Ressourcenorientierung als beruflicher Wertestandard in der Sozialen Arbeit. Wie führt die Suche nach Ressourcen dazu, den Klienten zu helfen?


Hausarbeit, 2022

21 Seiten


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Gefahr der Defizitorientierung

3. Was ist eine Ressource

4. Die taxonomische Aufteilung von Ressourcen

5. Die Hierarchisierung von Ressourcen

6. Ressourcendiagnostik in der Sozialen Arbeit

7. Basiskompetenzen der Professionellen

8. Ressourceninstrumente

9. Ressourcen im Umfeld: Die VIP-Karte

10. Die Notwendigkeit der Ressourcenerhaltung

11. Die Ressourcenaustauschtheorie

12. Die Kapitalarten nach Pierre Bourdieu

13. Kritik an der Ressourcenorientierung

14. Fazit

15. Literaturverzeichnis

1. Einleitung:

Die Ressourcenorientierung hat seit den 1980-er Jahren die Defizitorientierung als Wer­testandard in der Sozialen Arbeit abgelöst (vgl. De Shazer 1989: 3). Ein ressourcenorien­tiertes Arbeiten ist die sozialstaatliche Reaktion darauf, dass es Personen häufig nicht gelingt, Ressourcen selbständig zu nutzen. Vorhandene Eigenschaften, Merkmale, Ob­jekte und andere Potenziale werden häufig nicht als Ressource eigesetzt, was dazu führt, dass die Klient*innen Probleme damit haben, individuelle- sowie gesellschaftliche An­forderungen bewältigen zu können (vgl. Schubert/Knecht 2015: 3). Die Professionellen haben daher das Ziel, den Klient*innen die vorhandenen Potenziale als Ressource zu­gänglich zu machen (vgl. ebd.). Ein ressourcenorientiertes Arbeiten ist eines der wich­tigsten Merkmale der Sozialen Arbeit und gilt als ein nicht hinterfragter beruflicher Wer­testandard, dessen Einhaltung Priorität hat (vgl. Röh 2012: 190). Die Ressourcenorien­tierung ist ein Konzept welches eine komplexe, professionelle Perspektiveinnahme und ein methodisch strukturiertes Vorgehen benötigt (vgl. Möbius 2010: 14).

Die folgende Hausarbeit ist eine theoretische Auseinandersetzung mit den relevanten Aspekten der ressourcenorientierten Arbeit. Es wird aufgezeigt, inwieweit der theoreti­sche Ansatz der Ressourcenorientierung in der Sozialen Arbeit umgesetzt wird und wel­che Methoden dabei zum Einsatz kommen. Es werden hierbei nicht nur die Grundzüge der Ressourcenarbeit erläutert, sondern vorhandene Methoden und Techniken explizit erklärt. Durch die explizite Beschreibung soll deutlich werden, weshalb die Ressour­cenorientierung eine Notwendigkeit im Hilfeprozess darstellt. Innerhalb der Hausarbeit wird dennoch kritisch hinterfragt, zu welchen potenziellen Problemen eine Ressour­cenorientierung führen kann.

2. Die Gefahr der Defizitorientierung

Die Defizitorientierung in der Sozialen Arbeit resultierte aus der damaligen Annahme, dass zwischen der Problembenennung und -lösung zwangsläufig eine Verbindung be­steht. Problematisch an der Annahme ist, dass die Benennung von Defiziten durchaus dazu führt, dass diese bestehen bleiben. „Sie werden einfach dadurch zusammengehal­ten, dass man sie als „Probleme“ beschreibt“ (De Shazer 1989: 27). Eine Defizitorientie­rung führt dazu, dass die Professionellen unabsichtlich die generalisierte Erwartung entwickeln, dass mit den Klient*innen „etwas nicht stimmt" und deshalb probieren De­fizite zu ermitteln (vgl. Herriger 2014: 71). Dadurch entsteht die Gefahr, dass die Profes­sionellen Defizite wahrnehmen, die objektiv gar nicht vorhanden sind. Der Dialog zwi­schen Klient*innen und Professionellen führt in solch einer Situation nicht zu einer Prob­lemlösung, sondern zu einer Zunahme an Defiziten. Heutzutage wird die Defizitorientie­rung in der Sozialen Arbeit aufgrund ihrer potenziell negativen Auswirkung kritisch be­trachtet.

3. Was ist eine Ressource?

Der Begriff Ressource stammt aus dem lateinischen und bezeichnet ursprünglich die Wiederherstellung eines ehemaligen Zustandes (vgl. Schubert/Knecht 2015: 1). Mit dem Beginn der Industrialisierung fand der Begriff vor allem in der Sphäre der Wirtschaft Ver­wendung (vgl. Bünder 2002: 12). Der Ressourcenbegriff hat seinen Ursprung somit nicht in der Sozialen Arbeit und wird in vielen verschiedenen Gebieten eingesetzt (vgl. Buttner 2018a: 77). Ab Mitte der 1970-er Jahre wurde in amerikanischen Publikationen immer häufiger eine ressourcenorientierte „Therapeutisierung" der Sozialen Arbeit gefordert (vgl. Bünder 2002: 9). In den 1980-er Jahren kam die Forderung ressourcenorientiert zu agieren auch in der deutschen Fachliteratur häufiger vor (vgl. ebd.: 9). Der Diskurs wurde immer relevanter, da der Wohlfahrtsstaat ab Ende der 1980-er Jahre die gewährleiste­ten Unterstützungsmaßnahmen nicht mehr finanzieren konnte. Materielle Unterstüt­zungsmaßnahmen konnten nicht mehr im bisherigen Ausmaß bereitgestellt werden, weshalb anderweitige Unterstützungsmaßnahmen notwendig waren (vgl. ebd.).

Materielle Unterstützungsmaßnahmen sind aufgrund ihrer Kosten nicht mehr der pri­märe Lösungsweg, um das individuelle Wohlbefinden zu verbessern, vielmehr besteht heutzutage das Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu gewährleisten. Die Klient*innen sollen durch eine Beratung und Therapie vorhandene Ressourcen entdecken und ihr Leben selbstän­dig zum Positiven wenden (vgl. ebd.: 20). Als Individuum besteht heutzutage die „Pflicht", Lebenskrisen selbstständig zu bewältigen, da eine Abfederung durch finanzi­elle Unterstützungen nur noch bedingt stattfindet. Der Wohlfahrtsstaat existiert zwar weiterhin, jedoch gewährleistet er materielle Unterstützungsmaßnahmen nicht mehr in dem Umfang wie damals. Zudem haben sich auch ehemals feste, normative Lebensleitplanken verändert (z.B. soziale Milieus, religiöse Glaubensmuster), was dazu führt, dass weitere Absicherungen bei der Bewältigung von individuellen Problemen ver­loren gingen (vgl. Herriger 2014: 110).

Der Begriff Ressource wird in der Sozialen Arbeit häufig als „schwammig“ kritisiert (vgl. ebd.: S94). Die Ungenauigkeit des Ressourcenbegriffs entsteht nicht nur daraus, dass seine Wertung immer dem Gebiet unterliegt, in dem er eingesetzt wird (z.B. Wirtschafts­wissenschaften, Naturwissenschaften, Human- und Sozialwissenschaften), sondern auch dadurch, dass sich der Begriff Ressource in der Sozialen Arbeit auf alle möglichen Hilfsmittel bezieht (vgl. Buttner 2018a: 76). Problematisch wird die Ungenauigkeit des Ressourcenbegriffs dann, wenn dies dazu führt, dass ein fachlicher Diskurs über die res­sourcenorientierte Arbeit nicht mehr gewinnbringend möglich ist. Der kommunikative Austausch darüber, was der/die Gesprächspartner*in unter einer Ressource versteht, ist daher die grundlegende Vorrausetzung, um einen produktiven Austausch zu ermög­lichen. Trotz der verschiedenen Auffassungen darüber, ab wann von einer Ressource gesprochen werden kann, ist die Notwendigkeit von einem ressourcenorientierten Ar­beiten unstrittig. „Wer Menschen darin unterstützen will, ihre Stärken und die Unter­stützungspotenziale aus ihrer Umwelt wahrzunehmen und zu nutzen, der muss einen Weg finden, wie diese aufgespürt und benannt werden können. Das ist der Kern der Ressourcenperspektive in der Sozialen Arbeit und Ziel jeder Ressourcendiagnostik“ (ebd.: 76f.).

4. Die taxonomische Aufteilung von Ressourcen

Damit Ressourcen besser geordnet werden können, findet eine Aufteilung nach einem Person-Umwelt Schema statt. Ressourcen werden in Personen- und Umweltressourcen unterteilt (vgl. Herriger 2014: 95). Eine strikte Trennung der Ressourcen wird dennoch nicht empfohlen. Eine Ressourcennutzung impliziert immer ein Handeln, was mit einem Kommunikationsprozess zwischen Person und Umwelt einhergeht, weshalb eine strikte Trennung nicht möglich ist (vgl. Buttner 2018a: 80).

Personenressourcen werden in Physische Ressourcen (z.B. Gesundheit, Leistungsfähig­keit); Psychische Ressourcen (z.B. Zukunftsoptimismus, Begabungen); Kulturelle/Sym- bolische Ressourcen (z.B. Berufsfachliche- und Bildungsqualifikationen) und Relationale Ressourcen (z.B. Empathie, Beziehungsfähigkeit) unterteilt (vgl. Herriger 2014: 96ff.). Ressourcen die Umweltbedingt zur Verfügung stehen, werden unterteilt in soziale Res­sourcen (z.B. Liebe, soziales Netzwerk), Ökonomische Ressourcen (z.B. Arbeit, Einkom­men), Ökologische Ressourcen (z.B. Wohnqualität) sowie Professionelle (Dienstleis- tungs-)Ressourcen (z.B. Rechtstaatlichkeit, Demokratische Verfassung) (vgl. ebd.).

5. Die Hierarchisierung von Ressourcen

Eine Hierarchisierung von Ressourcen ist ebenso wie die taxonomische Aufteilung ge­winnbringend. Die Hierarchisierung ist notwendig, um zu erkennen, wie gefährlich die Problemlage der Klient*innen ist. Hierarchisiert werden die Ressourcen nach primären­, sekundären-, und tertiären Ressourcen (vgl. Hobfoll et al. 2016: 66). Die größte Gefahr besteht, wenn primäre Ressourcen wie Nahrung, Unterkunft, Sicherheit oder Kleidung nicht zur Verfügung stehen (vgl. ebd.). Sekundäre Ressourcen sind nicht direkt überle­benswichtig aber dennoch notwendig, um das Überleben bestmöglich abzusichern (z.B. Liebe) (vgl. ebd.). Tertiäre Ressourcen sind kulturell oder sozial konstruiert (z.B. Geld, sozialer Status) und erforderlich, um primäre und sekundäre Ressourcen dauerhaft er­langen zu können (vgl. ebd.). Ressourcen und ihre Notwendigkeit für das individuelle (über-)leben stehen nie für sich alleine, sondern befinden sich immer in einer Verbin­dung mit anderen Ressourcen.

6. Ressourcendiagnostik in der Sozialen Arbeit

Das Ziel der Ressourcendiagnostik ist es, potenzielle Ressourcen zu finden, damit diese zum Lösen der bestehenden Problemsituation genutzt werden können. Es ist daher nicht das Ziel, alle Hilfsmittel der Klient*innen zu erfassen, sondern nur die, die gewinnbrin­gend eingesetzt werden können. Damit zwischen relevanten und unrelevanten Hilfsmit­teln unterschieden werden kann, muss eine Konkretisierung der Problemlage stattfin­den (vgl. Buttner 2018b: 143). Die Problemkonkretisierung kann im Hilfeprozess eine Herausfordernde Aufgabe für die Professionellen sein. Häufig überstreckt sich das vor­handene Problem der Klient*innen über mehrere Lebensbereiche. Damit die Professio­nellen herausfinden wo der „Ursprung“ des Problems liegt, müssen ausreichend Infor­mationen zu der vergangenen sowie gegenwärtigen Ressourcen- und Lebenssituation der Klient*innen vorliegen.

Bei der Wahrnehmung von potenziellen Ressourcen ergibt sich zwischen den Professio­nellen und den Klient*innen häufig eine große Diskrepanz (vgl. Willutzki 2003: 96f.). „Die Einschätzung von Person- und Umweltpotenzialen hinsichtlich ihrer Zweckdienlichkeit als Ressourcen ist stark von individuellen Faktoren abhängig: je nach Einschätzung der Potenziale, der aktuellen Stimmung, dem Wertesystem, der Sinnzuschreibung und den aktuellen oder längerfristigen Zielen wird eine Person in unterschiedlicher Weise in der Lage sein, Ressourcen wahrzunehmen und aufzugreifen" (Knecht/Schubert 2015: 4). Die ressourcenorientierte Arbeit will die vorhandene Wahrnehmungsdiskrepanz auflösen und den Klient*innen bewusst machen, wie viele ungenutzte Ressourcen ihnen zur Ver­fügung stehen (vgl. Willutzki 2003: 96f.).

Das gemeinsame Suchen und Erkennen von Potenzialen hat den automatischen Effekt, dass die Klient*innen sich in ihrer Selbstwirksamkeit bestärkt fühlen und die entdeckten Potenziale womöglich als Ressourcen nutzen (vgl. Buttner 2018b: 149). Dabei führt eine Benennung der Potenziale partiell schon dazu, dass die Klient*innen auf diese zurück­greifen. Ein schneller Erfolg der Ressourcenarbeit entspricht allerdings nicht der Norm, gewöhnlich reicht die Benennung der Potenziale nicht aus, um ein Problem lösen zu können (vgl. Schubert/Knecht 2015: 6). Eine positive Veränderung der Lebenslage ent­steht meistens erst dann, wenn längerfristig an der Ressourcennutzung gearbeitet wird und eine konditionelle Verfestigung der Nutzung stattfindet (vgl. ebd.). Damit die Kli- ent*innen das Gefühl der Selbstwirksamkeit zurückerlangen, ist es sinnvoll, den Kli- ent*innen deutlich zu machen, dass sie die Fähigkeit der Ressourcennutzung gegenwär­tig schon besitzen, was sie mit der Inanspruchnahme der professionellen Hilfe bewiesen haben. Die Klient*innen erleben dadurch direkt zu Beginn des Hilfeprozess ein Erfolgs­erlebnis, was dazu führt, die Motivation zur Teilnahme am Hilfeprozess aufrechtzuerhal­ten.

In der Ressourcenorientierten Arbeit kommt es häufig vor, dass die Klient*innen Res­sourcen nennen, bei denen die Professionellen der Ansicht sind, dass diese ein Teil des Problems sind (vgl. Willutzki et al. 2005: 42). Die Professionellen orientieren sich an der subjektiven Sicht der Klient*innen und achten dennoch darauf, ob die subjektiv wahr­genommenen Potenziale auch wirklich als Ressource genutzt werden können. Die Pro­fessionellen konzentrieren sich nicht nur auf die selbsternannten Sachverhalte welche womöglich einen „positiven Wert“ haben, sondern auch auf Potenziale, die vom sozialen Umfeld und der Person selbst nicht erkannt wurden. Bei Personen mit einem geringen Selbstwertgefühlt ist es häufig der Fall, dass vorhandene Potenziale gar nicht erkannt werden und im Hilfeprozess keine Benennung finden. Daher ist es wichtig, dass die Pro­fessionellen nicht nur die Fähigkeit besitzen, benannte Potenziale aktivieren zu können, sondern auch unbenannte Potenziale zu erkennen. Das Ziel ist es dann, diese Potenziale den Klient*innen sichtbar zu machen (vgl. Buttner 2018a: 78).

7. Basiskompetenzen der Professionellen

Für eine erfolgreiche ressourcenorientierte Arbeit ist es notwendig, dass die Professio­nellen bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen. Die Professionellen müssen es schaf­fen, eine Vertrauensbasis gegenüber den Klient*innen aufzubauen, dafür benötigen sie Geduld, denn ressourcenorientiertes Arbeiten ist ein langfristiger Prozess (vgl. Gudjons et al. 1994: S.61). Damit die Klient*innen Vertrauen aufbauen, ist es wichtig, dass die Professionellen einfühlsam und behutsam agieren sowie die Fähigkeit besitzen, auf­merksam zuhören zu können (vgl. Gudjons et al. 1994: 61).

Um die Wahrscheinlichkeit einer Ressourcenaktivierung zu erhöhen, müssen die Profes­sionellen überzeugend auftreten, Wertschätzungen äußern und den festen Glauben an das Veränderungspotenzial jedes Individuums haben (vgl. McLeod 2004: 443). Eine wei­tere Notwendigkeit besteht darin, in der Gesprächsführung den subjektiven Standort, der durch die eigenen Normen und Werte geprägt ist, ausgrenzen zu können. Nur so ist es möglich, dass die Professionellen die subjektiven Erlebnisinhalte der Klient*innen in (möglichst) konkreter und differenzierter Form widerspiegeln können (vgl. Bosshard et al. 2007: 97).

8. Ressourceninstrumente

Innerhalb der Sozialen Arbeit gibt es verschiedene Instrumente der Ressourcendiagnos­tik, wie das einfache, offene Verfahren; das offene, halbstrukturierte Verfahren; die Ei­genschafts- bzw. kompetenzorientierten Fragebögen und das bereichspezifische, halb­geschlossene Erhebungsverfahren (vgl. Buttner 2018c: 310). Die Ressourcenkarte ist die häufigste Methode für ein einfaches, offenes Verfahren. Die Ressourcenkarte besteht aus vier verschiedenen Feldern. Die vier Felder stehen für die vorhandenen persönlichen-, familiären-, materiellen-, und sozialräumlichen Ressourcen (vgl. Lüttrin- ghaus/Streich 2011: 402). Eine Problemzentrierung findet kaum statt, vielmehr geht es darum, die Ressourcen zu erheben, die der/die Klient*in glaubt zuhaben (vgl. ebd.). Die Ressourcenkarte beinhaltet nur die relevantesten Ressourceninformationen, um die ak­tuelle Situation der Klient*innen so konkret wie möglich wiedergeben zu können (vgl. ebd.). Durch die Konkretisierung der Situation kann die Ressourcenkarte problemlos bei einer Fallübergabe weitergegeben werden, ohne das Unklarheiten entstehen.

Die gängigste Methode des offenen, halbstrukturierten Verfahrens ist das Ressourcen­interview. Das Ressourceninterview hat das Ziel, dass die Klient*innen sich reflektiert mit ihrer aktuellen Lebenssituation auseinandersetzen (vgl. Herriger 2014: 100f.). An­ders als bei der Ressourcenkarte werden auch die aktuellen Probleme/Herausforderun- gen thematisiert, wobei die Suche nach Ressourcen weiterhin das Hauptziel bleibt (vgl. Schiepek/Cremers 2003: 154). Durch das Interview erfahren die Professionellen mehr über die biographische Geschichte der Klient*innen und erkennen bestenfalls, welche personalen und Sozialen Ressourcen potenziell zur Verfügung stehen (vgl. Herriger 2014: 100).

Das Ressourceninterview agiert ohne Checkliste, da diese aufgrund der Ressourcenviel­falt nicht gewinnbringend wäre (vgl. Schiepek/Cremers 2003: 154). Die im Interview be­nannten Ressourcen werden in einen tabellarischen Einschätzungsbogen eingetragen und von den Klient*innen danach bewertet, wie ausgeprägt sie zur Verfügung stehen und welchen Nutzen sie haben (vgl. Buttner 2018c: 311). Die Professionellen haben so­mit einen geordneten Überblick über die Ressourceneinschätzung der Klient*innen. Durch das Ressourceninterview entwickeln die Klient*innen einen kognitiv- emotiona­len Zugang zu ihren persönlichen Ressourcen, weshalb bestenfalls eine positive Verän­derung der intrapsychischen Ressourcenrepräsentanz stattfindet (vgl. Schiepek/Cremers 2003: 179). Sinnvoll ist das Ressourceninterview allerdings nur, wenn die Klient*innen eine differenzierte Selbstwahrnehmung besitzen und ihnen eine aus­reichende Verbalisierungsfähigkeit zu Verfügung steht (vgl. Buttner 2018c: 311). Kli- ent*innen die sich in einer entmutigenden Abwärtsspirale befinden, verfügen häufig nicht über ein differenziertes Wahrnehmungs- und Reflexionsvermögen, weshalb bei ihnen das Ressourceninterview eher ungeeignet ist (vgl. Herriger 2014: 101).

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Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Ressourcenorientierung als beruflicher Wertestandard in der Sozialen Arbeit. Wie führt die Suche nach Ressourcen dazu, den Klienten zu helfen?
Autor
Jahr
2022
Seiten
21
Katalognummer
V1285386
ISBN (Buch)
9783346821973
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ressourcenorientierung, wertestandard, sozialen, arbeit, suche, ressourcen, klienten
Arbeit zitieren
Jimmy Böttcher (Autor:in), 2022, Ressourcenorientierung als beruflicher Wertestandard in der Sozialen Arbeit. Wie führt die Suche nach Ressourcen dazu, den Klienten zu helfen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1285386

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