Als am 18. September 2005 kurz nach 18 Uhr die ersten Hochrechnungen der Union für die Zusammensetzung des 16. Deutschen Bundestages im Fernsehen ausgestrahlt wurden, war unmissverständlich klar, dass die Union zum wiederholten Male keine deutliche Mehrheit hatte erzielen können. Zum dritten Male in Folge konnte die Union die anvisierte Hürde von 40% der abgegebenen Wählerstimmen nicht auf sich vereinen und fuhr zudem ihr zweitschlechtstes Ergebnis seit 1949 ein. Gemessen an den Meinungsumfragen und Prognosen der Demoskopen sowie an der evident politisch suggerierten Handlungsunfähigkeit von Rot-Grün, welche schließlich in der Vertrauensfrage des Bundeskanzlers mün-dete, erscheint das Ergebnis der Union in einem noch weitereichendem Kontext.
In dieser Hausarbeit werde ich nun versuchen genau diesen Kontext näher beleuchten. Deshalb will ich mich vor allem darauf konzentrieren, Erklärungspunkte für die gesunkene politische Zustimmung der Bevölkerung, speziell zur CDU, zu deuten und mit gesellschaftlichen wie auch politischen Umbrüchen kontrastieren. Innerparteilich werde ich dezidiert versuchen die Identität und die fest verankerten gesellschaftlichen Milieus und Strömungen der CDU sowie ihre Wählerschaft darzustellen um Erklärungsansätze für die enttäuschenden Wahlergebnisse zu gewinnen.
Das Hauptaugenmerk dieser Hausarbeit soll jedoch spezifisch auf den Wandel und Prozess der CDU von einer zum Ausgleich aller Interessen und integrierten Strömungen geneigten Volkspartei zu einer immer stärker sich entwickelten technokratisch operierenden Ökonomisierungs- und Modernisierungspartei abzielen. Dabei stellen sich für die CDU im Span-nungsfeld zwischen Modernisierung, Liberalisierung und Tradition nicht nur Fragen nach der Zukunftsfähigkeit sondern spezifisch auch nach ihrer eigenen Identität. Dieses verlässliche Koordinatensystem, welches die Marktwirtschaft mit einem bewahrenden Sozial-staat versöhnen konnte, scheint sich seit dem Ende der Ära Kohl folgenschwer verschoben zu haben. Ist eine Partei wie die CDU, die ihre traditionelle Identität und ihre Programmatik zu großen Teilen aus dem sozialen Katholizismus gespeist hat mit einem aufkommenden propagierten Modernisierungsdrang überhaupt vereinbar, oder vollzieht sich bei der CDU eine neoliberale Trendwende?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE ERSTE VOLKSPARTEI NACH 1945- MILIEU UND IDENTITÄT
- MODELL EINER KATHOLISCHEN VOLKSPARTEI
- DIE REGIONALPARTEI CDU
- DIE KONSENSPARTEI CDU
- DIE CDU IM SPANNUNGSFELD
- DIE GESELLSCHAFT IM WANDEL- EROSION DES KATHOLISCHEN MILIEUS
- ZWISCHEN TRADITION UND MODERNISIERUNG- ALTE WERTE, NEUE WÄHLER UND PROGRAMMATIK
- DIE,,NEUE LIBERALITÄT“ DER CDU- IM ZEICHEN DER FREIHEIT
- FAZIT UND AUSBLICK
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die CDU im Spannungsfeld zwischen Liberalismus, traditionellen Bindungen und Modernität. Sie untersucht die Entwicklung der Partei von einer katholischen Volkspartei zu einer technokratischen Ökonomisierungs- und Modernisierungspartei. Die Arbeit beleuchtet die Erosion des katholischen Milieus, den Wandel der CDU-Wählerschaft und die Herausforderungen der Partei im Kontext gesellschaftlicher und politischer Umbrüche.
- Die Entwicklung der CDU von einer katholischen Volkspartei zu einer Modernisierungspartei
- Die Erosion des katholischen Milieus und die Auswirkungen auf die CDU
- Die Herausforderungen der CDU im Spannungsfeld zwischen Tradition und Modernisierung
- Die Rolle der „neuen Liberalität“ in der CDU
- Die Frage der Identitätskrise der CDU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation der CDU im Jahr 2005 dar und erläutert die Zielsetzung der Hausarbeit. Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung der CDU als Volkspartei und analysiert die Rolle des katholischen Milieus, die regionale Verankerung und die konsensorientierte Politik der Partei. Kapitel 3 untersucht die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die die CDU im Spannungsfeld zwischen Tradition und Modernisierung beeinflussen. Es werden die Erosion des katholischen Milieus, die Anpassung der Partei an neue Wählergruppen und die Entwicklung einer „neuen Liberalität“ in der CDU analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die CDU, Volkspartei, Katholizismus, Tradition, Modernisierung, Liberalismus, Identitätskrise, gesellschaftlicher Wandel, politische Umbrüche, Wählerverhalten, Programmatische Entwicklung, „Neue Liberalität“. Die Arbeit analysiert die Entwicklung der CDU im Kontext gesellschaftlicher und politischer Veränderungen und untersucht die Herausforderungen der Partei im Spannungsfeld zwischen Tradition und Modernisierung.
- Citar trabajo
- Jens Gmeiner (Autor), 2006, Die CDU im Spannungsfeld zwischen Liberalismus, traditionellen Bindungen und Modernität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128971