Verfolgung und Verbot der Freimauererei

Anzeichen für den Sieg autoritärer Regime


Seminararbeit, 2005

19 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Freimaurerei?
2.1. Entstehung und Geschichte der Freimaurerei
2.2. Ziele und Werte der Freimaurerei

3. Verfolgung und Verbot durch autoritäre Regime nach dem Ersten Weltkrieg
3.1. Warum Verbot und Verfolgung der Freimaurerei?
3.2. Verbot der Freimaurerei in kommunistischen Staaten
3.3. Die Blutnacht von Florenz und Verbot der Freimaurerei im faschistischen Italien
3.4. Verbot der Freimaurerei in Deutschland
3.4.1. Verunglimpfung nach dem Ersten Weltkrieg
3.4.2. 1933 - 1935 Schikanen und endgültiges Verbot

4. Ein Abschluss

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Sommersemester 2005:

Es wurde mir die Aufgabe erteilt eine Hausarbeit zu schreiben, aus dem Themenbereich "Die Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg - vom Parlamentarismus zu autoritären Regimen". Nach langer Zeit des Grübelns welches Thema, welcher Aspekt könnte wohl adäquat erscheinen, gelangte ich zu dem Schluss mich damit zu befassen, dass die Werte der Demokratie nach kürzester Zeit im neugeordneten Europa keinen Platz mehr hatten. Allerdings war auch dieses Themengebiet noch zu weit gefasst, es musste detaillierter werden. Mich überkam der Gedanke an die Freimaurerei und ihre Werte, die die Grundrechte unserer heutigen Demokratien und der Untergegangenen darstellen. Die Arbeit begann, Such nach Material, nach Literatur. Bald ereilte mich die Erkenntnis, dass Aufzeichnungen über die Freimaurerei zu jener Zeit rar gesät sind. In Folge dessen machte ich mich auf den Weg in das Nürnberger Logenhaus in der Hallerwiese 16a, um mich zu informieren. Als Informationen wurden mir eine Begleitlektüre der Volkshochschulreihe "Freimaurerei - Was ist das?" überreicht und Ausstellungsplakate im Logenhaus gezeigt, weiterhin erhielt ich Ratschläge zu Literaturtiteln. Nachdem die Hürde der Informationsbeschaffung genommen war, begannen die Überlegungen zum Aufbau der Hausarbeit. Das Ergebnis ist die vorliegende Arbeit, in der zu forderst auf das Wesen und die Geschichte der Freimaurerei eingegangen wird, um die Gegnerschaft des Autoritarismus nachvollziehen zu können. Somit liegt der Schwerpunkt der Hausarbeit auf Verfolgung und Verbot der Freimaurerei als Anzeichen des Sieges der autoritären Regime.

2. Was ist Freimaurerei?

Dem Lexikon kann man entnehmen:

„Letzter echter Einweihungsbund, aus den mittelalterlichen Dombauhütten entstanden, sich deren Formen bedienend. Vereinigt ohne Ansehen der Religion, der Rasse, des Standes oder der Staatsangehörigkeit Männer, die sich Brüder nennen und die durch ehrwürdige rituelle Handlungen sittliche Festigung, Pflege der Menschlichkeit und geistige Vertiefung anstrebt. Tritt ein für Toleranz, Freiheit und Menschenwürde. In allen Ländern mit freiheitlicher Verfassung verbreitet, in Diktaturen wegen des Eintretens für Geistesfreiheit verboten. Die Freimaurerei ist keine geheime Verbindung“.[1]

Freimaurerei ist nichts Geheimnisvolles und auch nichts Mystisches, hat nichts mit den allgemein bekannten und gängigen Vorurteilen ihr gegenüber gemein. Es gibt keine Ritualmorde und auch keine Pläne zur Erlangung der Weltherrschaft, um nur einige der Vorurteile zu nennen. Die Freimaurerei ist öffentlich zugänglich und für jedermann einsehbar. Satzungen, Schriften und Beschreibungen von Ritualen der Freimaurerei liegen für jeden Interessierten in öffentlichen Einrichtungen wie Stadtbibliotheken und Archiven aus.

Wieso besteht dann der Vorwurf der Geheimniskrämerei? Hierzu Goethes Logengedicht „Verschwiegenheit“:

„Niemand soll und wird es schauen,
was einander wir vertraut,
denn auf Schweigen und Vertrauen
ist der Tempel aufgebaut“[2]

Dieses Gedicht legt einen wichtigen Grundsatz der Freimaurerei dar: Das gegenseitige Vertrauen der Logenmitglieder untereinander! Dieses Vertrauen kann jedoch nur dann wachsen, wenn sich jeder Bruder zur Verschwiegenheit verpflichtet. Es bedeutet, in der Loge Gesagtes und Erfahrenes soll nicht nach Außen getragen werden. Diese Gewissheit ist für ein offenes Gespräch unter den Brüdern unerlässlich. Brüder? Brüder nennen sich die Freimaurer in der Loge. Loge? Eine Art Verein ist dies, in dem sich allwöchentlich die Brüder begegnen und arbeiten. Arbeiten, woran denn nur? An ihrem Selbst arbeiten die Brüder Freimaurer, bestrebt den fünf großen Grundsäulen der Freimaurerei gerecht zu werden. Diese fünf Grundsäulen sind FREIHEIT, GLEICHHEIT, BRÜDERLICHKEIT, TOLERANZ und HUMANITÄT. Somit ist Freimaurerei eine Lebensphilosophie oder besser ausgedrückt eine Lebensmethode, die einen Bruder Freimaurer dazu anhalten soll, getreu den fünf Grundsäulen in Beruf, Familie und beim menschlichen Miteinander zu handeln.

2.1. Entstehung und Geschichte der Freimaurerei

Um diesen zuvor recht plakativ dargestellten Zweck der Freimaurerei besser verstehen zu können, ist es notwendig zu klären, woher diese Lebensphilosophie kommt. Welches die Ursprünge und Vorläufer der Freimaurerei sind und in welcher Zeit die Freimaurerei entstand.

Hierzu gibt es verschiedene Ansichten, die sich im Laufe der Zeit - einmal mehr einmal weniger erfolgreich - etabliert haben. Alle Theorien gleichen sich jedoch in der Annahme, dass die heutige Freimaurerei aus den Bauhütten der vergangenen Zeiten hervorgegangen ist. Der Bezug zu den Bauhütten leitet sich aus der verwendeten Symbolik der Steinmetz- und Maurerwerkzeuge sowie aus dem Namen „Free-Mason“ – zu Deutsch „Frei-Maurer“ - ab. Ebenso lässt sich der deutsche Begriff „Loge“ vom englischen „Lodge“ – übersetzt „Bauhütte“ - ableiten.

Die Ausgangspunkte der einzelnen Theorien setzen jedoch an verschiedenen Zeitpunkten in der Geschichte an. Einige Historiker setzen schon nach der biblischen Vertreibung aus dem Paradies an, da hier die ersten Unterkünfte in der Menschheitsgeschichte errichtet werden mussten.[3] Andere sehen den Ursprung im alten Ägypten, bei den Pyramidenerbauern.[4] Die zeitlich darauf folgende Annahme sieht die Freimaurerei in einer familiären Erbfolge mit den römischen Baukollegien, beschrieben werden Privilegien, wie die Befreiung von bürgerlichen Pflichten, eine eigene interne Gerichtsbarkeit und die Aufnahme von Nichthandwerkern als Ehrenmitglieder.

Eine weitere Theorie betrachtet die mittelalterlichen Dombauhütten als Ursprung der Freimaurerei. Diese – heute allgemein gültige und anerkannte - Theorie wird von den meisten Historikern unterstützt, da sie historisch am besten belegbar ist.

Der Begriff des Freimaurers wird erstmalig in englischer Form, freemason, schon im Jahre 1376 am 9. August verwendet, es handelt sich hierbei um die Erwähnung in einer Urkunde aus London. Das Wort Loge, englisch Lodge, taucht bereits zu früheren Zeiten auf, fast ein Jahrhundert zuvor, „in einer Abrechnung über den Bau der Abtei von Vale Royal erwähnt.“ Der Begriff wird in einer Errichtungsurkunde einer Abtei in England verwendet. Dieses Begriffspaar charakterisiert die Organisationsform der Bauhandwerker, die in Dombauhütten des Mittelalters tätig waren.

Der Absolutismus, die „Staatsform“ der frühen Neuzeit, erkannte in der Regel neben dem Adel und dem Klerus Privilegien nur handwerklichen Ständen zu. Diese Privilegien ermöglichten den Handwerkern sich in Gilden oder Zünften zu organisieren, sich innerhalb dieser Zusammenschlüsse eine eigene Berufsordnung zu geben. Wie zuvor schon erwähnt waren Maurer bereits in der Antike in einer Art Zunft organisiert und hatten sich eine eigene innere Ordnung gegeben. „Geschützt durch eine päpstliche Bulle durften Maurer das gesamte christliche Abendland bereisen und ungehindert Grenzen passieren, sogar in kriegerischen Zeiten.“

Die Maurer und Steinmetze waren weltliche Bauleute die hauptsächlich mit der Errichtung von klerikalen Gebäuden beauftragt waren und sich daher in so genannten Dombauhütten zusammenschlossen. Diese Bruderschaften besaßen auf Grund ihrer Privilegien und der Zusammenschlüsse aus der Antike eine eigene Gerichtsbarkeit und gaben sich selbständig innere Ordnung und Gebräuche. Aus dieser inneren Ordnung heraus erfolgte eine Unterscheidung zwischen Meistern und Mitbrüdern.

Neben den weltlichen Dombauhütten entstanden heutzutage so genannten Zisterzienser Bauschulen, deren Hauptaufgabe der Erhalt von Bauten war, da sie sich die Angehörigen dieser Bauschulen aus dem Klerus rekrutierten war die Kenntnis von Statik und Zahlensymbolik verbreitet.

Die Gebote der Bauschulen forderten „brüderliche Eintracht“, „ein Leben nach den Vorschriften der Bibel“ und „das Studium der Zahlensymbolik der Bibel“, denn ohne Wissen vom Verhältnis der Zahlen in der Statik, ist kein Bau zu errichten. Sie besaßen eigene Statuten für die innere Verwaltung, praktizierten das gemeinsame Leben und Versammeln von Mönchen und Laienbrüdern, gaben Unterricht für Laien und bildeten Laienhandwerker aus.

Auf Grund dieser aus der internen Ordnung und den Privilegien entstandenen Gemeinschaft erwarben sich die Bauhütten einen herausragenden Ruf als Steinmetze, Künstler und Baumeister, sie etablierten und bauten das innere Sozialsystem aus, „schufen Kassen für die Unterstützung notleidender Mitglieder und deren Witwen und Waisen.“[5]

Durch das Aufkommen des gotischen Baustils, der höhere, größere und prunkvollere Bauten ermöglichte, vergrößerte sich die Gemeinschaft der „freestone masons“ erheblich und eine Bauhüttenwanderung durch Europa setzte ein. Im Zuge dieser Wanderung wurde ganz Europa mit einem Bauhüttennetz überzogen. Zum Schutz ihrer Erkenntnisse und damit ihrer Einnahmequelle richteten die Bauhütten eine Art „Code“ ein, der es nur Eingeweihten ermöglichte in die Loge einzutreten. „ Natürlich wollten sie ihren Vorsprung gegenüber Kollegen wahren. Deshalb hüteten sie ihre selbst entwickelten Arbeitssysteme als strenges Geheimnis, das keinem Außenstehenden preisgegeben wurde. Um zu verhindern, daß sich Spione in die Loge einschlichen, ersann man Losungsworte, die Fremden niemals anvertraut wurden. So war gewährleistet, daß keine unerwünschten Gäste aufgenommen wurden.“[6] Ebenso wurde mit Aufzeichnungen über Erkenntnisstand und Einkommenshöhe jedes einzelnen „Maurers“ verfahren.

Die Gewähr der äußeren Sicherheit wurde durch die innere Gerichtsbarkeit sichergestellt, die vom Kaiser des heiligen römischen Reiches anerkannt wurde. Die Notwendigkeit dazu erklärt sich mit den häufig wechselnden Bauorten in ganz Europa. Durch die Anerkennung durch die Monarchen Europas standen die Freimaurer sozusagen außerhalb des Systems der Landeshoheiten, was ihnen einen hohen Grad an Unabhängigkeit gewährte. Die Duldung dieser Unabhängigkeit ist damit zu erklären, dass sich die Logenbrüder in Fragen der Politik stets neutral verhielten, wie auch später der Religion.

[...]


[1] Freimaurerloge “Zu den drei Pfeilen”: Freimaurerei – Was ist das? – Vorträge von Brüder Freimaurern der Loge “Zu den drei Pfeilen” im Rahmen der Volkshochschule Nürnber, Erlangen, 2002, 2. Auflage, Seite 7

[2] Holtorf, Jürgen: „Die verschwiegene Bruderschaft – Freimaurer-Logen: Legende und Wirklichkeit“; München, 1986, Seite 8

[3] Langbein, Walter-Jörg: Geheimnisvolles Wissen – Biblische Propheten – Die mysteriöse Bundeslade – Das unerklärliche Wissen der Antike – Das Geheimnis der geschmolzenen Steine – Das Rätsel der Geheimbünde – Unheimliche Rituale,; Rastatt, ohne Jahr, Seite 333

[4] Schwartz-Bostunitsch, Gregor; „Die Freimaurerei – Ursprung, Geheimnisse, Wirken“;Weimar, o. J., Seite 14

[5] Appel, Rolf und Oberheide, Jens: Was ist Freimaurerei?, Bonn, 1993, 9. Auflage, Seite 18

[6] Langbein, Walter-Jörg: Geheimnisvolles Wissen, Seite 330

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Verfolgung und Verbot der Freimauererei
Untertitel
Anzeichen für den Sieg autoritärer Regime
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Osteuropäische Geschichte)
Veranstaltung
PS Die Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg
Note
3,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V129023
ISBN (eBook)
9783640353941
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verfolgung, Verbot, Freimauererei, Anzeichen, Sieg, Regime
Arbeit zitieren
Arne Engelhardt (Autor:in), 2005, Verfolgung und Verbot der Freimauererei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129023

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