Im Laufe dieser Arbeit soll die Frage beantwortet werden, welchen Einfluss fremde Staaten, überstaatliche Organisationen sowie Nichtregierungsorganisationen in Ruanda ausgeübt hatten. Um diese Fragen zu beantworten, ist eine umfangreiche Inhalts- und Dokumentenanalyse notwendig. Diese schließt offizielle Dokumente und Gesetzestexte mit ein.
Als Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg wurden die Vereinten Nationen gegründet, welche mit der UN-Resolution A/RES/96(I)6 feststellten, „[…] dass Völkermord ein Verbrechen gemäss internationalem Recht ist, das dem Geist und den Zielen der Vereinten Nationen zuwiderläuft und von der zivilisierten Welt verurteilt wird.“ Gleichzeitig wird in genannter Resolution der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen damit beauftragt, erforderliche Studien durchzuführen um einen Entwurf einer Konvention auszuarbeiten. 7 Mit Beschluss der Völkermordkonvention vom 09.12.1948, welche am 12.01.1951 in Kraft trat, wurde dann auch eine Grundlage zur Bestrafung einer Handlung, „[…] die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören […]“ geschaffen. Obwohl mit genannter Völkermordkonvention unter Strafe gestellt, kam es 1994 zu einem erneuten Völkermord – mehr oder weniger abseits der Weltöffentlichkeit. Die Rede ist hier vom Völkermord in Ruanda. Noch immer sind viele Fragen, bezüglich der Verantwortlichkeit und Einflüsse anderer Staaten, offen. Nicht ohne Grund wurde deshalb am 06.05.2015 ein Antrag von Abgeordneten der Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE an den Bundestag herangetragen. Unter dem Titel „Der Völkermord in Ruanda und die deutsche Politik 1990 bis 1994 – Unabhängige historische Aufarbeitung“ sollte durch eine unabhängige Kommission die Beteiligung Deutschlands aufgeklärt werden. Zum Zeitpunkt des Abschlusses dieser Arbeit stand eine Entscheidung noch aus. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, welche Einflüsse fremde Staaten, NGO’s und auch internationale Organisationen, wie die Vereinten Nationen oder die OAE, im Hinblick auf den Völkermord in Ruanda ausgeübt hatten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Historischer Abriss zu Ruanda
- 2.1 Ruanda in der Präkolonialzeit
- 2.2 Ruanda unter Kolonialherrschaft
- 2.2.1 Die deutsche Kolonialverwaltung in Ruanda (1890-1916)
- 2.2.2 Die ethnische Segregation unter der belgischen Verwaltung (1924-1945)
- 2.3 Die Zeit unter UN-Treuhandmandat (1946-1962)
- 2.4 Die Jahre 1959-1962 - Ruandas Weg in die Unabhängigkeit
- 2.5 Schwelende Konflikte bis 1990
- 3. Der Völkermord
- 3.1 Definition
- 3.2 Die Verabschiedung der Völkermordkonvention vom 9. Dezember 1948
- 3.3 Die Stufen zum Völkermord
- 3.4 Anzeichen eines geplanten Völkermordes in Ruanda
- 4. Einflüsse fremder Staaten / internationaler Organisationen
- 4.1 Die UNO
- 4.1.1 Der UN-Sicherheitsrat
- 4.1.2 Die UNAMIR
- 4.2 Deutschland
- 4.2.1 Das Wiederaufleben der bilateralen Beziehungen ab 1962
- 4.2.2 Die ,,Graswurzelpartnerschaft“ zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda (ab 1982)
- 4.2.3 Die Rolle Deutschlands im Hinblick auf den Völkermord
- 4.3 Königreich Belgien
- 4.3.1 Versäumnisse während der belgischen Treuhänderschaft
- 4.3.2 Belgiens Rolle bei UNAMIR
- 4.4 Frankreich
- 4.4.1 Geopolitisches Kalkül in der Subsahara Region
- 4.4.2 Frankreichs militärische Intervention
- 4.5 Die Vereinigten Staaten von Amerika
- 4.5.1 Das Nichthandeln einer Supermacht
- 4.5.2 Die Außenpolitik der USA
- 4.6 Die Organisation für Afrikanische Einheit
- 4.7 NGOs
- 4.7.1 Ärzte ohne Grenzen (Médecins sans Frontières)
- 4.7.2 Human Rights Watch
- 4.7.3 Amnesty International
- 4.7.4 Oxfam
- 5. Ergebnis
- 6. Das Instrument der Schutzverantwortung als Lehre aus dem Völkermord
- 6.1 Begriffsbestimmungen
- 6.2 Libyen als Beispiel für die Umsetzung der Schutzverantwortung
- 6.3 Eine kritische Betrachtung der Schutzverantwortung
- 6.4 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit den Einflüssen fremder Staaten und NGOs auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung Ruandas im Hinblick auf den Völkermord von 1994. Die Arbeit analysiert die Rolle verschiedener Akteure im Vorfeld, während und nach dem Völkermord und untersucht, inwieweit diese Akteure zur Eskalation der Gewalt beigetragen haben oder diese hätten verhindern können.
- Historische Entwicklung Ruandas und die Entstehung ethnischer Konflikte
- Analyse des Völkermordes und dessen Ursachen
- Die Rolle von Staaten und internationalen Organisationen im Kontext des Völkermordes
- Die Bedeutung der Schutzverantwortung als Lehre aus dem Völkermord
- Kritik an der internationalen Reaktion auf den Völkermord in Ruanda
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Das zweite Kapitel bietet einen historischen Abriss der Entwicklung Ruandas von der Präkolonialzeit bis zur Unabhängigkeit. Es beleuchtet die Rolle der Kolonialmächte und die Entstehung ethnischer Spannungen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Völkermord an den Tutsi, definiert den Begriff und analysiert dessen Ursachen. Das vierte Kapitel analysiert die Einflüsse fremder Staaten und internationaler Organisationen auf den Völkermord. Es untersucht die Rolle der Vereinten Nationen, Deutschlands, Belgiens, Frankreichs, der USA, der Organisation für Afrikanische Einheit und verschiedener NGOs.
Schlüsselwörter
Ruanda, Völkermord, Genocid, ethnische Konflikte, Hutu, Tutsi, Kolonialismus, Belgien, Frankreich, Deutschland, UNO, UNAMIR, Schutzverantwortung, Responsibility to Protect, NGOs, Human Rights Watch, Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen.
- Arbeit zitieren
- Konstantin Gödicke (Autor:in), 2016, Einflüsse fremder Staaten und NGO’s in Ruanda im Hinblick auf den Völkermord, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1289356