Diese Arbeit versteht sich als eine Nahtstelle der Linguistik und Didaktik. Übergeordnetes Ziel ist es, mithilfe dieser geschlagenen Brücke zwischen den beiden Disziplinen Synergieeffekte zu erzeugen, die die unterrichtliche Praxis bereichern.
Die Konfrontation mit standardabweichenden Sprachkolorierungen bildet ebenso einen Bestandteil der linguistischen Entwicklung eines Menschen wie die anfängliche Imitation von Lauten im Säuglingsalter, das Dekodieren von Wörtern und Sätzen in der Grundschule oder die Thematisierung grammatischer Strukturen bis in den späten Sekundarbereich. Ein Mensch nimmt nicht nur im Laufe des kindlichen Spracherwerbs ein Spektrum aus mannigfaltigen sprachlichen Nuancen auf, die sich fernab einer unmarkierten Norm in einer Zuweisung von Ort, Zeit, Schicht, Situation, etc. manifestieren. Diesbezüglich wird dem sensiblen Umgang mit Unterschiedlichkeiten in der Sprache immer mehr Bedeutung beigemessen, sodass das Desiderat nach einer größeren Wertschätzung standardabweichender Prägungen einer Sprache in den letzten Jahrzehnten v.a. im Bereich schulischer Unterweisung sukzessive an Geltung gewonnen hat. Die sogenannten Varietäten einer Sprache sind derweil als metasprachliche Kompetenz in den Konzepten der Inneren Mehrsprachigkeit und Language awareness verankert und fest im muttersprachlichen Diskurs implementiert.
Angesichts dieser didaktischen Forderungen erscheint es beinahe als banal, dass Varietäten nicht nur Teil der (deutschen) Muttersprache, sondern ebenfalls jeder anderen Sprache der Welt sind. Dies gilt folglich auch für die Fremdsprachen im schulischen Diskurs, also im Hinblick auf diese Arbeit, das Französische in Frankreich als Land mit einer offiziell deklarierten scheinbar sprachlichen Einheit, das de facto "eine[n] der sprachlich mannigfaltigsten Staaten Europas" repräsentiert. Die vorliegende Arbeit nimmt diese Sachlage als Anlass und setzt eine räumliche Varietät der Fremdsprache Französisch in den Mittelpunkt, den südfranzösischen Accent du Midi. Auf Basis variationslinguistischer Prämissen soll mittels einer sukzessiven thematischen Annährung die Relevanz dieser Varietät für den Französischunterricht erarbeitet werden. Sodann verändert sich der Blickpunkt von der Linguistik auf die didaktische Praxis.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Linguistische Grundlagen
- 2.1 Varietätenlinguistik
- 2.1.1 Ein allgemeiner Überblick
- 2.1.2 Coserius Architektur der Sprache
- 2.2 Diatopische Varietäten in Frankreich
- 2.3 Der Accent du Midi
- 2.1 Varietätenlinguistik
- 3 Didaktische Praxis
- 3.1 Der Ist-Zustand: Mangelnde Diatopik in Lehrwerken
- 3.2 Der Soll-Zustand
- 3.2.1 Eine Laudatio für den Accent du Midi
- 3.2.2 auf Basis der rezeptiven Varietätenkompetenz
- 3.2.2.1 Die Verortung der rezeptiven Varietätenkompetenz
- 3.2.2.2 Rezeptive Varietätenkompetenz vs. Orthoepische Aussprachekompetenz
- 4 Didaktischer Transfer
- 4.1 Das Forschungsprojekt PCF als authentische Materialquelle
- 4.2 Impulse für den Unterricht
- 5 Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Relevanz des Accent du Midi für den Französischunterricht. Ziel ist es, variationslinguistische Argumente für die Einbettung dieser südfranzösischen Varietät in den Unterricht zu liefern und didaktische Impulse für deren Implementierung zu entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung der rezeptiven Varietätenkompetenz der Schüler.
- Variationslinguistische Grundlagen des Accent du Midi
- Mangelnde Berücksichtigung diatopischer Varietäten in bestehenden Lehrwerken
- Konzept der rezeptiven Varietätenkompetenz im Fremdsprachenunterricht
- Potentiale des Accent du Midi für die Entwicklung interkultureller Kompetenz
- Didaktische Ansätze zur Integration des Accent du Midi in den Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung verdeutlicht die Komplexität von Sprache anhand des Beispiels deutscher Begrüßungsfloskeln. Sie betont die Bedeutung der Berücksichtigung von Sprachvarietäten im Spracherwerb und im Fremdsprachenunterricht, verweist auf Konzepte wie innere Mehrsprachigkeit und Language awareness und kritisiert die unzureichende Berücksichtigung diatopischer Varietäten, insbesondere im Französischunterricht. Der Accent du Midi wird als Fallbeispiel eingeführt, um die Diskrepanz zwischen geforderter und praktizierter Berücksichtigung regionaler Varietäten aufzuzeigen. Die Arbeit positioniert sich an der Schnittstelle von Linguistik und Didaktik.
2 Linguistische Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es bietet einen Überblick über die Varietätenlinguistik, erläutert Coserius Architektur der Sprache und beschreibt diatopische Varietäten im Französischen. Der Accent du Midi wird als konkrete regionale Varietät detailliert beschrieben, seine linguistischen Merkmale werden beleuchtet und seine Bedeutung im Kontext der französischen Sprachlandschaft eingeordnet. Es dient als Vorbereitung für die didaktische Auseinandersetzung in den folgenden Kapiteln.
3 Didaktische Praxis: Dieses Kapitel analysiert den Ist-Zustand des Französischunterrichts bezüglich der Berücksichtigung diatopischer Varietäten und zeigt auf, wie unzureichend diese in Lehrwerken behandelt werden. Es definiert den angestrebten Soll-Zustand, der die Einbeziehung des Accent du Midi vorsieht und argumentiert für dessen didaktische Relevanz. Besonders wird die Bedeutung der rezeptiven Varietätenkompetenz hervorgehoben und von der orthoepischen Aussprachekompetenz abgegrenzt. Die Kapitel legen die Grundlage für die didaktischen Vorschläge im vierten Kapitel.
4 Didaktischer Transfer: Dieses Kapitel entwickelt konkrete didaktische Vorschläge für die Integration des Accent du Midi in den Französischunterricht. Es nutzt das Forschungsprojekt PCF als Beispiel für authentische Materialquellen und gibt Impulse für den Unterricht, wie z.B. die Verwendung authentischer audiovisueller Materialien, Rollenspiele oder Hörübungen, um die rezeptive Varietätenkompetenz der Schüler zu schulen. Es skizziert praxisnahe Methoden, den Accent du Midi didaktisch sinnvoll zu integrieren.
Schlüsselwörter
Accent du Midi, Varietätenlinguistik, Diatopie, Französischunterricht, Rezeptive Varietätenkompetenz, Interkulturelle Kompetenz, Authentische Materialien, Didaktik, Lehrwerk-Analyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Der Accent du Midi im Französischunterricht
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die Relevanz des Accent du Midi, einer südfranzösischen Sprachvarietät, für den Französischunterricht. Sie argumentiert für die Einbindung dieser Varietät in den Unterricht und entwickelt didaktische Ansätze für deren Implementierung, wobei der Fokus auf der Förderung der rezeptiven Varietätenkompetenz der Schüler liegt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt variationslinguistische Grundlagen des Accent du Midi, analysiert den Mangel an diatopischer Varietäten in bestehenden Lehrwerken, erörtert das Konzept der rezeptiven Varietätenkompetenz, untersucht das Potential des Accent du Midi für die Entwicklung interkultureller Kompetenz und präsentiert didaktische Ansätze zur Integration des Accent du Midi im Unterricht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Linguistische Grundlagen, Didaktische Praxis, Didaktischer Transfer und Resümee und Ausblick. Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Problematik der unzureichenden Berücksichtigung diatopischer Varietäten im Französischunterricht. Kapitel 2 legt die linguistischen Grundlagen dar, Kapitel 3 analysiert den Ist- und Soll-Zustand des Unterrichts. Kapitel 4 entwickelt konkrete didaktische Vorschläge und das letzte Kapitel fasst die Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick.
Was versteht die Arbeit unter „rezeptiver Varietätenkompetenz“?
Die Arbeit betont die Bedeutung der rezeptiven Varietätenkompetenz, also die Fähigkeit, verschiedene Sprachvarietäten zu verstehen und zu interpretieren, im Gegensatz zur orthoepischen Aussprachekompetenz (korrekte Aussprache). Die Förderung dieser Kompetenz ist ein zentrales Anliegen der Arbeit.
Welche Materialien werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit nutzt das Forschungsprojekt PCF als Beispiel für authentische Materialquellen. Es werden authentische audiovisuelle Materialien, Rollenspiele und Hörübungen als didaktische Ansätze vorgeschlagen, um die rezeptive Varietätenkompetenz zu fördern.
Welche konkreten didaktischen Vorschläge werden gemacht?
Die Arbeit schlägt die Verwendung authentischer audiovisueller Materialien, Rollenspiele und Hörübungen vor, um die Schüler mit dem Accent du Midi vertraut zu machen und ihre rezeptive Varietätenkompetenz zu schulen. Konkrete Methoden zur sinnvollen Integration des Accent du Midi in den Unterricht werden skizziert.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit plädiert für eine stärkere Berücksichtigung diatopischer Varietäten, insbesondere des Accent du Midi, im Französischunterricht. Sie zeigt den didaktischen Mehrwert auf und bietet konkrete Ansätze für die Implementierung dieser Varietät, um die rezeptive Varietätenkompetenz und die interkulturelle Kompetenz der Schüler zu verbessern.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Accent du Midi, Varietätenlinguistik, Diatopie, Französischunterricht, Rezeptive Varietätenkompetenz, Interkulturelle Kompetenz, Authentische Materialien, Didaktik, Lehrwerk-Analyse.
- Quote paper
- Alexander Bernhagen (Author), 2018, Variationslinguistische Einbettung des Accent du Midi in den Französischunterricht. Aussprache- und rezeptive Varietätenkompetenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1289876