviewleitfaden gibt die Struktur des Interviews vor. Die Fragen können sich entweder deduktiv, d.h. aus dem Vorwissen heraus entwickeln, aber auch induktiv sein, so­dass sie aus neuen Informationen aus dem Interview abgeleitet werden.
4. Ausklang- und Abschlussphase: Das Interview wird beendet. Hier wird ein­mal innegehalten und reflektiert. Bislang unerwähnte, aber für die The­menstellung relevante Informationen werden erfragt. Der Abschluss hat die Funktion, den Befragten wieder aus der Befragungssituation heraus­zuführen und somit das Ende der Interviewdurchführung anzuzeigen.

Vom Interviewer sind aktives Zuhören, soziale Kompetenzen sowie Kommunika­tionskompetenzen gefragt. Die Hauptaufgabe des Interviewers ist die Steuerung des Gesprächsablaufs, d.h. eigene Reaktionen und auch das nonverbale Verhal­ten der Befragten sollten aufmerksam verfolgt werden. Zudem ist der Interviewer gefordert, aus dem Gespräch heraus weiterführende und vertiefende Fragen zu formulieren und dafür zu sorgen, dass die befragte Person beim Thema bleibt (Döring & Bortz, 2016, S. 366). Interviewer sollten zudem Interesse am Men­schen und an der untersuchten Fragestellung haben, psychisch belastbar und anpassungsfähig sein, die Fähigkeit zur Kontrolle des eigenen verbalen und non­verbalen Verhaltens besitzen, eine Selbstkritische Haltung haben und reflexions- fähig sein. Um Störeffekte zu vermeiden, empfiehlt sich zudem im Vorfeld ein Interviewtraining zu absolvieren. Störeffekte sind Einflüsse, die mit der Person des Interviewers oder deren Interaktion Zusammenhängen, die zu unterschiedli­chen Antworten der Befragten führen und die validen Antworten beeinträchtigen bzw. überlagern. Im Interviewtraining lernen Interviewer nicht nur mögliche Stö­reffekte kennen, sondern auch den Interviewleitfaden sowie grundlegende Prin­zipien der Gesprächsführung und des Beziehungsaufbaus (Renner & Jacob, 2020, S. 77-80).

[...]

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Qualitative Interviews und Inhaltsanalysen. Interviewleitfaden zum Konstrukt "Motivationale Grundhaltungen" von Steuerzahlern
Hochschule
SRH Fernhochschule  (Psychologie)
Veranstaltung
Wissenschaftliches Arbeiten Vertiefung I
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
34
Katalognummer
V1282467
ISBN (Buch)
9783346750143
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wissenschaftliches Arbeiten, Vertiefung I, Einsendeaufgabe, Qualitativer Interviewleitfaden zum Konstrukt Motivationale Grundhaltungen von Steuerzahlern, Qualitativer Interviewleitfaden, Operationalisierung, Konzeption, Durchführung, Transkription qualitativer Interviews, Typische Transkriptionsregeln, Qualitative Inhaltsanalyse, Ablauf, inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse, evaluativen qualitativen Inhaltsanalyse, Unterschiede
Arbeit zitieren
Vivien Albers (Autor:in), 2021, Qualitative Interviews und Inhaltsanalysen. Interviewleitfaden zum Konstrukt "Motivationale Grundhaltungen" von Steuerzahlern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1282467

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