Verständigung im Konflikt

Die Integration des Schattens


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Verständigung im Konflikt
1. Konflikt: einDefìnitionsversuch
2. Das Konzept Konflikt und Schatten
a) Theoretische Voraussetzungen
b) Zusammenhang der Begriffe
3. Eine Lösungsmöglichkeit-Die „Spiegelgesetz-Methode“
1. Vorgehensweise
2. Kritik
4. Konflikt und Schatten: Kritisch betrachtet
a) WertundGefahr
b) Reflexion
5. Die Gesprächsvariablen nach Carl Rogers

III. Schluss

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Gibt man in eine Intemet-Suchmaschine[1] das Wort „Konflikt“ ein, liefert das Programm 959.000 Seiten auf Deutsch, die dieses Stichwort enthalten. Im Vergleich dazu rangieren die Ergebnisse zu Stichwörtern wie „Liebeskummer“, „Konrad Adenauer“ oder „2. Weltkrieg“, dahinter. Ein Resultat, das nicht weiter überraschen sollte, denn Konflikte spielen in unserem Leben eine zentrale Rolle. Schon die Kleinsten bekommen das tagtäglich vor Augen geführt - etwa, wenn sie gespannt die Abenteuer von „Tom und Jerry [2] vor dem Bildschirm verfolgen oder vielleicht sogar Auseinandersetzungen in der Familie hautnah miterleben.

Längst machen sich Fernsehsender die Publikumswirksamkeit von Zwistigkeiten des gemeinen Volkes zunutze und lassen Salesch[3] & Co eifrig den Hammer schwingen - oder bieten dem TV-Voyeur mit geduldig zuhörenden Therapeuten wie Angelika Kallwass[4] vermeintliche Patentlösungen in ausweglos scheinenden Situationen. Ob vor dem Fernsehapparat, im Büro, vor Gericht oder im Familienlebenjeder von uns kennt Situationen, in denen, wie es der Volksmund ausdrückt, „die Fetzen fliegen“ und keiner am anderen ein „gutes Haar“ lassen will.

Doch weniger bekannt sind den meisten „Streithähnen“ Strategien oder einfach das nötige Hintergrundwissen, mit denen eine Verständigung in der verfahrenen Lage möglich wird.

Wie eben diese Verständigung möglich werden kann, soll im Verlauf dieser Seminararbeit gezeigt werden. Dazu wird eine - im Alltag eher ungewöhnliche - Betrachtungsweise des Themas Konflikt, die ihm zugrundeliegenden Ursachen und schließlich ein möglicher Lösungsweg dargestellt. Für die in dieser Arbeit verdichteten Gedanken gibt es in der Literatur keine verbindliche Bezeichnung. Der dargestellte Gedankengang wird in der vorliegenden Arbeit Konflikt und Schatten genannt.

Es sei vorab angemerkt, dass aus der Sicht des hier dargestellten Verständnisses von Konflikten keine kurzfristig wirksamen Lösungsstrategien angeboten werden können, die sich zum Einsatz in akuten Konfliktsituationen eignen.

Vielmehr stellt der im Anschluss entwickelte Gedankengang eine mögliche Chance zum tieferen Verständnis von Konfliktsituationen dar. Diesem Verständnis geht damit auch eine bestimmte Betrachtungsweise der Auslöse-Faktoren voran. Es sei betont, dass diese Darstellung von einer bestimmten Betrachtungsweise ausgeht, die an sich eine Erklärung mit all ihren Konsequenzen und Chancen für alltägliche Konflikte bieten kann und soll,jedoch keinen Anspruch auf Absolutheit stellt.

II. Verständigung im Konflikt

1. Konflikt: Ein Definitionsversuch

Schlägt man im Brockhaus den Begriff „Konflikt“ nach, findet man denselben zunächst als „ Widerstreit“ aus dem Lateinischen übersetzt.

Einerseits ist per Definition die Rede von einem inneren „Widerstreit von Bewusstseinsinhalten oder Handlungstendenzen“, den man bei anderen Autoren unter dem Begriff „Innerer Konflikt“ subsumiert findet.

Die zweite Kategorie, zum Anderen, in die der Widerstreit unterschieden wird, ist die des Sozialen Konfliktes. Er konstelliert sich per Definition zwischen Individuen, Gruppen oder größeren sozialen Einheiten und ist durch „ Unvereinbarkeit der Ziele, Unteilbarkeit eines von den Konfliktparteien angestrebten Ziels und/oder Unvereinbarkeit der Mittel gekennzeichnet“, (Der Brockhaus, Online-Auflage).

Die Differenzierung zwischen Innerem und Sozialem Konflikt ist nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig, um den Konflikt aus der Perspektive des ersten Ansatzes (vgl. 2. Konflikt und Schatten), der unmittelbar folgend vorgestellt werden soll, nachvollziehbar darstellen zu können.

2. Das Konzept Konflikt und Schatten

a) Theoretische Voraussetzung

Bevor der Zusammenhang von Konflikt und Schatten hergestellt werden kann, ist neben der vorangegangenen Differenzierung des Konfliktbegriffes, das Verständnis der Begriffe Polarität und Einheit, Schatten, und Projektion, unabdingbare Voraussetzung für alle weiteren Gedankengänge. Sie werden im Folgenden erläutert.

Projektion

In der Psychoanalyse versteht man unter dem Begriff der Projektion einen Abwehrmechanismus, bei dem eigene Konflikte oder Wünsche nach Außen verschoben - projiziert - werden. Dort werden sie häufig bekämpft, indem die eigenen Vorstellungen verlagert werden, meist auf einen anderen Menschen. An ihm werden diese Regungen (tatsächlich oder vermeintlich) wahrgenommen und kritisiert, während sie im eigenen Erleben nicht ertragen werden können (vgl. Dilling, Horst; Reimer, Christian 1990, S. 149).

Polarität & Einheit

Rüdiger Dahlke und Thorwald Dethlefsen gehen davon aus, dass es das Ego dem Menschen unmöglich macht, in irgendeiner Form Einheit oder Ganzheit wahrzunehmen. „Das Bewußtsein zerspaltet und zerlegt alles in Gegensatzpaare, die wir, wenn sie uns herausfordern, als Konflikt erleben“ , (Dethlefsen, T.; Dahlke, R. 1990; S. 28). So impliziert jedes Ja zum einen, gleichzeitig ein Nein zum anderen. Hinter der Polarität, wie wir als Menschen vorfinden, steht Einheit. Vergleichbar ist die Polarität mit einer Türe. Auf der einen Seite steht „Eingang“, auf der Gegenseite „Ausgang“ - je nachdem, von welcher Seite wir uns ihr nähern, sehen wir einen Aspekt der Türe - zwei Aspekte - aber eine Türe. Dahlke und Dethlefsen betonen, dass der Mensch unfähig sei, sich eine Einheit vorzustellen.

Dies kann anhand eines so genannten „Kippbildes“ nachempfunden werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zwei Elemente sind dem obigen Bild innewohnend. Interpretiert man die weiße Fläche als Hintergrund, wird die blaue Fläche zum Vordergrund und man kann einen Kelch sehen. Wählt man hingegen die blaue Fläche als Hintergrund kann man zwei sich gegenüberliegende Gesichter erkennen. Kelch und Gesichter sind gleichzeitig im Bild vereint vorhanden, aber der Betrachter kann beide Aspekte des Bildes bestenfalls nacheinander wahrnehmen - es ist sehr schwierig, beide Aspekte gleichzeitig wahrzunehmen. Der blaue Pol ist abhängig vom weißen - und umgekehrt. Nimmt man dem Bild einen der beiden Pole weg, so verschwindet das gesamte Bild mit beiden Aspekten. Hinter jeder Polarität steht also offensichtlich eine Einheit. (Vgl. Dethlefsen, T.; Dahlke, R. 1990; S.31f).

Der Schatten

Wer sich mit der Psychologie von Carl Gustav Jung[5] auseinandersetzt, stößt unausweichlich auf den Begriff des Schattens. Als Schatten, so die beiden Psychologen Thorwald Dethlefsen und Ruediger Dahlke, „...bezeichnen wir also die Summe aller abgelehnten Wirklichkeitsbereiche, die der Mensch bei sich selbst nicht sieht oder nicht sehen will und die ihm daher unbewußt sind“ , (Dethlefsen, T; Dahlke, R, 1990, S. 57) - wobei unter Wirklichkeitsbereichen unsere ganz persönliche Wahrnehmung und Bewertung der Welt - also ein subjektives Moment - zu verstehen ist. Wirklichkeitsbereiche, welche der Mensch nicht sieht oder sehen will, sind Eigenschaften, die in der individuellen Anschauung eine negative Bewertung erfahren. Verwerflich oder unmoralisch wird eine Eigenschaft, weil - wie anhand des Kippbildes verdeutlicht wurde - der Mensch gezwungen ist, sich für einen Aspekt zu entscheiden. Um dies möglich zu machen, ist unsere Wirklichkeit anhand von Bewertungen untergliedert: Gut/Böse, Richtig/Falsch, et cetera. Der Mensch enthält aber die Summe aller Seinsprinzipien, er muss alle durch konkretes Handeln verwirklichen um sich ihrer dadurch schrittweise bewußt werden. Erkenntnis (vgl. das Erkennen von Gesichtern oder Kelch im Kippbild) bedarf aber wiederum der Polarität in einen akzeptierten und einen abgelehnten Pol. Der akzeptierte Teil wird in Verhalten umgesetzt und somit bewußt integriert. Der abgelehnte Pol wird in den Schatten verschoben und erzwingt unsere weitere Aufmerksamkeit, indem er scheinbar von außen wieder auf uns zukommt.

[...]


[1] Hierwww.google.de, aufgerufen am 1. 5. 2005

[2] US - Trickfilm - Serie deren Handlung ein chronischer Konflikt zwischen einem Kater und einer Maus ist

[3] bezieht sich auf „Richterin Barbara Salesch“, Gerichtssendung im Privatfernsehen.

[4] Bezieht sich auf „Zwei bei Kallwass“, Sendung im Privatfernsehen in der eine Therapeutin fiktive Konflikte löst

[5] Schweizer Psychologe, 1875 - 1961;

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Verständigung im Konflikt
Untertitel
Die Integration des Schattens
Hochschule
Universität Augsburg
Veranstaltung
Sensibilisierung
Note
1.3
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V128785
ISBN (eBook)
9783640348701
ISBN (Buch)
9783640348220
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verständigung, Konflikt, Integration, Schattens
Arbeit zitieren
Michaela Walther (Autor:in), 2005, Verständigung im Konflikt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128785

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