Mit dem Vorwort zum achten Buch der Chronik des Otto von Freisings liefert dieser gewissermaßen ein Vorwort für die Chronik, welches an das Vorwort zum ersten Buch thematisch anschließt. Die Chronik bestehe aus drei Teilen, nämlich aus einer Darstellung des Reiches Christi in "seinem diesseitigen wie in seinem jenseitigen Zustand" und dem jetzigen, das "Gut und Böse" in seinem Schoße birge. Beide Staaten, der himmlische und der irdische, würden "Kirche" genannt werden und beanspruchen beide für sich "Christi Reich" zu sein. Der Hinweis auf die Bibelstelle Matthäus 13,41 verdeutlicht, dass Otto von Freising keineswegs den Anspruch erhebt, über gut und böse richten zu wollen. "Gott, der allein weiß, wer sein ist", werde Prüfung und Urteil über jeden Einzelnen treffen. Hier schließt sich der Kreis der zwei Staaten. Otto von Freising sieht die beiden Staaten jeweils in drei verschiedenen Zuständen vorliegen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort zum achten Buch
- Buch I: Von der Erschaffung der Welt bis zur Sintflut
- Buch II: Von der Sintflut bis zur Zeit Abrahams
- Buch III: Von der Zeit Abrahams bis zur Zeit Davids
- Buch IV: Von der Zeit Davids bis zur Zeit der Könige von Israel und Juda
- Buch V: Von der Zeit der Könige von Israel und Juda bis zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar
- Buch VI: Von der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar bis zur Zeit Christi
- Buch VII: Von der Zeit Christi bis zur Zeit des Autors
- Buch VIII: Vom jüngsten Gericht
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Vorwort zum achten Buch der Chronik des Otto von Freising und untersucht dessen Argumentationsstruktur, Quellenkritik und theologische Prämisse. Die Arbeit zielt darauf ab, die Intention des Autors und seine Sichtweise auf die Geschichte und das Verhältnis von irdischem und himmlischem Staat zu beleuchten.
- Die Argumentationsstruktur des Vorwortes
- Die Quellenkritik des Autors
- Die theologische Prämisse der Chronik
- Das Verhältnis von irdischem und himmlischem Staat
- Die Bedeutung der Chronik für die Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort zum achten Buch der Chronik des Otto von Freising stellt eine Art Vorwort für die gesamte Chronik dar, welches an das Vorwort zum ersten Buch thematisch anschließt. Otto von Freising beschreibt die Chronik als eine Darstellung des Reiches Christi in seinem diesseitigen und jenseitigen Zustand, wobei er die beiden Staaten, den himmlischen und den irdischen, als „Kirche“ bezeichnet. Er betont, dass Gott allein über gut und böse richten werde und dass die Chronik im achten Buch vom jüngsten Gericht sprechen und die Sache beider Staaten prüfen und entscheiden soll. Otto von Freising sieht die beiden Staaten jeweils in drei verschiedenen Zuständen vorliegen: vor der Gnade, in der Zeit der Gnade und nach dem irdischen Leben. Während der irdische Staat ein elendes Dasein friste und nach dem irdischen Leben nichts mehr von ihm zu sehen sei, verhalte sich der Staat Christi anders. Hier sei die Situation im irdischen Leben eher „gedrückt“, während sich der Zustand dann bis zum dritten Zustand nach dem irdischen Leben stark verbessere. Das Versagen des weltlichen Staates schreibt Otto von Freising der „Unkenntnis der wahren Religion“ zu. Er bezeugt, dass er nur authentische Schriften benutzt habe, um seine Beweise darzulegen und stellt die These auf, dass „Hoffnung auf Seligkeit“ das Leiden verkürze, wohingegen „die Furcht vor dem Sturz“ das irdische Leben unertragbar mache. Otto von Freising rechtfertigt sich in seinem Vorwort für seine verwendeten Quellen und sein Vorgehen in der Chronik, indem er eine Reihe von Quellen nennt, die ebenso wie er göttliche Mysterien mit grauenhaften Erzählungen der Menschheitsgeschichte vermengt hätten. Er bezieht sich dabei auf Augustinus, sein Vorbild, sowie auf die fünf Bücher Mose und andere Bücher der heiligen Schrift. Propheten und Apostel beschrieben inmitten „tiefster göttlicher Geheimnisse“ die „verabscheuungswürdigsten irdischen Geschehnisse“. Zuletzt gibt Freising noch an, ein Recht zu haben, nach der Darstellung des „Trübsals des gegenwärtigen Lebens“ vom „ewigen Frieden“ schreiben zu dürfen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Chronik des Otto von Freising, das Vorwort zum achten Buch, die Argumentationsstruktur, die Quellenkritik, die theologische Prämisse, das Verhältnis von irdischem und himmlischem Staat, das jüngste Gericht, die Heilsgeschichte, die Endzeitvorstellung, das Christentum im Mittelalter, die Bedeutung der Chronik für die Forschung.
- Citation du texte
- Natascha Weimar (Auteur), 2008, Interpretation des Vorwortes der Chronik von Otto von Freising, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128813